Banknotenversand-Forum

Die Welt der Banknoten
Aktuelle Zeit: Do 2. Mai 2024, 14:27

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde [ Sommerzeit ]




Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 271 Beiträge ]  Gehe zu Seite Vorherige  1 ... 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24 ... 28  Nächste
Autor Nachricht
 Betreff des Beitrags: Re: Zeitzeugen - Wiedervereinigung
BeitragVerfasst: Sa 9. Mär 2019, 14:58 
Offline
Administrator

Registriert: Do 31. Jul 2008, 15:53
Beiträge: 9688
Zeitzeugen - Wiedervereinigung Deutschlands

Dr. Gerhard Herder

Gerhard Herder (* 13. August 1928 in Alt Bagnowen, Landkreis Sensburg, Ostpreußen) ist ein ehemaliger deutscher Diplomat. Er war Botschafter der Deutschen Demokratischen Republik.
Herder, Sohn eines Tischlers, besuchte die Oberschule und erwarb das Abitur. Er wurde Luftwaffenhelfer und geriet in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft im Jahr 1949 wurde er Mitglied der FDJ und der SED. Er war als hauptamtlicher FDJ-Funktionär tätig und war seit 1953 Leiter der Abteilung Internationale Verbindungen im Zentralrat der FDJ, von 1951 bis 1953 studierte er Außenpolitik und Rechtswissenschaften an der Deutschen Akademie für Staats- und Rechtswissenschaften (DASR) in Potsdam-Babelsberg. Ab 1956 arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Völkerrecht an der DASR, machte 1958 sein juristisches Staatsexamen und promovierte 1961 zum Dr. jur. Von 1960 bis 1962 war Herder Dozent am Institut für Völkerrecht der DASR.
Seit 1962 arbeitete er für das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der DDR (MfAA), bis 1963 als Stellvertreter und danach bis 1965 als Leiter der Abteilung Rechts- und Vertragswesen und als wissenschaftlicher Berater des Staatssekretärs Otto Winzer. Von 1965 bis 1967 war er Leiter der Grundsatzabteilung des MfAA. Von 1968 bis 1972 leitete er in der Funktion eines Legationsrates die Handelsvertretung und war von März bis November 1973 Botschafter im Libanon. Von 1974 bis 1983 war er Leiter der DDR-Delegation beim Genfer Abrüstungsausschuss und seit 1979 gleichzeitig Ständiger Vertreter bei der UNO und den Internationalen Organisationen in Genf. Von 1983 bis 1990 war Herder Botschafter in den USA und bis 1988 zweitakkreditiert in Kanada.

Herder ist heute Rentner und lebt in Berlin.


Dateianhänge:
herder.jpg
herder.jpg [ 160.25 KiB | 103-mal betrachtet ]
Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: Zeitzeugen - Wiedervereinigung
BeitragVerfasst: Sa 9. Mär 2019, 15:01 
Offline
Administrator

Registriert: Do 31. Jul 2008, 15:53
Beiträge: 9688
Zeitzeugen - Wiedervereinigung Deutschlands

Dr. Martin C. Ney

Martin C. Ney (* 1956) ist ein deutscher Diplomat. Er ist seit Juli 2019 Deutscher Botschafter in Portugal. Vorher war er von 2015 bis 2019 Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Indien.
Im Jahr 1986 begann er seine Diplomatenlaufbahn im Grundsatzreferat Völkerrecht des Auswärtigen Amts. Von 1988 bis 1990 leitete er das Kultur- und Pressereferat der Botschaft Bangkok, Thailand. Bei den Verhandlungen über die äußeren Aspekte der deutschen Vereinigung (den so genannten „2+4-Verhandlungen“) war er der Rechtsberater auf westdeutscher Seite sowie Delegationsleiter im Redaktionsausschuss der Verhandlungen. Von 1991 bis 1993 fungierte er als Persönlicher Referent des Staatssekretärs des Auswärtigen Amts. Er wechselte dann als politischer Referent an die Botschaft Washington, bevor er 1997 nach Tokyo ging. Nach einem Jahr als stellvertretender Leiter des Wirtschaftsreferats wurde er dort Leiter des politischen Referats (1998–2001).


