Zeitzeugen - Wiedervereinigung Deutschlands
Peter Sodann
Peter Sodann [zo'dan] (* 1. Juni 1936 in Meißen, Sachsen) ist ein deutscher Schauspieler, Regisseur und Theaterintendant. Peter Sodann stammt aus einer Arbeiterfamilie und wuchs in Weinböhla in der Nähe von Meißen auf. Sein Vater wurde, 44-jährig, 1944 in die Wehrmacht eingezogen und fiel noch im gleichen Jahr an der Ostfront. Sodann war Mitglied der Freien Deutschen Jugend (FDJ). Nach einer Lehre als Werkzeugmacher holte er mit dem Besuch der Arbeiter-und-Bauern-Fakultät 1954 bis 1957 das Abitur nach. Sodann studierte Jura an der Universität Leipzig, bevor er 1959 an die Theaterhochschule Leipzig wechselte. In Leipzig leitete er das Studentenkabarett „Rat der Spötter“, in dem neben anderen auch Ernst Röhl Mitglied war. Nachdem ein Programm 1961 als konterrevolutionär eingestuft worden war, musste sich das Kabarett auflösen. Sodann hatte u. a. einem Stoffhund das Parteiorgan Neues Deutschland in den Hintern geschoben. Sodann wurde in Untersuchungshaft genommen, aus der SED ausgeschlossen und wegen staatsgefährdender Hetze zu einem Jahr und zehn Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt. Nach seiner Haftentlassung 1962 machte er im VEB Starkstromanlagenbau Leipzig eine Ausbildung zum Spitzendreher. Ab 1963 konnte er sein Studium fortsetzen. Sodann ist seit 1995 in zweiter Ehe mit seiner Frau Cornelia (geborene Brenner) verheiratet. Er ist Vater von zwei Söhnen und zwei Töchtern und lebt mit seiner Familie in Staucha (Ortsteil von Stauchitz) bei Meißen. Sein Sohn Franz Sodann wurde bei den Landtagswahlen 2014 und 2019 für die Linke in den Sächsischen Landtag gewählt. Berufliche Karriere Sein erstes Engagement hatte er 1964 am Berliner Ensemble unter Helene Weigel. 1966 wechselte Sodann an die Städtischen Bühnen Erfurt, 1971 an das Städtische Theater Karl-Marx-Stadt, wo er erste Regiearbeiten durchführte, und 1975 als Schauspieldirektor an die Städtischen Bühnen Magdeburg. Eine Vielzahl von klassischen und Brecht-Rollen gehörten zu seinem Repertoire als Theaterschauspieler und Regisseur. Das neue theater (nt) in Halle (Saale) Seit 1980 lebte und arbeitete er in Halle (Saale), zunächst als Schauspieldirektor des Landestheaters und bis zum 2. Juli 2005 als Intendant des „neuen theaters“ (nt). Mit dem gesamten Ensemble schuf er seit 1981 aus einem alten Kinosaal ein kulturelles Zentrum von Halle. Zur Halleschen „Kulturinsel“ gehören inzwischen der Große Saal, ein Hoftheater, ein Kammertheater „Kommode“, ein Puppentheater, eine Galerie, eine Bibliothek, in der Sodann zwischen 1945 und 1989 in der DDR erschienene und teilweise vom Müll gerettete Literatur sammelte, ein Literaturcafé und eine Theaterkneipe „Strieses Biertunnel“, benannt nach der Hauptfigur des Theaterdirektors Emanuel Striese aus der Komödie Der Raub der Sabinerinnen. Sodanns Intendanz endete mit der Spielzeit 2004/2005 gegen seinen Willen, da er den Wunsch hatte, 2006 mit dem 25-jährigen Jubiläum seines Theaters mit 70 Jahren auszuscheiden. Die Stadt Halle (Saale) bestand jedoch auf einem neuen Intendanten schon vor diesem Zeitpunkt. Obwohl er für seine Verdienste am 28. April 2005 von der Stadt Halle zum Ehrenbürger ernannt wurde, fühlt er sich (mit eigenen Worten) „vor die Tür gesetzt“. Sein Nachfolger ist Christoph Werner, der bisherige Intendant des Puppentheaters Halle. In den 1970er Jahren begann auch Sodanns Tätigkeit in Film und Fernsehen, wo er in Gegenwartsfilmen meist Vertrauen erweckende, väterliche Gestalten verkörperte. Nach der Wende wurde er durch Fernsehproduktionen bekannt, insbesondere ab 1991 als Kommissar Bruno Ehrlicher in der Reihe „Tatort“, zusammen mit Bernd Michael Lade als Kommissar Kain. Am 11. November 2007 lief nach 45 Fällen ihr letzter Tatort als Leipziger