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Die Schweizer 20-Franken-Banknote und der Nobelpreis für Physik
Am 8. Oktober 2019 gab das Nobelpreis-Komitee in Stockholm bekannt, dass der diesjährige Nobelpreis für Physik an die beiden Schweizer Physiker Michel Mayor und Didier Queloz sowie den Kanadier James Peebles überreicht werde. Eine Ehre, die für jeden Gelehrten die Krönung für seine langjährigen Forschungen darstellt. Die drei Wissenschaftler haben vor beinahe 25 Jahren den ersten Planeten, der um einen sonnenähnlichen Stern ausserhalb unseres Sonnensystems kreist, entdeckt. Das Ganze wird errechnet aus der farblichen Änderung des Sternenlichts, wenn der Planet beim Umkreisen seiner Sonne mal näher und mal weiter von uns entfernt ist. Diese astrophysikalische Methode hat unterdessen dazu geführt, dass in der Zwischenzeit mehr als 4000 weitere solche Himmelskörper entdeckt wurden, welche wie die Planeten in unserem Sonnensystem um eine Sonne kreisen. Man schätzt, dass Millionen solcher Planeten im Universum existieren. Was hat das alles mit der 20-Franken-Banknote zu tun? Die Note der neuesten Ausgabe der Schweizerischen Nationalbank (9. Emission) wurde erstmals am 17. Mai 2017 ausgegeben, und sie hat diese epochale, physikalische Entdeckung mit „Nobelpreischarakter“ bereits integriert. Das Hauptelement dieses Nominales beschäftigt sich mit dem Thema Licht. Die auf der Vorderseite abgebildete Hand hält ein Prisma, welches das Licht in ein Spektrum aufteilt. Darunter die Erdkugel (übrigens ein spannendes Sicherheitsmerkmal), mit verschiedenen Sternenbildern eingefasst. Der unterhalb dieser Erde verlaufende Sicherheitsstreifen ist ein weiteres Hauptelement der Note. Schauen Sie dort mal genau hin! Links sieht man den Umriss der Schweiz und ihrer angrenzenden Gebiete und, mit kleinen blinkenden Kreisen dargestellt, die regionalen Lichtemissionen der Städte bei Nacht. Uns interessiert jedoch der rechte Teil. Von der Mitte aus ist in leuchtender Mikroschrift[1] eine Liste mit 21 verschiedenen Himmelskörpern und ihrer Entfernung zur Erde lesbar, gemessen in Lichtsekunden (s). Vom Mond, über unsere Nachbarn Venus, Sonne, Mars, Jupiter, etc., geht es immer weiter hinaus ins Weltall. Integriert in dieser Liste ist mit 1‘580‘000‘000s der Planet „51 Pegasi“ – und somit genau dieser erste aufgespürte Exoplanet[2], für dessen Entdeckung die drei oben erwähnten Physik-Nobelpreisträger verantwortlich waren. Wenn Sie "nur" an Banknoten interessiert sind, müssen Sie ab hier nicht mehr weiterlesen! Trotzdem gibt es noch weitere spannende Sachen in dieser Liste zu finden; etwa unser nächster Fixstern „Proxima Centauri“, natürlich einiges näher zu uns als 51 Pegasi. Die Entfernung zum Milchstrassenzentrum „Sagittarius A*“ (820‘000‘000‘000s) hingegen ist bedeutend größer. Einen weiteren schweizerischen Bezug findet sich unter dem 9‘800‘000‘000‘000‘000s entfernten Coma-Galaxienhaufen, „Galaxiae Comae Berenicis“. Der in die USA ausgewanderte Schweizer Astronom Fritz Zwicky hatte bereits im Jahr 1933 postuliert, dass die mit Fernrohr sichtbare Materie in diesem Sternenhaufen kaum ausreichen konnte, um die dortigen Sonnen zusammenzuhalten, und so prägte er den Begriff der sog. Dunklen Materie. Schlussendlich noch etwas besonders Astronomisches, nur noch für wirkliche Fans unserer Sterne. Die angegebenen Distanzen zur Erde in Lichtsekunden sind nicht die bekannten, mittleren Entfernungen. Das wäre zu einfach, denn die Abstände zu uns ändern sich ständig, da die Umlaufbahnen ja elliptisch verlaufen. Folglich muss diese Liste auf der Banknote auf ein ganz bestimmtes Datum hinweisen. Zum Beispiel sind die 494s Abstand von Erde zur Sonne (Sol) nur rund 0,99 astronomische Einheiten, also kleiner als im Durchschnitt. Drei Mitglieder der Schweizerischen Astronomischen Gesellschaft, Beat Bühlmann, Roland Stadler und Christian Wernli, haben sich diesem Problem angenommen[4] und anfänglich bemerkt, dass es sich um ein Datum im Winterhalbjahr zwischen dem 8. November und dem 24. Februar handeln muss, wenn die astronomische Einheit kleiner als 1 ist; aber in welchem Jahr? Schlussendlich konnten die Drei errechnen, dass es sich um den 23. Februar 1987 um 08:52 MEZ handeln muss, was ihnen die Schweizerische Nationalbank denn auch bestätigte.
Doch, was geschah an diesem betreffenden Tag? Seit physikalische Astronomie überhaupt betrieben wird, wurde an diesem betreffenden Tag die hellste bisher bekannte Supernova durch den japanischen Detektor Kamiokande II registriert, mittels eines Signals von nur gerade 11 Elektronen und das nach einer Reise von 168‘000 Jahren. Alle Rätsel zu unserer Banknote sind also lösbar!
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