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 Betreff des Beitrags: Re: Zeitzeugen - Wiedervereinigung
BeitragVerfasst: So 10. Feb 2019, 12:21 
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Zeitzeugen - Wiedervereinigung Deutschlands

Judith Braband

Judith „Jutta“ Braband geb. Czichotzke (* 13. März 1949 in Barth) ist eine ehemalige deutsche Politikerin. Sie war Inoffizielle Mitarbeiterin der DDR-Staatssicherheit, Vertreterin der Bürgerrechtsbewegung der DDR und Bundestagsabgeordnete auf der Liste der PDS.
Leben
Jutta Braband wurde in Stralsund geboren, absolvierte 1965 bis 1967 eine Ausbildung zur Industriekauffrau und arbeitete danach als Sachbearbeiterin. 1967 trat sie der SED bei. Nachdem sie auf der Volkshochschule ihr Abitur nachgeholt hatte, begann sie 1969 ein Studium an der Fachschule für Außenwirtschaft Berlin. Nach der Exmatrikulation aus politischen Gründen 1972 musste sie sich „in der Produktion bewähren“ und war Sachbearbeiterin, später wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem Berliner Textilbetrieb, zugleich war sie vom MfS als Inoffizielle Mitarbeiterin (IM) registriert. Mindestens drei DDR-Bürger wurden auch aufgrund ihrer Berichte verhaftet.
Seit 1975 arbeitete sie freiberuflich als Textil- und Modedesignerin und hatte Kontakte zu oppositionellen Gruppen. 1979 trat sie aus der SED aus und wandelte sich zur Dissidentin. Nach einer Unterschriftensammlung gegen den Ausschluss kritischer Schriftsteller aus dem Schriftstellerverband wurde sie 1980 zu einer neunmonatigen Freiheitsstrafe verurteilt.
Im Dezember 1989 wurde sie Mitglied des Unabhängigen Frauenverbandes (UFV) und erste Geschäftsführerin der Vereinigten Linken, deren Vertreterin am Berliner und am Zentralen Runden Tisch sie war. 1990 bis 1992 war sie auf der Liste der PDS Abgeordnete des Bundestages. Im September 1991 hatte sie sich öffentlich zu ihrer Stasi-Mitarbeit bekannt. Aufgrund der Diskussion um ihre Tätigkeit für das MfS gab sie ihr Mandat zurück.
Von 1995 bis 2005 war sie Geschäftsführerin des ACUD in Berlin, seit 1997 ist sie Vorsitzende bzw. Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Haus der Demokratie und Menschenrechte.


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 Betreff des Beitrags: Re: Zeitzeugen - Wiedervereinigung
BeitragVerfasst: So 10. Feb 2019, 12:25 
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Zeitzeugen - Wiedervereinigung Deutschlands

