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 Betreff des Beitrags: Re: Motiv - Frauen auf Banknoten
BeitragVerfasst: Mi 24. Mai 2023, 08:09 
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Motiv - Frauen auf Banknoten

Bettina von Arnim
(geborene Elisabeth Catharina Ludovica Magdalena Brentano, auch Bettine von Arnim; * 4. April 1785 in Frankfurt am Main; † 20. Januar 1859 in Berlin) war eine deutsche Schriftstellerin, Zeichnerin und Komponistin und bedeutende Vertreterin der deutschen Romantik.
Soziale und literarische Arbeit
Bettina von Arnims literarisches und soziales Engagement trat erst nach dem Tod ihres Mannes 1831, dessen Werke sie herausgab, ins Licht der Öffentlichkeit. Die neue Autonomie, die der Witwenstand ermöglichte, führte zu einer Verstärkung ihres öffentlichen Wirkens. Sie wurde zur Herausgeberin seiner Gesammelten Werke. Während der Choleraepidemie in Berlin engagierte sie sich für soziale Hilfsmaßnahmen in den Armenvierteln und pflegte Erkrankte. Aus Anlass der Thronbesteigung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. veröffentlichte sie 1843 die Sozialreportage Dies Buch gehört dem König. Das aus fiktiven Dialogen zwischen der Mutter Goethes und der Mutter des preußischen Königs bestehende Werk wurde in Bayern verboten.
Der spätere Kunst- und Kulturhistoriker Jacob Burckhardt (1818–1897) studierte 1841–1843 in Berlin, wurde von Bettina von Arnim empfangen und beschrieb diese in einem Brief an seine Schwester Louise am 29. Januar 1842 wie folgt: „Ein 54jähriges Mütterchen, klein aber von schöner Haltung, mit wahrhaften Zigeunerzügen im Angesicht, aber so wunderbar interessant, wie selten ein weiblicher Kopf; schöne, echte kastanienbraune Locken, die braunsten, wundersamsten Augen, die mir je vorgekommen sind.“. Über einen Besuch von Wilhelm Junkmann bei Bettina von Arnim berichtet 1846 Annette von Droste-Hülshoff, sie habe „über die Maßen schwadroniert und geschimpft auf Westfalen, Katholiken, den münsterschen Adelund endlich auf die Lichtfreunde.“
In der Ernüchterung, die der gescheiterten Revolution von 1848 folgte, verfasste sie 1852 die Fortsetzung Gespräche mit Dämonen, in der sie für die Abschaffung der Todesstrafe und die politische Gleichstellung von Frauen und von Juden eintritt. Ihre weitreichende Korrespondenz zur Ermittlung statistischer Angaben für ihr Armenbuch erregte großes Aufsehen. Das Buch wurde bereits vor seinem Erscheinen von der preußischen Zensur verboten, da man Bettina von Arnim verdächtigte, den Weberaufstand mit angezettelt zu haben.
Sie stand den Ideen der Frühsozialisten nahe; 1842 traf sie mit Karl Marx zusammen, hielt jedoch an der Idee eines Volkskönigs fest. Der König sollte erster Bürger einer Gemeinschaft von Bürgern sein und mit ihnen den Staat erschaffen, in dem sie leben wollten.
Tod und Nachwirkung
1854 erlitt Bettina von Arnim einen Schlaganfall, von dem sie sich nicht mehr erholte.
Am 20. Januar 1859 starb sie im Kreise ihrer Familie, zu ihrer Seite das von ihr entworfene und gefertigte Goethe-Monument. Sie wurde neben ihrem Mann an der Kirche von Wiepersdorf beigesetzt. Auf ihrem Grabstein ist fälschlicherweise als Geburtsjahr 1788 angegeben, tatsächlich wurde sie 1785 geboren.
1985 wurde aus Anlass ihres 200. Geburtstages in Berlin die Bettina-von-Arnim-Gesellschaft gegründet. Sie hat das Ziel, Leben und Werk der Autorin einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Die Gesellschaft schreibt alle drei Jahre einen undotierten Forschungspreis aus und gibt das Internationale Jahrbuch der Bettina-von-Arnim-Gesellschaft heraus.
1991 wurde vom Freundeskreis Schloss Wiepersdorf – Bettina und Achim von Arnim-Museum e. V. im Schloss Wiepersdorf ein Museum eingerichtet, das Exponate aus dem Leben des Dichterpaares, einiger ihrer Nachfahren und ihres Umfeldes zeigt.
Sie ist auf dem 1992 erschienenen 5-DM-Schein der letzten D-Mark-Banknotenserie abgebildet.
Goethe - 1806 begann die Freundschaft Bettina Brentanos mit Goethes Mutter Katharina Elisabeth Goethe. Der Dichter hatte auf die ihm schwärmerisch erscheinenden Briefe Bettinas zunächst nicht geantwortet. Doch ein Jahr später durfte sie in Weimar erstmals den von ihr überaus verehrten Johann Wolfgang Goethe besuchen. Es begann ein Briefwechsel zwischen den beiden, der später von Bettina von Arnim herausgegeben und nach Goethes Tod unter dem Titel Goethes Briefwechsel mit einem Kinde berühmt wurde. 1811, im Jahr ihrer Heirat, kam es nach einer öffentlichen Auseinandersetzung zwischen ihr und Goethes Ehefrau Christiane zum Bruch mit Goethe. In einer Gemäldeausstellung des Goethe-Vertrauten Johann Heinrich Meyer hatte sich Bettina von Arnim abfällig über die Werke von „Kunschtmeyer“ geäußert. Christiane riss ihr daraufhin die Brille von der Nase, und Bettina nannte Christiane eine „wahnsinnige Blutwurst“. Goethe verbot Bettina von Arnim und ihrem Ehemann fortan sein Haus. Als er das Ehepaar ein Jahr später in Bad Teplitz traf, nahm er von ihnen keine Notiz und schrieb seiner Frau: „Ich bin sehr froh, daß ich die Tollhäusler los bin.“ Wiederholte Briefe, in denen Bettina ihn verzweifelt um erneute Kontaktaufnahme bat, ließ er unbeantwortet.
1824 entwarf Bettina Brentano ein Goethedenkmal, einen Gegenentwurf zu Christian Daniel Rauchs Modell für die Frankfurter Maininsel. Unter der Aufsicht des Bildhauers Ludwig Wichmann fertigte sie mehrere Gipsmodelle an und reichte ein Modell, das auch im Städelschen Kunstinstitut ausgestellt wurde, bei dem zuständigen Denkmalkomitee ein. Letztlich kam aber aufgrund fehlender finanzieller Mittel kein Entwurf zur Realisierung.1851 verwendete der Bildhauer Carl Steinhäuser den Entwurf Bettina Brentanos für die Ausführung des Denkmals Goethe und Psyche, 1855 wurde es in Weimar aufgestellt. Heute befindet es sich im Neuen Museum Weimar.


