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 Betreff des Beitrags: Motiv - Frauen auf Banknoten
BeitragVerfasst: Mo 21. Nov 2016, 19:34 
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Nan (Anna) Shepherd 11. Februar 1893 - 23. Februar 1981 war eine schottische Schriftstellerin und Dichterin.
Die schottische Landschaft und das Wetter spielten eine wichtige Rolle in ihren Romanen und waren der Schwerpunkt
ihrer Dichtung und so kam sie auf die neue Banknote aus Schottland (Royal Bank of Scotland).


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 Betreff des Beitrags: Re: Motiv - Frauen auf Banknoten
BeitragVerfasst: Fr 9. Dez 2016, 21:13 
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Treasurer (Schatzmeister) of the United States

Rosa Gumataotao Rios
(Schatzmeisterin)
Rosa „Rosie“ Gumataotao Rios (* 17. Juli 1965) ist eine US-amerikanische Regierungsbeamte und war bis zum Juli 2016 Treasurer of the United States. Sie ist die sechste Hispanic, die dieses Amt innehatte.
Rosa Gumataotao Rios, in erster Generation mexikanische Amerikanerin, ist die Tochter von Guadalupe Rios. Ihre Eltern wanderten 1958 aus Mexiko in die Vereinigten Staaten ein. 1974 ließen sie sich scheiden. Rios und ihre acht Geschwister wuchsen bei ihrer Mutter in Hayward (Kalifornien) auf. Um ihrer Mutter zu helfen, besorgte sie sich im Archiv der Alameda County Library eine Arbeit. Sie machte Überstunden, kam oft spät in der Nacht nach Hause und saß dann an ihren Hausaufgaben bis in die frühen Morgenstunden. Rios graduierte 1979 an der St. Clement School in Hayward und in den frühen 1980er Jahren an der Moreau Catholic High School in Hayward. Nach ihrem Abschluss am College lebte sie sieben Jahren in Fremont und zog später dann nach Castro Valley. 1983 begann sie ihr Studium an der Harvard University. Ihre Absicht war, nach Kalifornien zurückzukehren und im staatlichen Bildungsministerium zu arbeiten. Vier Jahre später graduierte sie mit einem Bachelor of Arts in Soziologie, romanischen Sprachen und Literatur. Ihre Abschlussarbeit befasste sich mit dem „Changing Notions of Latino identity“ mit dem Fokus auf den Werken von Tomás Rivera und Sandra Cisneros.
Nach ihrem Abschluss an der Harvard University erhielt sie eine Anstellung als Versicherungsmaklerin für Gewerbeimmobilien bei der General Reinsurance, einer in San Francisco ansässigen Ferner Versicherungsgesellschaft. Danach arbeitete sie für die Stadtsanierung in Union City und für die Stadtentwicklung im nahegelegenen San Leandro. Von 1997 bis 2001 war sie Direktorin im Economic Development Department von Fremont. 2001 wurde sie Direktorin des städtischen Economic Development and Redevelopment Department in Oakland. Während ihrer Amtszeit wurden Hunderte von neuen Unternehmen angesiedelt.
Danach arbeitete Rios bei Red River Associates, einem auf Projektmanagement für kleine Städte und öffentliche Einrichtungen spezialisierten Beratungsunternehmen. 2005 war sie daran beteiligt, die Montreal Expos nach Washington, D.C. zu holen. Im folgenden Jahr wechselte sie zu MacFarlane Partners, einem Immobilien-Investmentunternehmen in San Francisco. Dort war sie für die städtischen Investitions- und Entwicklungsprogramme des Unternehmens in Nordkalifornien verantwortlich sowie für die Beratung von lokalen Gemeinden.
2008 war sie Wahlkampfhelferin für Barack Obama, insbesondere unter den Latinos in Virginia. Nachdem Barack Obama im November 2008 zum US-Präsidenten gewählt wurde, ließ sich Rios bei MacFarlane Partners beurlauben und stieß zum Treasury-Federal Reserve-Übergangsteam.
Am 15. Mai 2009 nominierte US-Präsident Barack Obama Rios als Treasurer of the United States. Sie wurde am 24. Juli vom US-Senat bestätigt. Rios war sie die dritte aufeinanderfolgende hispanische Kalifornierin und – nach ihrer Amtsvorgängerin Anna Escobedo Cabral – die zweite mexikanische Amerikanerin, welche dieses Amt bekleidete.
Am 20. August 2009 legte Rios ihren Amtseid zum neuen Treasurer ab. Zuvor hatte sie am 6. August ihre Unterschrift im Bureau of Engraving and Printing abgegeben zwecks Abdruck dieser auf den neuen Dollar-Banknoten neben der des US-Finanzministers Timothy F. Geithner. Da ihr Name den ihres Ehemannes Gumataotao enthält, ist es das erste Mal, dass ein Chamorro-Name auf Dollar-Banknoten erscheint. Rios kündigte an, ihre regulären Aufgaben so zu erweitern, dass sie den US-Bürgern helfen kann aus der Rezession zu kommen. Ferner bestätigte sie die wichtige Rolle, welcher ihr neuer Posten in den letzten Jahren bei der finanziellen Förderung der Alphabetisierung und Bildung erlangte.
Am 8. Juli 2016 legte Rios ihr Amt als Treasurer nieder.
Familie
Rios heiratete den Guamer Jose Diaz „Joe“ Gumataotao junior. Das Paar hat zwei gemeinsame Kinder: Joey (* 1996) und Brooke (* 2000). Die Familie lebt in Potomac (Maryland).
Rios’ Bestätigung verursachte einige Aufregung auf Guam, wo die Familie ihres Ehemannes politisch tätig ist. Dessen Cousine Joane Camacho ist die Ehefrau des früheren Gouverneurs von Guam Felix Perez Camacho. Sein Cousin Vernon Perez ist Richter am Guam Superior Court. First Lady Camacho bezeichnete Rios’ Ernennung als „giant step forward for minorities in the United States and insular areas“.


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 Betreff des Beitrags: Re: Motiv - Frauen auf Banknoten
BeitragVerfasst: So 11. Dez 2016, 12:04 
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Walerija Olexijiwna Hontarewa (* 20. Oktober 1964 Dnipropetrowsk, Ukrainische SSR) ist eine ukrainische Ökonomin und ehemalige Präsidentin der Nationalbank der Ukraine.
Walerija Hontarewa studierte bis 1987 Ökonomie an der Nationalen Technischen Universität der Ukraine „KPI“. Seit 1993 war sie im Bankensektor in der Ukraine tätig, unter anderem in den Kiewer Niederlassungen der niederländischen ING Groep und der französischen Société Générale. 1997 machte sie an der Nationalen Wadym-Hetman-Wirtschaftsuniversität in Kiew den Master der Ökonomie.
Im Juni 2008 wurde sie aufgrund ihres persönlichen Beitrages zur Entwicklung des ukrainischen Aktienmarktes und hoher Professionalität vom Ministerkabinett der Ukraine mit einer Medaille und Urkunde ausgezeichnet.
Von September 2013 bis 17. Juni 2014 war sie Aufsichtsratsvorsitzende der PAT Bank Awanhard (ПАТ «Банк Авангард»). Am 19. Juni 2014 löste sie Stepan Kubiw als Präsident der ukrainischen Nationalbank ab.[ Am 23. Juni 2014 wurde sie Mitglied des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrats der Ukraine. Im April 2017 reichte sie ihren Rücktritt vom Zentralbankvorsitz ein.
Walerija Hontarewa ist verheiratet und hat zwei Söhne. Sie spricht ukrainisch, russisch und englisch.
Nachdem man in der Nacht des 17. September 2019 ihr Haus in der Nähe von Kiew angezündete wurde sie in London von einem Auto angefahren und Anfang Oktober 2019 zündeten Unbekannte das Auto ihrer Schwiegertochter in Kiew an. Verbindungen zwischen den Anschlägen und ihrer Führungsrolle bei der Verstaatlichung der Privatbank von Ihor Kolomojskyj werden vermutet.

Ein schönes Beispiel aus der Ukraine, Dichterin Lesja Ukrajinka auf der 200 Hryven ab dem Jahre 2007, es gibt auch Ausgaben 2011, 2013 und
zweimal Ausgabe 2014. Bei der zweiten Ausgabe steht eine Frau an der Spitze der Zentralbank Walerija Olexijiwna Hontarewa, existiert auch mit Handsignatur.


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 Betreff des Beitrags: Re: Motiv - Frauen auf Banknoten
BeitragVerfasst: Mi 14. Dez 2016, 20:33 
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Debora Arango Perez, Malerin und Keramikerin 1907-2005 Columbien. Erste Frau die Auch Akt malte und damit die Gesellschaft schokierte.
Nach dem Abitur an der Maria-Auxiliadora-Schule in Copacabana, einem Vorort von Medellín, begann Arango ein Malstudium am Institut der Schönen Künste in Medellín, das sie nach zwei Jahren wegen der konventionellen Art der Ausbildung abbrach. Als Schülerin von Pedro Nel Gómez nahm sie 1937 zum ersten Mal an einer Gemeinschaftsausstellung teil, die eine Reihe von Ölen und Aquarellen sowie einige skandalöse Akte zeigte. Zwei Jahre später gewann sie den ersten Preis in einer Ausstellung, die von der Gesellschaft der Freunde der Künste im Club Unión de Medellín organisiert wurde. 1940 hatte sie ihre erste Einzelausstellung im Teatro Colón de Santa Fé in Bogotá und nahm später am jährlichen Salon kolumbianischer Künstler teil. Später zeigte sie ihre Arbeiten in anderen Kollektivausstellungen in den Städten Cali und Medellin, wo ihre Gemälde eine solche Ablehnung hervorriefen, dass ihre Exkommunikation gefordert wurde. In den 1940er Jahren präsentierten zumindest in Kolumbien nur wenige Künstler politische und soziale Kritik durch ihre Kunst in dem Maße, wie Arango es tat. Sie äußerte sich nicht nur zu den politischen und sozialen Situationen, sondern war auch maßgeblich an der Darstellung der Notlage der einfachen Frau in der damaligen kolumbianischen Gesellschaft beteiligt. Ab 1946 interessierte sie sich für die Freskotechnik und studierte die Arbeit einiger mexikanischer Aquarellisten. Sie bereiste auch Mexiko, die Vereinigten Staaten, Spanien, England, Schottland, Frankreich und Österreich. In Mexiko arbeitete sie mit Diego Rivera, David Siqueiros und anderen mexikanischen Wandmalern zusammen. 1955 wurde in Spanien eine Einzelausstellung im Institut für hispanische Kultur von Madrid gezeigt; nach dem ersten Ausstellungstag wurden alle ihre Gemälde auf Befehl der Behörden ohne Erklärung entfernt. Dies motivierte ihre sofortige Rückkehr nach Medellín, wo sie im selben Jahr im Colombo-American Center eine Reihe von Keramiken ausstellte. In Medellín fertigte sie 1947 nur ein einziges Wandgemälde an, welches zu ihren herausragendsten Werken zählt. Während ihrer Karriere setzte Arango ihre Kunstwerke ein, um sich mit vielen politisch aufgeladenen und kontroversen Themen auseinanderzusetzen, von nackten Frauen über die Rolle der römisch-katholischen Kirche bis hin zu Diktaturen. Sie wurde 2003 mit dem Cruz de Boyacá, der höchsten Ehrung in Kolumbien, ausgezeichnet. Am 29. November 2016 hat die Bank der Republik Kolumbien eine Banknote mit dem Bild der Künstlerin Débora Arango in Umlauf gebracht.