Dr. Eberhard Diepken

Eberhard Diepgen (* 13. November 1941 in Berlin) ist ein deutscher Politiker (CDU). Er war Landes- und Fraktionsvorsitzender der CDU Berlin und von 1984 bis 1989 sowie von 1991 bis 2001 Regierender Bürgermeister von Berlin.
Zudem ist er Namensgeber und Schirmherr des Eberhard-Diepgen-Preises.
Diepgen kam im Pankower Krankenhaus „Maria Heimsuchung“ zur Welt. Während des Krieges wurde er nach Klingenthal evakuiert. Diepgen wuchs in den 1950er Jahren im Bezirk Wedding im Stadtteil Gesundbrunnen auf. Hier wohnte er von seinem zehnten Lebensjahr bis zum Beginn des Studiums in der Gartenstadt Atlantic. Diepgen ist Enkel des Medizinhistorikers Paul Diepgen; der 15 Jahre jüngere Kommunalpolitiker Martin Diepgen ist sein Halbbruder. Nach dem Abitur, das er 1960 am Diesterweg-Gymnasium ablegte, begann Diepgen ein Studium der Rechtswissenschaft an der Freien Universität Berlin (FU), das er 1967 mit dem ersten Staatsexamen abschloss. Seine Referendarausbildung schloss er 1972 mit dem zweiten juristischen Staatsexamen ab.
Seit 1963 ist Diepgen Mitglied der CDU. Ende Januar 1963 wählte der 14. Konvent der FU Diepgen, der Mitglied im Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) und der Burschenschaft Saravia zu Berlin war, einer schlagenden Verbindung, zum AStA-Vorsitzenden. Das rief das Missfallen des Ältestenrats des Konvents hervor. Mit der Begründung: „Die Ältesten halten es für unvereinbar mit dem Geist der Freien Universität und den Vorstellungen einer modernen Universität ..., daß ein Mitglied einer schlagenden Verbindung die Gesamtheit aller Studenten der Freien Universität vertritt“, beschloss er am 2. Februar 1963 eine Urabstimmung über die Gültigkeit der Wahl. Daraufhin wählte die Studentenschaft der FU Diepgen am 15. Februar 1963 bei hoher Wahlbeteiligung mit deutlicher Mehrheit ab. Zwei Jahre später wurde Diepgen zum stellvertretenden Vorsitzenden des AStA-Dachverbands VDS gewählt.
Zusammen mit Freunden aus der Zeit seines Jurastudiums gründete Diepgen eine Gruppe, die man bezogen auf einen der Köpfe, Peter Kittelmann, auch ironisch „K-Gruppe“ nannte. Seit seiner Studienzeit an der juristischen Fakultät der FU Berlin ist Diepgen eng mit Klaus-Rüdiger Landowsky bekannt, dem späteren Fraktionsvorsitzenden und der „grauen Eminenz“ der CDU im Abgeordnetenhaus während Diepgens Bürgermeisterschaft.
1971 wurde Diepgen Mitglied des Landesvorstandes und 1983 schließlich für insgesamt 19 Jahre Landesvorsitzender der CDU Berlin. In dieser Zeit gehörte er zudem mehrfach dem Präsidium der Bundes-CDU an. Bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus von Berlin 1971 wurde er erstmals ins Abgeordnetenhaus von Berlin gewählt, dem er bis 2001 angehörte. Von 1980 bis zu seiner Wahl zum Regierenden Bürgermeister 1984 und von 1989 bis 1991 war er dort Vorsitzender der CDU-Fraktion. 1980 wurde er außerdem in den Deutschen Bundestag gewählt, legte sein Mandat aber bereits am 3. Februar 1981 nieder. 2002 zog Diepgen mit seiner Frau Monika von Zehlendorf nach Wilmersdorf und war seitdem als Rechtsanwalt tätig. Diepgen hat einen Sohn und eine Tochter, die beide volljährig sind.
Am 9. Februar 1984 wurde Eberhard Diepgen als Nachfolger von Richard von Weizsäcker, der für das Amt des Bundespräsidenten kandidierte, zum Regierenden Bürgermeister von Berlin gewählt. Innerhalb der Berliner CDU hatte sich Diepgen zuvor gegen die Gegenkandidatin Hanna-Renate Laurien durchgesetzt. Bei den Wahlen zum Abgeordnetenhaus 1985 konnte sich die CDU unter seiner Führung trotz leichter Verluste (46,4 % der Stimmen) klar als stärkste Fraktion behaupten. Diepgen setzte sich hierbei gegen seinen Gegenkandidaten, den langjährigen Bundesfinanz- und Verteidigungsminister Hans Apel (SPD), durch.
Im Zuge der sogenannten „Antes-Affäre“ 1985/86 wurde aufgedeckt, dass Diepgen mindestens 75.000 Mark als „Spende“ vom Bauunternehmer Kurt Franke erhalten hatte. Auf dessen Spenderliste standen zahlreiche Personen aus der Berliner Politik und Verwaltung. Bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus von Berlin 1989 erlitt die CDU Verluste in Höhe von 8,7 Prozent. Da außerdem sein Koalitionspartner FDP an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterte, musste er zugunsten von Walter Momper, der einen rot-grünen Senat bildete, aus dem Amt ausscheiden. Nach den ersten Gesamt-Berliner Wahlen am 2. Dezember 1990 war die CDU wieder deutlich stärkste Fraktion. Diepgen wurde am 24. Januar 1991 von einer Großen Koalition aus CDU und SPD erneut zum Regierenden Bürgermeister von Berlin gewählt.
Nach den Wahlen zum Abgeordnetenhaus von Berlin 1995 und 1999 wurde er jeweils als Chef einer großen Koalition wiedergewählt, wobei sich Diepgen 1995 trotz eigener Stimmenverluste gegen Ingrid Stahmer und 1999 erneut gegen Walter Momper behaupten konnte. 1999 übernahm Diepgen auch das Justizressort, da sich die Koalitionsparteien nicht auf die Zahl der Kabinettsposten einigen konnten. Die fehlende Eigenständigkeit des Ressorts wurde von Richter-, Staatsanwalts- und Rechtsanwaltsvereinigungen kritisiert.
Nach dem Berliner Bankenskandal kam es im Frühsommer 2001 zum Bruch der Großen Koalition. Am 16. Juni 2001 schließlich wurde Diepgen mit den Stimmen von SPD, PDS und Bündnis 90/Die Grünen mittels eines Misstrauensvotums abgewählt. Zu seinem Nachfolger wurde der SPD-Fraktionsvorsitzende Klaus Wowereit gewählt. Diepgen war insgesamt 15 Jahre und fünf Monate Regierender Bürgermeister und somit der am längsten amtierende Regierende Bürgermeister der Stadtgeschichte. In seine „Regierungspause“ von 1989 bis 1991 fiel die Phase vom Mauerfall (am 9. November 1989) bis zur Wiedervereinigung (am 3. Oktober 1990) – in diesen knapp zwei Jahren musste er das Amt des Stadtoberhaupts seinem SPD-Rivalen Momper überlassen. Zudem schaffte Diepgen es nicht ins Amt des Bundesratspräsidenten, da das Land Berlin die Bundesratspräsidentschaft ebenfalls in Mompers Amtszeit (1. November 1989 bis 31. Oktober 1990) innehatte, um sie dann ein halbes Jahr nach Diepgens erneutem Ausscheiden (1. November 2001) wieder zu übernehmen. Sein Nachfolger Klaus Wowereit wiederum hält den Rekord für die längste ununterbrochene Amtszeit als Regierender Bürgermeister von Berlin.
Diepgen ist der einzige Regierende Bürgermeister, dem nach Ausscheiden aus dem Amt eine Rückkehr gelang. Dieser Vorgang ist bei deutschen Länderregierungschefs selten. Vor Diepgen war dies lediglich bei den bayerischen Ministerpräsidenten Wilhelm Hoegner (1954) und Hans Ehard (1960), Hamburgs Erster Bürgermeister Max Brauer (1957) und dem niedersächsische Ministerpräsident Hinrich Wilhelm Kopf (1959) der Fall gewesen.