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 Betreff des Beitrags: Re: Motiv - Frauen auf Banknoten
BeitragVerfasst: Mi 9. Aug 2023, 08:46 
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Motiv - Frauen auf Banknoten

Sigrid Undset
(* 20. Mai 1882 in Kalundborg, Dänemark; † 10. Juni 1949 in Lillehammer, Norwegen) war eine norwegische Romanautorin, Novellistin, Laiendominikanerin und Essayistin. Ihre Werke befassen sich mit dem Konflikt zwischen norwegischer Tradition, der europäischen Krise ihrer Zeit, dem römischen Katholizismus und der weiblichen Emanzipationsbewegung. „Vornehmlich für ihre kraftvollen Schilderungen des nordischen Lebens im Mittelalter“, so die Begründung des Nobelpreiskomitees, erhielt sie 1928 den Nobelpreis für Literatur.
Die ersten schriftstellerischen Erfolge
Die aufmerksame Beobachtung der Lebensschicksale ihrer Kolleginnen prägten ihre ersten schriftstellerischen Erfolge. Ihr Erstlingswerk, ein Roman, der im Mittelalter spielte und den sie im Alter von 22 Jahren abschloss, wurde von den Verlagen mit Hinweis abgelehnt, sie möge etwas Moderneres schreiben. „Verrückt vor Wut“, wie sie Andrea Hedberg schrieb, mit der sie vierzig Jahre lang Briefe austauschte, begann sie an Frau Marta Oulie zu schreiben. Der 1907 veröffentlichte, nur achtzig Seiten starke Roman beginnt mit den Worten: „Ich habe meinen Mann betrogen“. Eine Frau beginnt ein außereheliches Liebesverhältnis, um der Öde einer freudlosen Ehe zu entkommen, und erlebt, wie aussichtslos dieser Weg ist. Auch in ihren nachfolgenden Novellen Das glückliche Alter, Frau Hjelde und Hariet Waage kontrastiert Sigrid Undset vor allem die romantischen Vorstellungen ihrer Frauenfiguren mit deren glanzloser Wirklichkeit.
Mit dem tragischen Roman Jenny (1911) erlebte Sigrid Undset den endgültigen Durchbruch als Autorin. Inzwischen hatte sie, die stets von einem unabhängigen Künstlerleben fasziniert war, längst ihren Beruf aufgegeben und ein Auslandsstipendium erhalten, das sie zu einem längeren Aufenthalt nach Rom führte. Den starken Eindruck der Reise und der „ewigen Stadt“ ließ sie in ihr Werk über die Malerin Jenny einfließen, die sie sagen lässt:

„Das ist ja eben das Wunderbare, wenn man in die Welt geht – jede Beeinflussung durch Menschen, mit denen man zufällig daheim zusammen leben muss, hört auf. Man muss mit seinen eigenen Augen sehen und selbständig denken. Wir lernen begreifen, dass es ganz von uns selbst abhängt, was diese Reise uns gibt – und was wir sehen und zu erfassen vermögen, in welche Lage wir uns bringen und unter wessen Einfluss wir uns freiwillig begeben. Man lernt verstehen, dass es von einem selbst abhängt, wie viel das Leben uns entgegenbringt.“