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BeitragVerfasst: So 8. Jan 2017, 13:03 
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Maria Sibylla Merian


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BeitragVerfasst: Fr 13. Jan 2017, 11:59 
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Die "Schwedische Nachtigall" Jenny Lind auf 50 Kronen Note


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BeitragVerfasst: Di 24. Jan 2017, 10:03 
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Dame Mary Gilmore, DBE (* 16. August 1865 bei Goulburn, New South Wales; † 3. Dezember 1962 in Sydney) war eine australische Schriftstellerin.
Mary Gilmore wurde als Mary Jean Cameron als Tochter von Donald Cameron und seiner Frau Mary Ann geboren. Durch häufiges Umziehen ihrer Familie wurde sie an verschiedenen Schulen ausgebildet. Sie begann eine Tätigkeit als Lehrerin. Ungefähr 1890 lernte sie Henry Lawson kennen, der durch sie in seinem literarischen Wirken beeinflusst wurde. 1896 wanderte sie in die Kolonie Cosme nach Paraguay aus. Dort traf sie William Alexander Gilmore (1866–1945), den sie am 25. Mai 1897 heiratete. Ihr einziger Sohn William Dysart Cameron Gilmore (1898–1945) wurde am 21. August 1898 geboren. 1899 gaben die Gilmores die Koloniepläne auf und kehrten nach einem Aufenthalt in London, wo sie bei Henry Lawson wohnten, wieder nach Australien zurück. 1908 begann Mary Gilmores Verbindung zur Zeitung Australian Worker. Sie wurde Redakteur der Frauenseite (Women's Page); diese Tätigkeit übte sie 23 Jahre, bis zum 11. Februar 1931, aus. Zwischen 1932 und 1954 publizierte sie mehrere beachtete Gedichtbände und engagierte sich für viele soziale und wirtschaftliche Reformen. Von 1952 bis Mitte 1962 schrieb sie für die kommunistische Zeitung Tribune die Arrows-Kolumne. Nach ihrem Tod erhielt sie ein Staatsbegräbnis.
Abgebildet auf der aktuellen 10 Dollar Note Australiens.


