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 Betreff des Beitrags: Re: Zeitzeugen - Wiedervereinigung
BeitragVerfasst: Sa 9. Mär 2019, 12:17 
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Zeitzeugen - Wiedervereinigung Deutschlands

Colin A. Munro

Zur Person: Botschafter Colin A. Munro
Geboren im Oktober 1946, verheiratet, zwei Söhne.
Ausbildung
George Watson College und Universität Edinburgh (MA Hons, Moderne Sprachen - Französisch und Deutsch)
1969 - 1971: Außenministerium (FCO)
1971 - 1973: Zweiter Sekretär Politische Abteilung, Bonn
1973 - 1977: Erster Sekretär Politische Abteilung, Kuala Lumpur
1977 - 1979: Erster Sekretär, Abteilung Sicherheitspolitik, FCO
1979 - 1980: Privatsekretär Staatsminister verantwortlich
für Mittel-­ und Osteuropa
1981 - 1982: Leiter der Politischen Abteilung Botschaft Bukarest
1983 - 1987: Stellv. Leiter der Westeuropa Abteilung FCO
1987 - 1990: Stellvertretender Leiter der Mission, Ost-­Berlin
1990 - 1993: Her Majesty Generalkonsul, Frankfurt
1993 - 1997: Leiter der OSZE–Mission u. der Europarat Abteilung FCO
1997 - 2000: Her Majesty Botschafter in der Republik Kroatien


04. November 2014
Besuch und Vortrag des Botschafters i. R. Colin Munro in Köthen
25 Jahre nach den Ereignissen des November 1989 gibt es noch viele offene Fragen derjenigen, die diese Zeit aktiv erlebt haben und noch mehr von denen, die diese Zeit nur vom Hörensagen oder aus Geschichtsbüchern kennen. Legenden gilt es von Tatsachen zu trennen. Engagement und die Fähigkeit der Deutschen, über verschiedene Ausgangssichten hinaus, das Leben gemeinsam zu gestalten, ist da sicher die größte Leistung des deutschen Volkes. Botschafter i. R. Colin Munro, wichtigster Gesandter des Vereinigten Königsreichs Großbritannien in der Wendezeit DDR begibt sich in der Zeit vom 11. bis 15. November auf eine Vortragsreise nach Köthen, Leipzig und Annaburg. Er wird aus seinem aktiven Mittun bei den 2+4 Gesprächen zur Wiedervereinigung, interessante und wenig bekannte Details aus der damaligen Zeit beleuchten und somit einen Blick hinter die Kulissen der Geschichte ermöglichen. Gerne beantwortet er Fragen und berichtet auch von seinen späteren Aufgaben, z.B. seiner Zeit als Chef der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).


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 Betreff des Beitrags: Re: Zeitzeugen - Wiedervereinigung
BeitragVerfasst: Sa 9. Mär 2019, 12:24 
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Zeitzeugen - Wiedervereinigung Deutschlands

Dr. Jürgen Schmieder

Jürgen Schmieder (* 23. Juni 1952 in Jahnishausen, heute Riesa) ist ein deutscher Politiker. Er war Vorsitzender der Deutschen Forumpartei sowie deren Abgeordneter in der Volkskammer und Bundestagsabgeordneter für die FDP.
Beruflicher Werdegang
Schmieder besuchte zunächst von 1959 bis 1965 eine POS in Riesa, anschließend die mathematisch-naturwissenschaftliche Spezialschule in Riesa. 1971 schloss Schmieder eine Lehre zum Hüttenelektriker ab und erwarb gleichzeitig das Abitur. Nach dem anschließenden Grundwehrdienst begann er 1973 ein Studium an der TH Karl-Marx-Stadt, welches er 1978 als Diplom-Ingenieur für Wärmetechnik abschloss. Für ein Jahr bekam Schmieder danach eine Stelle als Projektingenieur im Chemieanlagenbau Leipzig-Grimma, bevor er 1979 wieder an die TH Karl-Marx-Stadt wechselte. Dort wirkte er zunächst bis 1983 als wissenschaftlicher Assistent, von 1983 bis 1984 als Entwicklungsingenieur. 1984 wurde er dabei zum Dr. ing. mit der Arbeit Vakuumtrocknung von Plastgranulat in einem Vakuum-Drehtrommeltrockner unter Anwesenheit von Inertgas promoviert. Anschließend wechselte Schmieder als leitender Mitarbeiter zum Rat des Bezirks Karl-Marx-Stadt, wo er bis 1987 tätig war. Danach war er bis zum Februar 1990 als stellvertretender Abteilungsleiter und Patentingenieur am Forschungszentrum Karl-Marx-Stadt tätig. Parallel dazu belegte er ab 1989 ein Fernstudium zum Patentanwalt. Ab 1995 war er für einige Zeit geschäftsführender Gesellschafter einer Existenzgründungs- und Unternehmensberatung tätig. Mittlerweile ist Schmieder Geschäftsführer des Landesverbandes Sachsen der Volkssolidarität.
Politischer Werdegang
Schmieder wurde 1982 Mitglied der LDPD. Von 1986 bis 1988 war er stellvertretender LDPD-Stadtbezirksvorsitzender in Karl-Marx-Stadt-Nord. Zunächst in der Wendezeit im Neuen Forum aktiv, gehörte er im Dezember 1989 zu den Mitbegründern der Deutschen Forumspartei (DFP). Im Januar 1990 wurde er zum Parteivorsitzenden gewählt. Nachdem die DFP sich mit anderen liberalen Parteien zum Wahlbündnis Bund Freier Demokraten (BFD) für die Volkskammerwahlen am 18. März zusammengeschlossen hatte, kandidierte Schmieder im Wahlkreis 9 (Bezirk Leipzig) auf Listenplatz 1 des Wahlbündnisses. Schmieder zog als Abgeordneter ein und wurde zu einem der sechs Stellvertreter der Volkskammerpräsidentin gewählt. Während der Volkskammerwahlperiode ging die DFP in die FDP auf. Schmieder ging zunächst nicht wie 144 Volkskammerabgeordnete in den Bundestag. Er kandidierte jedoch zu den Bundestagswahlen am 2. Dezember 1990 auf der Liste des FDP-Landesverbandes Sachsen mit Listenplatz 5. Da die FDP in Sachsen fünf Mandate erringen konnte, zog Schmieder in den 12. Deutschen Bundestag ein. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Innenausschuss, im Ausschuss für Post- und Telekommunikation und im Rechtsausschuss (von August bis Oktober 1992) mit und war Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses. Zugleich wurde er 1990 FDP-Kreisvorsitzender in Chemnitz sowie Mitglied des FDP-Landesvorstandes Sachsen. Beide Ämter hatte er bis 1995 inne. Zur Bundestagswahl am 16. Oktober 1994 bekam er keinen Listenplatz, sondern nur eine Kandidatur als Direktbewerber im Wahlkreis Chemnitz I (323). Dabei scheiterte er erwartungsgemäß mit nur 2,5 % der Erststimmen.