In Rom lernte sie auch den geschiedenen norwegischen Maler Anders Castus Svarstad kennen, den sie 1912 heiratete und dem sie dann für ein halbes Jahr nach London folgte. Auch für diese weltoffene Stadt begeisterte sie sich ein Leben lang. Zwischen 1913 und 1919 brachte Sigrid Undset drei Kinder zur Welt, zwei Söhne und eine – geistig behinderte – Tochter. Zu Beginn der 1920er Jahre scheiterte ihre Ehe; ihren Kindern jedoch gab sie in Lillehammer, wo sie das Anwesen Bjerkebæk errichten ließ, ein sicheres und liebevolles Zuhause, das sie später in Glückliche Zeiten beschreibt.
Erfolge mit Romanen aus Geschichte und Gegenwart
In diesen Jahren erreichte Sigrid Undset mit zwei Mittelalter-Romanen den Höhepunkt ihrer schriftstellerischen Leistung: Für den dreibändigen Roman Kristin Lavranstochter erhielt sie 1928 den Literaturnobelpreis; er gilt als eines der Hauptwerke der norwegischen Romanliteratur. Auch der vierteilige Roman Olav Audunssohn über das ländliche mittelalterliche Leben und seine religiöse Lebensordnung war bei Kritik und Lesern erfolgreich.
Die Schilderungen des Lebens der Kristin Lavranstochter und des Olav Audunssohn im Norwegen des 13. und 14. Jahrhunderts zeugen neben den beeindruckenden Natur- und Landschaftsbeschreibungen nicht nur von ihrer Kenntnis des Mittelalters in seinen politischen, sozialen und religiösen Gegebenheiten, sondern auch von der Fähigkeit, sich in die Gedanken- und Gefühlswelt mittelalterlicher Menschen in verschiedenen Lebensabschnitten und Lebenssituationen hineinzuversetzen. Die Figur der Gutsbesitzerstochter Kristin, die als Ehefrau eines Ritters einen Gutsbesitz führt und nach Ehekrisen und Familientragödien schließlich in einem Nonnenkloster an der Pest stirbt, zeichnet Undset als modern anmutende, tatkräftige und entsagungsvolle Heldin.
Das Vermögen, Menschen in ihrer geistigen und seelischen Entwicklung zu beschreiben, findet sich auch in Undsets Gegenwarts- und Eheromanen. Bereits in Der Frühling (1914), Harriet Waage (1917) und Frau Hjelde (1917), später dann in Ida Elisabeth (1932) und Das getreue Eheweib (1936) setzt sie sich sehr intensiv mit dem oft problematischen Zusammenleben zweier unterschiedlicher Charaktere im „modernen“ Norwegen auseinander – ein konfliktreiches Thema, mit dem sie selbst Erfahrung gesammelt hatte. Ihre im Vordergrund stehenden weiblichen Romanfiguren erscheinen dabei stets als innerlich reife und für die damalige Zeit emanzipierte Persönlichkeiten, jedoch bleiben die Werke in ihrem Handlungsverlauf stets ein Plädoyer für die Hinwendung der Frau zu Familie und Kindern.
Hinwendung zur katholischen Kirche
Ein bedeutendes Ereignis im Leben Sigrid Undsets war ihr Übertritt zum katholischen Glauben im Jahre 1924, der im beinahe rein protestantischen Norwegen einen Skandal hervorrief. Diesen Schritt verarbeitete sie in ihren Büchern Gymnadenia (1929), Der brennende Busch (1930), Katharina Benincasa sowie dem Essayband Begegnungen und Trennungen (1931).
Exil und Rückkehr
Die deutsche Besetzung des Landes 1940 beendete die große Schaffenszeit Sigrid Undsets. Sie musste aus Norwegen fliehen, da sie sich schon zu Beginn der 1930er Jahre in der Widerstandsbewegung gegen Hitler und den Nationalsozialismus engagiert hatte. Sie reiste mit ihrem jüngsten Sohn Hans über Schweden, die Sowjetunion und Japan in die USA, wo sie bis zum Kriegsende blieb. Ihr ältester Sohn Anders war im Krieg gefallen, nachdem sie kurz zuvor bereits ihre Tochter verloren hatte. Dennoch veröffentlichte sie in den USA das immer noch von einer positiven Lebenseinstellung zeugende Werk Wieder in die Zukunft. Zwar klagte sie dort das nationalsozialistische Deutschland als Feind ihres über alles geliebten Heimatlandes Norwegen an, blickte jedoch ohne Hass und Bitterkeit, sondern mit Mut und Optimismus in die Zukunft:

„Die Ideale der Demokratien sind niemals Traumgebilde gewesen, sondern Ziele. […] Nie wollen wir uns einbilden, dass irgendeine Zukunftswelle uns je zu einem Ziel bringen könne. Den Weg nach vorwärts zu unseren Zielen können wir einzig und allein durch unsere eigenen Anstrengungen finden, durch unermüdliche, geduldige und mutige Arbeit.“
1943 wurde sie als auswärtiges Ehrenmitglied in die American Academy of Arts and Letters gewählt. Im Jahre 1945 kehrte Sigrid Undset nach Norwegen zurück, wo sie vier Jahre später starb. Begraben wurde sie in Mesnali, einem Dorf 15 km östlich von Lillehammer, in dem auch heute noch ihr Grab zu besuchen ist.