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 Betreff des Beitrags: Re: Zeitzeugen - Wiedervereinigung
BeitragVerfasst: So 10. Feb 2019, 17:17 
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Dr. Claus-Jürgen Duisberg

Veranstaltungsbericht „Als Deutscher unter Deutschen“. Der Staatsbesuch Erich Honeckers in der Bundesrepublik 1987
4. September 2012 I 18:00 Uhr I Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Berlin Am 4. September 2012 luden die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, die Deutsche Gesellschaft e. V. sowie der Berliner Landesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR innerhalb ihrer gemeinsamen achtteiligen Veranstaltungsreihe „2x Deutschland: Innerdeutsche Beziehungen 1972-1990“ zur sechsten Diskussionsrunde ein. Thema des Abends war „‚Als Deutscher unter Deutschen‘. Der Staatsbesuch Erich Honeckers in der Bundesrepublik“. Martin Gutzeit, Berliner Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen, eröffnete die Veranstaltung und wertete den Besuch Honeckers in der Bundesrepublik im September 1987 als ein „unterschiedlich und widersprüchlich wahrgenommenes Ereignis“. In seinem Eingangsreferat wertete Prof. Dr. Martin Sabrow, Direktor des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam e. V., den Staatsbesuch Erich Honeckers in der Bundesrepublik als „Pyrrhussieg“. Er stelle zwar den größten politischen Erfolg dar, den das SED-Regime nach außen je errang. Der Staatsbesuch werfe jedoch bis heute Fragen auf: Hat die Bundesrepublik die Partnerschaft mit der DDR zu weit getrieben? Hat die Kooperation mit Ost-Berlin die DDR gestärkt? Oder hat sie den Zerfall des DDR-Regimes sogar beschleunigt? Martin Sabrow stellte die These auf, dass der Besuch Honeckers in der Bundesrepublik ein Erfolg für die DDR war, gleichzeitig aber auch den Untergangs der DDR nach sich zog. Ein Erfolg war der Besuch zum einen deshalb, weil er wie ein Staatsbesuch initiiert worden sei, obwohl es sich offiziell um einen Arbeitsbesuch handelte. Zum anderen konnte Honecker mit der Reise nach Bonn eine gewisse Unabhängigkeit – „vom Vasallen Moskaus zum selbstbewussten Partner“ – gegenüber der Sowjetunion, die lange Zeit eine Reise des SED-Generalsekretärs in die Bundesrepublik verhindert hatte, demonstrieren. Gerade in diesen Erfolgen, zu denen auch die gefeierte Rückkehr Honeckers in die DDR zähle, liege jedoch ein wichtiger Grund für den Untergang des SED-Regimes im Jahr 1989. Eben die politische Anerkennung Honeckers – etwa auf Grund des Ausbaus der Städtepartnerschaften zwischen der DDR und der Bundesrepublik – habe zu sozialen und gesellschaftlichen Verwerfungen innerhalb der DDR sowie einem zurückgehenden Rückhalt durch Moskau geführt: „Die DDR fiel der äußeren Festigung und inneren Erosion zum Opfer“, so Prof. Dr. Sabrow zusammenfassend. Nach dem sachkundigen Eingangsreferat eröffnete Jürgen Engert, Gründungsdirektor des ARD-Hauptstadtstudios, das Podiumsgespräch mit den Diskutanten Dr. Claus-Jürgen Duisberg, ehemaliger Leiter des Arbeitsstabs Deutschlandpolitik im Bundeskanzleramt, der DDR-Bürgerrechtlerin Ulrike Poppe, Dr. Hans Voß, DDR-Botschafter a.D. und Martin Sabrow. Jürgen Engert lenkte die Aufmerksamkeit zunächst auf die Erwartungen, die mit dem Besuch Honeckers verbunden waren. Ulrike Poppe betonte, dass Honecker bereits im Vorfeld des Besuchs in Bonn – vor allem in Folge zunehmender wirtschaftlicher Schwierigkeiten – innerhalb der DDR-Bevölkerung an Vertrauen und Zustimmung verloren habe. Oppositionelle hätten in dem bevorstehenden Besuch eine „Aufwertung und Stabilisierung des DDR-Regimes“ gesehen und versucht, die Öffnung gegenüber der
Bundesrepublik für den Widerstand gegen die SED-Diktatur auszunutzen – die erste offiziell angemeldete öffentliche Demonstration im Rahmen des Olof-Palme-Friedensmarsches in Ost-Berlin am 5. September 1987 stehe hierfür beispielhaft. Das Ziel der Oppositionsbewegung habe darin bestanden, eine Demokratisierung im Ostblock zu erreichen – die Aufkündigung der Breschnew-Doktrin durch Michael Gorbatschow habe einen zentralen Anstoß geleistet. Hans Voß stimmte Martin Sabrow zu, dass der Besuch Honeckers gewissermaßen den Beginn des DDR-Untergangs bezeichne. Bestimmte Erwartungen, die zum Beispiel auf die Durchsetzung bestimmter Erleichterungen im Reiseverkehr von Ost- nach West-Berlin gerichtet waren sowie Hoffnungen auf eine intensivere innerdeutsche oder europäische Zusammenarbeit seien hingegen nicht erfüllt worden. Claus-Jürgen Duisberg ging als ehemals leitender Mitarbeiter im Bundeskanzleramt auf die Position der Bundesregierung gegenüber der DDR ein. Die Bundesregierung habe die DDR als ein politisch fragiles Staatssystem immer ein Stück weit stützen wollen, da im Fall einer Destabilisierung eine Intervention Moskaus gefürchtet werden musste. Zudem seien nur durch die obere Verhandlungsebene Erleichterungen für die DDR-Bürger möglich gewesen. Der Besuch Honeckers in Bonn habe als Mittel dafür gedient, die Kontakte zur DDR auszuweiten – immer mit der Hoffnung, in der DDR auf längere Sicht einen Wandel in Richtung Demokratisierung zu bewirken. Ulrike Poppe widersprach dieser Sichtweise und kritisierte vor allem die fehlende Einforderung der Menschenrechte durch die Bundesregierung. Zum Abschluss der Veranstaltung hatte das Publikum die Möglichkeit, Fragen an die Diskutanten zu richten. Im Mittelpunkt standen die wirtschaftliche Lage der DDR im Jahr 1987 sowie die Rolle des Begriffs der Wiedervereinigung während des Besuchs Honeckers. Zum ersten Punkt gab Martin Sabrow zu bedenken, dass die Frage, ob die DDR bereits im Jahr 1987 wirtschaftlich am Ende war, immer von der Wahrnehmung des Betrachters abhänge. Zum zweiten Aspekt räumte Claus-Jürgen Duisberg ein, dass man den Begriff der Wiedervereinigung zwar 1987 vermieden habe, Helmut Kohl aber keinen Zweifel an seiner Zielrichtung – der Vereinigung der DDR und Bundesrepublik – habe aufkommen lassen. Die engagierte Debatte zeigte einmal mehr: Der Besuch Honeckers hatte vor 25 Jahren großes Aufsehen erregt und ist bis heute umstritten.