Dateianhänge:
ney.jpg
ney.jpg [ 159.34 KiB | 98-mal betrachtet ]
Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: Zeitzeugen - Wiedervereinigung
BeitragVerfasst: Sa 9. Mär 2019, 15:04 
Offline
Administrator

Registriert: Do 31. Jul 2008, 15:53
Beiträge: 9688
Zeitzeugen - Wiedervereinigung Deutschlands

Prof. Dr. Johanna Wanka

Johanna Wanka (geborene Müller; * 1. April 1951 in Rosenfeld, Landkreis Torgau) ist eine deutsche Mathematikerin und Professorin sowie Politikerin der CDU. Sie war vom 14. Februar 2013 bis zum 24. Oktober 2017 und anschließend geschäftsführend bis zum 14. März 2018 Bundesministerin für Bildung und Forschung. Von 2010 bis 2013 war sie niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur, von 2000 bis 2009 Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur in Brandenburg. Davor war sie von 1994 bis zu ihrer Berufung als Ministerin gewählte Rektorin der Hochschule Merseburg.
Ab 1974 war Johanna Wanka als Wissenschaftliche Assistentin an der Technischen Hochschule Carl Schorlemmer Leuna-Merseburg, Sektion Mathematik, tätig. 1980 wurde sie über Lösung von Kontakt- und Steuerproblemen mit potentialtheoretischen Mitteln zum Dr. rer. nat. promoviert. Von 1985 bis 1993 war sie an der Hochschule Wissenschaftliche Oberassistentin. 1993 erhielt Wanka einen Ruf als Professorin für Ingenieurmathematik an die Hochschule Merseburg.
Im März 1994 wurde sie in der Nachfolge des Gründungsrektors Lothar Teschke zur ersten gewählten Rektorin ihrer Hochschule, die sie mit sechs Fachbereichen weiter ausbaute. Wanka übte das Rektorenamt bis zu ihrer kurzfristigen Berufung als Ministerin nach Potsdam im Oktober 2000 aus. Ihr folgte als Rektor der Chemiker Heinz Zwanziger.
Von 1994 bis 1998 war sie Vizepräsidentin der Landesrektorenkonferenz Sachsen-Anhalt und von 1995 bis 1998 stellvertretende Vorsitzende des Beirates für Wissenschaft und Forschung des Landes Sachsen-Anhalt.
Wanka war Mitglied der Freien Deutschen Jugend (FDJ). Sie trat 1989 der Bürgerbewegung der DDR bei und war Gründungsmitglied des im September 1989 gegründeten Neuen Forums in Merseburg, für das sie auch von 1990 bis 1994 Mitglied des Kreistages Merseburg war.
Im Jahre 2000 wurde Wanka, damals noch parteilos, für die CDU im Kabinett Stolpe III Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur in Brandenburg. Diese Funktion übte sie bis November 2009 aus und war im Jahr 2005 Präsidentin der Kultusministerkonferenz. Während ihrer diesbezüglichen Amtszeit wurde die Reform der deutschen Rechtschreibung eingeführt. Da im Juli 2005 immer noch diskutiert wurde, ob die für den 1. August geplante Einführung der Reform tatsächlich stattfinden solle, appellierte Wanka an die Ministerpräsidenten, die neuen Schreibweisen wie geplant einzuführen. Zudem kritisierte sie die zurückhaltende Haltung Bayerns und Nordrhein-Westfalens und betonte, eine so kurzfristige Verschiebung sei nur Wasser auf die Mühlen derer, die prinzipiell gegen den Bildungsföderalismus seien. Ein halbes Jahr später, kurz nach dem Ende ihrer Amtszeit als Präsidentin der Kultusministerkonferenz, räumte sie gegenüber dem Spiegel ein: „Die Kultusminister wissen längst, dass die Rechtschreibreform falsch war. Aus Gründen der Staatsräson ist sie nicht zurückgenommen worden.“


Dateianhänge:
wanka.jpg
wanka.jpg [ 152.35 KiB | 100-mal betrachtet ]
Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: Zeitzeugen - Wiedervereinigung
BeitragVerfasst: Sa 9. Mär 2019, 15:07 
Offline
Administrator