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 Betreff des Beitrags: Re: Zeitzeugen - Wiedervereinigung
BeitragVerfasst: Sa 9. Mär 2019, 12:27 
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Stefanie Rehm

Stefanie Sigrid Rehm, geb. Marmai (* 12. Juni 1950 in Zschorlau) ist eine deutsche Pädagogin und Politikerin (CDU).
Leben
Nach dem Abitur 1969 an der Erweiterten Oberschule in Aue nahm Rehm ein Studium der Pädagogik auf, das sie 1974 mit dem Diplom als Lehrerin für Deutsch und Musik abschloss. Anschließend arbeitete sie als Lehrerin im Kreis Aue. Zusätzlich absolvierte sie ein Fernstudium und bestand die Sprachkundigenprüfung für die Fächer Russisch und Englisch. 1994 nahm sie eine Tätigkeit am Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung in München auf. Von 2001 bis 2003 war sie Leiterin der Außenstelle Schloss Lichtenwalde der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt. Danach war sie als Referentin (interregionale Partnerschaften, Projektarbeit, MOE-Regionen) für das Sachsen-Verbindungsbüro Brüssel tätig, das der Sächsischen Staatskanzlei untersteht. Von 2012 bis 2017 ist arbeitete sie als Büroleiterin in dem der Sächsischen Staatskanzlei unterstellten Verbindungsbüro in Prag. Seit dem Schuljahr 2017/2018 ist sie in einer Oberschule im Erzgebirge wieder als Lehrerin tätig.
Stefanie Rehm war seit 1969 verheiratet und ist seit Juli 2013 verwitwet. Sie hat zwei Söhne.
Politik
Rehm trat 1969 in die Ost-CDU ein und wurde nach der politischen Wende in der DDR Mitglied der CDU. Sie gehörte der ersten frei gewählten Volkskammer an und war dort Mitglied des Bildungsausschusses sowie des Präsidiums. Vom 3. Oktober 1990 bis zum Ende der Legislaturperiode war sie Mitglied des Deutschen Bundestages. Am 8. November 1990 wurde sie als Staatsministerin für Kultus in die von Ministerpräsident Kurt Biedenkopf geführte Regierung des Freistaates Sachsen berufen. Während ihrer Amtszeit entließ sie politisch belastete Lehrer aus dem Schuldienst, geriet daraufhin in die Kritik und trat am 15. Februar 1993 von ihrem Ministeramt zurück.


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 Betreff des Beitrags: Re: Zeitzeugen - Wiedervereinigung
BeitragVerfasst: Sa 9. Mär 2019, 12:35 
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Dr. Peter-Michael Diestel