Ermittler-Duo unter dem Titel „Die Falle“. Der Hausherr der Peter-Sodann-Bibliothek Staucha Außerdem ist Sodann beim in Halle (Saale) ansässigen Hörfunksender Radio Brocken zu hören, wo er Gedanken und Anregungen zum Start in den Feierabend gibt. Zusammen mit dem ehemaligen Bundesminister Norbert Blüm ging Sodann im Herbst 2007 auf Tournee durch kleinere Hallen. Gespielt wurde ein eigenes Kabarettprogramm mit dem Titel „Ost-West-Vis-à-Vis“. Seit August 2005 ist Sodann Botschafter der Stiftung Kinderhospiz Mitteldeutschland und engagiert sich für todkranke Kinder und deren Familien. Am 25. Februar 2006 übernahm er den Vorsitz des neu gegründeten Silberbüchse e. V., dem Förderverein des Karl-May-Hauses in Hohenstein-Ernstthal. Seit 1990 sammelt Peter Sodann Bücher, die zwischen 1945 und 1990 in den Verlagen der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR erschienen sind, „um sie für nachfolgende Generationen dokumentarisch zu sichern“, so der Vorsitzende des 2007 gegründeten Fördervereins Eberhard Richter. Nach langer Suche nach einem geeigneten Standort für die auf mittlerweile über 600.000 Bände angewachsene Sammlung, wurden dem Verein 2011 von der Gemeinde Stauchitz Gebäude eines ehemaligen Rittergutes zur Verfügung gestellt. Das Hoftheater Staucha ist Teil der Peter-Sodann-Bibliothek Im Mai 2012 wurde die Peter-Sodann-Bibliothek offiziell eröffnet. Sodann plant weitere Bibliotheken dieser Art in Ostdeutschland aufzubauen. Dafür soll eine Genossenschaft ins Leben gerufen werden. So soll erreicht werden, dass der Fortbestand der Bibliotheken nicht mehr allein von ihm abhängt, sondern von vielen getragen wird. Politik Am 4. Juli 2005 kündigte Sodann an, als parteiloser Spitzenkandidat, auf einer offenen Liste der Linkspartei.PDS, die später in der Partei Die Linke aufgegangen ist, in Sachsen zur Bundestagswahl 2005 zur Verfügung zu stehen. Zwei Tage später zog er seine Ankündigung zurück, da eine Kandidatur und gegebenenfalls ein späteres Mandat aufgrund der Chancengleichheit gegenüber allen Bewerbern nicht mit einer medialen Präsenz vereinbar seien. Schauspieler und andere Mitarbeiter, die zu einer Wahl antreten, dürfen nach internen Richtlinien der ARD sechs Wochen vor der Wahl als Bewerber um ein Mandat oder als Mandatsträger nicht im Fernseh- oder Hörfunkprogramm als gestaltende Personen (Schauspieler, Moderatoren usw.) der ARD auftreten. Sein Rückzug wurde aber auch auf die heftige Kritik Katja Kippings bezüglich der Nichteinhaltung des Parteistatuts zurückgeführt, das für alle ersten Listenplätze der Länder eine Frau vorsieht. Am 14. Oktober 2008 gab Die Linke bekannt, dass Sodann im Mai 2009 als Kandidat der Partei für das Amt des Bundespräsidenten antreten werde. Teils heftige Kritik gab es in den Medien unter anderem an Sodanns Zweifel im Oktober 2008, ob die Bundesrepublik Deutschland demokratisch sei. Sodann lobte das Grundgesetz und sagte, er sehe die Demokratie in Deutschland heute jedoch als „schwächelnd“ beziehungsweise keine „richtige Demokratie“ an. Sodann erläuterte dies damit, dass seiner Ansicht nach in der deutschen Politik die Würde des Menschen (Artikel 1 des Grundgesetzes) nicht ernst genommen werde. Im Oktober 2008 erregte Sodann Aufsehen mit der Äußerung, dass er, wenn er nicht nur im „Tatort“ Kommissar wäre, den damaligen Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, verhaften würde. Am 23. Mai 2009 erhielt Sodann in der Bundesversammlung zur Wahl des Bundespräsidenten 91 Stimmen (zwei Stimmen mehr als Die Linke Delegierte hatte). Der bis zum 31. Mai 2010 amtierende Bundespräsident Horst Köhler (CDU) gewann die Wahl im ersten Wahlgang. Bei der Bundestagswahl 2009 rief Sodann öffentlich zur Wahl der Partei Die Linke auf.
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