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 Betreff des Beitrags: Re: Zeitzeugen - Wiedervereinigung
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Zeitzeugen - Wiedervereinigung Deutschlands

Dr. Johannes Ludewig

Johannes Ludewig (* 6. Juli 1945 in Hamburg) ist ein ehemaliger deutscher Staatssekretär und Manager. 1997 bis 1999 war er Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Bahn. Seit 2006 ist Ludewig Vorsitzender des Nationalen Normenkontrollrates. Der Politiker Gottfried Ludewig ist sein Sohn.
Ausbildung
Nach dem Abitur 1965 am Aloisiuskollegs in Bad Godesberg leistete er seinen Wehrdienst als Reserveoffizieranwärter bei der Bundeswehr ab. Er studierte von 1967 bis 1975 Wirtschaftswissenschaften an der Universität Hamburg, an der Stanford University und an der École nationale d’administration in Paris. Er erhielt 1971 in Paris ein Diplom, 1972 einen Master of Science in Stanford und promovierte 1974 zum Dr. rer. pol. über die Grundlagen für Simulationsmodelle ganzer Unternehmen.
Tätigkeit in Bundesministerien
Er war von 1975 bis 1983 im Bundeswirtschaftsministerium auf den Gebieten Energie-, Wirtschafts- und Konjunkturpolitik tätig, 1983 wechselte das CDU-Mitglied ins Bundeskanzleramt, wo er ab 1991 Leiter der Abteilung Wirtschafts- und Finanzpolitik sowie für die Koordination der neuen Bundesländer zuständig war. Vom 1. Januar 1995 bis 1997 war Ludewig Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium sowie Beauftragter der Bundesregierung für die neuen Bundesländer. Ludewig vertrat bis 1997 im Verwaltungsrat der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben das Bundeswirtschaftsministerium.
Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn
Von 1997 bis 1999 war Ludewig Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG.
Ludewig wurde am 26. Februar 1997 durch den Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG in Berlin zum Vorstandsvorsitzenden gewählt. Er sollte demnach zum 1. Mai 1997 in den DB-AG-Vorstand berufen werden und dessen Vorsitz am 9. Juli für voraussichtlich zwei Amtszeiten (insgesamt zehn Jahre) übernehmen. Er wurde am 22. Juli 1997 von Bundeskanzler Helmut Kohl im Berliner Hotel Adlon in sein Amt eingeführt und übernahm den Posten des Vorstandsvorsitzenden von Heinz Dürr. Der wechselte an die Spitze des Aufsichtsrats des Unternehmens.
Ein besonderes Augenmerk Ludewigs galt der Pünktlichkeit der Züge. Unmittelbar nach seinem Amtsantritt führte er eine Regelung ein, nach der die Hälfte der Bonuszahlungen der damals 1.600 Führungskräfte „von Pünktlichkeit und Präzision des Bahnbetriebs“ abhängen sollte. 1997 kündigte er an, die Verspätungen bis zum Fahrplanwechsel halbieren zu wollen. Später führte er so genannte Pünktlichkeitsanzeiger auf großen Bahnhöfen ein, die ab Anfang Dezember 1999 wieder abgeschafft wurden.
In seine Amtszeit fällt unter anderem das ICE-Unglück von Eschede (1998).
Bundesregierung und Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG einigten sich Mitte September 1999 auf die vorzeitige Ablösung Ludewigs sowie des Fernverkehrs-Vorstandes Axel Nawrocki zum 30. September 1999. Als wesentliche Gründe für die Personalentscheidung galt die Auffassung von Regierung und Aufsichtsrat, dass der notwendige Umschwung bei dem Unternehmen nicht zu schaffen sei, nachdem Umsatz und Fahrgastzahlen stagnierten. Der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG beschloss am 24. September 1999, Ludewig durch Hartmut Mehdorn sowie Nawrocki durch Christoph Franz zu ersetzen. Mehdorn trat seine Funktion Mitte Dezember 1999 an; kommissarisch hatte Finanzvorstand Diethelm Sack die Funktion inne.