Peter-Michael Diestel (* 14. Februar 1952 in Prora, Landkreis Rügen, Land Mecklenburg) ist ein deutscher Rechtsanwalt und ehemaliger Politiker. Er war im Kabinett von Lothar de Maizière der letzte Minister des Innern der DDR.
Diestel entstammt einer NVA-Offiziersfamilie. Er schloss eine Berufsausbildung mit Abitur 1972 ab. Als Abiturient trat Diestel eigener Aussage nach in die ostdeutsche CDU ein und nach wenigen Monaten wieder aus. „Die haben ja noch lauter Hurra gerufen als die SED, und das hat mich maßlos irritiert, dass Christen ihren christlichen Glauben unter das Dogma des Marxismus-Leninismus gestellt haben. Das war für mich nichts. Deswegen bin ich da auch schnell wieder draußen gewesen“, so Diestel im November 2019 rückblickend. Er sei immer ein „großer Fan von Franz-Josef Strauß“ gewesen, so Diestel. Strauß habe er als sein Vorbild gesehen, sagte er.
Er sei in der DDR glücklich gewesen und unter anderem eine „fantastische Kindheit“ gehabt, so Diestel. Mit dem politischen System allerdings sei er nicht glücklich gewesen. Die Deutschen hätten gemeinsam den Zweiten Weltkrieg verloren, die Ostdeutschen seien „dafür ins Gefängnis gegangen. Ein stalinistisch-kommunistisches Gefängnis. Und aus diesem Gefängnis haben wir uns über eine friedliche Revolution befreit. Wir haben uns das Gefängnis nicht ausgesucht“, sagte er 2019 über sein Leben in der DDR.
Aus politischen Gründen durfte er zunächst nicht studieren. Er war deshalb als Schwimmlehrer, Bademeister und Rinderzüchter tätig, bevor er von 1974 bis 1978 Jura an der Karl-Marx-Universität Leipzig studierte. Er wurde als „Verdienter Melker des Volkes“ ausgezeichnet. Diestel arbeitete später von 1978 bis 1989 als Leiter der Rechtsabteilung der Agrar-Industrie-Vereinigung Delitzsch. 1986 wurde er mit einer Dissertation über LPG-Recht zum Dr. jur. promoviert.
Im Dezember 1989 war Diestel Mitbegründer der Christlich-Sozialen Partei Deutschlands (CSPD) und im Januar 1990 der Deutschen Sozialen Union (DSU), deren Generalsekretär er bis Juni war. Die deutsche Einheit sei für ihn „von Anfang an ein politisches Ziel“ gewesen und die DSU habe als „erste politische Struktur“ die Einheit gefordert, so Diestel im Jahr 2014.
Von März bis Oktober 1990 war Diestel Abgeordneter der Volkskammer und von April bis Oktober stellvertretender Ministerpräsident und als Nachfolger von Lothar Ahrendt Minister des Inneren der DDR. Im Juni 1990 verließ er die DSU und wurde am 3. August CDU-Mitglied. Auf Initiative Diestels wurde am 7. Juni 1990 die RAF-Terroristin Susanne Albrecht festgenommen, danach wurde die Aufnahme von neun weiteren RAF-Mitgliedern in der DDR bekannt. Am 1. Juli 1990 unterzeichnete er gemeinsam mit Wolfgang Schäuble den Vertrag über den Abbau der Grenzanlagen zwischen der DDR und der Bundesrepublik. In seine Amtszeit 1990 fiel die Übergabe der Stasi-Abhörakten über westdeutsche Politiker an den Verfassungsschutz der Bundesrepublik Deutschland.
Kritiker warfen ihm in seiner Amtsführung als Innenminister den verharmlosenden Umgang mit ehemaligen Mitarbeitern des Ministeriums für Staatssicherheit oder mit IMs vor, die als Mitarbeiter des Innenministeriums weiter beschäftigt blieben. Diestel erläuterte diese Entscheidung später wie folgt: „Man muss, wenn man eine Hundertschaft Polizisten kommandiert, das gelernt haben. Wenn man tausend Polizisten oder ein Ministerium führen will, dann muss man eine Akademie absolviert haben, dann muss man dafür eine Eignung haben. Und deswegen habe ich Obristen und Generäle eben nicht rausgeschmissen [...] In meiner Amtszeit ist nicht ein einziger politisch motivierter Schuss abgegeben worden, [...] es gab keine Verwerfungen, und ich bin mit diesen Menschen, so wie sie waren, in die deutsche Einheit gerückt. Und das ist ein Ergebnis, das ich ohne diese Stasi-Offiziere, ohne diese Polizeigeneräle, Zollgeneräle [...] nicht hätte erreichen können.“
Des Weiteren sollen in seiner Amtszeit viele Stasi-Akten vernichtet worden sein. Er deckte die Vernichtung von Akten der Hauptverwaltung Aufklärung (HVA). Nach eigenem Bekunden hatte er mit den Vernichtungen, welche schon vor Beginn seiner Amtszeit vollzogen worden sein sollen, nichts zu tun. Diestel verklagte Journalisten und Verlage, die gemeldet hatten, dieser sei „als letzter Innenminister der DDR mitverantwortlich gewesen für die Vernichtung eines Teils der Stasi-Akten“. Am 10. Juli 1995 urteilte das Hanseatische Oberlandesgericht, Diestel trage für die Vernichtung von Akten des Ministeriums für Staatssicherheit während seiner Amtszeit als Innenminister der DDR die politische Verantwortung. Diestel erläuterte später, er habe sich politisch dafür eingesetzt, die Akten zu vernichten und sei diesbezüglich auch von Bundeskanzler Helmut Kohl und Innenminister Wolfgang Schäuble unterstützt worden. Im Jahr 2019 sagte er rückblickend: „Nachher hat sich später die Meinung dazu geändert, als man gemerkt hat, dass die Akten, die die eigentlichen, die eigenen Kameraden betreffen, nämlich aus dem Alt-Bundesgebiet, dass die schon weg sind, dass die die Russen schon haben und dergleichen. Die Akten waren aussortiert. Die Staatssicherheit hatte, bevor die freie, demokratische De-Maizière-Regierung an die Macht kam, schon ein halbes bis ein dreiviertel Jahr Zeit gehabt, ihre eigenen Leute aus diesen Akten rauszunehmen. Deswegen kann man sagen, dass die Staatssicherheit dafür Sorge getragen hat: Wer kann nach der Wende überleben und wer wird in den Stasi-Akten totgeschlagen? Totgeschlagen wurden die Einfachen.“ Den Auftrag zur Aktenvernichtung habe er nicht gegeben, das sei in seiner Amtszeit rechtswidrig gewesen, so Diestel.
Bei der ersten Wahl des Brandenburger Landtags am 14. Oktober 1990 trat er als CDU-Spitzenkandidat an, unterlag jedoch dem ehemaligen Konsistorialpräsidenten der evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg, Manfred Stolpe von der SPD, der die erste demokratische Landesregierung des wiedergegründeten Landes Brandenburg bildete.
Anschließend gehörte Diestel dem Brandenburgischen Landtag bis 1994 als Mitglied an. Von 1990 bis zu seinem Rücktritt 1992, unter anderem wegen der umstrittenen Tankstellen-Privatisierung, war er hier als erster Fraktionschef der CDU auch der erste Oppositionsführer im Landtag. Als Mitinitiator der „Komitees für Gerechtigkeit“ regte er den Untersuchungsausschuss zu Manfred Stolpe an – gab hingegen später im Zusammenhang mit den bis heute umstrittenen Stasi-Kontakten Stolpes eine persönliche Ehrenerklärung für ihn ab. Diestel veröffentlichte 1993 mit anderen eine Erklärung „Versöhnen statt Vergeltung“.
Seit 1993 betreibt Diestel eine Anwaltskanzlei in Potsdam, weitere Büros leitet er in Berlin, Leipzig und in den mecklenburgischen Orten Güstrow und Zislow, seinem Wohnort. In seiner Praxis vertrat er unter anderem ehemalige hauptamtliche Stasi-Mitarbeiter, Stasi-IM und unter Dopingverdacht geratene ehemalige DDR-Sportler und DDR-Sportfunktionäre. 2004 war er etwa als Rechtsbeistand für den unter den Verdacht der IM-Tätigkeit geratenen PDS-Spitzenkandidaten für die Landtagswahl in Sachsen Peter Porsch tätig. 2005 übernahm er im Rahmen des Fußball-Wettskandals das Mandat für den Fußballschiedsrichter Torsten Koop. Des Weiteren vertrat er 2005 den Leichtathletik-Trainer Thomas Springstein, der Dopingmittel an Minderjährige verabreicht hatte. 2006 vertrat er den damaligen ARD-Sportkoordinator Hagen Boßdorf, dem eine Tätigkeit als IM vorgeworfen wurde. Er vertrat auch den in den Dopingskandal Fuentes verwickelten Jan Ullrich. Am 24. Mai 2007 endete Diestels Mandat für Ullrich; während Ullrich-Manager Wolfgang Strohband sagte, Ullrich habe das Mandat wegen eines Fernseh-Auftritts Diestels entzogen, erklärte Diestel, er selbst habe das Mandat aufgrund von Meinungsverschiedenheiten niedergelegt. In der VW-Korruptionsaffäre betreffend die Bestechung von VW-Betriebsräten war Diestel Verteidiger des ehemaligen VW-Betriebsratsvorsitzenden Klaus Volkert.
Von 1994 bis 1997 fungierte Diestel als Präsident des Fußballklubs Hansa Rostock und ist Ehrenpräsident des SC Potsdam. Im Vereinslied der Puhdys wurde Diestel als „schönster Fußball-Präsidenten auf der Welt“ bezeichnet. Während seiner Amtszeit als Hansa-Vorsitzender hatte Diestel seinen Hauptsitz als Anwalt in einer Villa in Güstrow. Der Focus bezeichnete Diestel im November 1994 als „PR-Monomanen“, der „das Licht der Öffentlichkeit über alles“ liebe. Immer dann, wenn es brenzlig für ihn werde, mache er „sich aus dem Staub, um woanders wieder aufzutauchen“. Diestel sei „ein bißchen schillernd, ein bißchen unbestimmt, ein bißchen kokett“, schrieb das Blatt weiter. Gregor Gysi, den Diestel im Dezember 1989 kennenlernte und den er als seinen Freund bezeichnet („Der eine Weltanschauung hat, die nicht meine ist“), sagte über Diestel, dass dieser „zur Politik von vornherein nicht wirklich“ passe, da es ihm auch egal sei, „ob er sich mit seiner Partei, mit mir oder einem anderen“ anlege. Laut Manfred Stolpe ist Diestel „eine wichtige und interessante Persönlichkeit im Übergang von der DDR zur Deutschen Einheit“, die „bei den Massenprotesten im Leipziger Herbst 1989“ mutig vorn gestanden sei.
Diestel ist seit 2014 in dritter Ehe verheiratet. Bei der Hochzeit in Zislow waren Gregor Gysi und Lothar de Maizière die Trauzeugen.


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BeitragVerfasst: Sa 9. Mär 2019, 12:41 
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Prof. Dr. Kurt Wünsche