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 Betreff des Beitrags: Re: Motiv - Frauen auf Banknoten
BeitragVerfasst: So 22. Okt 2023, 18:29 
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Motiv - Frauen auf Banknoten

Lea Goldberg (geboren am 29. Mai 1911 in Königsberg; gestorben am 15. Januar 1970 in Jerusalem) war eine litauisch-israelische Dichterin, Schriftstellerin, Übersetzerin, Literaturwissenschaftlerin und Kinderbuchautorin. Sie gehörte zu den führenden Intellektuellen Israels. Sie sprach sieben Sprachen und übersetzte zahlreiche Werke europäischer Autoren in die hebräische Sprache.
Goldberg entstammte einer Familie litauischer Juden aus Kaunas im Russischen Kaiserreich. Ihre Mutter reiste jedoch nach Königsberg in Ostpreußen, um die Tochter unter besseren medizinischen Umständen zur Welt zu bringen. Im Ersten Weltkrieg wurde die Familie nach Russland deportiert. Dort wurde ihr Vater Avraham Goldberg (Lebensdaten unbekannt) wegen des (unbegründeten) Verdachts auf Spionage so schwer misshandelt und gefoltert, dass er mit bleibenden seelischen Problemen belastet war. Sie führten zur Scheidung seiner Ehe.
Nach der Oktoberrevolution kehrte Lea nach Kaunas zurück, wo sie das hebräische Gymnasium besuchte und Hebräisch und Deutsch lernte. Nach dem Abitur studierte sie an der Universität Litauens semitische Sprachen, Geschichte und Pädagogik. Sie wechselte an die Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin und wurde 1933 an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn zur Dr. phil. promoviert, mit einer Arbeit über die Handschriften des Samaritanischen Targums – der Übersetzung des Samaritanischen Pentateuchs ins Aramäische. 1935 ging sie in der Alija nach Tel Aviv im Völkerbundsmandat für Palästina ein, wo sie als literarische Beraterin des Nationaltheaters Habimah arbeitete. Außerdem wurde sie Mitarbeiterin der Verlagsgesellschaft Sifriyat Po'alim sowie der Zeitungen Haaretz, Davar und Al Ha-Mishmar. Sie gehörte wie beispielsweise auch Moshe Lifshits, Israel Zmora und Jocheved Bat-Miriam zur Shlonsky Gruppe, einem Zusammenschluss zeitgenössischer israelischer Dichter um Avraham Shlonsky. 1954 avancierte sie zur Dozentin an der Hebräischen Universität Jerusalem und leitete ab 1963 die dortige Abteilung für vergleichende Literaturwissenschaften.
Ihre Mutter Tsila Goldberg (1885–1982) war ihr 1936 nach Palästina gefolgt. Der Vater war in Litauen geblieben. Mutter und Tochter lebten zusammen, bis Lea Goldberg im Alter von 58 Jahren einer Krebserkrankung erlag.
Schon als Schülerin publizierte Lea Goldberg hebräische Gedichte. Später wurde sie eine vielseitige Autorin, die sowohl Lyrik, Literaturkritiken, Kinderbücher, aber auch Prosa für Erwachsene verfasste. Der Schwerpunkt ihrer Tätigkeit als Übersetzerin lag bei italienischen und russischen Autoren, zum Beispiel Francesco Petrarca und Dante Alighieri. Sie übersetzte Krieg und Frieden von Leo Tolstoi, aber auch Werke von Charles Baudelaire und Rainer Maria Rilke. Goldberg bevorzugte einen unkomplizierten Stil, dessen Bilder, wie sie es selbst in einem Gedicht beschrieb, klarsichtig und transparent sind. Vermutlich hat das zu ihrem großen Erfolg im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur beigetragen und dazu geführt, dass Generationen israelischer Kinder mit ihren Texten groß geworden sind. Ihre Bücher für Erwachsene beschäftigen sich oft mit Liebe, Einsamkeit, tragischem Scheitern, Alter und Tod. Thematisch greift sie dabei sowohl auf europäische als auch auf typisch jüdische Figuren und Bilder zurück.
Lea Goldberg war eine vielseitige Autorin. Ab 1935 schrieb sie mehr als 20 Kinderbücher und wohl ebenso viele Gedichtbände und Bücher für Erwachsene. Als Beispiele seien Shibolet Yerukat ha-Ayin, Ba'alat Ha-Armon, At Telchi ba-sadeh sowie Dan Ve-Dina Metaylim be-Tel Aviv, Harpatkah Ba-Midbar und Ma Nishkaf be-Haloni genannt. Ihre Werke wurden in mehr als 25 Sprachen übersetzt, darunter Englisch, Spanisch, Deutsch, Russisch, Polnisch, Koreanisch, Telugu, Tamil und viele weitere Sprachen Indiens.
Das Buch Briefe von einer imaginären Reise (1937) ist einer der wenigen Texte Goldbergs, die in deutscher Übersetzung vorliegen. Es schildert die imaginäre Flucht einer jungen Frau, Ruth, vor einer unglücklichen Liebe. In der Phantasie führt ihr Weg durchs Berlin der frühen 1930er Jahre, von dort nach Brüssel, Ostende, Paris und Marseille. Ihre persönlichen Empfindungen vermischen sich mit philosophischen Betrachtungen zu Literatur und Kunst sowie Schilderungen der Zustände im Europa der herannahenden Katastrophe. „So sprechen diese Briefe nicht nur von der Liebe Ruths zu Immanuel, sondern auch von der großen Liebe vieler Juden zur europäischen Kultur.
Zwei Gedichte aus Drei Lieder am Ende des Weges:
Gedicht II
Lehre mich, mein Gott, zu segnen und zu beten
Des welken Blatts Geheimnis, den Glanz der reifen Frucht
Die Freiheit dann: zu sehen, fühlen, atmen,
Zu wissen, hoffen, scheitern.
Lehre meine Lippen zu segnen und zu loben
Wenn deine Zeit am Morgen und am Abend sich erneuert
Damit mein Tag nicht sei wie gestern und vorgestern
Damit mein Tag nicht zur Gewohnheit werde.
Gedicht III
Du sagtest: Ein Tag jagt den Tag, und eine Nacht die andre
Siehe, es kommen Tage - sagtest du im Herzen
An deinem Fenster wirst du Abende und Morgen sehen
Und sagen: Es gibt nichts Neues unter der Sonne.
Und nun bist du geworden alt und lebenssatt
Gezählt sind deine Tage und vielfach abgemessen
Nun weißt du: Jeder Tag ist der letzte unter der Sonne
Und weißt auch: Jeder Tag ist neu unter der Sonne.