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 Betreff des Beitrags: Re: Motiv - Frauen auf Banknoten
BeitragVerfasst: Do 26. Jan 2017, 15:29 
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Annette von Droste-Hülshoff(* 12. Januar 1797, nach anderen Quellen 10. Januar 1797,auf Burg Hülshoff bei Münster als Anna Elisabeth Franzisca Adolphina Wilhelmina Ludovica Freiin von Droste zu Hülshoff; † 24. Mai 1848 auf der Burg Meersburg in Meersburg) war eine deutsche Schriftstellerin und Komponistin. Sie gehört zu den bedeutendsten deutschsprachigen Dichtern des 19. Jahrhunderts.
Leben Herkunft und Bildung
Annette von Droste-Hülshoff stammte aus einem der ältesten Adelsgeschlechter Westfalens und gehörte der 20. Generation ihrer Familie an. Sie wurde als zweites von vier Kindern von Clemens-August II. von Droste zu Hülshoff (1760–1826) und Therese von Haxthausen (1772–1853) am 12. Januar 1797 auf der westfälischen Wasserburg Hülshoff zwischen Havixbeck und Roxel bei Münster geboren. Ihren Eltern hat die Dichterin in ihrem Fragment Bei uns zulande auf dem Lande ein literarisches Denkmal gesetzt. Ihre ältere Schwester Jenny war ihre engste Vertraute und malte mehrere Porträts der Dichterin. Ihr jüngerer Bruder Werner-Constantin wurde der Nachfolger des Vaters auf dem Gutsbesitz und der jüngste Bruder Ferdinand, gerade Forstmeister geworden, starb jung, nachdem Annette ihn hingebungsvoll gepflegt hatte.
Die Dichterin und ihr Werk wurden durch ihre Herkunft geprägt. Die schon im 11. Jahrhundert als von Deckenbrock urkundlichen Droste zu Hülshoffs waren als ursprünglich edelfreies Geschlecht im Mittelalter mit dem Hochadel verwandt. Schon der erste, 1147 urkundlich erwähnte Namensträger Everwinus hatte als Droste das vornehmste Hofamt des Domkapitels im Fürstbistum Münster inne, der erste 1209 urkundlich erwähnte direkte Vorfahr der Dichterin war Ritter und Vasall des Fürstbischofs von Münster. Als solcher ist auch der Vorfahr Heinrich I. von Droste zu Hülshoff an einem Burgturm des Elternhauses der Dichterin auf einem Reiterrelief abgebildet. Später mussten ihre Verwandten nur selten Militärdienst leisten; ihr Großonkel, General Heinrich-Johann von Droste zu Hülshoff, ist heute hauptsächlich durch seinen Umbau des Elternhauses der Dichterin bekannt. Stattdessen dominierte in der väterlichen Familie eine zivile, kirchliche und – trotz umfangreichen Gutsbesitzes – städtische Prägung: Als Erbmännerfamilie hatten viele Vorfahren schon im Mittelalter das Drostenamt des Domkapitels von Münster sowie Ämter als Bürgermeister und Ratsherren der Stadt Münster bekleidet, einige hatten Westfalen auf den Hansetagen vertreten. Zugleich war die Familie – auch die Dichterin selbst – durch Gutsbesitz und die Übernahme von Patenschaften für Bauernfamilien mit der Landbevölkerung verbunden und nutzte im Alltag Münsterländer Platt. Als Herren von Hülshoff und anderen Gütern hatte sie auch die niedere Gerichtsbarkeit und das Patronat über die Pfarrkirche von St. Pantaleon (Roxel) inne; in der Jugend der Dichterin übte der Vater der Dichterin zusätzlich – unter Napoleon – von Hülshoff aus sein Amt als maire (Bürgermeister) dieses nahegelegenen Dorfes und des Nachbardorfs Albachten aus, der u. a. für Polizeiaufgaben zuständig war. Zahlreiche Verwandte aus beiden elterlichen Familien waren katholische Dom- und Stiftsherren bzw. -damen; ihr Großonkel, Ernst Konstantin von Droste zu Hülshoff, war als Domdechant an der Regierung des Fürstbistums Münster beteiligt, ihr Onkel Heinrich Johannes war der letzte adelige Dompropst im Bistum Münster und ihre Groß- und Patentante, Anna-Elisabeth Droste zu Hülshoff (1733–1805), eine der letzten Äbtissinnen des Damenstifts Metelen. Die Dichterin stammte über die Frau ihres Urgroßvaters Heinrich Wilhelm Droste zu Hülshoff auch vom Adelsgeschlecht Droste zu Vischering ab. Musisch begabt war vor allem ihre Großmutter Maria Bernhardine von Droste zu Hülshoff, geborene von der Recke-Steinfurt.
Während die männlichen Familienmitglieder meist Universitätsbildung besaßen, erfuhr die weibliche Verwandtschaft ihre Bildung meist in Kanonissenstiften. So hatte auch Annettes Mutter seit ihrem dreizehnten Lebensjahr im Kanonissenstift St. Bonifatius (Freckenhorst) gelebt und unter der Äbtissin Francisca Lucia von Korff zu Harkotten und Störmede eine hervorragende Erziehung erfahren. Während ihre Schwester Jenny noch Stiftsdame im Kloster Hohenholte werden konnte, war diese Art der Erziehung und materiellen Absicherung wegen der Aufhebung dieser Einrichtungen infolge der Säkularisation für Annette nicht mehr möglich.
Annettes Eltern ragten aus dem Stiftsadel durch ihre literarische und musikalische Bildung heraus – sie hatten vor ihrer Geburt in der Stadt Münster gelebt, wo sie dem Münsterschen Kreis im Kontext der Katholischen Aufklärung angehört hatten. Zu diesem Kreis gehörte auch Bernhard Overberg; seiner – für die damalige Zeit „modernen“ – Pädagogik, die auch die Bildung von Frauen förderte, folgte die Erziehung der Geschwister Droste-Hülshoff. Die Verbindung ihrer Familie zur Literatur war bereits im 16./17. Jahrhundert durch den Humanisten Everwin Droste und das Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft, Everwin von Droste zu Möllenbeck, entstanden. Auch gab es in ihrer Familie bereits seit Generationen eine Musiktradition.
Annette selbst hatte, wie sich aus dem Tagebuch ihrer Schwester Jenny ergibt, eine glückliche Kindheit. Sie wurde – zusammen mit ihren Geschwistern – zunächst von ihren gebildeten Eltern, dann von einem Hauskaplan, der später Professor am Gymnasium Paulinum (Münster) wurde, und von einer französischen Kinderfrau unterrichtet. Auf diese Weise erwarb das sehr wissbegierige Kind eine Bildung, die für die damalige Mädchenerziehung außergewöhnlich war und z. B. Literatur in lateinischer, griechischer, französischer und englischer Sprache sowie geschichtliche, geografische und naturkundliche Kenntnisse umfasste.
Die Lebensspanne von Annette von Droste-Hülshoff fiel in eine Zeit der politischen Umbrüche und wirtschaftlicher Einschränkungen, die als Biedermeier in die Geschichte einging. Auf die Säkularisation des Hochstifts Münster (1803) folgten in ihrer Heimat die politischen Herrschaftswechsel zu Preußen (1803–1806 und ab 1815) – unterbrochen durch das Intermezzo des napoleonischen Großherzogtums Berg (1806–1815). Ihr weiteres Leben verbrachte sie in den preußischen Provinzen Westfalen und Rheinland sowie dem Großherzogtum Baden, wo sie im Revolutionsjahr 1848 starb.
Altes Schloss Meersburg
Ab 1841 wohnte die Dichterin vorwiegend bei ihrer Schwester und ihrem Schwager auf Schloss Meersburg am Bodensee. Im Winter 1841/42 wurde durch ihre Vermittlung ihr literarischer „Ziehsohn“ Levin Schücking dort Bibliothekar. Die sog. „Dichterwette“ mit ihm inspirierte sie zu einer großen Fülle lyrischer Gedichte. Wie auch viele ihrer dortigen Gedichte zeigen, sah Annette ihr Zuhause aber bis 1846 im Rüschhaus bei Nienberge, wo sie bei ihrer Mutter wohnte, diese auch gelegentlich in der Haushaltung unterstützte und immer wieder ihre Neffen und Nichten in Burg Hülshoff und Haus Stapel unterrichtete.
Auf Schloss Meersburg hatte die Dichterin eine abgetrennte Wohnung, zu der auch ein Turm gehörte, von dem aus sie einen weiten Blick über den Bodensee genoss. Dort hielt ihr ihre Schwester den Rücken frei von gesellschaftlichen Verpflichtungen, andererseits war sie in deren Familie geborgen, zu der auch zwei Zwillingskinder gehörten. Sie und ihr Schwager Joseph von Laßberg schätzten sich zwar, er und die bei ihm verkehrenden Germanisten und Historiker, zu denen auch die Dichter Ludwig Uhland, Karl Simrock und Justinus Kerner zählten, lebten allerdings geistig „in einer anderen Welt“. Auch der damals schon betagte Ignaz Heinrich von Wessenberg, der sie zum Kennenlernen aufsuchte, blieb ihr fremd. Freundschaft fand sie jedoch ab 1842 bis zu ihrem Tode mit Charlotte Fürstin zu Salm-Reifferscheidt, die auf dem benachbarten Schloss Hersberg lebte. Ab 1844 erfreute sie dort die Anhänglichkeit der jungen, hochbegabten Philippa Pearsall, die mit ihrem Vater auf Schloss Wartensee am anderen Seeufer lebte und der sie ein Gedicht An Philippa widmete. In Meersburg fand die Dichterin die Balance zwischen Gesellschaft und Einsamkeit. Unter den dortigen Bürgern, „Leuten aus der alten Schule, die so ehrerbietig und doch würdig ihre Stellung auszufüllen wissen“, erholte sie sich.
Droste-Hülshoff als Schriftstellerin
Annette von Droste-Hülshoff las seit früher Jugend viel und war gut über die deutsch-, englisch- und französischsprachige Literatur und die aktuellen literarischen Diskurse informiert. Schon ab ihrer Jugend stand sie über Anton Mathias Sprickmann, Wilhelmine von Thielemann und Adele Schopenhauer in Verbindung mit nahen Bekannten von Goethe und Schiller. Sie nutzte nicht nur ausgiebig die Hausbibliotheken an den Familiensitzen, sondern war eine eifrige Kundin der Bücherverleiher und Mitglied eines literarischen Salons in Münster, der sogenannten Heckenschriftsteller-Gesellschaft, den ihre enge Freundin Elise Rüdiger gegründet hatte und dem auch ihr literarischer Ziehsohn Levin Schücking angehörte. Zwar stand sie in brieflichem Kontakt mit zahlreichen intellektuellen Zeitgenossen innerhalb und außerhalb ihrer Familie; ihr Briefwechsel enthält viele literarische Kostbarkeiten und zeigt ihr klares Urteil über jüngere Schriftsteller, wie z. B. Ferdinand Freiligrath und den von ihr geförderten Wilhelm Junkmann. Jedoch lehnte sie die Anpassung an Modeströmungen und Bemühungen um Bekanntheit ab und war selbstbewusst genug, ihren Nachruhm vorauszusehen.
Als die bereits 41-jährige Annette von Droste-Hülshoff 1838 bei Aschendorff ihren ersten Gedichtband – aus Angst vor der Reaktion noch halb anonym – veröffentlichte, war dies ein Misserfolg. Sie blieb jedoch ihrer Berufung treu, nahm ihre literarische Arbeit sehr ernst und war sich bewusst, große Kunst zu schaffen. Ihre Balladen wurden berühmt (u. a. Die Vergeltung und Der Knabe im Moor) wie auch ihre Novelle Die Judenbuche, die in viele Weltsprachen übersetzt und verfilmt wurde. Noch heute bedeutend ist auch ihre Lyrik. Die Natur des Münsterlandes, der Bodensee mit den Alpen und die geschichtsträchtigen Orte, an denen ihr Schaffen stattfand, wirkten inspirierend auf die Dichterin und wurden oft von ihr literarisch verarbeitet. Durch ihre eindringlichen Naturschilderungen wird sie noch heute als „die“ Dichterin Westfalens und auch des Bodensees wahrgenommen.
Droste-Hülshoff gilt zwar seit dem Kulturkampf als katholische Dichterin, jedoch war ihr konfessionelle Enge ein Gräuel – viele ihrer nahen Bekannten und auch Verwandten waren evangelisch. Sie setzte sich auch mit religionskritischen Schriften, z. B. von Ludwig Feuerbach, auseinander und äußerte sich kritisch über Konversionen zum Katholizismus, wenn sie modisch-romantische Motive vermutete. Die Entrüstung ihrer Verwandten über das Kölner Ereignis beschrieb sie distanziert, vielmehr stand sie kirchlichen Reformbewegungen nahe – ihr Lieblingsvetter Clemens-August von Droste zu Hülshoff war Hermesianer und ihr Briefwechsel mit Bischof Melchior Diepenbrock zeigt Sympathie zum geistlichen Reformer Johann Michael Sailer. Ein wichtiges Dokument tiefer Religiosität ist ihr Gedichtzyklus Das geistliche Jahr, in dem aber – typisch für die Zeit – auch die Zerrissenheit des Menschen zwischen aufgeklärtem Bewusstsein und religiöser Gläubigkeit gestaltet wird. Annette von Droste-Hülshoff legt dort für jeden Tag des Kirchenjahres ein Gedicht vor, was sie als eine ernsthaft um ihren Glauben ringende praktizierende Katholikin zeigt. Sie widmete den ersten Teil dieses Werkes ihrer Mutter mit einer Widmung, die vorhersah, dass ihre inneren Kämpfe von dieser nicht voll verstanden werden würden. Manche Andeutungen in diesem Werk werden heute auch als autobiographisch erachtet, da sie über 20 Jahre lang an dem gesamten Zyklus arbeitete.
Mit dem o. g. 17 Jahre jüngeren Literaten und Literaturkritiker Levin Schücking verband sie seit 1837 eine Dichterfreundschaft. Er war der Sohn der Dichterin und Freundin ihrer Eltern Katharina Sibylla Schücking, die starb, als Schücking ca. 17 Jahre alt war. Annette verhalf dem jungen Juristen zum Durchbruch, indem sie ihm anonym ihre Texte für das von ihm mit Freiligrath verfasste Werk Das malerische und romantische Westphalen überließ. Durch Annette von Droste-Hülshoffs Vermittlung wurde er 1841 bei ihrem Schwager auf Burg Meersburg Bibliothekar. Insbesondere unter der Inspiration ihrer mütterlichen Liebe und seiner literarischen Kenntnisse, die zu der sog. „Dichterwette“ führten, entstand in Meersburg ein Großteil der „weltlichen“ Gedichte. Die Abreise Schückings 1842, der weitere berufliche Entwicklung suchte und die Dichterin Louise von Gall heiratete, traf sie ebenso empfindlich, wie Indiskretionen über den Adel, die er, der sich der jungdeutschen Bewegung zuwandte, in seinem Werk Die Ritterbürtigen verarbeitete. So kam es – auch auf Druck ihrer Familie – zum Bruch der Beziehung mit ihrem Freund und Förderer.
Das Werk der Annette von Droste-Hülshoff gehört literaturgeschichtlich anfangs noch der Romantik, z. B. mit der Judenbuche aber schon dem Realismus an. Die große Dichterin wollte nicht zu ihren Lebzeiten berühmt, sondern „nach hundert Jahren noch gelesen“ werden. In ihrer – fast modern zu nennenden – Seelenschau, in ihrer Opferbereitschaft, in ihrem Selbstbewusstsein und in ihrer gestalterischen Kraft übertraf sie viele Zeitgenossen und -genossinnen und wurde so bis heute zum Vorbild vieler Frauen. Bis in die heutige Zeit wird sie nicht nur im Schulunterricht gelesen, sondern ihr Leben und Werk inspiriert zeitgenössische Autoren und besonders Autorinnen. Die Vielschichtigkeit ihrer Persönlichkeit und ihres Werkes bietet Ansatzpunkte für psychologische und parapsychologische Interpretationen, aber auch für Fehldeutungen im Licht zeitgenössischer Ideologien. Die Droste bleibt letztlich ein nie ganz ausschöpfbares geniales Dichterphänomen.
Durch die geschickte Verhandlung ihres jüngeren Freundes und Förderers Levin Schücking mit der Cotta’schen Verlagsbuchhandlung erhielt Annette von Droste-Hülshoff erstmals ein ansehnliches Honorar für den Abdruck der Judenbuche im Morgenblatt für gebildete Stände. Hiervon konnte sie bei einer Versteigerung am 17. November 1843 ein Haus, das Fürstenhäusle, erwerben, in Aussichtslage oberhalb der Stadt Meersburg gelegen mit einem kleinen dazugehörigen Weinberg. Sie freute sich sehr darüber, konnte es aber wegen ihrer abnehmenden Gesundheit kaum mehr richtig genießen. Am Nachmittag des 24. Mai 1848 starb Annette von Droste-Hülshoff in ihrer Wohnung auf Schloss Meersburg am Bodensee, umsorgt von der Familie ihrer Schwester und ärztlich betreut von Laßbergs Sohn Hermann von Liebenau, vermutlich an einer schweren Lungenentzündung. Ihre letzten, von ihrer Schwester Jenny berichteten Worte sollen gewesen sein: „Ja! der liebe Gott meint es gut mit mir!“ Ihr Grab befindet sich in der Familiengrabstätte Laßberg-Droste zu Hülshoff auf dem Friedhof Meersburg in Meersburg nahe der alten Friedhofskapelle; neben ihr fanden ihre Freundin Amalie Hassenpflug und in der Nähe mehrere ihrer Verwandten ihre letzte Ruhe.
Droste-Hülshoff als Musikerin und Komponistin
Annettes Werdegang zu einer der bedeutendsten Schriftstellerinnen ging zunächst mit dem einer Musikerin und Komponistin einher. Ihr Wirken als Komponistin wurde lange Zeit verdrängt oder vergessen. Dabei standen ihre Musik und ihr Dichten zunächst miteinander in Wechselwirkung.
Annettes Eltern waren offen für Musik, ihr Vater war selbst passionierter Violinist. Im Stammsitz der Droste-Hülshoffs auf Burg Hülshoff befindet sich noch heute eine ansehnliche Noten- und Musikmaterialien-Sammlung, die für das häusliche Musizieren im Familienkreis unerlässlich war. Die Kinder der Familie wurden oft in Konzert- und Musiktheaterveranstaltungen mitgenommen und mit der zeitgenössischen Musik vertraut gemacht. Annettes Onkel Maximilian-Friedrich von Droste zu Hülshoff war selbst Komponist und Freund Joseph Haydns. Ab 1809 erhielt Annette Klavier- und Orgelunterricht, u. a. beim Organisten der Stiftskirche Hohenholte. Sie wurde oft gebeten, vorzuspielen oder andere am Klavier zu begleiten – so perfektionierte sie nach und nach ihr Können. 1812 schrieb ihre Mutter Therese begeistert, dass sich die Tochter „mit aller Heftigkeit ihres Charakters auf’s Componieren geworfen“ habe.
Im Jahre 1820 gab Annette ihr erstes öffentliches Konzert in Höxter, bei dem sie unvorbereitet sowohl beim Gesang wie der Klavierbegleitung den Part anderer Mitwirkender übernahm. Erst spät, zwischen 1824 und 1831, erhielt Annette auch Gesangsunterricht. Über ihre Stimme wurde berichtet, sie sei „voll, aber oft zu stark u. grell, geht aber sehr tief, u. ist dann am angenehmsten“. Aus Köln wird berichtet, dass sie eine bessere Stimme als Angelica Catalani (1780–1849) gehabt habe, die als eine der besten Sopranistinnen ihrer Zeit galt. Annette gab auch anderen Familienmitgliedern Unterricht in Gesang und am Klavier.
1821 bekam Annette von ihrem Onkel Maximilian eine Ausgabe seiner Kompositionslehre Einige Erklärungen über den General=Baß und die Tonsetzkunst überhaupt geschenkt, worüber sie freudig schreibt: „Was folgt daraus? Dass ich aus Dankbarkeit das ganze Werk von Anfang bis zu Ende durchstudiere und auswendig lerne!“ Optimal vorbereitet – auch durch das Studium zeitgenössischer Musikschriften und Kompositionen – begann Annette zu komponieren. Zu vier Opernprojekten entstanden mehr oder weniger ausgeführte Libretti und Musik. 1836 wurde sie während eines Aufenthaltes im Schweizerischen Eppishausen auf das Lochamer Liederbuch aufmerksam gemacht und angeregt, die darin enthaltenen Lieder für Singstimme und Klavier zu bearbeiten. So haben sich rund 74 Lieder aus ihrer Feder erhalten, die sich ganz auf die Gebote der damaligen Liederschulen berufen und sich durch ihre leichte und eingängige Singbarkeit auszeichnen.
Mit Clara Schumann und Robert Schumann stand Annette in brieflichem Kontakt: 1845 bat die berühmte Pianistin und Komponistin Annette – vergeblich – um ein Libretto, damit ihr Mann es vertone. Robert selbst hatte bereits ein Gedicht von Annette (Das Hirtenfeuer, op. 59,5) in Musik gesetzt, das 1844 in einer Gedichtsammlung erschienen war, die er sehr schätzte.
Annette spielte ihre eigenen Werke nie öffentlich. Erst 1877 kam ihr Wirken als Komponistin ans Licht, als Christoph Bernhard Schlüter (1801–1884) einige Werke aus dem Nachlass der Dichterin veröffentlichen ließ (Lieder mit Pianoforte-Begleitung. Componirt von Annette von Droste-Hülshoff). Er setzte ihr auch im Nekrolog von 1848 ein Denkmal, indem er „ihr großes Talent für Gesang und Musik“ hervorhob und auch, dass sie die „seltenste Gabe“ besaß, „Poesie in Musik und Musik in Poesie zu übersetzen“. Erst im 20. Jahrhundert wurde ihr Nachlass komplett gesichtet und somit auch ihre Musik eingehender untersucht.
Annette von Droste-Hülshoff verknüpfte ihre musikalische Begabung mit einem hohen Anspruch, was aber auch zu einem Konflikt mit ihren literarischen Ambitionen führte: „… das Operntextschreiben ist etwas gar zu Klägliches und Handwerksmäßiges.“ Letztlich hat sich Annette für die Poesie entschieden – die Musik trat in den Hintergrund. Ihr (musikalischer) Nachlass befindet sich heute als Dauerleihgabe in der Universitäts- und Landesbibliothek Münster.