Kurt Wünsche (* 14. Dezember 1929 in Obernigk) ist ein ehemaliger deutscher Politiker der Blockpartei LDPD. Er war Minister der Justiz der DDR.
Der Sohn eines Chemikers absolvierte die Volks- und Oberschule in Dresden. Er trat 1946 in die Liberal-Demokratische Partei Deutschlands und in die FDJ ein und war bis 1951 Funktionär des LDPD-Kreisverbandes Dresden und des Landesverbandes Sachsen. Von 1951 bis 1954 war er Hauptabteilungsleiter für Organisation des Zentralvorstandes der LDPD. Im Zusammenhang mit den Ereignissen des 17. Juni 1953 wurde er als Agent verdächtigt und zeitweise vom Ministerium für Staatssicherheit (MfS) inhaftiert. Ab 1954 war er Mitglied des Zentralvorstandes (ZV), des Politischen Ausschusses und Sekretär des ZV, von 1960 bis 1965 stellvertretender Generalsekretär und seit 1967 stellvertretender Vorsitzender der LDPD.
1954 bis 1959 absolvierte er ein Fernstudium und wurde 1964 an der Deutschen Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft „Walter Ulbricht“ in Potsdam nach einer gemeinsam mit Manfred Gerlach verfassten Arbeit zur „Funktion und Entwicklung der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands im Mehrparteiensystem der Deutschen Demokratischen Republik “ zum Dr. jur. promoviert. Von 1954 bis 1972 war er Abgeordneter der Volkskammer, zunächst als Mitglied des Jugendausschusses, dann als Mitglied des Justizausschusses und schließlich als Mitglied des Rechtsausschusses. Er war seit 1965 als Nachfolger von Max Suhrbier stellvertretender Vorsitzender des Ministerrates und seit 1967 als Nachfolger von Hilde Benjamin Minister der Justiz. In dieser Funktion war er maßgeblich an der Verschärfung des politischen Strafrechts in der DDR beteiligt. Aufgrund von Konflikten zu Fragen des Rechtswesens und der Verstaatlichung von privaten und halbstaatlichen Betrieben trat er 1972 als Minister zurück. 1982 wurde der von Wünsche gemeinsam mit Frohmut Müller erstellte Beitrag zu dem juristischen Lehrbuch „Grundlagen der Rechtspflege“ zu den „Grundfragen der Stellung, Funktion und Tätigkeit der Gerichte, der Staatsanwaltschaft und der Rechtsanwaltschaft in der DDR“ als Dissertation B an der Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft Potsdam angenommen.
Anschließend war er ordentlicher Professor für Gerichtsverfassungsrecht an der Humboldt-Universität zu Berlin. Vom 11. Januar bis 16. August 1990 war er erneut Minister der Justiz im Kabinett von Hans Modrow und später auch bei Lothar de Maizière.
Von 1954 bis 1961 war Wünsche als Geheimer Informant bei der DDR-Staatssicherheit erfasst.
Wünsche wurde 1958, 1965, 1979 und 1989 mit dem Vaterländischen Verdienstorden und 1969 mit dem Banner der Arbeit ausgezeichnet.


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BeitragVerfasst: Sa 9. Mär 2019, 12:47 
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Henry A. Kissinger