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 Betreff des Beitrags: Re: Motiv - Frauen auf Banknoten
BeitragVerfasst: Mi 24. Jan 2024, 19:30 
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Motiv - Frauen auf Banknoten

Europa

Auf dieser Banknote ist die Entführung der Europa durch den Gott Zeus zu sehen. Die barbusige Europa sitzt auf einem Stier und hält eine leuchtende Kugel in der Hand. Die Darstellung der barbusigen Europa rief Proteste und sogar Anzeigen hervor. So prüde war das Deutschland der Nachkriegszeit.
Dem griechischen Mythos nach verliebte sich Zeus in die phönische Königstochter Europa. Er verwandelte sich in einen Stier und entführte Europa auf seinem Rücken nach Kreta. Dort zeugte er mit ihr drei Kinder. Der Erdteil Europa wurde nach ihr benannt. Der Gründungsmythos um Europa ist Thema nicht nur von dem 5 Deutschen Mark Schein 1948 (für West-Berlin gekennzeichnet mit einem B) sondern auch der aktuellen Banknotenserie des Euro. Dort ist im Wasserzeichen und als Hologramm ein Bild der Europa zu sehen. Dieses stammt von einer antiken Vase, die im Louvre ausgestellt ist. Noch heute spielt die antike Mythologie eine große Rolle als verbindendes Element der unterschiedlichen Nationen Europas.


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 Betreff des Beitrags: Re: Motiv - Frauen auf Banknoten
BeitragVerfasst: Fr 29. Mär 2024, 12:25 
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Motiv - Frauen auf Banknoten