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BeitragVerfasst: Fr 27. Jan 2017, 15:42 
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Camilla Collett, als Camilla Jacobine Wergeland geboren (* 23. Januar 1813 in Kristiansand, Norwegen; † 6. März 1895 in Kristiania, heute Oslo), war eine norwegische Schriftstellerin. Sie war die Tochter des Theologen und Politikers Nicolai Wergeland und die jüngere Schwester des Schriftstellers Henrik Wergeland. Heute gilt sie als erste norwegische Frauenrechtlerin.
Leben und Werk
Nach ihrer Ausbildung auf einem Mädcheninternat in Kristiania und einer von Herrnhutern geleiteten Schule in Christiansfeld (Schleswig) begab sie sich wiederholt auf Auslandsreise. In Hamburg, wo sie von 1836 bis 1837 lebte, kam sie mit den Schriften des Jungen Deutschlands in Berührung. Die realistische Poetik dieser Autoren sollte sie nachhaltig beeinflussen. Schon in jungen Jahren arbeitete sie sehr an ihrem Brief- und Tagebuchstil und orientierte sich dabei an ihrem Vorbild Rahel Varnhagen.

Als sie 17 Jahre alt war, verliebte sich Camilla Wergeland in den norwegischen Autor Johan Sebastian Welhaven, der ein dezidierter Gegner ihres Bruders Henrik war. Die Beziehungen der jungen Leute sind oft als „romantisches Dreiecksdrama“ beschrieben worden. 1841 heiratete sie jedoch den liberalen Juristen und Literaturkritiker Peter Jonas Collett, der ein wichtiger Gesprächspartner für sie wurde und sie zum Schreiben anregte.

Ihr einziger Roman, in zwei Bänden 1854 und 1855 erschienen, trägt den Titel „Die Töchter des Amtmanns“ (Originaltitel: Amtsmandens Døtre). Mit diesem konsequent realistischen Buch und mit ihren weiteren Schriften übte Camilla Collett nicht nur großen Einfluss auf die allmählich entstehende Frauenbewegung Norwegens aus, sondern auch auf Schriftsteller wie Jonas Lie, Henrik Ibsen und Alexander Kielland. Sie griff dem sogenannten Modernen Durchbruch (1870–1890) der skandinavischen Literaturgeschichte vor und trat für das Selbstbestimmungsrecht der Frau ein. Collett kämpfte vor allem gegen die allein ökonomisch motivierte Versorgungsehe und forderte Respekt für die Empfindung der Frauen. Nach eigener Formulierung wollte sie „den Gefühlen zu ihrem Recht verhelfen“. Sie griff auch die zeitgenössischen Erziehungsideale an, die gerade die Frauen in die Passivität zwangen.

Zu ihren weiteren Veröffentlichungen zählen ein Erzählband (1861), Memoiren (1863) unter dem Titel I de lange Nætter (In den langen Nächten) sowie eine große Zahl von Essays. 1884 wurde Camilla Collett zum Ehrenmitglied des neu gegründeten Norwegischen Frauenrechtsvereins (Norsk Kvinnesaksforening) ernannt.

Zwischen 1979 und 1997 war Camilla Collett auf den 100-Kronen-Noten der Norwegischen Bank abgebildet.


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BeitragVerfasst: Mo 30. Jan 2017, 12:14 
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Greta Garbo (* 18. September 1905 als Greta Lovisa Gustafsson in Stockholm; † 15. April 1990 in New York City) war eine schwedisch-amerikanische[1] Filmschauspielerin. Sie gilt als Hollywood-Ikone und wurde vom American Film Institute 1999 in seiner Liste der 25 größten weiblichen Leinwandlegenden aller Zeiten auf Platz 5 gewählt.[2] Aufgrund ihrer zeitlosen Schönheit und ihrer geheimnisvollen Ausstrahlung erhielt sie von der Presse Beinamen wie „die Göttliche“ oder „schwedische Sphinx“. Ihre Filmkarriere begann Anfang der 1920er Jahre und dauerte knapp zwei Jahrzehnte. Im Gegensatz zu vielen anderen Stars der Stummfilm-Ära schaffte Greta Garbo den Übergang zum Tonfilm. 1941 zog sie sich von der Leinwand zurück. Auf der Oscarverleihung 1955 wurde die Schauspielerin für ihre „unvergesslichen Leinwandauftritte“ mit einem Ehrenoscar ausgezeichnet.
Die frühen Jahre
Garbo wurde als Greta Lovisa Gustafsson am 18. September 1905 in der Gamla Södra BB Geburtsklinik in Stockholm geboren. Sie war das jüngste der drei Kinder von Karl Alfred „Kalle“ Gustafsson (1871–1920) und Anna Lovisa Gustafsson (geborene Karlsson; 1872–1944). Ihre Eltern hatten bereits einen Sohn namens Sven Alfred (1898–1967) und eine Tochter namens Alva Maria (1903–1926). Die Familie lebte in angespannten finanziellen Verhältnissen in der Blekingegatan 32 im Stockholmer Arbeiterviertel Södermalm. Ab August 1912 besuchte Greta die Katarina Södra Volksschule in Södermalm, die sie im Juni 1919 – für ein Mädchen aus der Arbeiterklasse in der damaligen Zeit nicht ungewöhnlich – im Alter von 13 Jahren verließ. Während ihrer Schulzeit sang sie im Kirchenchor und spielte in Amateurtheatern. Da sie kein Geld hatte, um sich professionelle Theatervorstellungen anzusehen, wartete sie häufig am Hinterausgang des Stockholmer Mosebacke Theaters, um die ein- und ausgehenden Schauspieler zu beobachten. In einem Interview mit Ruth Biery für das US-amerikanische Magazin Photoplay aus dem Jahr 1927 erinnerte sich Garbo:

„Ich konnte die Theaterschminke riechen. Kein Geruch der Welt lässt sich mit dem eines Theaterhinterhofs vergleichen. Kein anderer Geruch wird mir jemals so viel bedeuten.“

Sie war 14 Jahre alt, als ihr Vater starb. Um die Familie zu unterstützen, arbeitete sie zunächst als tvålflicka („Einseifmädchen“) bei einem Friseur. Ihr Einkommen verbesserte sich, als sie im Juli 1920 eine Stelle in dem bekannten Stockholmer Warenhaus PUB erhielt. Im Januar 1921 posierte Garbo zum ersten Mal vor einer Kamera; für die Frühlingsausgabe des hauseigenen Katalogs mit einer Auflage von 50.000 Exemplaren führte sie verschiedene Damenhüte vor. Im selben Jahr wirkten Greta und ihre Schwester Alva Maria als Statistinnen in der schwedischen Stummfilmproduktion En lyckoriddare mit. Außerdem trat sie in den zwei kurzen Werbefilmen Herr och Fru Stockholm aus dem Jahr 1921 und Konsum Stockholm Promo, der 1922 gedreht wurde, auf.
Karrierebeginn in der Stummfilm-Ära
Im Juli 1922 begegnete sie in der Hutabteilung von PUB dem Regisseur Erik A. Petschler, der ihr eine kleine Rolle in der Slapstickkomödie Luffar-Petter gab. Der Stummfilm, in dem sie noch unter ihrem Geburtsnamen Greta Gustafsson im Badeanzug auftrat, war eine Amateurproduktion ohne richtige Dramaturgie oder markante Figuren. Gleichwohl kündigte sie für das Engagement ihre Anstellung bei PUB mit der Begründung „Eintritt ins Filmgeschäft“. Die schwedische Presse würdigte ihr Debüt mit den Worten:

„obgleich amerikanische Badeschönheiten vielleicht schöner und zarter sind, haben unsere schwedischen mehr Frische und Charme […] Greta Gustafsson […] könnte durchaus ein schwedischer Filmstar werden.“