Registriert: Do 31. Jul 2008, 15:53
Beiträge: 9688
Zeitzeugen - Wiedervereinigung Deutschlands

Peter Maffay

Deutsche RockRadio Gesellschaft

Die Musiker-Kollegen Marius Müller-Westernhagen, Scorpions, Peter Maffay und Klaus Lage gründeten Ende der 1990er Jahre die Deutsche RockRadio GmbH. Erklärtes Ziel ist die Förderung von Rockmusik in der pop-orientierten Radiolandschaft. So startete am 1. August 1998 das erste landesweite Programm der Musiker Rockland Radio in Rheinland-Pfalz.


Dateianhänge:
maffey-gauss.jpg
maffey-gauss.jpg [ 2.79 MiB | 89-mal betrachtet ]
maffay.jpg
maffay.jpg [ 181.8 KiB | 104-mal betrachtet ]
Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: Zeitzeugen - Wiedervereinigung
BeitragVerfasst: So 10. Mär 2019, 10:18 
Offline
Administrator

Registriert: Do 31. Jul 2008, 15:53
Beiträge: 9688
Zeitzeugen - Wiedervereinigung Deutschlands

Oswald Wutzke

Oswald Wutzke (* 28. April 1936 in Dubeczno, Polen) ist ein deutscher Theologe und Politiker (DA, später CDU).
Wutzke wurde 1936 in Dubeczno im polnischen Kreis Chełm geboren. Während des Zweiten Weltkriegs zog er 1940 mit seiner Familie nach Grobia im Kreis Międzychód. 1945 siedelte seine Familie nach Vorpommern über und ließ sich in Bandelin nieder.
Nach dem Schulbesuch absolvierte Wutzke seit 1951 eine Gärtnerlehre mit vordiakonischer Ausbildung und 1953/54 Praktika in sozialen Einrichtungen. Er besuchte von 1954 bis 1959 das Kirchliche Oberseminar in Potsdam-Hermannswerder und nahm anschließend ein Studium der Theologie auf, das er 1963 abschloss. Nach dem Vikariat in Hohenbollentin 1963/64 und dem Predigerseminar in Brandenburg an der Havel 1964/65 war er von 1966 bis 1990 als Pfarrer in Hohenreinkendorf und Gartz tätig.
Wutzke war von 1994 bis 2000 als Sonderbeauftragter der Bundesregierung beim Bundesinnenministerium tätig. In dieser Funktion stellte er Verbindungen zwischen im Ausland lebenden Rußlanddeutschen und der Bundesregierung her. Im Juli 2002 wurde er Propst einer der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland, der Ukraine, in Kasachstan und Mittelasien angehörenden Propstei im Nordkaukasus.
Nach der politischen Wende in der DDR schloss Wutzke sich dem Demokratischen Aufbruch (DA) an. Er war im Januar 1990 Leiter der politischen Abteilung des DA und anschließend bis April 1990 DA-Generalsekretär. Am 4. Oktober 1990 trat er der CDU bei.
Wutzke amtierte von April bis Oktober 1990 als Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit. Er wurde am 27. Oktober 1990 als Kultusminister in die von Ministerpräsident Alfred Gomolka geführte Regierung des Landes Mecklenburg-Vorpommern berufen. Am 16. März 1992 trat er gemeinsam mit dem Ministerpräsidenten zurück, blieb aber noch bis zum 30. März 1992 geschäftsführendes Mitglied im Kabinett von Ministerpräsident Berndt Seite und wurde dann in seinem Amt von Steffie Schnoor abgelöst.