Henry Alfred Kissinger (* 27. Mai 1923 in Fürth, Deutsches Reich, als Heinz Alfred Kissinger) ist ein US-amerikanischer Politikwissenschaftler und ehemaliger Politiker der Republikanischen Partei. Der Deutschamerikaner Kissinger spielte in der Außenpolitik der Vereinigten Staaten zwischen 1969 und 1977 eine zentrale Rolle; er war Vertreter einer harten gewaltbereiten Realpolitik wie auch einer der Architekten der Entspannung im Kalten Krieg. Von 1969 bis 1973 war Kissinger Nationaler Sicherheitsberater, von 1973 bis 1977 Außenminister der Vereinigten Staaten. 1973 erhielt er gemeinsam mit Lê Đức Thọ den Friedensnobelpreis für ein Waffenstillstands- und Abzugsabkommen mit Nordvietnam. Von 1977 bis 1981 war Kissinger Direktor der amerikanischen Denkfabrik Council on Foreign Relations.
Kindheit und Jugend
Henry Kissinger wurde als Heinz Alfred Kissinger im mittelfränkischen Fürth in der Mathildenstraße 23 geboren. Sein Vater Louis Kissinger (1887–1982) unterrichtete am Fürther Lyzeum Geschichte und Geografie, seine Mutter Paula Kissinger (geb. Stern) (1901–1998) war die Tochter eines wohlhabenden jüdischen Viehhändlers aus Leutershausen nahe Ansbach. Der Nachname war von seinem Ur-Ur-Großvater Meyer Löb (1767–1838) aus dem unterfränkischen Kleineibstadt im Jahre 1817 angenommen worden und bezieht sich auf die Stadt Bad Kissingen.
Seine Kindheit verbrachte Henry Kissinger mit seinem ein Jahr jüngeren Bruder Walter Bernhard in Fürth, wo die Familie von 1925 bis zur Ausreise 1938 in der Marienstraße 5 wohnte. Die Familie emigrierte im September 1938 aus dem nationalsozialistischen Deutschen Reich in die USA. Mehrere Verwandte der Familie Kissingers wurden später von den Nationalsozialisten ermordet. Kissinger ging mit seinem Bruder Walter in New York City, im damals deutsch-jüdisch geprägten Ortsteil Washington Heights von Manhattan, auf die George Washington High School. Seinen ausgeprägten deutschen Akzent im Englischen und seinen fränkischen Dialekt im Deutschen hat er nie verloren.
Am 19. Juni 1943 erhielt Kissinger die Staatsbürgerschaft der USA, nachdem er im selben Jahr zum Militärdienst bei der U.S. Army eingezogen worden war. Im Jahre 1944 lernte Kissinger im Ausbildungslager Camp Claiborne (Louisiana) den damals 36-jährigen Juristen und Politologen Fritz G. A. Kraemer kennen, der wie er in der 84. US-Infanteriedivision diente und ebenfalls ein deutscher Emigrant war.
Diese Begegnung wurde für Kissingers weiteren Weg prägend. „Während der folgenden Jahrzehnte beeinflusste Kraemer meine Lektüre und mein Denken, beeinflusste die Wahl meiner Universität, weckte mein Interesse für politische Philosophie und Geschichte, inspirierte meine akademischen Abschlussarbeiten (both my undergraduate and my graduate theses) und wurde überhaupt zu einem integralen und unverzichtbaren Teil meines Lebens. […] Seine Inspiration blieb mir sogar in den zurückliegenden 30 Jahren erhalten, als er nicht mehr mit mir reden wollte“, erklärte Kissinger nach Kraemers Tod im Jahre 2003.
Der Zweite Weltkrieg brachte beide zurück nach Deutschland. Kissinger wurde zunächst Private (einfacher Soldat) in der G-Kompanie des 2. Bataillons der 84. US-Infanteriedivision. Da Kissinger gut Deutsch sprach, vermittelte ihn Kraemer zur militärischen Aufklärung innerhalb der Division. Ende 1944 wurde er der G-2 Section des Divisionshauptquartiers zugeteilt, kämpfte freiwillig gegen Hitlers Ardennenoffensive, wurde als Special Agent beim 970. Counter Intelligence Corps (CIC) eingesetzt und zum Sergeant befördert.
Im März 1945 war er mit der 84. US-Infanteriedivision drei Wochen in Krefeld, ab dem 9. April in Hannover, wo er mit Robert Taylor mehrere Gestapo-Beamte aufspürte und verhaftete. Hierfür erhielt er am 27. April den Bronze Star. Er war auch unter den Soldaten, die am 10. April das KZ-Außenlager Hannover-Ahlem befreiten.
Nachkriegszeit in Deutschland
Nach Kriegsende blieb er in Deutschland und arbeitete von Mitte 1945 bis April 1946 in der amerikanischen Besatzungszone beim Counter Intelligence Corps in Bensheim (Hessen). Dieser Nachrichtendienst hatte die Aufgabe, Kriegsverbrechen aufzuklären und die Entnazifizierung in Deutschland voranzutreiben. Von Bensheim aus ging Kissinger zur European Command Intelligence School im Camp King in Oberursel (Taunus), wo er bis zu seiner Rückkehr in die USA im Jahre 1947 unterrichtete.
Wissenschaftliche Karriere
Im Jahr 1947 kehrte Henry Kissinger in die USA zurück und studierte am Harvard College Politikwissenschaft, wo er 1950 seinen Bachelor erhielt. 1952 schloss er seinen Master ab und zwei Jahre später seine Promotion, jeweils an der Harvard University. Seine Dissertation wurde später unter dem Titel A World Restored: Metternich, Castlereagh and the Problems of Peace 1812–1822 veröffentlicht und wurde ein erfolgreiches Standardwerk der Geschichtsschreibung. Von 1954 bis 1971 war er Mitglied des Lehrkörpers in Harvard sowie Mitarbeiter im Department of Government. Kissingers politische Karriere profitierte sehr von den Kontakten, die er als Leiter des Harvard International Seminar knüpfte, einer Summer School für Nachwuchsführungskräfte aus aller Welt. 1954 bearbeitete er die Frage nach der militärischen Herausforderung der USA durch die Sowjetunion für sein Werk Nuclear Weapons and Foreign Policy. Von 1957 bis 1960 war Kissinger Direktor des Harvard Center for International Affairs und von 1958 bis 1969 Direktor des Harvard Defense Studies Program. Von 1950 bis 1960 war er außerdem Berater der Behörde für Waffenentwicklung beim Vereinigten Generalstab und von 1961 bis 1968 Berater der US-Agentur für Waffenkontrolle und Abrüstungsfragen. Im Jahr 1977, nach seinem Ausscheiden aus der Politik, nahm er eine Professur für Internationale Diplomatie an der Georgetown University in Washington, D.C. an.
Einen wesentlichen Einfluss auf Kissingers Denken übte das Werk des deutschen Philosophen Oswald Spengler aus: Spenglers pessimistisches Weltbild und seine Ablehnung des Rationalismus in Politik und Geschichte waren auch kennzeichnend für Kissingers Konzeption von Realpolitik. Ähnlich wie Spengler sah auch Kissinger die größte Gefahr für eine Zivilisation darin, dass rationalistisch-abwägende „Faktenmenschen“ das Moment des kreativen und risikobereiten menschlichen Handelns so stark zurückdrängen könnten, dass dadurch ein Staat faktisch handlungsunfähig würde. Im Gegensatz zu Spengler, der in seinem Geschichtsbild eine solche Entwicklung als unvermeidbar betrachtete, zog Kissinger daraus andere Schlüsse:
„Spengler hat nur die Tatsache des Untergangs und nicht ihre Notwendigkeit beschrieben. Es gibt jedoch einen Grenzbereich zwischen Notwendigkeit und Zufall, innerhalb dessen der Staatsmann ausdauernd und intuitiv Entscheidungsmöglichkeiten wahrnehmen muss, um das Schicksal seines Volkes zu gestalten“
Politische Laufbahn
Erste politische Erfahrung sammelte Henry Kissinger als Berater des New Yorker Gouverneurs Nelson Rockefeller ab 1957. In der Folge wurde er auch von den US-Präsidenten John F. Kennedy, Lyndon B. Johnson und Richard Nixon geschätzt. Mit der Wahl des Republikaners Nixon zum Präsidenten 1968 wurde Kissinger offizieller Berater für Außen- und Sicherheitspolitik (National Security Advisor).
Seine Amtszeit fällt in eine Periode, die nach der Ansicht der US-Politik und der Öffentlichkeit von einem Niedergang des amerikanischen Einflusses in der Welt geprägt wurde, während die Sowjetunion als Aufsteiger angesehen wurde. Der sich durch Misserfolge hinziehende Vietnamkrieg fiel zusammen mit Enthüllungen über Machtmissbrauch der US-Politik und der Geheimdienste, aber auch die Ölkrise und die Grenzen des Wachstums ließen die Aussichten der westlichen Supermacht schrumpfen. Dadurch motivierte Einsparungen im US-Bundeshaushalt führten zu einem Rückgang der Verteidigungsausgaben von 40 % zwischen 1968 und 1975. Gleichzeitig rüstete die Sowjetunion auf und gewann im Nahen Osten an Einfluss. Diese wahrgenommene Situation der Vereinigten Staaten gilt als Grund für Kissingers Realpolitik, die Interessen über Werte stellte und Verbündete nicht nach ihrer Menschenrechtsbilanz beurteilte.
Im Juli und Oktober 1971 unternahm er zwei geheime Reisen in die Volksrepublik China, um in Gesprächen mit dem damaligen Premierminister Zhou Enlai den Weg für Nixons Besuch und eine Normalisierung der Beziehungen zwischen China und den USA zu bereiten. Diese Verhandlungen führten dazu, dass Kissinger heutzutage von chinesischen Politikern häufig als „der alte Freund des chinesischen Volkes“ bezeichnet wird.
Im selben Jahr bereiste er auch die Sowjetunion, wo er in Moskau das erste Abkommen zur Rüstungsbegrenzung zwischen den USA und der Sowjetunion vorbereitete. Er etablierte eine Politik der Entspannung zwischen beiden Staaten und war der amerikanische Unterhändler in den Strategischen Rüstungsbegrenzungsgesprächen, die im SALT-I-Vertrag gipfelten, sowie für den ABM-Vertrag zur Begrenzung strategischer Raketen (Anti Ballistic Missiles).
Auch mit dem Nordvietnamesen Lê Đức Thọ traf er sich im Geheimen und bereitete mit ihm Friedensgespräche vor, die 1973 zu einem Friedensvertrag im Vietnamkrieg führten. Der Krieg ging jedoch noch bis 1975, da Lê Đức Thọ die weitere Einmischung und Waffenlieferung der USA an die südvietnamesischen Truppen mit weiteren Kriegshandlungen beantwortete. Beide Politiker erhielten 1973 für den Vertrag den Friedensnobelpreis, den Lê Đức Thọ jedoch – im Gegensatz zu Kissinger – ablehnte, da der Krieg zu dieser Zeit noch andauerte.
Im September 1973 übernahm Kissinger unter Richard Nixon als Nachfolger von William P. Rogers das Amt des Außenministers, das er auch im Kabinett von Gerald Ford bis Januar 1977 innehatte. Während der Ford-Jahre arbeitete er sehr eng und vertrauensvoll mit der deutschen Regierung Schmidt/Genscher zusammen. Nicht zuletzt seiner Rückendeckung war es zu verdanken, dass Bonns Interesse an „unverletzlichen“, aber nicht „unveränderlichen“ Grenzen in Europa Eingang in die KSZE-Schlussakte fand. Durch die ausdrückliche Anerkennung der Möglichkeit friedlichen Wandels blieb somit die Option auf eine deutsche Wiedervereinigung gewahrt.
Von 1973 bis 1974 spielte Kissinger eine große Rolle in den Friedensbemühungen zwischen Israel und den arabischen Ländern, vor allem Syrien. Er handelte das Ende des Jom-Kippur-Krieges aus, der mit Ägyptens und Syriens Versuch der Rückeroberung des im Sechstagekrieg an Israel verlorenen Sinai bzw. der Golanhöhen begonnen hatte, und initiierte mit der Genfer Nahostkonferenz ein erstes direktes Zusammentreffen der Kontrahenten sowie eine Reihe von Interimsabkommen, die dem langfristigen Ziel der Umsetzung der UNO-Resolution 338 dienten. Kissingers intensive Reisetätigkeit zwischen den Konfliktparteien führte zur Entstehung des damals viel gebrauchten Begriffes Pendeldiplomatie (Shuttle Diplomacy).
Kissinger ist einer der geistigen Väter der Roadmap, der Übereinkunft zwischen dem Präsidenten der palästinensischen Autonomiegebiete Arafat und Israels Ministerpräsident Rabin im palästinensisch-israelischen Konflikt. Er war es auch, der Mubarak zu der entscheidenden Vermittlerrolle zwischen Israel und der palästinensischen Autonomiebehörde drängte. Hierbei verstand es Kissinger auch, die Regierung der Bundesrepublik Deutschland zur Vermittlung im Nahostkonflikt zu bewegen.
Mit der Amtsübernahme des US-Präsidenten Jimmy Carter im Jahre 1977 schied Henry Kissinger aus der Regierung aus und zog sich weitestgehend aus dem politischen Leben zurück. Die Globalisierung kennzeichnete er wie folgt: „Globalisierung ist nur ein anderes Wort für US-Herrschaft.“ Er unterstützte die Präsidentschaftskandidatur Ronald Reagans 1980 und wurde nach dessen Wahl auch in dessen Beraterstab aufgenommen. In der Folgezeit blieb er jedoch politisch weitgehend einflusslos. Im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen 2000 trat er als Unterstützer von John McCain auf. Später beriet er George W. Bush.
Kissinger ist Mitglied im Council on Foreign Relations und regelmäßiger Teilnehmer der Bilderberg-Konferenzen. Seit 1996 gehört er dem wissenschaftlichen Beirat der bundesunmittelbaren Otto-von-Bismarck-Stiftung an.
Familiäres und Privates
Von 1949 bis 1964 war Kissinger mit Ann Fleischer verheiratet. Aus der 1964 geschiedenen Ehe stammen die Kinder Elizabeth und David. Seit 1974 ist er in zweiter Ehe mit Nancy Maginnes verheiratet. 1982 hatte er mehrere Bypassoperationen.
Kissinger ist seit 1998 Ehrenbürger seiner Heimatstadt Fürth und Gründungsmitglied der Bürgerstiftung Fürth, die im Juli 2007 gegründet wurde. Anfang Mai 2010 kam er nach Fürth, wo er unter anderem sein Geburtshaus und seine ehemalige Schule besuchte. Ferner wohnte er der Enthüllung seines ihm zu Ehren angefertigten Portraits im Fürther Rathaus bei.
Seit seiner Jugend ist Kissinger treuer Anhänger des Fußballclubs SpVgg Fürth, der heutigen SpVgg Greuther Fürth. Während er die Spielergebnisse der Fürther und die der 1. und 2. Fußball-Bundesliga heutzutage per Internet verfolgt, ließ er sie sich früher von der deutschen Botschaft in den USA mitteilen. Nachdem der Verein am 20. April 2012 erstmals den Aufstieg in die 1. Bundesliga geschafft hatte, löste Kissinger ein früheres Versprechen ein und saß beim zweiten Heimspiel gegen den FC Schalke 04 am 15. September 2012 auf der Tribüne.