Sirikit
(* 12. August 1932 in Bangkok, voller Titel: Somdet Phra Nangchao Sirikit Phra Borommarachininat „Ihre Majestät Königin Sirikit“, ist die Witwe von König Bhumibol Adulyadej. Sie war von 1950 bis 2016 Königin von Thailand; seither trägt sie den Titel Königinmutter.
Königin Sirikit, geboren unter dem Namen Mom Rajawongse Sirikit Kitiyakara, ist die Tochter von Prinz Nakkhatra Mangala, dem Fürsten von Chanthaburi, und Mom Luang Bua Kitiyakara (geb. Sanitwong). Sie ist eine Urenkelin von König Chulalongkorn (Rama V.). Sirikit hat zwei ältere Brüder und eine jüngere Schwester. Sie besuchte den Kindergarten an der Rachini-Schule, bevor sie in der Konventschule St. Francis Xavier im Bangkoker Bezirk Dusit Unterricht erhielt. Als ihr Vater Botschafter in Frankreich, später in Dänemark und schließlich in England wurde, setzte Sirikit ihre Ausbildung in diesen Ländern fort. Zum Schluss besuchte sie ein Internat in Genf.
In Paris begegnete Sirikit 1947 zum ersten Mal Bhumibol Adulyadej, dem späteren König Rama IX. Die beiden sind durch ihre gemeinsame Abstammung von König Chulalongkorn entfernt verwandt. Nach Bhumibols schwerem Autounfall im Oktober 1948 in der Nähe von Lausanne besuchte ihn Sirikit oft im Krankenhaus. Es entwickelte sich eine Beziehung, die im Juli 1949 zur Verlobung und zur Heirat am 28. April 1950 im Sra-Pathum-Palast in Bangkok führte. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor: Prinzessin Ubol Ratana (* 1951), der frühere Kronprinz und spätere König Maha Vajiralongkorn (* 1952), Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn (* 1955) und Prinzessin Chulabhorn Walailak (* 1957).
Als Bhumibol Adulyadej 1956 für 15 Tage in ein buddhistisches Kloster ging, wie es für männliche Thailänder üblich ist, führte Königin Sirikit die Geschäfte des Königshauses. Seither trägt sie den Titel Phra Borommarachininat („Königin und Regentin“).
Seit dem 12. August 1956 ist die Königin Präsidentin des Roten Kreuzes in Thailand. In dieser Position sorgte sie für die Errichtung mehrerer Flüchtlingslager an der Grenze zu Kambodscha, als 1979 etwa 40.000 Khmer vor der Schreckensherrschaft von Pol Pot die Flucht nach Thailand ergriffen.
Während und nach der ausführlichen Reise des Königspaars durch Europa und Nordamerika im Jahr 1960 erntete Sirikit große öffentliche Aufmerksamkeit. Insbesondere die Unterhaltungspresse würdigte ihre Attraktivität und ihr Modebewusstsein. 1965 zeichnete das Magazin Vanity Fair sie als „bestangezogene Frau der Welt“ aus.
Königin Sirikit im Jahr 2003
Ihr Einsatz für Toleranz gegenüber der muslimischen Minderheit im Süden Thailands (Provinzen Pattani, Yala und Narathiwat) machte sie bei der dortigen Bevölkerung außerordentlich beliebt.
Während der politischen Krise 2008 bezog Sirikit Stellung für die Volksallianz für Demokratie („Gelbhemden“). Sie besuchte die Trauerfeier einer getöteten Aktivistin und spendete Geld für die Behandlung von Mitgliedern der Protestbewegung, die bei ihren Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften verletzt worden waren.
Das thailändische Majestätsbeleidigungs- oder Lèse-Majesté-Gesetz (französisch, vom lateinischen Laesa maiestas) stellt beleidigende Äußerungen oder Handlungen gegenüber dem König von Thailand, der königlichen Familie und der thailändischen Monarchie unter Strafe. Verstöße können gemäß Artikel 112 des thailändischen Strafgesetzbuchs mit Gefängnisstrafen von bis zu 15 Jahren pro Tat geahndet werden. Das thailändische Gesetz schützt auch ausländische Majestäten und Staatschefs, Beleidigungen solcher Persönlichkeiten können gemäß Artikel 133 mit bis zu 7 Jahren Gefängnis und/oder Geldstrafen bis 14.000 Baht bestraft werden. Deshalb sind auch Banknoten besonders geschützt, dort darf keine Veränderung jeglicher Art vorgenommen werden und auch Veröffentlichung der Banknoten steht unter diesem Gesetz.
Das Erdbeben im Indischen Ozean – auch Sumatra-Andamanen-Beben genannt – am 26. Dezember 2004 um 00:58 Uhr UTC (07:58 Uhr Ortszeit in West-Indonesien und Thailand) war ein unterseeisches Megathrust-Erdbeben mit einer Magnitude von 9,1 und dem Epizentrum 85 km vor der Nordwestküste der indonesischen Insel Sumatra. Es war das drittstärkste jemals aufgezeichnete Beben und löste eine Reihe von verheerenden Tsunamis an den Küsten des Indischen Ozeans aus. An den Stränden waren viele Menschen zum Sonnen und Baden, insgesamt starben durch das Beben und seine Folgen etwa 230.000 Menschen. Die Tsunamis waren damit die tödlichsten aller Zeiten. Über 110.000 Menschen wurden verletzt, über 1,7 Millionen Küstenbewohner rund um den Indischen Ozean wurden obdachlos. Da die Königin Sirikit auch die Präsidentin des Thailändischen Roten Kreuzes ist wurde der gesamte Erlös der Gedenkbanknote, der von der Zentralbank überwiesen wurde, für die Tsunami Opfer verwendet.


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BeitragVerfasst: Mi 8. Mai 2024, 14:39 
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Cecilia Grierson (22. November 1859 – 10. April 1934) war eine argentinische Ärztin, Reformerin , Krankenschwesterpädagogin, Feministin und prominente Freidenkerin . Sie war die erste Frau, die in Argentinien einen medizinischen Abschluss erhielt.
Die Schikanen, denen Grierson als Medizinstudentin ausgesetzt war, trugen dazu bei, dass sie sich später militant für die Rechte der Frauen in Argentinien einsetzte . Sie trat der kürzlich gegründeten Sozialistischen Partei Argentiniens bei und wurde eine von relativ wenigen argentinischen Frauen in der Wissenschaft oder der High Society, die den Feminismus und die Frauenemanzipationsbewegung unterstützten, die sich in den Vereinigten Staaten und im Vereinigten Königreich entwickelt hatte .
Grierson wurde zur Vizepräsidentin des zweiten Treffens der Suffragistenorganisation, des International Council of Women (ICW), ernannt, das 1889 in London stattfand. Dies veranlasste sie, 1900 den Argentine Women's Council (CNM) zu gründen. Das CNM in Person von Grierson und Elvira Rawson de Dellepiane , legte 1906 dem Nationalkongress einen Gesetzesentwurf vor, der die Schaffung von Fonds für Sozialleistungen und Mutterschaftsurlaub für Frauen aus der Arbeiterklasse vorsah. Das Gesetz wurde jedoch nicht verabschiedet, und Grierson hatte auch keine weitere Maßnahme ausgearbeitet, die den Handel mit weißen Sklaven verbieten sollte .
Grierson wurde 1914 anlässlich des Silberjubiläums ihres Abschlusses öffentlich geehrt, eine Hommage, die 1916 wiederholt wurde, als sie sich aus dem akademischen Bereich zurückzog. Während ihrer Pensionierung lebte sie im malerischen Los Cocos in der Provinz Córdoba , wo sie weitgehend unentgeltlich als Allgemeinmedizinerin praktizierte und lehrte. Sie eröffnete in der ländlichen Stadt eine Schule sowie ein Wohnhaus für Lehrer und Künstler. Bei ihrer Pensionierung wurden ihr nur wenige Dienstjahre angerechnet und sie erhielt nur eine bescheidene Rente; Sie beklagte sich jedoch am meisten darüber, dass ihr als alleinstehende Frau nie die Stelle als Vorsitzende der medizinischen Fakultät ihrer Alma Mater angeboten wurde, was sie auf Frauenfeindlichkeit zurückführte . Grierson war Zeit ihres Lebens eine bekannte Akademikerin und Aktivistin. Sie starb 1934 im Alter von 74 Jahren in Buenos Aires und wurde auf dem British Cemetery der Stadt beigesetzt .