Dateianhänge:
wutzke.jpg
wutzke.jpg [ 153.93 KiB | 93-mal betrachtet ]
Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: Zeitzeugen - Wiedervereinigung
BeitragVerfasst: So 10. Mär 2019, 10:22 
Offline
Administrator

Registriert: Do 31. Jul 2008, 15:53
Beiträge: 9688
Zeitzeugen - Wiedervereinigung Deutschlands

Dr. Hannelore Rönsch


Hannelore Rönsch
deutsche Politikerin (CDU) (1942 - )
Die CDU-Politikerin Hannelore Rönsch ist am 12. Dezember 1942 in Wiesbaden-Schierstein geboren.
Nach der Mittleren Reife besuchte Hannelore Rönsch zunächst bis 1960 die Höhere Handelsschule und war anschließend bis 1962 beim Bundeskriminalamt angestellt.
Von 1962 bis 1983 war Hannelore Rönschals als Mieterberaterin bei der gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft Nassauische Heimstätte tätig. Im April 1993 wurde Rönsch Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung "Daheim im Heim".
Als Politikerin ist Hannelore Rönsch seit 1963 Mitglied der CDU und seit 1966 Vorstandsmitglied im Stadtbezirksverband Wiesbaden. Von 1969-72 war Hannelore Rönsch Kreisvorstandsmitglied der Jungen Union Wiesbaden und stellvertretende Kreisvorsitzende der CDU Wiesbaden, bevor sie im Januar 1988 Mitglied des Präsidiums der hessischen CDU und stellvertretende Landesvorsitzende wurde.
In den Jahren von 1974-80 war Hannelore Rönsch Stadtverordnete und von 1980 bis März 1983 Stadträtin in Wiesbaden.
Im Jahr 1983 wurde Hannelore Rönsch Mitglied des Bundestages und war von 18.Januar 1991 bis 17. November 1994 Bundesministerin für Familie und Senioren im Kabinett von Bundeskanzler Helmut Kohl.
Nachdem ihr Ministerium in dem neuen Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend aufging, übernahm Hannelore Rönsch im November 1994 das Amt der stellvertretenden Vorsitzenden der CDU/CSU-Fraktion das sie bis Februar 2000 behielt.
Seit November 2001 ist Hannelore Rönsch Präsidentin des DRK Landesverbandes Hessen.
Hannelore Rönsch galt stets als brave Parteisoldatin und treue Helmut Kohl Gehilfin. Zur Profilierung boten sich ihr auch als Ministerin für Familie und Senioren allerdings auch wenig Gelegenheiten. In Erinnerung blieb sie trotz ihrer vielen soliden Beiträge eher mit dem Vorschlag einer Kinderlosen-Steuer der die halbe Republik in Aufruhr versetzte - nachdem 1992 CDU-Rechtsaußen Heinrich Lummer mit der gleichen Idee völlig überhört worden war. Gleichwohl leistete die gelernte Sachbearbeiterin gute Arbeit, von der sie jedoch selbst immer wieder durch umstrittende Vorschläge ablenkte. Nicht zuletzt deshalb wurde ihr vermutlich das neue Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend nicht anvertraut, da Helmut Kohl sich von dem verdienten Parteimitglied wohl mehr erhofft hatte.


Dateianhänge:
rönsch.jpg
rönsch.jpg [ 156.5 KiB | 119-mal betrachtet ]
Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: Zeitzeugen - Wiedervereinigung
BeitragVerfasst: So 10. Mär 2019, 10:25 
Offline
Administrator

Registriert: Do 31. Jul 2008, 15:53
Beiträge: 9688
Zeitzeugen - Wiedervereinigung Deutschlands