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Katarina Witt

Katarina Witt (* 3. Dezember 1965 in Falkensee, West-Staaken) ist eine ehemalige deutsche Eiskunstläuferin, die im Einzellauf für die DDR und nach der deutschen Einheit für Deutschland startete und sowohl Olympiasiege (1984, 1988) als auch Weltmeistertitel (1984, 1985, 1987, 1988) gewann. Außerdem ist sie Schauspielerin und Moderatorin.
Witt wurde in Staaken im damaligen West-Staaken geboren, das von 1961 bis 1969 zu Falkensee gehörte. Ihre Mutter kam 1947 als Heimatvertriebene aus Hinterpommern nach Nauen und ihr Vater war bessarabiendeutscher Umsiedler, der 1945 über Polen nach Kleineichstädt kam. Ihre schulische und sportliche Ausbildung erhielt Katarina Witt unter anderem an der Karl-Marx-Städter Kinder- und Jugendsportschule, dem jetzigen Sportgymnasium Chemnitz. Ab 1977 trainierte sie unter Jutta Müller beim SC Karl-Marx-Stadt.
Karriere
1979 erreichte Witt bei den DDR-Meisterschaften erstmals das Podium. Sie wurde Dritte hinter Anett Pötzsch und Carola Weißenberg und nahm in Zagreb an der Eiskunstlauf-Europameisterschaften 1979 teil. Im Jahr darauf wurde sie Vizemeisterin der DDR hinter Pötzsch und Zehnte bei den Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften 1980 in Dortmund. Nachdem Pötzsch 1980 Olympiasiegerin, Weltmeisterin und Europameisterin geworden war, beendete diese ihre Karriere, und Witt gewann 1981 ihren ersten DDR-Meistertitel, den sie bis 1988 verteidigen konnte. Sowohl bei der Europameisterschaft in Innsbruck als auch bei den Weltmeisterschaften in Hartford erreichte sie jeweils den fünften Platz.
1982 wurde sie in Lyon Vize-Europameisterin hinter der Österreicherin Claudia Kristofics-Binder und dann in Kopenhagen Vize-Weltmeisterin hinter der US-Amerikanerin Elaine Zayak. 1983 wurde Witt in Dortmund Europameisterin. Bei den Weltmeisterschaften in Helsinki belegte sie nach der US-Amerikanerin Rosalynn Sumners, Claudia Leistner aus der Bundesrepublik Deutschland und Jelena Wodoresowa aus der Sowjetunion den vierten Platz, nachdem sie in Kurzprogramm und Kür vorne gelegen hatte, aber in der Pflicht nur den achten Platz erreichte.
Im Jahr 1984 errang Witt in Budapest ihren zweiten Europameisterschaftstitel und bei ihren ersten Olympischen Spielen in Sarajevo die Goldmedaille. Dort war die amtierende Weltmeisterin Rosalynn Sumners favorisiert, die auch die Pflicht gewann, Witt erreichte dort den dritten Platz. Sie gewann das Kurzprogramm, das Sumners als Fünfte beendete. In der Kür schaffte Witt drei Dreifachsprünge, Sumners zeigte am Ende einen geplanten dreifachen Toeloop nur doppelt und einen geplanten Doppelaxel nur einfach. So entschied Witt die Kür mit fünf zu vier Punktrichterstimmen und 0,2 Punkten Unterschied knapp für sich und wurde Olympiasiegerin.
Bei der anschließenden Weltmeisterschaft in Ottawa gelang es Witt auch noch, ihren ersten Weltmeisterschaftstitel zu gewinnen. Sie gewann dort die Pflicht, das Kurzprogramm und die Kür. Wie ihre Landsfrau Anett Pötzsch vier Jahre zuvor hatte Witt im olympischen Jahr alle Titel auf sich vereint.
1985 wurde sie in Göteborg zum dritten Mal in Folge Europameisterin und in Tokio zum zweiten Mal Weltmeisterin, beide Male vor Kira Iwanowa aus der Sowjetunion. 1986 errang Witt erneut die Goldmedaille bei der Europameisterschaft, musste sich bei den Weltmeisterschaften in Genf aber der US-Amerikanerin Debi Thomas geschlagen geben. 1987 konnte sie beide großen Turniere wieder für sich entscheiden, in Sarajevo wurde sie Europameisterin und bei den Weltmeisterschaften in Cincinnati siegte sie vor Debi Thomas. Dabei lief sie die stärkste Kür ihrer Karriere. Sie landete fünf Dreifachsprünge, darunter einen dreifachen Rittberger.
1988 gewann Witt in Prag ihren sechsten Europameisterschaftstitel in Folge, zum vierten Mal hintereinander wurde Kira Iwanowa Vizeeuropameisterin. Bei den Olympischen Spielen in Calgary galten Witt und Thomas als Favoritinnen. Es kam zur „Battle of the Carmens“, wie die Presse das Duell nannte, da beide Eiskunstläuferinnen ihre Kür zu Musik aus Georges Bizets Oper Carmen liefen. Witt beendete die Pflicht auf dem dritten Platz, einen Platz hinter Thomas, gewann aber das Kurzprogramm vor Thomas, so waren beide etwa gleich auf und die Kür brachte die Entscheidung: Witt zeigte vier Dreifachsprünge, den Rittberger nur doppelt. Thomas verfehlte drei ihrer geplanten fünf Dreifachsprünge. Die Kanadierin Elizabeth Manley war die Beste in der Kür, am Ende reichte ihr der Kürsieg allerdings nicht und Witt wurde knapp Olympiasiegerin. Sie war damit die zweite Eiskunstläuferin nach Sonja Henie, die ihren Olympiatitel wiederholen konnte.
Zum Abschluss ihrer Karriere gewann sie bei den Weltmeisterschaften in Budapest ihren vierten Weltmeisterschaftstitel, genau wie bei den Olympischen Spielen, vor Manley und Thomas. Katarina Witt war somit die dominierende Eiskunstläuferin der Achtziger Jahre. Sie ist mit zwei Olympiasiegen, vier Weltmeisterschaftstiteln und sechs Europameisterschaftstiteln eine der erfolgreichsten Eiskunstläuferinnen der Geschichte des Eiskunstlaufes.
Witt und die DDR
Witt war in der DDR eine prominente Sportlerin und wurde von der Staatsführung als Repräsentantin und Aushängeschild des Landes betrachtet; dabei traf sie sich unter anderem auch persönlich mit Erich Honecker und Egon Krenz. Sie war Offizier der NVA, Mitglied der FDJ und der SED. Gegenüber dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel äußerte sie 2001, sie sei „von diesem Staat überzeugt“ gewesen. Witt stand unter intensiver Beobachtung durch das Ministerium für Staatssicherheit und wurde unter anderem vom IM Ingo Steuer überwacht und bespitzelt; ihre Wohnung war verwanzt und ihr Telefon wurde abgehört. Zugleich erhielt sie jedoch auch Vergünstigungen durch den Staat. Diese gingen neben außergewöhnlicher materieller Bevorzugung so weit, dass die Staatssicherheit dafür sorgte, dass Witt ihren Führerschein zurückerlangte, den sie zuvor wegen zu schnellen Fahrens verloren hatte. Nachdem sie eine Klage gegen die Veröffentlichung von 181 Seiten ihrer Stasi-Akte durch die damalige Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Marianne Birthler, im Jahr 2001 zurückgezogen hatte, verwiesen verschiedene Medien auf die Aktenlage, danach habe sie von der Stasi immer wieder materielle Zuwendungen erhalten. So berichtete die Tageszeitung Die Welt, aus den Akten zitierend, beispielsweise von einem VW Golf (den von Witt geäußerten Wunsch nach einem VW-Bus konnte die Stasi nicht erfüllen, und der mit aufwendiger Sonderausstattung ausgerüstete Golf wurde nach einem durch Witt verschuldeten Unfall ein zweites Mal besorgt) sowie verschiedenen Wohnungen, die ihr gestellt worden seien. Zudem sei ihr laut Der Spiegel ein Reisepass mit West-Visum zur Verfügung gestellt worden. Witt wandte sich teilweise gegen diese Darstellungen; sie habe zwar kleinere Zuwendungen wie einen Geschirrspüler erhalten, für die Wohnungen habe sie jedoch Miete bezahlt. Zudem bestritt sie die Einordnung der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, dass sie in den Akten teilweise als „Begünstigte“ der Stasi erscheine.