Fest dazu entschlossen, Schauspielerin zu werden, bestand Garbo im August 1922 die Aufnahmeprüfung für die renommierte Schauspielakademie des Königlichen Dramatischen Theaters in Stockholm. Noch Jahrzehnte später erzählte sie, dass sowohl das Vorsprechen als auch die anschließende Aufnahme in die Akademie die aufregendsten und glücklichsten Momente ihres gesamten Lebens gewesen seien.
Noch während der Ausbildung wurde sie von dem international bekannten schwedischen Regisseur Mauritz Stiller entdeckt, der gerade die Besetzung für die Verfilmung des Romans Gösta Berling von Selma Lagerlöf zusammenstellte. Stiller veranlasste Probeaufnahmen und war von dem natürlichen Talent und der Ausstrahlung der jungen Schauspielerin so angetan, dass er ihr 1923 die Rolle der Gräfin Elisabeth Dohna gab. Die fast ein Jahr andauernden Dreharbeiten waren hart für die junge und unerfahrene Schauspielerin. Stiller galt als Perfektionist und hielt sich mit Kritik und verbalen Beschimpfungen nicht zurück, wenn er mit ihrer Leistung nicht zufrieden war. Gleichzeitig förderte er sie, indem er ihr beibrachte, sich vorteilhaft zu kleiden und vor der Kamera zu bewegen. Stiller war es auch, der sie dazu veranlasste, sich den Künstlernamen Garbo zu geben. Gösta Berling hatte im März 1924 in Stockholm Uraufführung und kam im August 1924 in den deutschen Verleih.
Nach dem großen finanziellen und künstlerischen Erfolg von Gösta Berling bekamen Garbo und Stiller das Angebot, an der deutschen Verfilmung des Romans Die Odaliske von Smolny von Vladimir Semitjov mitzuwirken. In dem Drama über die Flucht einer jungen russischen Adligen vor der Oktoberrevolution sollte Garbo unter der Regie von Stiller die weibliche Hauptrolle übernehmen. Im November 1924 verließ sie die Schauspielakademie und fuhr mit Stiller nach Bulgarien und in die Türkei, um geeignete Drehorte für das Projekt zu finden. Am Ende zerschlugen sich die Pläne jedoch. Garbo wirkte stattdessen 1925 in Georg Wilhelm Pabsts Die freudlose Gasse mit.
Durchbruch in Hollywood
Im selben Jahr unterschrieb Stiller einen Vertrag mit dem neugegründeten Hollywoodstudio MGM. Garbo begleitete ihren Mentor zu einem Treffen mit Studiochef Louis B. Mayer. Dieser war sehr angetan von der jungen Schwedin und gab ihr einen dreijährigen Studiovertrag. In den ersten beiden Filmen Fluten der Leidenschaft und Dämon Weib wurde Garbo in der Rolle von Südamerikanerinnen mit lockerem Lebenswandel eingesetzt. Die Kritiker priesen die Schauspielerin als aufregende Entdeckung. Bedeutungsvoll für den weiteren Verlauf ihrer Karriere wurde die Zusammenarbeit mit Kameramann William H. Daniels. Er erkannte, dass die Intensität und die Schönheit ihrer Darstellung am besten in extremen Nahaufnahmen zur Geltung kamen. Aufnahmen in der Totalen waren seitdem in Garbo-Filmen eher die Ausnahme. Daniels wirkte bei nahezu allen ihren Filmen mit. Er setzte durch, dass die Filmsets hermetisch für Besucher und Unbefugte geschlossen wurden, da die Schauspielerin auf Störungen empfindlich reagierte und sich nicht in dem Maße konzentrieren konnte, das sie für nötig erachtete.

Nachdem ihre ersten Filme finanziell relativ erfolgreich waren, gelang der Durchbruch als Star 1927 mit Es war, der Garbo erneut als Femme fatale einsetzte. Ihr Filmpartner John Gilbert und sie verliebten sich während der Dreharbeiten ineinander. Der Streifen, der auf einem Stück von Hermann Sudermann basiert, wurde ein großer Kassenerfolg. Garbo arbeitete hier erstmals gemeinsam mit Regisseur Clarence Brown, der später bei ihren Filmen noch oft Regie führte. Der Erfolg des Films ließ das Publikum und die Produzenten nach einem neuen Garbo-Film rufen. Doch die Schauspielerin war unzufrieden, immer nur – wie sie es nannte – „schlechte Weiber“ zu spielen, und lehnte deshalb die Rolle in dem Melodram Women Love Diamonds ab. Garbo war zudem der Meinung, ihre wöchentliche Gage von 500 US-Dollar sei zu wenig für einen Star, den jeder auf der Leinwand sehen wolle. Sie streikte sieben Monate lang, bis das Studio ihr Gehalt auf 5.000 US-Dollar erhöhte und ihr ein breiteres Rollenspektrum garantierte. Unmittelbar danach drehte sie mit John Gilbert eine stark gekürzte Version von Anna Karenina. Von dem Film wurden zwei alternative Enden gedreht: für den US-amerikanischen Markt ein glückliches Ende, während der Rest der Welt, der mit Tolstois Werk eher vertraut war, den tragischen Schluss der Vorlage zu sehen bekam. Der Film hieß in den Vereinigten Staaten, dem Happy-End entsprechend, schlicht Love und wurde dort mit dem Slogan „Gilbert and Garbo in Love“ beworben.
Die meisten Stummfilme, die Garbo noch drehte, waren weit davon entfernt, Klassiker des Genres zu werden; sie spielten jedoch nicht nur die Herstellungskosten ein, sondern warfen auch Gewinn ab. In der Regel drehte sich die Handlung um eine junge Frau, die romantische Verwicklungen zwischen einem leidenschaftlichen Liebhaber und dem meist älteren Ehemann – vorzugsweise gespielt von Lewis Stone – bestehen muss. Eine gewisse Ausnahme bildet der Streifen Unsichtbare Fesseln, der Garbo 1929 als junge Amerikanerin mit fortschrittlichen Ideen über die Beziehungen zwischen den Geschlechtern präsentiert. Die Heldin lebt einige Zeit ganz offen mit einem Mann, gespielt von Nils Asther, zusammen, ohne verheiratet zu sein. Die beiden kreuzen auf einem Segelschiff mit dem Namen The All Alone in der Südsee. Auch macht die von Garbo gespielte Filmfigur häufig Spaziergänge allein im Regen. Beides sind mehr oder weniger subtile Anspielungen auf die zurückgezogene und einzelgängerische Attitüde Garbos, die zu ihrem Markenzeichen geworden war.
Erfolge in der Tonfilm-Ära
1930–1932
Mit dem Aufkommen des Tonfilms schien Garbos Stellung als einer der Topstars des Studios in Gefahr. Andere europäische Schauspieler der Zeit wie Vilma Bánky, Emil Jannings, Pola Negri oder Lars Hanson scheiterten an der Herausforderung, ein verständliches Englisch zu sprechen. Dazu kam eine gewisse Unsicherheit, ob die herausgehobene Stellung von Greta Garbo nicht durch den Tonfilm gefährdet sei. Die allgemeine Ratlosigkeit brachte die Zeitung Los Angeles Examiner am 18. Januar 1930 auf den Punkt:

„Unter den Fans des schwedischen Stars hat das anstehende Tonfilmdebüt hitzige Diskussionen ausgelöst. Einige meinen, ihre Faszination werde durch den Ton noch gesteigert, während andere behaupten, die Anziehungskraft der exotischen Schauspielerin liege in ihrer Fähigkeit,
beim Publikum durch reine Andeutungen Gefühle zu wecken.“

MGM zögerte daher damit, Garbo in einem Tonfilm einzusetzen. Erst als Anfang 1930 die Aufnahmetechnik verbessert war und Garbo ihre Aussprache perfektioniert hatte, wagte man, sie in einer Sprechrolle zu präsentieren. Der Chefproduzent der MGM, Irving Thalberg, versuchte zunächst, für Garbo die Rechte an George Bernard Shaws Stück Die heilige Johanna zu erwerben, was jedoch scheiterte. Die Wahl für das Debüt fiel 1930 schließlich überraschend auf die Rolle der verbitterten, alkoholkranken schwedischstämmigen Prostituierten Anna Christie im gleichnamigen Stück von Eugene O’Neill. Garbo tritt erst nach gut einer Viertelstunde auf. Sie setzt sich schweigend hin und spricht ihren ersten Dialogsatz mit einem deutlichen englisch-schwedischen Akzent:

“Gimme a whiskey, ginger ale on the side and don’t be stingy, baby.”

Greta Garbo drehte auch eine deutsche Version. Sie behauptete, sie habe darin ihre beste darstellerische Leistung überhaupt abgeliefert. Der berühmt gewordene erste Satz lautete auf Deutsch:

„Whiskey, aber nicht zu knapp.“

Die Schauspielerin erhielt auf der Oscarverleihung 1930 für Anna Christie und Romanze jeweils eine Nominierung für den Oscar als beste Darstellerin, musste jedoch Norma Shearer den Vortritt lassen. Für Garbo folgten 1931 drei weitere Filme: Yvonne, der sie neben Robert Montgomery als dessen künstlerische Muse einsetzte, war finanziell ein Erfolg, in künstlerischer Hinsicht jedoch enttäuschend. Mata Hari, eine romantisierte Biografie der berühmten Spionin, wurde mit erheblichem Aufwand produziert; Chefdesigner Gilbert Adrian entwarf einige der auffälligsten, wenn nicht bizarrsten Kostüme, die Garbo in ihrer gesamten Laufbahn präsentierte. Am Anfang sieht man Garbo in einer Art Bikini, während sie einen exotischen Tanz aufführt. Später trägt sie ein völlig durchsichtiges Negligé, einen Hosenanzug aus Goldlamé und andere Kreationen. Allen gemeinsam ist, dass sie nicht das Geringste mit der eigentlichen Zeit, in der die Handlung spielt, zu tun haben. Spektakulär sind auch die unterschiedlichsten Hüte und Kopfbedeckungen, welche die exotische Aura von Greta Garbo noch unterstützen. Die Handlung selbst hat nur in Ansätzen Ähnlichkeit mit den wahren Gegebenheiten. Sie präsentiert Garbo durchweg als selbstbewusste, autonome Frau. Auf die harsche Zurechtweisung des Spionagechefs, sie habe bedingungslos zu gehorchen, antwortet sie im Original:

“I am Mata Hari. I am my own master.”
Der Film erbrachte einen Gewinn von fast 900.000 US-Dollar und wurde so zu einer der kommerziell erfolgreichsten Produktionen der Schauspielerin. Als erster Film mit Garbo überhaupt hatte Mata Hari eine glanzvolle Galapremiere in Grauman’s Chinese Theatre erlebt. In der Fachpresse zeigte sich zudem einige Verwunderung, warum neben Garbo mit Ramón Novarro ein zweiter Name über dem Titel stand. Diese Form des Co-Starring war eher unüblich bei etablierten Stars. Helgas Fall und Aufstieg setzte Garbo später im Jahr als Amerikanerin mit schwedischem Hintergrund ein, die von daheim wegläuft und nach vielen Irrwegen und Missverständnissen das wahre Glück findet. Zum ersten Mal bekam Garbo mit Clark Gable, dessen Aufstieg in den Monaten zuvor ihn zum begehrtesten Darsteller Hollywoods machte, einen zeitgenössischen, modernen Partner. Die Presse lobte daher auch die Möglichkeit, Garbo in den Armen eines typischen Amerikaners zu sehen. Am Drehbuch wirkten nicht weniger als 14 Autoren mit, was die unterschiedliche Qualität innerhalb des Films erklären könnte. Im Gegensatz zum inkohärenten Skript war die Kameraarbeit und die Lichtführung innovativ. Sie orientierte sich geschickt an deutschen Vorbildern und tauchte die Szenen in einen scharfen, für MGM-Produktionen ungewöhnlich harten Hell-dunkel-Kontrast. Das Studio wollte Garbo und Gable sofort in der Produktion von Red Dust einsetzen, doch ging die weibliche Rolle am Ende an Jean Harlow. 1932 war die Schauspielerin auf dem Gipfel ihrer Popularität angelangt. Sie verdiente über 302.000 US-Dollar im Jahr und war auf der Liste der zehn kassenträchtigsten Stars auf Platz 5. In Menschen im Hotel, dem ersten Film in Starbesetzung, wurde Greta Garbo neben anderen Topstars des Studios wie Joan Crawford, Lionel Barrymore, John Barrymore und Wallace Beery eingesetzt. Sie hatte allerdings nur mit John Barrymore gemeinsame Szenen. In diesem Film sprach sie einen der berühmtesten Filmsätze überhaupt:

“I want to be alone.”