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BeitragVerfasst: So 10. Feb 2019, 17:22 
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Ruth Misselwitz

Ruth Misselwitz (* 4. Februar 1952 in Zützen, Kreis Luckau) ist evangelische Pfarrerin. Sie gründete den Friedenskreis Pankow und war eine wichtige Vertreterin der kirchlichen Friedens- und Umweltbewegung in der DDR.
Ruth Misselwitz wuchs in einer Pfarrersfamilie auf. Nach dem Abitur war sie bis 1971 Schwesternschülerin am St. Hedwig-Krankenhaus in Berlin. Anschließend studierte sie Theologie an der Humboldt-Universität zu Berlin und am Predigerseminar Gnadau. Seit 1981 war sie Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Alt-Pankow.
Zusammen mit ihrem Ehemann Hans-Jürgen Misselwitz, dem Grafiker Martin Hoffmann, der Regisseurin Freya Klier, Vera Wollenberger und anderen gründete sie im Herbst 1981 den Friedenskreis Pankow, eine der größten unter dem Dach der evangelischen Kirche agierenden oppositionellen Gruppen in der DDR. Sie engagierte sich außerdem bei Frauen für den Frieden und im DDR-weiten Netzwerk Konkret für den Frieden. Von 1988 bis 1989 arbeitete sie in der Untergruppe Mehr Gerechtigkeit in der DDR der Ökumenischen Versammlung für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung mit. 1989 war sie Delegierte des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR bei der Ersten Europäischen Ökumenischen Versammlung Frieden in Gerechtigkeit in Basel.
Von 1989 bis 1990 moderierte sie im Zusammenhang mit der Aufklärung der Fälschung der Kommunalwahlen vom 7. Mai 1989 den Runden Tisch in Pankow. 1991 war sie Gründungsmitglied der Mobilen Akademie für Geschlechterdemokratie und Friedensförderung e. V. (OWEN). Seit 1998 arbeitet sie im Bürgerkomitee Pankow gegen Rechtsextremismus und Gewalt mit. Von 2001 bis April 2010 war sie Vorsitzende des Vorstandes der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e. V. Sie ist Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Friedliche Revolution in Leipzig.
Am 16. Juli 2017 wurde sie im Rahmen eines Festgottesdienstes und eines Sommerfestes von der Evangelischen Kirchengemeinde Alt-Pankow in den Ruhestand verabschiedet.