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BeitragVerfasst: Fr 14. Jun 2024, 11:46 
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Lydia Koidula
(* 12. Dezemberjul. / 24. Dezember 1843greg. in Vändra; † 30. Julijul. / 11. August 1886greg. in Kronstadt) war eine estnische Lyrikerin und Dramatikerin.
Ihr Geburtsname lautete Lidia Emilie Florentine Jannsen und sie war das erste Kind aus der Ehe von Johann Voldemar Jannsen und Annette Julia Emilie Koch. Sie ging zuerst bei ihrem Vater in Vändra und ab 1850 in Pärnu zur Schule. 1854 trat sie in das Pärnuer Mädchengymnasium ein, wo Lilli Suburg eine ihrer Schulkameradinnen war.
1861 beendete sie die Schule und absolvierte danach an der Universität Tartu das Examen für Hauslehrerinnen. Statt als eine solche zu arbeiten, stieg sie jedoch bei ihrem Vater in der Redaktion ein. 1863 zog die Familie nach Tartu, wo ihr Vater die 1857 gegründete Zeitung Perno Postimees als Eesti Postimees fortsetzte und Koidula neben ihrem Vater die wichtigste Gestalterin dieser für die estnische Nationalbewegung bedeutenden Zeitung wurde.
1871 unternahm sie mit ihrem Vater und ihrem Bruder Harry Jannsen eine Reise nach Helsinki, wo sie unter anderem auch den finnischen Schriftsteller und Journalisten Antti Almberg (ab 1906 Jalava) traf. Sie hatten bereits in Briefkontakt gestanden und setzten den Briefwechsel danach intensiv fort.] Man kann davon ausgehen, dass Koidula gerne eine Ehe mit Almberg eingegangen wäre, aber dieser bat nicht um ihre Hand.
1873 heiratete sie den germanisierten Letten Eduard Michelson und zog mit ihm nach Kronstadt, wo ihr Mann eine Stellung als Militärarzt erhalten hatte. Ihr Kontakt zu Estland riss dadurch nicht ab, aber ihre Beteiligung am estnischen Kulturleben reduzierte sich notgedrungen stark.
1876 erhielt ihr Mann ein Stipendium für eine Studienreise und Koidula nutzte die Möglichkeit, ihn auf dieser anderthalbjährigen Reise mit ihrem ersten Sohn zu begleiten, während die vier Monate alte Tochter zu Hause bei den Großeltern blieb. Auf diese Weise bereiste sie Breslau, Straßburg, Freiburg und Wien.] In der österreichischen Hauptstadt kam ihre zweite Tochter zur Welt (vgl. hierzu die Novelle.
1880 übernahm Koidula noch einmal kurz die Leitung der Zeitung in Tartu, nachdem ihr Vater einen Schlaganfall erlitten hatte. 1882 wurde bei ihr Brustkrebs diagnostiziert, und das letzte Jahr war für sie nur noch mit Opium zu ertragen. Lydia Koidula starb 1886 und wurde in Kronstadt begraben. Erst zu ihrem 60. Todestag gelangte ihre Asche nach Tallinn.
Ihre ersten Gedichte verfasste die herangehende Autorin 1857 noch auf Deutsch. Das war im damaligen Estland, wo die gesamte höhere Schulbildung auf Deutsch stattfand, normal. Koidulas erstes estnisches Gedicht erschien erst 1865 unter dem Pseudonym „L.“ im Postimees. Es ist bis heute eines der bekanntesten Gedichte von Koidula und jedem estnischen Schulkind bekannt. Es ist auch mehrfach ins Deutsche übersetzt worden, unter anderem 1924 von Carl Hunnius:

Am Dorfwegrand

Wie lieb war's dort am Dorfwegrand,
Wir Kinder kannten ihn,
Wo alles voller Taugras stand
Hinauf bis zu den Knien;

Wo in der Abendröte Brand
In blum'ger Rasenpracht
Ich spielte, bis Grossvaters Hand
Sein Kind zur Ruh gebracht. –

Wie gern zu gucken über'n Zaun
Wär' ich gleich ihm bereit, –
Er aber sprach: "Kind, warte, traun –
Auch dir kommt noch die Zeit!"