Petra Lux

Petra Lux (* 1956 in Hermsdorf) ist eine deutsche Bürgerrechtlerin, Journalistin, Romanautorin, Taichi- und Qigong-Lehrerin.
Petra Lux wuchs in einer katholischen Familie auf und studierte von 1976 bis 1980 Journalistik an der KMU Leipzig. Als Journalistin sah sie in der DDR keine Möglichkeit, ihre Ideale umzusetzen, daher engagierte sie sich als Jugendklubhausleiterin des „Jörgen Schmidtchen“ in Leipzig-Schönefeld für Jugendliche, organisierte Veranstaltungen mit unangepassten Künstlern wie Franz Fühmann und Wolfgang Hilbig und Liedermachern mit kritischen Texten, gründete das erste Frauenzentrum in einem staatlichen Kulturhaus der DDR und organisierte, ebenfalls als erste Kultureinrichtung des Landes, Tanzabende für gleichgeschlechtliche Paare. Daraufhin wurde sie 1983 fristlos entlassen.
In ihren Wohnräumen und der Werkstatt ihres Mannes fanden daraufhin Gesprächskreise und illegale Konzerte mit Künstlern statt, die sich kritisch mit der SED-Diktatur auseinandersetzten u. a. mit Peter Gläser, Radjo Monk, Jürgen B. Wolff, Joachim Schäfer und Dieter Kalka. Ihr privates Fotolabor stellte sie zur Herstellung von kritischen Materialien zur Verfügung.
Am 3. Oktober 1989 trat Petra Lux dem Neuen Forum bei und war unter anderem dessen Sprecherin. Sie war Mitunterzeichnerin des Aufrufes des Neuen Forums vom 12. Oktober 1989 (mit Michael Arnold, Edgar Dusger, Jochen Läßig, Dirk Grötsch und Martin Kind): „Wir fordern sofort, jetzt und hier, den öffentlichen, gleichberechtigten Dialog...“.

1990/91 arbeitete sie als Journalistin für Frauenfragen bei der DAZ („Die andere Zeitung“) und danach wieder als freie Autorin für Print- und Funkmedien sowie für das Leipziger Dokumentar- und Kurzfilmfestival.
Kurz vor der Wende war sie mit asiatischen Bewegungs- und Therapiearten in Kontakt gekommen, lernte u. a. bei Bert Hellinger Familienstellen und machte eine Ausbildung als Taichi-Lehrerin. Seit 1995 gibt sie eigene Kurse in Taichi, Qigong, Reiki, Familienstellen und Vorträge über Runen in ihrem YINYANG-Zentrum in Leipzig.


Dateianhänge:
lux.jpg
lux.jpg [ 167.96 KiB | 100-mal betrachtet ]
Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: Zeitzeugen - Wiedervereinigung
BeitragVerfasst: So 10. Mär 2019, 10:36 
Offline
Administrator

Registriert: Do 31. Jul 2008, 15:53
Beiträge: 9688
Zeitzeugen - Wiedervereinigung Deutschlands

Dr. Birgit Breuel

Birgit Breuel (* 7. September 1937 in Hamburg-Rissen als Birgit Münchmeyer) ist eine deutsche Politikerin (CDU), ehemalige Präsidentin der Treuhandanstalt und Generalkommissarin der Expo 2000 in Hannover, später in zahlreichen Ehrenämtern tätig.
Birgit Münchmeyer entstammt einer ursprünglich niedersächsischen, seit 1816 Hamburger Familie von Kaufleuten und Privatbankiers und ist die Tochter des Kaufmanns und Bankiers Alwin Münchmeyer d. J. (1908–1990), unter anderem Inhaber des Handels- und Bankhauses Münchmeyer & Co. in Hamburg und Präsident des DIHT, und der Gertrud Nolte (1914–2007). Sie heiratete am 8. August 1959 den Hamburger Kaufmann Ernst-Jürgen Breuel (* 7. Oktober 1931 in Hamburg). Ihr Sohn Nikolaus war bis November 2010 Vorstandsvorsitzender der DB Fernverkehr AG.
Birgit Breuel studierte zunächst Politikwissenschaft an den Universitäten Hamburg, Oxford und Genf, jedoch ohne Studienabschluss. 1966 trat die gelernte Einzelhandelskauffrau in die CDU ein. Von 1970 bis zu ihrer Mandatsniederlegung am 28. Juni 1978 gehörte sie der Hamburgischen Bürgerschaft an. Von 1978 bis 1986 war sie niedersächsische Ministerin für Wirtschaft und Verkehr, danach bis 1990 niedersächsische Finanzministerin. Nach Amtsantritt erreichte sie als erste Frau die offizielle Einführung des Amtstitels Ministerin.
1990 wurde Breuel in die Geschäftsleitung der Treuhandanstalt gewählt, ein Jahr später folgte sie dem ermordeten Detlev Rohwedder als Präsidentin der Treuhandanstalt nach. Sie schied 1995 aus diesem Amt. Anschließend war Birgit Breuel Generalkommissarin der Weltausstellung Expo 2000 in Hannover. Danach zog sie sich überwiegend in ihr Privatleben zurück, war jedoch noch Mitglied in mehreren Aufsichtsräten. Zudem kümmert sie sich um die im Namen ihres verstorbenen Sohnes 1990 gegründete Philip Breuel Stiftung, welche es Kindern aus sozial schwachen Familien ermöglicht, sich kreativ und künstlerisch zu betätigen.
Die ARD produzierte und sendete 2009 aus Anlass des 20. Jahrestags des Mauerfalls eine Dokumentation über Breuels Arbeit als Treuhandchefin. Sie trägt den Titel Die Treuhänderin.