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Dr. Klaus Blech

Klaus Blech (* 14. August 1928 in Stuttgart; vollständiger Name: Klaus Wolfgang Günther Blech) ist ein ehemaliger deutscher politischer Beamter und Diplomat. Er war von 1984 bis 1989 Chef des Bundespräsidialamts.
Leben und Beruf
Klaus Blech wurde als Sohn eines Malers und Kunsthändlers, der aus Niederschlesien stammte, in Stuttgart geboren und wuchs in Heilbronn auf. Nach dem Abitur studierte er Rechtswissenschaften an den Universitäten Tübingen, Hamburg, Paris und mit der Unterstützung durch ein Fulbright-Stipendium an der Chicago. 1952 bestand er die erste juristische Staatsprüfung, 1958 die zweite. Im gleichen Jahr promovierte er in Tübingen mit einer Arbeit Über die auswärtige Gewalt der USA zum Dr. jur. und trat in den Auswärtigen Dienst ein. Zunächst wirkte er dort als Attaché im Büro von Außenminister Heinrich von Brentano. 1959 bis 1961 wirkte er in Wien und 1962 bis 1964 in Djakarta/Indonesien. Von 1965 bis 1968 diente er als Persönlicher Referent dem damaligen Staatssekretär im Auswärtigen Amt und späteren Bundespräsidenten Karl Carstens und dessen Nachfolger im Auswärtigen Amt Klaus Schütz. 1968 ging er für drei Jahre als Botschaftsrat nach Tokio. Später wurde er dort Botschafter.
Von 1984 bis 1989 war er Chef des Bundespräsidialamts. Ab 1989 bis 1991 war er als Botschafter in Moskau tätig und tauschte mit seinem Amtsvorgänger in Moskau, Andreas Meyer-Landrut, die Positionen.
Blech spricht unter anderem Japanisch, Russisch und Chinesisch.


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Johannes Bauch

Johannes Bauch (* 16. Juli 1934 in Freiburg im Breisgau) ist ein deutscher Diplomat. Er war von 1993 bis 1999 Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Polen.
Bauch legte 1955 das Abitur an einem Freiburger Gymnasium ab. Im Anschluss daran absolvierte er ein Studium der Rechtswissenschaft an den Universitäten in Hamburg, München und Freiburg, das er 1960 mit dem Ersten Staatsexamen abschloss. Nach dem juristischen Vorbereitungsdienst legte 1964 das Zweite Staatsexamen ab.
Bauch trat 1965 in den Auswärtigen Dienst ein und wurde in verschiedenen Funktionen im Auswärtigen Amt und im Bundeskanzleramt eingesetzt. In den folgenden Jahren war er in den Auslandsvertretungen in Stockholm, Tokio, Genf und Kabul tätig. Von 1986 bis 1991 war er Gesandter an der Deutschen Botschaft in Warschau, die er von 1993 bis 1999 als Botschafter leitete.
Bauch war Mitglied des Vorstandes der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit und von 2003 bis 2008 Mitglied der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“.