Nach Meinung einiger Kritiker war die Schauspielerin mit 27 zu jung und zu gutaussehend, um eine alternde Ballerina am Ende ihrer Karriere darzustellen. Viele Rezensenten urteilten, Joan Crawford habe im Film die beste Darstellung abgeliefert. Garbo hat in dem Film einige Szenen, in denen sie mit wenigen Mitteln große Intensität herstellt: sie berührt ihre Perlen und philosophiert über die Vergänglichkeit des Lebens, sie telefoniert mit dem Geliebten und liebkost zärtlich den Telefonhörer. Ihre Darstellung war so populär, dass die Komödiantin Marion Davies später im Jahr in dem Film Blondie of the Follies zusammen mit Jimmy Durante eine Parodie auf Garbo und John Barrymore ablieferte.

Zu den weniger bekannten Filmen der Garbo gehört der später im Jahr 1932 in den Verleih gebrachte Wie Du mich wünschst, eine relativ freie Adaption des gleichnamigen Stücks von Luigi Pirandello. Garbo trägt in der ersten Hälfte des Films als Cabaretsängerin Zara eine platinblonde Kurzhaarperücke und Hosenanzüge. Ihre gesamte Darstellung ist nach Meinung vieler Kritiker eine subtile Karikatur der Rollen von Marlene Dietrich. Diese Interpretation erhält zusätzliche Nahrung durch den Umstand, dass der Charakter von Garbo voll und ganz dem strengen Regiment ihres Impresario, dargestellt von Erich von Stroheim, unterworfen ist. Man kann darin durchaus eine Anspielung auf das Gespann Dietrich/von Sternberg sehen. Mit Beendigung der Dreharbeiten zu Wie Du mich wünschst beendete Greta Garbo ihren laufenden Vertrag mit dem Studio, verließ Hollywood für fast ein Jahr und kehrte nach Schweden zurück. Kurz vor ihrer Abreise unterschrieb sie einen neuen lukrativen Vertrag. Neben einer garantierten Gage von 250.000 US-Dollar sowie weitgehendem Mitspracherecht in Bezug auf Drehbuch, Besetzung und Auswahl des Regisseurs erhielt die Schauspielerin das Recht zugestanden, eine eigene Produktionsfirma zu gründen.
1933–1936
Garbo kehrte 1933 zurück in die MGM-Studios nach Culver City. Während andere Stars des Studios in bis zu fünf Filmen pro Jahr zu sehen waren, machte MGM aus den raren Leinwandauftritten Garbos Ereignisse, die mit hohem publizistischem Aufwand begleitet wurden. Eine vergleichbar exklusive Stellung nahm nur Norma Shearer ein, die als Ehefrau von Produktionschef Irving Thalberg die einzige interne Rivalin darstellte. Garbos erster Film unter den neuen Bedingungen war Königin Christine. Nachdem zunächst Ernst Lubitsch, der bereits einige historische Filme in Deutschland und Amerika gedreht hatte, als Regisseur im Gespräch war, wurde am Ende Rouben Mamoulian verpflichtet. Zwei Szenen aus dem Werk sind sehr bekannt geworden: zunächst die Szene, in der sich Garbo wie zum Takt eines Metronoms langsam durch einen Raum bewegt und alle Gegenstände zärtlich berührt, die sie an die vergangene Nacht mit dem Geliebten erinnern. Berühmt geworden ist jedoch vor allem die Schlusseinstellung des Films, in der nur das vollkommen ruhige und leere Gesicht der Schauspielerin die Leinwand einnimmt. Der Film war mit fast 1,1 Millionen US-Dollar aufwendig produziert und spielte über 650.000 US-Dollar Gewinn ein. Damit trug Königin Christine entscheidend dazu bei, dass MGM selbst 1933, dem wirtschaftlich schwersten Jahr der Filmindustrie, einen Profit auswies. Der bunte Schleier aus dem Jahr 1934, frei nach Somerset Maugham, war weder ein finanzieller noch ein künstlerischer Erfolg und stieß auf ein verhaltenes Zuschauerinteresse. Der Film war weder bei der Kritik noch beim Publikum ein Erfolg. Sein einziges Verdienst: er machte in der Damenmode der Zeit den Pillbox-Hut populär, den die Schauspielerin in einigen Szenen getragen hatte.

Aufgrund der verhaltenen Reaktionen auf ihren letzten Auftritt bat Greta Garbo David O. Selznick, ihren nächsten Film zu produzieren. Dessen Vorschläge, die unter anderem Pläne für die Verfilmung von Opfer einer großen Liebe, The Flame Within oder My Antonia umfassten, wurden entweder vom Studio oder von Greta Garbo abgelehnt. Auch der Vorschlag, eine Filmbiografie von Isadora Duncan mit einem Drehbuch von Philip Barry zu realisieren, zerschlugen sich. Produzent und Star einigten sich schließlich auf Anna Karenina. Die Adaption litt von Anfang an unter den rigiden Zensurvorschriften jener Zeit. So konnten wichtige Aspekte der Beziehung von Wronsky und Anna nicht einmal angedeutet werden. Wie damals bei Garbo-Filmen beinahe üblich, gab es zudem viele Änderungen am Drehbuch. Das Endprodukt war eine inhaltlich gestraffte und an die Konventionen von Hollywood angepasste Adaption des Buchs. Der Film war kommerziell erfolgreich und brachte ihr die Auszeichnung „Beste Schauspielerin des Jahres“ der New Yorker Filmkritiker ein. Zu ihren bekanntesten Filmen gehört Die Kameliendame aus dem Jahre 1936. Garbo bekam als Partner Hollywoods neuesten Star Robert Taylor zur Seite gestellt. Dem Film selbst lag ein schon damals veraltetes Stück zugrunde, welches das traurige Schicksal einer edelmütigen Kurtisane mit einem Herz aus Gold schildert. Garbo lieferte nach Meinung der Kritiker eine reich nuancierte Darstellung. Von der mondänen Lebedame am Anfang über die erwachende Liebe zu ihrem Galan bis hin zur Todesszene bot sie eine kontrollierte und in sich stimmige Interpretation. Zu Recht gerühmt wurden ihre Szenen mit Henry Daniell, der einen sadistischen Baron spielt. Beide Schauspieler gestalten eine Szene, bei der sie am Klavier sitzen und der neue Liebhaber an der Tür klingelt, als Kammerspiel auf hohem Niveau. Garbo wurde erneut für den Oscar nominiert, unterlag jedoch zur allgemeinen Überraschung Luise Rainer.
1937–1941
Das Studio setzte Greta Garbo 1937 erneut vor historischem Hintergrund ein. Sie spielte für die Gage von 275.000 US-Dollar die polnische Gräfin Maria Walewska, die Geliebte Napoleons (Charles Boyer) in dem gleichnamigen Film Maria Walewska. Die Produktionskosten eskalierten und beliefen sich am Ende auf rund 2,7 Mio. US-Dollar. Damit war dies die teuerste Produktion seit Ben Hur. Weder die Kritiker noch das Publikum hatten Interesse an der erneuten Darstellung von Garbo als einer Frau, die für die Liebe leidet. Am Ende beliefen sich die roten Zahlen auf über 1,4 Millionen US-Dollar und bedeuteten damit den größten Verlust einer MGM-Produktion überhaupt.
Maria Walewska war einer der wenigen Filme, bei denen William Daniels nicht als Kameramann engagiert wurde. Norma Shearer weigerte sich ausdrücklich, ihn für die Dreharbeiten freizugeben, da sie sich Daniels für ihre Produktion von Marie Antoinette gesichert hatte. Karl Freund, den Garbo noch aus Deutschland kannte, übernahm die Kameraarbeit. Die Unterschiede zu Daniels sind gut erkennbar: Insgesamt überwiegt eine etwas härtere, stärker akzentuierte Lichtführung. Wie schon fast üblich für einen Greta-Garbo-Film, konnte sich das Studio nur schwer auf einen Titel einigen. Zur Auswahl standen unter anderem The Road to Waterloo, Star-Crossed, Less than the Dust und The Night before Waterloo. Am fertigen Drehbuch hatten schließlich mindestens 17 gesicherte Autoren mitgearbeitet, ein Rekord für einen Garbo-Film. 1938 fand sich Greta Garbo gemeinsam mit Marlene Dietrich, Katharine Hepburn, Joan Crawford und Mae West in einer Anzeigenkampagne unabhängiger Kinobetreiber auf einer Liste von Schauspielern wieder, die als Kassengift bezeichnet wurden.
Das Studio beschloss daher, Garbo nun in einer Komödie einzusetzen. Als Projekt einigte man sich 1939 auf den Film Ninotschka, bei dem auf ausdrücklichen Wunsch von Garbo Ernst Lubitsch Regie führte. Am Drehbuch arbeitete auch Billy Wilder mit. Der Film machte sich über Garbos Image als tragische Schauspielerin lustig. Der einfache Slogan Garbo laughs, eine Anspielung auf die Werbung für Anna Christie, reichte aus, um die Leute anzulocken. Als sowjetische Kommissarin auf der Suche nach wertvollen Juwelen landet sie in Paris und wird von ihren dortigen Genossen gefragt, wie es denn derzeit in Moskau zugehe. Ihre Antwort fällt kurz aus:

“The last mass trials were a great success. There are going to be fewer but better Russians.”

Garbo erhielt für den Film ihre vierte Oscar-Nominierung.