Dateianhänge:
breuel.jpg
breuel.jpg [ 159.01 KiB | 97-mal betrachtet ]
Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: Zeitzeugen - Wiedervereinigung
BeitragVerfasst: So 10. Mär 2019, 10:39 
Offline
Administrator

Registriert: Do 31. Jul 2008, 15:53
Beiträge: 9688
Zeitzeugen - Wiedervereinigung Deutschlands

Jürgen van Zwoll


Jürgen van Zwoll, Botschafter der Deutsch Demokratischen Republik a.D.

Jürgen van Zwoll (geb. 1939) schloss ein Studium am Moskauer Institut für Internationale Beziehungen mit einer Spezialisierung auf Polen ab, arbeitete im Außenministerium der DDR und in der Internationalen Abteilung des Zentralkomitees der SED, war Ende der 60-er/Anfang der 70-er Jahre als Diplomat in der DDR-Botschaft in Warschau tätig und von April 1988 bis zum 2. Oktober 1990 Botschafter der DDR in Warschau. Nach der Wende war er langjähriger Geschäftsführer einer deutsch-polnischen Gesellschaft mit Sitz in Warschau, die Unternehmen mit deutscher und österreichischer Kapitalbeteiligung in Fragen des polnischen Steuer- und Bilanzrechts beriet.


Dateianhänge:
zwoll.jpg
zwoll.jpg [ 150.9 KiB | 100-mal betrachtet ]
Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: Zeitzeugen - Wiedervereinigung
BeitragVerfasst: So 10. Mär 2019, 10:42 
Offline
Administrator

Registriert: Do 31. Jul 2008, 15:53
Beiträge: 9688
Zeitzeugen - Wiedervereinigung Deutschlands