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Arnold Vaatz

Arnold Eugen Hugo Vaatz (* 9. August 1955 in Weida, Kreis Gera-Land, DDR) ist ein deutscher Politiker (CDU) und ehemaliger DDR-Bürgerrechtler.
Arnold Vaatz ist seit 2002 stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.
Von 1990 bis 1992 war er Staatsminister in der Sächsischen Staatskanzlei und von 1992 bis 1998 Sächsischer Staatsminister für Umwelt und Landesentwicklung.
Leben und Beruf
Nach dem Abitur 1974 an der Erweiterten Oberschule (EOS) in Greiz absolvierte Vaatz seinen 18-monatigen Grundwehrdienst in der NVA und begann 1976 ein Studium der Mathematik an der Technischen Universität Dresden, welches er 1981 als Diplom-Mathematiker beendete. Danach war er zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter und ab 1987 als Gruppenleiter für Computertechnik beim VEB Komplette Chemieanlagen Dresden tätig. Ende 1982 wurde er wegen Reservewehrdienstverweigerung zu einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten verurteilt, die er bis Mai 1983 in der Strafvollzugsanstalt Unterwellenborn verbüßte. Dort wurde er zur Zwangsarbeit im Stahlwerk Maxhütte (Unterwellenborn) verpflichtet.
Ab Oktober 1989 arbeitete Vaatz in der Gruppe der 20 mit und war maßgeblich bei der Besetzung der Bezirksverwaltung Dresden des Ministeriums für Staatssicherheit am 5. Dezember 1989 beteiligt. Zusammen mit Steffen Heitmann war Vaatz aktiv im Bürgerkomitee zur Auflösung der Bezirksverwaltung und der Kreisdienststelle Dresden des MfS tätig.
Mitte Juni 1990 wurde Vaatz als stellvertretender Regierungsbevollmächtigter für den Bezirk Dresden von der Regierung de Maizière eingesetzt. In dieser Funktion sowie als Vorsitzender des Koordinierungsausschusses zur Bildung des Landes Sachsen war er tonangebend bei der Wiedergründung des Freistaates Sachsen am 3. Oktober 1990

Arnold Vaatz ist verheiratet und hat vier Kinder. Privat beschäftigt er sich mit Briefmarkenkunde. So wurde Vaatz im April 2015 zu einem Prüfer im Bund Philatelistischer Prüfer berufen. Sein Prüfgebiet ist Sachsen.
Im Oktober 1989 schloss sich Vaatz dem Neuen Forum an und wurde schließlich auch dessen Pressesprecher.
Im Februar 1990 trat er dann in die CDU ein und war von 1993 bis 1995 Stellvertretender Landesvorsitzender der CDU Sachsen. Nachdem er sich 1995 beim Landesparteitag nicht als stellvertretender Vorsitzender hatte durchsetzen können, beschloss Vaatz einen Neuanfang auf Bundesebene. Von 1996 bis 2000 war er Mitglied im CDU-Bundesvorstand und von 1998 bis 2000 auch im Präsidium der CDU. Nachdem er im April 2000 bei der Wahl in das Bundespräsidium der CDU gescheitert war, forderte Vaatz Biedenkopf öffentlich auf, den Platz für einen Nachfolger als Ministerpräsident freizumachen, was auf erhebliche Kritik in der sächsischen Union stieß. Seit 2002 gehört er erneut dem Bundesvorstand der CDU an.
Abgeordneter

Er war von 1990 bis 1998 Mitglied des Sächsischen Landtages.

Seit 1998 ist Vaatz Mitglied des Deutschen Bundestages. Hier wurde er im Oktober 2002 zum Stellvertretenden Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für die Bereiche Aufbau Ost, Menschenrechte und wirtschaftliche Entwicklung gewählt.
Arnold Vaatz ist stets als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Dresden II bzw. seit 2002 des Wahlkreises Dresden II – Meißen I in den Bundestag eingezogen. Bei der Bundestagswahl 2005 erreichte er hier 35,2 % der Erststimmen. Bei der Bundestagswahl 2009 gelang ihm im selben Wahlkreis wieder der Einzug in den Bundestag, ebenso 2013 und 2017. 2017 erhielt er 25,3 Prozent der Erststimmen knapp vor Anka Willms von der AfD mit 21,9 Prozent.
Öffentliche Ämter
1990 wurde er als Staatsminister in der Sächsischen Staatskanzlei in die von Ministerpräsident Kurt Biedenkopf geführte Sächsische Staatsregierung berufen. Biedenkopf war mit Vaatz’ aggressiver Art und Weise der Erneuerung der CDU-Landespartei nicht einverstanden, weswegen er – um Harmonie in der CDU Sachsen bemüht – den ehemaligen Bürgerrechtler nach nur einem Jahr aus der Staatskanzlei ins Umweltministerium versetzte, wo Vaatz bis 1998 Sächsischer Staatsminister für Umwelt und Landesentwicklung war.
Politische Positionen
Vaatz befürwortet auch nach dem Ausstiegsbeschluss der Regierung Merkel den Einsatz von Kernenergie. Erneuerbaren Energien und insbesondere Solarenergie steht er kritisch gegenüber. Im März 2012 erklärte er in einer Sendung des ZDF, er befürworte das Endlager Gorleben und sei davon überzeugt, dass von den Wassereinbrüchen in der Schachtanlage Asse keine Gefahr ausgehe.
Im Juli 2012 nannte er die Energiewende ein „sinnloses Experiment“, das „kaum machbar und aus ökonomischen Gründen […] völlig unsinnig“ sei und von dem er nicht glaube, dass es realisiert werde. Dies ließ Bundeskanzlerin Merkel über ihren Regierungssprecher Seibert umgehend zurückweisen. „Der Atomausstieg ist beschlossen und unumkehrbar“, sagte Seibert der Presse.
Im Februar 2012 hatte er in einem Beitrag für EIKE erklärt, die „energiepolitische Sackgasse“ Energiewende sei entstanden durch „erbarmungslose[n] Konformitätsdruck, der von einer postreligiösen Gesellschaft ausgeht, die ihren arbeitslos gewordenen religiösen Sensus ausleben will“. Dieser Konformitätsdruck habe „eine Gleichschaltung der Gesellschaft verursacht, die zwar mit den Formen von Gleichschaltung wie dies [sic!] aus der Geschichte der europäischen Diktaturen kennen, nicht identisch ist, jedoch ganz ähnliche Züge aufweist.“
Vaatz will die AfD nicht ausgrenzen. Er hielt es 2014 für fragwürdig, wenn die AfD - damals unter Bernd Lucke - an den rechten Rand gerückt wird.
Zusammen mit Klaus Brähmig schrieb er bezüglich der 2017 vom Bundestag beschlossenen eherechtlichen Gleichstellung von Lesben und Schwulen: „Wir schämen uns fremd für den Umgang dieser Gesellschaft mit den Lebensauffassungen unserer Vorfahren, die sich nicht mehr verteidigen können.“
Gesellschaftliches Engagement
Vaatz war von 1997 bis 2002 Mitglied des Hörfunkrates des Deutschlandradios. Er ist Mitherausgeber von Civis mit Sonde und Gastautor bei der Achse des Guten. Außerdem gehörte er dem Präsidium des Studienzentrums Weikersheim an; im Juni 2007 kündigte Vaatz seine Mitgliedschaft im Studienzentrum.
Im Streit um die Dresdner Waldschlößchenbrücke trat Vaatz als Verfechter für deren Bau ein und griff Kritiker zum Teil scharf an. Dies führte im Frühjahr 2007 zu entsprechenden Reaktionen und zu zwei CDU-Austritten bekannter Mitglieder in Dresden.
Auszeichnungen
Neben weiteren Bürgerrechtlern wurde Vaatz am 8. Oktober 1995 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse für seine Verdienste bei der Friedlichen Revolution in der DDR von Bundespräsident Roman Herzog verliehen. Am 13. Oktober 2009 erhielt er zum Anlass „20 Jahre Friedliche Revolution“ den Sächsischen Verdienstorden. Am 3. Oktober 2018 erhielt er den Scheidegger Friedenspreis, mit dem Personen für ihre Verdienste um die friedliche Revolution in der DDR geehrt werden.


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