Kurze Zeit später lehnte Garbo es ab, im Remake des Ingrid-Bergman-Films En Kvinnas Ansikte von 1938 aufzutreten. Der Stoff wurde als Die Frau mit der Narbe schließlich mit Joan Crawford gedreht. Ebenso zerschlugen sich Pläne, das Leben von Marie Curie mit Garbo in der Hauptrolle zu verfilmen. Das Projekt wurde mit Greer Garson verwirklicht. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs begannen die ausländischen Märkte, die bislang das Gros der Filmeinnahmen brachten, wegzubrechen. MGM versuchte daher, das Image von Garbo dem US-amerikanischen Geschmack anzupassen. Die Schauspielerin ließ sich überzeugen, in einer neuen Komödie aufzutreten, und wählte aus dem gewaltigen Fundus an Drehbüchern bei MGM ausgerechnet eine leichte Boulevardkomödie von Ludwig Fulda mit dem Titel Die Zwillingsschwester. Die Dreharbeiten für Die Frau mit den zwei Gesichtern begannen 1941. Die Publicity-Abteilung des Studios machte lange vor dem Verleih gewaltige Anstrengungen, der Öffentlichkeit eine völlig neue Garbo zu präsentieren. Eine perfekte Sportlerin, Salondame, Freundin und Geliebte – kurz, die perfekte Frau.
Die Frau mit den zwei Gesichtern kam am 31. Dezember 1941 und damit kurz nach dem Angriff auf Pearl Harbor in die US-Kinos. Der Film wurde von der Kritik verrissen. Die namhafte Kritikerin Cecelia Ager reagierte beispielsweise in der Zeitschrift PM mit Entsetzen auf das Bestreben des Studios, Garbos Image volkstümlicher zu gestalten und es damit zu vulgarisieren:

“The picture makes Garbo a clown, a buffoon, a monkey on a stick.”
Die Zeit nach Hollywood: 1942–1990
Garbo gab ihre Hollywoodkarriere nach 1942 völlig auf. Bis zu ihrem Tod im Jahre 1990 lebte sie zurückgezogen abwechselnd in ihrer New Yorker Wohnung sowie in Klosters in der Schweiz. Sie reiste viel und hatte einen sehr prominenten Freundeskreis, vermied jedoch öffentliche Auftritte. Legendär wurden ihre täglichen langen Spaziergänge quer durch New York. Dank guter Investments verfügte sie zeitlebens über ein komfortables Einkommen, allerdings lebte sie auch eher bescheiden. Die Schauspielerin war nie verheiratet. Ihre notorische Furcht vor Fremden führte mitunter zu kuriosen Entscheidungen. Eine persönliche Einladung zum Tee mit Königin Elisabeth II., die ihr handschriftlich auf der Einladung einen sehr diskreten Rahmen zusicherte, lehnte sie ab mit der Begründung: „Ich habe nichts zum Anziehen.“
Die Suche nach dem perfekten Comeback
Garbo hatte zunächst keinerlei Absicht, sich dauerhaft von der Leinwand zu verabschieden. Im Studio gab es 1942 Pläne, sie in The Girl from Leningrad als russische Widerstandskämpferin auftreten zu lassen. Es mangelte in den nächsten Jahrzehnten nicht an Versuchen, auch von Seiten Garbos, ein Comeback zu starten. Etliche Rollen, für die Greta Garbo im Gespräch war, wurden am Ende von Greer Garson, Irene Dunne oder Katharine Hepburn gespielt. Eine Parallele zum konsequenten Rückzug ins Privatleben fand sich in der Karriere von Norma Shearer. Deren Status war nach einigen weniger erfolgreichen Filmen im Schwinden und nach der ebensolchen George-Cukor-Komödie Her Cardboard Lover von 1942 zog sich die Schauspielerin dauerhaft nach Sun Valley zurück. Katharine Hepburn wollte 1943 mit Garbo in Trauer muss Elektra tragen von Eugene O’Neill zusammen auftreten, doch Studiochef Louis B. Mayer fand keinen Gefallen an dem Thema. Eine Zeitlang spielte Garbo mit dem Gedanken, als Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn in der Verfilmung von Der Doppeladler von Jean Cocteau aufzutreten; der Film sollte von Alexander Korda produziert werden und Garbo dachte an Marlon Brando als Filmpartner. Legendär war ihre Erwiderung auf die Angebote von David O. Selznick, ihr alternativ die Hauptrollen in Der Fall Paradin oder Geheimnis der Mutter anzubieten: „Keine Mamas, keine Mörderinnen!“
Besonders Tennessee Williams war begeistert von der Idee, ein Stück für die Schauspielerin zu schreiben. Im Juli 1947 versuchte er, sie zu überzeugen, in einem Stück namens The Pink Bedroom zu spielen. Ihre Antwort fiel lapidar aus: „Geben Sie die Rolle Joan Crawford.“ Vom Scheitern dieses Versuchs unbeeindruckt versuchte Williams, Greta Garbo für die Rolle der Blanche Dubois in Endstation Sehnsucht zu gewinnen. Am Ende konnte sie sich jedoch nicht dazu durchringen, die komplexe Rolle einer psychisch labilen Südstaatenschönheit anzunehmen. Ihre Begründung: „Ich könnte keine Lügen erzählen, so wie das Mädchen in dem Stück.“
Relativ weit gedieh der Versuch von Produzent Walter Wanger, mit Garbo die Novelle Die Herzogin von Langeais von Honoré de Balzac zu verfilmen. James Mason wäre ihr Co-Star geworden. Es existieren noch drei Probeaufnahmen, die James Wong Howe und William H. Daniels von ihr gemacht haben. Es gab jedoch Probleme mit der Finanzierung und der Film wurde nie gedreht. Garbo selbst spielte eine Zeit lang mit der Idee, als Dorian Gray auf die Leinwand zurückzukehren. 1952 wurde ihr die Hauptrolle in der Verfilmung des Daphne-du-Maurier-Romans Meine Cousine Rachel angeboten. Sie lehnte ab. Grund: „Ich könnte niemals eine Frau aus Cornwall spielen.“
1954 weigerte sie sich, in … und nicht als ein Fremder neben Frank Sinatra mitzuwirken. Im Jahr darauf lehnte sie die Hauptrolle in Anastasia ab. Ihre Landsfrau Ingrid Bergman übernahm den Part und gewann den Oscar. Darüber hinaus gab es zahllose Angebote, im Fernsehen aufzutreten, die sie stets verwarf. Zu den interessantesten Projekten gehörte Orson Welles’ Versuch, Garbo und Charlie Chaplin gemeinsam als Eleonora Duse und Gabriele D’Annunzio in The Love of D’Annunzio and Duse vor die Kamera zu bekommen. Auch dieses Vorhaben kam über ein frühes Stadium nicht hinaus. Fast noch sensationeller war das Angebot von Salvador Dalí, Garbo in der Rolle der Heiligen Teresa von Avila zu besetzen. Ingmar Bergman versuchte mehrfach, Garbo für eine Mitwirkung in seinen Filmen zu gewinnen. Doch weder eine Rolle in Das Schweigen noch die Chance, die Mutter von Liv Ullmann in Herbstsonate zu spielen, überzeugten Garbo von einem Comeback.
Vermarktung
Die Schauspielerin wurde bereits seit 1928 häufig nur mit dem Nachnamen als Garbo angekündigt. Dahinter steckte bewusstes Marketing ihres Studios MGM, das damit versuchte, aus einer relativ unbekannten Schauspielerin eine unverwechselbare Marke zu machen. Indem man in Anzeigen und auf Filmplakaten nur den Nachnamen nannte, wurde an die Tradition der großen Bühnenstars angeknüpft: die große Duse, die göttliche Bernhardt. Mit diesem Kunstgriff adelte man Garbos schauspielerische Fähigkeiten und stellte sie in eine Reihe mit bekannten Vorgängerinnen. 1930 reichte es aus, für Anna Christie nur mit der Ankündigung Garbo talks zu werben.
Die ersten Monate bei MGM waren für Greta Garbo nach eigenen Angaben wenig erfreulich. Das Studio versuchte mit einer ebenso intensiven wie aufdringlichen Kampagne, Aufmerksamkeit für die Schauspielerin in den Medien zu erzeugen. Zunächst ging man daran, sie als Naturtyp und sportliche Heldin herauszustellen. Werbefotos aus den ersten Monaten in Hollywood zeigen sie daher als Leichtathletin, Schwimmerin, Reiterin und sogar neben Leo, dem Studiolöwen. Die Schauspielerin entwickelte rasch eine ausgeprägte Abneigung gegen derartige Marketingmethoden.
Umgang mit der Presse
Im Gegensatz zu ihren amerikanischen Kollegen, die einen meist unbefangenen Umgang mit der Presse pflegten, war Garbo stets darauf bedacht, ihr Privatleben möglichst abzuschirmen. Sie wollte – entgegen der häufig kolportierten Aussage – nicht allein sein, sondern schlicht in Ruhe gelassen werden. Nach 1928 hatte sie so gut wie keinen Kontakt mehr zur Presse. Sie gab während ihrer gesamten Laufbahn – durch Quellen gesichert – nur 14 Interviews. Das Studio nutzte diesen Umstand, um Garbo als Frau mit einer geheimnisvollen und mythischen Aura zu präsentieren.
In späteren Jahren wurde ihre Flucht vor Paparazzi Teil ihrer Legende, zu der auch ihre Auftritte in der Öffentlichkeit mit breitkrempigen Hüten und großen Sonnenbrillen gehörten. Sie verweigerte sich allen Forderungen der Fans nach Autogrammen oder persönlichen Auftritten. Die Fachpresse beurteilte diese Flucht vor der Öffentlichkeit unterschiedlich. So führte Molie Merrick in ihrer Kolumne vom 5. Juli 1932 anlässlich von Garbos Fernbleiben bei der Premiere des Films Menschen im Hotel aus:

„Wann immer Garbo sich weigert, bei einer Premiere zu erscheinen, regt sich ganz Hollywood über diesen Makel auf. Das ist jedoch eine wenig nachvollziehbare Reaktion, da jeder schon im Voraus weiß, dass Garbo keinen Auftritt in der Öffentlichkeit absolvieren wird – sie hat sich in der Vergangenheit so verhalten, und es gibt nicht die geringsten Anzeichen auf eine Änderung ihres Verhaltens in der Zukunft. Die Panik, die Garbo ergreift, wenn sie sich Horden von Bewunderern gegenüber sieht, ist mit den Jahren intensiver geworden statt schwächer.“
Wirkung auf die Kritiker
Bereits durch ihre ersten beiden Filme in Amerika wurden die Filmkritiker auf Greta Garbo aufmerksam. Ihnen erschien die Art, mit der Garbo es schaffte, ihre Gefühle subtil und trotzdem für jeden offenkundig auf die Leinwand zu projizieren, neuartig und faszinierend. Die Schauspielerin schuf damit einen völlig neuen Typus von Frau und Star.
Bislang waren die weiblichen Stars in Hollywood streng typisiert. Es gab jungfräuliche Heldinnen wie Lillian Gish und Mary Pickford; es gab Flapper und junge Naive à la Colleen Moore und Clara Bow. Und es gab Vamps, die nur aus direkter, überhitzter Sexualität zu bestehen schienen. Seit den Tagen von Theda Bara und Nita Naldi hatte sich die Darstellungsweise dieses Typs zwar etwas gemildert, aber das Grundprinzip blieb dasselbe. Garbos zurückhaltende, europäisch-kultivierte Auffassung von Schauspielerei unterschied sich von der offensichtlichen, stets plakativ gestalteten Form, mit der amerikanische Stars agierten. Wie schwer es den Kritikern fiel, dieses neue Element zu beschreiben, zeigt sich in den teilweise ausufernden Vergleichen mit anderen Schauspielern. So fanden sich in einer Rezension in der New York Tribune zu Fluten der Leidenschaft daher auch ganz gezielte Hinweise auf Parallelen mit Norma Talmadge, ZaSu Pitts und Gloria Swanson, damals bekannten Filmschaffenden.
Die Suche nach einer „neuen Garbo“
Bereits 1928 versuchte Paramount eine Antwort auf die stets zunehmende Popularität von Greta Garbo zu finden. Man begann gezielt damit, die russische Schauspielerin Olga Baclanova zu einer „neuen Garbo“ aufzubauen. Das Studio kündigte sie daher in den Filmen als Baclanova an. Das Vorhaben scheiterte an der Indifferenz des Publikums. Ebenso wenig wurden Versuche akzeptiert, aus Schauspielerinnen wie Gwili Andre oder Greta Nissen eine „neue Garbo“ zu machen. Selbst MGM unternahm in den letzten Tagen des Stummfilms den Versuch, mit der Schauspielerin Eva von Berne eine mögliche Nachfolgerin heranzuziehen, und setzte die Schauspielerin sogar neben John Gilbert ein. Der Erfolg blieb jedes Mal aus. Das Suchen nach einer Antwort auf die „Schwedische Sphinx“ nahm in der Tonfilmzeit teilweise kuriose Züge an. Zu den bekannteren Namen, die beinahe jedes Jahr als sensationelle Neuentdeckungen angepriesen wurden, gehören Anna Sten, Luise Rainer, Sigrid Gurie, die als Siren of the Fjords beworben wurde, sowie Hedy Lamarr, Isa Miranda und Franciska Gaal. Die Methode wurde sogar bei Lil Dagover versucht, die das Studio in der Publicity für ihren Film The Woman from Monte Carlo von 1932 ganz gezielt als Pendant zur Schwedin darstellte.
Die ständige Wiederholung der Methode blieb nicht ohne Kritik. So schrieb die bekannte Publizistin Elizabeth Yeaman bereits am 9. Dezember 1930 in ihrer Kolumne über die Versuche von Universal, aus der deutschstämmigen Schauspielerin Tala Birell eine neue Garbo zu machen:

„Paramount musste sich so viel Kritik gefallen lassen für die ständigen Vergleiche zwischen Marlene Dietrich und Greta Garbo, dass ich mir einfach nicht vorstellen konnte, irgendein anderes Studio würde erneut versuchen, eine Schauspielerin als Garbo-Typ zu vermarkten. Es ist doch relativ seltsam, wenn das amerikanische Publikum Garbo als etwas absolut Einmaliges betrachten soll. Und dann tauchen plötzlich jede Menge andere Garbos auf. Dem Anschein nach ist der Typ zumindest in Deutschland nicht ganz so einzigartig.“
Nur kurze Zeit später berichtete Louella Parsons über einen vergleichbaren Fall bei Fox mit ähnlichen spitzen Bemerkungen:

„Für Charles [Farrell] wurde eine neue Partnerin gefunden, die dem Vernehmen nach dieselbe Anziehungskraft haben soll wie Greta Garbo und Marlene Dietrich. Ihr Name ist Elissa Landi. Es wurde auch Zeit, dass wir endlich mal eine englische Greta Garbo haben, nachdem wir sie bereits aus allen übrigen Ländern präsentiert bekommen haben.“
Garbo war besonders in Deutschland ungeheuer populär. Joseph Goebbels lobte ihre filmische Präsenz 1933 als ein perfektes Beispiel für eine gute, ausdrucksstarke Darstellung. Nicht wenige Kritiker behaupten vor diesem Hintergrund sogar, dass Zarah Leander zumindest am Anfang ihrer Karriere in Deutschland mehr oder weniger als Garbo-Kopie betrachtet werden könne.
In den frühen Dreißigern wurden auch amerikanische Schauspielerinnen bei jeder Gelegenheit mit Garbo verglichen. Ein prominentes Beispiel: Die Warner Brothers lancierten um 1933 ausgerechnet Bette Davis mit folgendem Slogan:

„Ein völlig einzigartiger Star: So betörend wie Garbo und ebenso schwer zu begreifen.“

Bette Davis gab indes stets zu, keine andere Schauspielerin jemals so beneidet und bewundert zu haben wie Greta Garbo. Diesem Urteil schloss sich selbst die ansonsten nur schwer zu beeindruckende Katharine Hepburn an, die angeblich bereit war, als Statistin in einem Garbo-Film mitzuarbeiten, nur um das Idol studieren zu können.
Die deutsche Schauspielerin Ruth Leuwerik war ebenfalls ein großer Fan von Garbo. Sie bemühte sich Ende der 1950er sogar aktiv, die Rolle der Grusinskaya in dem Remake von Menschen im Hotel zu bekommen. Die Pläne zerschlugen sich jedoch. Dafür übernahm Ruth Leuwerik 1965 den Part der Ninotschka in einem opulent produzierten Fernsehfilm.
Garbo und Dietrich
Der einzige Erfolg, den die gesamte Suchkampagne hatte, war Marlene Dietrich beschieden. Bereits bei ihren ersten Filmen in Deutschland war die Schauspielerin häufig mit Greta Garbo verglichen worden. Als Josef von Sternberg seine Protegée mit nach Amerika brachte, waren diese Verbindungen auch für die dortigen Reporter nicht unbekannt. Louella Parsons führte z. B. in ihrer Kolumne vom 1. Juli 1930 aus:

„Sobald man den Namen von Sternberg meint, denkt man automatisch an Marlene Dietrich, die deutsche Schauspielerin, die er mit sich nach Amerika gebracht hat und die man die ‚Garbo von Paramount‘ nennt.“
Auch nach Dietrichs Debüt war der Vergleich unterschwellig vorhanden. So schrieb der Kritiker der New York Times denn auch spitzfindig über Marlenes ersten amerikanischen Film Marokko:

„Frau Dietrich ähnelt rein äußerlich Greta Garbo, ihre schauspielerischen Fähigkeiten konkurrieren jedoch kaum mit denen des schwedischen Stars.“

Auch noch im folgenden Jahr stand die latente Rivalität der Schauspielerinnen im Raum. Elizabeth Yeaman meinte deshalb im Mai 1931 in ihrer Kolumne:
„Einige Monate sind seit der Premiere von Der Blaue Engel und Marokko vergangen, und das Publikum hatte Gelegenheit, sich darüber klar zu werden, dass Marlene Dietrich keine zweite Greta Garbo ist. Doch nach ihrer Rückkehr aus Deutschland entspricht das Auftreten von Frau Dietrich mehr denn je der Garbo.“
Gerade Mata Hari macht die Wechselwirkungen zwischen den beiden Schauspielerinnen deutlich. Die Idee, Garbo als Spionin einzusetzen, war nicht völlig neu, hatte sie doch bereits in Der Krieg im Dunkel eine Agentin dargestellt. Konkrete Pläne wurden jedoch erst aufgesetzt, als Paramount Ende 1930 verkündete, Marlene Dietrich würde in ihrem nächsten Film als Spionin auftreten. Insoweit sah sich MGM unter Zugzwang und forcierte die Arbeiten an Mata Hari. Zu den auffälligen Parallelen mit Dietrichs Entehrt gehört die spektakuläre Exekutionsszene am Schluss des Films. Insoweit war es auch nicht verwunderlich, wenn Elizabeth Yeaman in ihrer Kolumne vom 26. September 1930 über die anstehenden Dreharbeiten zu Mata Hari befand:

„Auf jeden Fall werden die Studios diese nordischen Blondinen als Spioninnen einsetzen, Marlene Dietrichs nächster Paramount-Film wird eine Spionagegeschichte aus dem Weltkrieg sein.“

Besonders aufmerksame Kritiker wollen sogar in Greta Garbos Garderobe in Wie Du mich wünschst, wo sie unter anderem einen Hosenanzug trägt, ein gezielt ironisches Vexierspiel von Metros Chefdesigner Gilbert Adrian auf die Kreationen von Travis Banton für Marlene Dietrich bei Paramount entdeckt haben.
Rollenvorbild
Der Einfluss von Greta Garbo auf die Kolleginnen war weitreichend. Besonders nach 1930 wurde es eine regelrechte Mode, gewisse Äußerlichkeiten der Schauspielerin zu kopieren. Viele Schauspielerinnen akzentuierten ihre Augen und Wangenknochen durch bestimmte Lichteffekte. Schmale Augenbrauen und ein nur wenig betonter Mund waren in den frühen 1930ern en vogue. Barry Paris berichtet in seiner Biographie Garbo darüber, dass 1932 die Zeitschrift Vanity Fair eine Übersicht mit Schauspielerinnen zeigte unter der Überschrift Before and After Garbo, um die teilweise verblüffenden Übereinstimmungen in Make-up und Frisur von Stars wie Tallulah Bankhead oder Marlene Dietrich mit Greta Garbo aufzuzeigen.
Beliebt waren auch Effekte in der Modulation der Stimme, um eine geheimnisvolle, gedankenverlorene Aura hervorzurufen. Die Schauspielerin Ruth Chatterton war berühmt für ihre Fähigkeit, verschiedene ausländische Akzente zu benutzen. Ein begeisterter Kritiker schrieb 1930 über den Film Sarah and Son, in dem Chatterton eine Österreicherin spielte, sie klinge so wie Garbo selbst. Die Garbo-Periode lässt sich besonders gut am Beispiel von Joan Crawford nachweisen. Die Schauspielerin beendete um 1930 ihr bisheriges Flapperimage und spielte dramatische Rollen. Erstmals in Paid passte sie dazu sowohl ihr Aussehen und ihre Frisur als auch ihre Modulation bewusst an Garbo an. Diese Angleichung erreichte den Höhepunkt 1932 in Letty Lynton, einem Melodram um ein fatalistisches Mädchen. So schrieb Elizabeth Yeaman am 21. Mai 1932 in ihrer Kritik über den Film:

„Darüber hinaus ist ihre Ähnlichkeit mit Greta Garbo in zwei oder drei Szenen außergewöhnlich. Sie sieht nicht nur so aus wie Garbo, sie benutzt sogar ein- oder zweimal die schwer fassbare Technik der Garbo, den unergründlichen Ausdruck, das verhaltene Sehnen, die durchschimmernde Tragik.“

Sowohl Carole Lombard in Eine Prinzessin für Amerika von 1936 als auch Norma Shearer in Idiot’s Delight aus dem Jahr 1939 legten ihre Rollen als falsche europäische Prinzessinnen bewusst als Garbo-Parodien an, was von der Kritik jeweils ausdrücklich vermerkt wurde.


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