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Christoph Wonneberger

Christoph Wonneberger (* 5. März 1944 in Wiesa im Erzgebirge) ist ein lutherischer Pfarrer i. R. Er koordinierte von 1986 bis Ende Oktober 1989 die montäglichen „Friedensgebete“ in der Leipziger Nikolaikirche. Aus diesen entwickelten sich die Montagsdemonstrationen und die Friedliche Revolution im Herbst 1989.
Christoph Wonneberger entstammt als Sohn von Erhard Wonneberger einer sächsischen Pfarrersfamilie. Er erwarb 1965 den Facharbeiterabschluss als Maschinenschlosser. Während seines Theologiestudiums an der kirchlichen Hochschule sowie an der staatlichen Universität in Rostock unterschrieb er unter Druck kurzzeitig als IM, distanzierte sich jedoch schriftlich sofort nach dem Gerichtsverfahren. Er hatte 1967 als Jugendstreich eine Jugendclubantenne abgeschraubt. Es liegt kein Bericht vor. 1973 in Leipzig ordiniert, wirkte er bis 1977 als Pfarrer in Leipzig-Möckern und Taucha.
Von 1977 bis 1984 war er Pfarrer der Dresdner Weinbergskirchgemeinde. Hier widmete er sich u. a. der Beratung von Wehrdienstverweigerern. Als die DDR-Staatsführung Anfang der 1980er Jahre die Militarisierung der Gesellschaft verschärfte, gründete er innerhalb der nichtstaatlichen kirchlichen Friedensbewegung 1980 die Initiative für einen Sozialen Friedensdienst (SoFd), eine landesweite Initiative gegen den Wehrdienst. Zahlreiche Disziplinierungsversuche staatlicher Stellen durch offizielle und inoffizielle Einflussnahmen auf die sächsische Kirchenleitung folgten seinen gesellschaftspolitischen Aktivitäten. 1981 wurde er vom DDR-Geheimdienst Stasi als „feindlich-negative Person“ erfasst. Es wurde gegen ihn der Operative Vorgang OV „Provokateur“ eröffnet.
1982 schlug Wonneberger im Rahmen der SoFd-Initiative vor, regelmäßige Friedensgebete in verschiedenen Kirchen der DDR durchzuführen, um einen festen Ort des gewaltfreien Widerstands zu entwickeln und damit langfristig eine Anlaufstelle für oppositionelle Kräfte zu etablieren. Sein Vorschlag führte auch dazu, dass eine Gruppe von Wehrdienstgegnern ab September 1982 in der Leipziger Nikolaikirche Friedensgebete durchführte, deren Koordination Wonneberger später übernahm. Inspiriert wurde er dabei von den Politischen Nachtgebeten, die unter dem Eindruck des Vietnam-Krieges 1968 in Köln abgehalten wurden. Sie dienten ihm als Vorbild für die Montags-Friedensgebete.
1985 wurde er Pfarrer der evangelischen Lukasgemeinde im Leipziger Stadtteil Volkmarsdorf. Die Gründung der oppositionellen Arbeitsgruppe Menschenrechte brachte ihn seit Anfang 1987 in weitere schwere Konflikte mit staatlichen und kirchlichen Stellen. Diese wurden von der Staatssicherheit als „operative Zersetzungsmaßnahmen“ im OV „Provokateur“, 1985 im OV „Julius“ und ab 1986 im OV „Lukas“ durch politisch-operatives Zusammenwirken präzise geplant.
Ab 1986 koordinierte Wonneberger die wöchentlichen Friedensgebete in der Leipziger Nikolaikirche im Auftrag des Superintendenten des Kirchenbezirkes Leipzig-Ost. Damit ermöglichte Wonneberger den oppositionellen Gruppierungen in Leipzig – u. a. Arbeitsgruppe Menschenrechte, Arbeitskreis Gerechtigkeit, Arbeitsgruppe Umweltschutz, Initiativgruppe Leben, Frauen für den Frieden – einander abwechselnd Andachten zu gestalten und ihre politischen Inhalte zu vertreten. Des Weiteren ermöglichte er Auftritte oppositioneller Liedermacher der Leipziger Liederszene als offene Liederbühne in seiner Kirche.
Im September 1988 wurde Wonneberger von Superintendent Friedrich Magirius als Koordinator der Friedensgebete an der Leipziger Nikolaikirche abgesetzt. Magirius schrieb: „Lieber Bruder Wonneberger […] Wir haben eine neue Gestaltung der Friedensgebete für die nächsten Wochen vorbereitet. Meinerseits stelle ich noch einmal fest, dass Sie damit von Ihrer bisherigen Aufgabe entbunden sind.“
Erst nach zwei Monaten intensiver Protestaktionen konnten Wonneberger und die organisierte Leipziger Opposition – wie die Arbeitsgruppe Menschenrechte, der Arbeitskreis Gerechtigkeit, die Initiativgruppe Leben, die Arbeitsgruppe Umweltschutz, die Leipziger Gruppe der Frauen für den Frieden – einen Kompromiss erreichen, der diesen Gruppen die Gestaltung der Friedensgebete unter der Leitung und Verantwortung eines Pfarrers ermöglichte. Die Gruppen wurden dann neben Wonneberger von den evangelischen Pfarrern Klaus Kaden und Rolf-Michael Turek sowie dem katholischen Priester Hans-Friedrich Fischer unterstützt.
Im Juli 1989 organisierte Christoph Wonneberger gemeinsam mit den Leipziger Oppositionsgruppen den „statt-Kirchentag“ in der Lukaskirchgemeinde, nachdem die Gruppen durch die Kirchenleitung von der Mitgestaltung des Evangelischen Kirchentages in Leipzig ausgeschlossen worden waren.
Unter seiner Leitung konnten die Arbeitsgruppe Menschenrechte und der Arbeitskreis Gerechtigkeit im Pfarrhaus der Lukaskirche in der Leipziger Juliusstraße ab 1988 ein oppositionelles Zentrum aufbauen. Durch Unterstützung aus der Bundesrepublik konnten Bücher und Vervielfältigungsgeräte illegal ins Land gebracht werden. Hier wurden zahlreiche Samisdat und Flugblätter geschrieben und vervielfältigt. Dazu zählt auch das berühmte Flugblatt Wir sind ein Volk, mit welchem die Arbeitsgruppe Menschenrechte, der Arbeitskreis Gerechtigkeit und die Arbeitsgruppe Umweltschutz am 9. Oktober 1989 die staatlichen „Einsatzkräfte“ und die Leipziger Bevölkerung aufforderten, sich jeder Gewalt zu enthalten. Das Flugblatt wurde am 8. und 9. Oktober von Christoph Wonneberger, Thomas Rudolph, Frank Richter und Kathrin Walther in einer Auflage von ca. 25.000 Stück gedruckt und von den Mitgliedern der Gruppen ab Mittag in Leipzig verteilt und in den Kirchen der Innenstadt zum Montagsgebet verlesen.
Christoph Wonneberger gestaltete maßgeblich die politischen Inhalte der Friedensgebete in der Leipziger Nikolaikirche. Im September und Oktober 1989 unterhielt er mit der Arbeitsgruppe Menschenrechte und dem Arbeitskreis Gerechtigkeit in der Lukaskirchgemeinde ein „Demo-Telefon“ und informierte jeden Montag im Anschluss an die Montagsgebete die westlichen Journalisten über die Ereignisse in Leipzig. Damit stellte er sicher, dass eine breite Öffentlichkeit von den Verhaftungen in Leipzig, den stetig wachsenden Menschenansammlungen bis hin zu den Demonstrationen erfahren konnte. Über das „Demo-Telefon“ erfolgte auch der Kontakt zu Siegbert Schefke und Aram Radomski aus der Berliner Umweltbibliothek im Vorfeld des 9. Oktober. Durch das sorgsam aufgebaute Netzwerk der Arbeitsgruppe Menschenrechte und des Arbeitskreises Gerechtigkeit konnte ihnen das Filmen vom Turm der Reformierten Kirche organisiert und damit die Bilder der Demonstration vom 9. Oktober ermöglicht werden. Am selben Abend gab Christoph Wonneberger in einer Live-Schaltung ein Interview in den Tagesthemen der ARD und berichtete der Weltöffentlichkeit von der friedlichen Demonstration in Leipzig mit ca. 70.000 Teilnehmern.
Ein schwerer Hirninfarkt am 30. Oktober 1989 machte Wonneberger zum „Pfarrer ohne Worte“. Heilung und medizinische Rehabilitation dauerten viele Jahre. 1991 wurde Wonneberger offiziell in den Ruhestand versetzt. Er trat erst ab 2009 wieder politisch in Erscheinung.
Zum internationalen Symposium „2015 Peace Korea“ hielt er am 27. März 2015 in Seoul (Südkorea) einen Vortrag. Sein Vorschlag zu einer Radfahrt entlang der Demilitarisierten Zone, d. h. entlang der Grenze zwischen Nord- und Südkorea, wurde von den koreanischen Partnern aufgenommen und umgesetzt. So konnte er im Oktober 2015 an der deutschen Delegation ehemaliger DDR-Bürgerrechtler zur International bikeathon along DMZ in Korea im Rahmen des Nationalen Kultur-Festivals für die friedliche Vereinigung Koreas teilnehmen. Dazu bemerkte Wolfgang Templin in seiner Rede zur Demokratie in der Nikolaikirche am 9. Oktober 2015: „Es ist ein wunderbares Symbol, wenn in diesen Tagen Christoph Wonneberger, Gisela Kallenbach, Oliver Kloss und andere Leipziger ehemalige Oppositionelle an einer Fahrradtour entlang der Nord- und Südkoreanischen Teilungsgrenze teilnehmen.“