Sie kam, ach – vieles ward mir klar,
Ich sah' manch' Meer und Land,
Nicht halb so lieb mir all' das war,
Als dort der Dorfwegrand.[11]

Danach veröffentlichte Koidula regelmäßig Gedichte und 1866 erschien – anonym – in Kuressaare ihre erste Gedichtsammlung, Waino-Lilled ('Feldblumen'). Auch hier waren von den insgesamt 34 Gedichten nur fünf Originalgedichte, alle anderen waren Übertragungen oder freiere Nachdichtungen von deutschen Gedichten, die sie vor allem ihren Deutsch-Lesebüchern aus der Schule entnommen hatte.
Ein Jahr später kam in Tartu die zweite Sammlung von Koidula heraus, deren Titel Emmajöe öpik (in heutiger Orthographie Emajõe ööbik) für ihren heutigen Beinamen sorgte: Als „Nachtigall vom Emajõgi“, d. i. der durch Tartu fließende Fluss, wird die Dichterin heute gerne bezeichnet. Immer noch gab es deutsche Vorbilder, an denen sich Koidula bei ihrer Vaterlandslyrik orientierte. Wenn es beispielsweise bei August Heinrich Hoffmann von Fallersleben hieß Nur in Deutschland, / Da muß mein Schätzlein wohnen (aus dem Gedicht Nur in Deutschland!), schrieb Koidula Eine estnische Braut und einen estnischen Bräutigam, / nur die will ich preisen (im Gedicht Kaugelt koju tulles (Aus der Ferne nach Hause kommend))
Insgesamt war diese Sammlung, die 45 Gedichte enthielt, aber wesentlich eigenständiger als die Debütsammlung. Hier thematisierte sie die Liebe zu ihrer Heimat, die Sprache des Landes und die Treue zu ihm. Sehr bekannt geworden ist das folgende Gedicht:

Sind surmani küll tahan

Ma kalliks pidada,
Mo õitsev Eesti rada,
Mo lehkav isamaa!
Mo Eesti vainud, jõed
Ja minu emakeel,
Teid kõrgeks kiita tahan
Ma surmatunnil veel!

(Deutsche Interlinearübersetzung: Bis zum Tode will ich / dich in Ehren halten / mein blühender estnischer Pfad, / mein duftendes Vaterland! / Meine estnischen Felder, Flüsse / und meine Muttersprache / Euch will ich hochloben / noch in meiner Todesstunde!)
Durch ihre persönlichen Lebensumstände publizierte Koidula zu Lebzeiten keine weiteren Gedichtbände, aber sie verstummte keineswegs. Sie dichtete weiterhin, so dass ihr Gesamtwerk auf über 300 Gedichte anwuchs. Nur ein Viertel war in den beiden Gedichtsammlungen publiziert worden, ein weiteres Viertel war verstreut in Zeitungen abgedruckt worden. Die Hälfte ist jedoch erst nach ihrem Tode veröffentlicht worden.
Trotz der relativ wenigen Buchveröffentlichungen zu Lebzeiten wurden Koidulas Gedichte schnell bekannt und populär, weil sie immer wieder in Schulbüchern abgedruckt wurden. Entscheidenden Anteil haben hier die populären Schulbücher von Carl Robert Jakobson. Er war es auch, der den Dichternamen Koidula, in Anlehnung an das estnische Wort koit, das 'Morgenröte' bedeutet, vorschlug.
Neben Jakobson hatte Koidula auch intensiven Kontakt mit Friedrich Reinhold Kreutzwald, dem Verfasser des estnischen Nationalepos Kalevipoeg. In ihrem Briefwechsel, der streckenweise noch auf Deutsch geführt ist, diskutierten sie über die Möglichkeiten der estnischen Lyrik.
Koidulas Porträt war von 1992 bis 2010 auf der estnischen Banknote zu 100 Kronen abgebildet, welche bis zur Einführung des Euro 2011 Gültigkeit hatte. Darauf ist ein Teil eines Gedichts in ihrer Handschrift abgebildet.

Der estnische Schriftsteller Mati Unt schrieb 1984 das Schauspiel Vaimude tund Jannseni tänaval ('Geisterstunde in der Jannsenstraße'), in dem er Lydia Koidula und ihre finnische Biographin Aino Kallas, die nie einander getroffen haben, gemeinsam auftreten lässt.

Viele Gedichte Koidulas sind vertont und gehören heute zum allgemein bekannten Liedrepertoire der Esten. Während der Sowjetzeit, als die estnische Nationalhymne verboten war, wurde ein von Gustav Ernesaks vertontes Gedicht von Koidula, Mu isamaa on minu arm ('Mein Vaterland ist meine Liebe'), zur „heimlichen“ Nationalhymne.


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