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Jürgen Chrobog

Jürgen Chrobog (* 28. Februar 1940 in Berlin) ist ein deutscher Jurist, Diplomat und ehemaliger Staatssekretär im Auswärtigen Amt.
Chrobog ist der Sohn von Erich Chrobog, der im Reichsforstamt in Berlin gearbeitet hatte. Er studierte von 1962 bis 1967 Rechtswissenschaften in Freiburg im Breisgau, Göttingen und Aix-en-Provence. Er legte die juristischen Staatsexamen 1967 und 1971 ab. Danach war er als Rechtsanwalt in Hannover tätig und trat 1972 in den diplomatischen Dienst der Bundesrepublik Deutschland ein. Er arbeitete zunächst in der deutschen Vertretung bei der UNO in New York. Das FDP-Mitglied Chrobog war von 1973 bis 1977 als Mitarbeiter der Außenminister Walter Scheel und Hans-Dietrich Genscher im Auswärtigen Amt für Europafragen und die Dritte Welt zuständig. 1977 wurde er nach Singapur entsandt, sowie 1980 nach Brüssel.
Von 1984 bis 1991 war Jürgen Chrobog Leiter der Presseabteilung und Sprecher des Auswärtigen Amts und leitete ab 1988 zusätzlich das Ministerbüro Hans-Dietrich Genschers. Von Januar 1995 bis Juni 2001 war Chrobog deutscher Botschafter in den Vereinigten Staaten. Nach dieser Tätigkeit kam er nach Berlin ins Auswärtige Amt als Staatssekretär zurück, wo mittlerweile Joschka Fischer das Ministerium übernommen hatte. Chrobog übernahm die Aufgabenbereiche von Wolfgang Ischinger, der sein Nachfolger in Washington wurde: Vereinte Nationen, Länder Asiens, Afrikas und Lateinamerikas, die Außenwirtschaftspolitik sowie Rechts-, Protokoll- und Kulturfragen. Seit April 2003, als in Algerien 32 Sahara-Touristen verschleppt wurden (darunter neun Deutsche), leitete er bis zu seiner Pensionierung Ende Juni 2005 als Staatssekretär im Auswärtigen Amt den bei Entführungen von Deutschen im Ausland zuständigen Krisenstab.
Von Juli 2005 bis Juni 2013 war Chrobog Vorstandsvorsitzender der BMW Stiftung Herbert Quandt, ein Amt, das bis Ende 2003 Horst Teltschik innehatte. Außerdem ist er Vice-Chairman der Board of Directors der Global Panel Foundation. Des Weiteren war er Mitglied im Aufsichtsrat der MAN Ferrostaal AG.
Jürgen Chrobog ist mit der Sprach- und Literaturwissenschaftlerin Magda Gohar-Chrobog verheiratet, einer Tochter des ägyptischen Schriftstellers Youssef Gohar, und hat drei Söhne Karim, Fabian und Felix.
Entführung 2005
Jürgen Chrobog hielt sich Ende 2005 zusammen mit seiner Frau und seinen drei erwachsenen Söhnen aufgrund einer privaten Einladung des jemenitischen Vize-Außenministers im Osten des Jemen auf. Am 28. Dezember 2005 wurde er zusammen mit seiner Familie, unter anderem Felix Chrobog, bei einer Überlandfahrt entführt. Die Familie, die mit einer größeren Reisegruppe im Jemen unterwegs war und von Sicherheitskräften begleitet wurde, war von Angehörigen des Al-Abdallah-Stammes aus der Provinz Schabwa entführt worden. Die Entführer hatten eine Gelegenheit genutzt, als sich die Sicherheitskräfte zum Mittagessen zurückgezogen hatten.
Am Mittag des 31. Dezember wurden die Entführten freigelassen. Das Auswärtige Amt bestätigte kurz darauf die Freilassung der Familie Chrobog. Die Forderungen der Entführer nach der Freilassung inhaftierter Stammesangehöriger wurden nicht erfüllt. Stattdessen unterzeichneten die Stammesführer eine Vereinbarung mit der jemenitischen Regierung, die sich verpflichtete, fünf Mitglieder eines rivalisierenden Stammes festzunehmen.
Kurioserweise hatte sich Chrobog noch am 20. Dezember 2005, wenige Tage vor seiner eigenen Verschleppung, in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk zur Entführung von Deutschen im Ausland geäußert. Anlass war der Entführungsfall der zwei Tage zuvor im Irak freigelassenen Archäologin Susanne Osthoff:

Es begeben sich Menschen immer wieder in Gefahr und man erwartet ja allgemein eine Rundumversicherung des Staates. Kommt jemand in Gefahr, wird er entführt, dann erwartet man, dass der Staat sofort eingreift und die Dinge löst. Das ist eben zunehmend schwierig geworden in dieser Welt. Dieses fast Sozialversicherungsdenken der deutschen Bürger ist natürlich etwas, das man aufgreifen muss. So geht es eigentlich nicht. […] Wer sich in Gefahr begibt und dieses Risiko kennt, der muss natürlich auch mit diesem Risiko leben. Wir werden immer alles tun für jeden, auch wenn er sich selbst in Gefahr begeben hat, ihn wieder herauszuholen. Aber Wunder können wir nicht bewirken.“


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Alwin Ziel

Alwin Ziel (* 22. April 1941 in Quernau, Westpreußen) ist ein deutscher Jurist, Lehrer und Politiker der SPD.
Nach Schulbesuch in Zölkow, Parchim und Dömitz absolvierte er ein Studium an der Pädagogischen Hochschule Güstrow und wurde Lehrer für Deutsch und Russisch. Dem folgte ein Erweiterungsstudium an der Humboldt-Universität zu Berlin: Rehabilitationspädagogik und Kommunikationswissenschaften und ein Zweitstudium Jura an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Danach war er Lehrer an der Friedrich-Rohr-Oberschule in Grabow, Sprach- und Stimmheillehrer an der Beratungsstelle Dessau, Lehrer an der Fachschule für Ökonomie Rodewisch und wissenschaftlicher Assistent an der Humboldt-Universität Berlin, Forschungsabteilung.
Anlässlich eines Verwandtenbesuchs in Niedersachsen am 22. April 1988 flüchtete er aus der DDR. Vier Monate später, am 16. August 1988, kehrte er in die DDR zurück, nachdem seine Frau verhaftet worden war und die Behörden gedroht hatten, die gemeinsamen Söhne in ein Kinderheim einzuweisen.
Politischer Werdegang
Seit Dezember 1989 war Ziel Mitglied der SDP, seit 26. September 1990 ist er Mitglied der SPD. Er war ab März 1990 Mitglied der Volkskammer der DDR sowie Fraktionsgeschäftsführer seiner Partei und parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium für Arbeit und Soziales.
Im Oktober 1990 wurde er Mitglied des Brandenburger Landtages und bereits einen Monat später Minister des Innern des Landes Brandenburg und stellvertretender Ministerpräsident. Von Februar 1991 bis Dezember 1992 war Ziel Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Juristinnen und Juristen des SPD-Landesverbandes Brandenburg und von Januar 1993 bis November 1995 stellvertretender Vorsitzender dieser Arbeitsgemeinschaft.


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Dr. Hans Geisler

Hans Geisler (* 22. März 1940 in Lauban) ist ein deutscher Politiker (CDU). Er war von 1990 bis 2002 Sächsischer Staatsminister für Soziales, Gesundheit und Familie.
Nach seinem Abitur 1958 in Löbau und einer Ausbildung zum Färber studierte er ab 1960 Chemie an der Technischen Universität Dresden. Er legte 1965 sein Staatsexamen ab und wurde 1970 an der TUD promoviert.
Geisler gehört der evangelisch-lutherischen Konfession an, ist verheiratet und hat vier Kinder. Er lebt in Radeberg.
Politik
Geisler trat 1989 der Partei Demokratischer Aufbruch bei und gehört seit der Verschmelzung mit der CDU im August 1990 dieser Partei an. Er war vom März bis Oktober 1990 Abgeordneter der Volkskammer der DDR und vom 3. Oktober 1990 bis Februar 1991 des Deutschen Bundestages. Von Oktober 1994 bis 2004 war er Mitglied des Sächsischen Landtages.
Vom November 1990 bis Mai 2002 war er Sächsischer Staatsminister für Soziales, Gesundheit und Familie und vom August 1995 bis Mai 2002 auch stellvertretender Ministerpräsident im Kabinett von Kurt Biedenkopf. Von der Bundesregierung wurde er 2006 zum Mitglied im Rat für Nachhaltige Entwicklung berufen.
Am 27. Mai 2000 wurde ihm von Landtagspräsident Erich Iltgen die Sächsische Verfassungsmedaille verliehen.


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Prof. Dr. Horst Seehofer

Horst Lorenz Seehofer (* 4. Juli 1949 in Ingolstadt) ist ein deutscher Politiker (CSU). Er ist seit März 2018 Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat im Kabinett Merkel IV und seit 2019 Ehrenvorsitzender der CSU.
Auf Bundesebene war er 28 Jahre (1980 bis 2008) Mitglied des Deutschen Bundestages, von 1992 bis 1998 Bundesminister für Gesundheit und von 2005 bis 2008 Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.
Seehofer war von 1980 bis 2008 Mitglied des Deutschen Bundestages. Von 1983 bis zu seiner Berufung zum Staatssekretär 1989 fungierte er als sozialpolitischer Sprecher der CSU-Landesgruppe. Ab Oktober 1998 war er Stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für die Bereiche Europa, Landwirtschaft und Umwelt. Meinungsverschiedenheiten bezüglich der von ihm abgelehnten Gesundheitsprämie in der gesetzlichen Krankenversicherung führten dazu, dass er am 22. November 2004 als stellvertretender Fraktionsvorsitzender zurücktrat. Er blieb jedoch weiterhin einer der stellvertretenden CSU-Vorsitzenden und behielt sein Mandat als Abgeordneter des Deutschen Bundestages. Seehofer ist stets als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Ingolstadt in den Bundestag eingezogen. Bei der Bundestagswahl 2005 erreichte er 65,9 % der Erststimmen; dies war das zweitbeste Ergebnis bundesweit.
Von 1989 bis 1992 war er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung.


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