Oskar Lafontaine

Oskar Lafontaine (* 16. September 1943 in Saarlautern, heute Saarlouis) ist ein deutscher Politiker und Publizist. Von 1985 bis zum 9. November 1998 war er Ministerpräsident des Saarlandes. Er war Kanzlerkandidat der SPD für die Bundestagswahl am 2. Dezember 1990 (kurz nach der Wiedervereinigung) und von 1995 bis 1999 SPD-Vorsitzender. Nach der Bundestagswahl im September 1998 – Gerhard Schröder wurde Bundeskanzler – übernahm er im Kabinett Schröder I das Bundesministerium der Finanzen. Im März 1999 legte er überraschend alle politischen Ämter nieder, auch sein Bundestagsmandat. Fortan trat er als Kritiker des rot-grünen Regierungskurses auf, während Schröder als Kanzler zugleich den SPD-Vorsitz übernahm.
2005 wechselte Lafontaine von der SPD zur neu gegründeten Wahlalternative Arbeit & soziale Gerechtigkeit (WASG). Diese ging durch seine Initiative im Juni des Jahres ein Wahlbündnis mit der PDS ein, die sich dafür in Die Linkspartei.PDS umbenannte. Von 2005 bis 2009 war Lafontaine mit Gregor Gysi Fraktionsvorsitzender der Linksfraktion im Deutschen Bundestag. Vom 16. Juni 2007 bis zum 15. Mai 2010 war er neben Lothar Bisky Parteivorsitzender der neugebildeten Partei Die Linke. Von beiden politischen Ämtern zog er sich aus gesundheitlichen Gründen zurück, wurde jedoch nach Genesung auf Landesebene wieder politisch aktiv. Seit der Landtagswahl im Saarland 2009, bei der er die Linken mit mehr als 20 % der Stimmen zu einem erdrutschartigen Erfolg führte, ist er Fraktionsvorsitzender der Linken im Saarländischen Landtag. Seit Mai 2012 ist er dort auch Oppositionsführer, wobei er mehrmals erfolglos ein Bündnis mit der SPD auf Landesebene anstrebte.
Saarländischer Kommunal- und Landespolitiker
1966 trat Lafontaine in die SPD ein, was er später mit der Übereinstimmung von christlicher Nächstenliebe und sozialdemokratischer Solidarität begründete. Er wurde Vorsitzender der Jungsozialisten in Saarbrücken, deren Übernahme er gemeinsam mit seinem Stellvertreter und langjährigen parteiinternen Partner Reinhard Klimmt geplant hatte. Lafontaines politischer Schwerpunkt lag in der Kommunal- und Landespolitik, nicht in der Mitwirkung an den revolutionären Studentenprotesten dieser Zeit. Aufgrund seiner Ablehnung des Regierungskurses der SPD in der Großen Koalition stieß er 1968 vorübergehend auf das Interesse der SED-Reisekader, die aber schon im Jahr darauf Lafontaine deutlich kritischer beurteilten.
1968 wurde Lafontaine in den Landesvorstand der SPD Saarland gewählt. Von Mitte 1970 bis 1975 war er Landtagsabgeordneter. In der Landeshauptstadt Saarbrücken war Lafontaine von 1974 bis 1976 zuerst Bürgermeister, dann als Nachfolger des erkrankten und vorzeitig zurückgetretenen Fritz Schuster (CDU) bis 1985 Oberbürgermeister. 1977 übernahm er auch den Landesvorsitz der Saar-SPD, den er bis 1996 halten sollte.
Als Oberbürgermeister trieb Lafontaine den Ausbau des Öffentlichen Nah- zulasten des Individualverkehrs voran. Ein weiterer Schwerpunkt war die Ausgleichung des Stadthaushalts, die gegen Ende von Lafontaines Amtszeit auch gelang. Als bedeutender Meilenstein in der Saarbrücker Stadtgeschichte gilt die Umgestaltung der Umgebung des heruntergekommenen St. Johanner Marktes zu einer Fußgängerzone, die heute ein Zentrum der Stadt ist. Auch die Etablierung des Max-Ophüls-Festivals fällt in seine Amtszeit als Oberbürgermeister.
1980 trat Lafontaine als Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten an. Er führte seine Partei zur relativen Mehrheit, konnte die schwarz-gelbe Koalition unter Werner Zeyer jedoch noch nicht ablösen. Bei der Kommunal- und Europawahl 1984, dem ersten Test für die Landtagswahl im darauffolgenden Jahr, baute die saarländische SPD ihren Vorsprung gegenüber der Union aus, die auch aufgrund der unbewältigten Stahlkrise an Zustimmung verlor. Lafontaines ausgeprägte Profilierung als ökologischer Friedenspolitiker trug dazu bei, ein Erstarken der Grünen im Saarland zu verhindern. Im Wahlkampf zur Landtagswahl am 10. März 1985 kündigte er außerdem an, im Falle des Wahlsiegs den Umweltaktivisten Jo Leinen zum Umweltminister zu ernennen. Bei dieser Wahl erhielt die SPD 49,2 % (CDU 37,3; FDP 10,0) der Wählerstimmen und damit 26 der 51 Sitze im Landtag. Lafontaine wurde am 9. April zum ersten sozialdemokratischen Ministerpräsidenten des Saarlands gewählt. Auch die Wahl am 28. Januar 1990 (SPD 54,4 %; CDU 33,4; FDP 5,6) und die Wahl im Oktober 1994 führten zu absoluten Mehrheiten der SPD im Landtag.
In seiner Regierungserklärung vom 24. April 1985 benannte Lafontaine die Rückführung der auf rund 15 % gestiegenen Arbeitslosigkeit, die Überwindung der schlechten Haushaltslage des Landes sowie die Lösung der Stahlkrise als Schwerpunkte. Auch um Finanzmittel zur industriellen Umstrukturierung des Landes zu erhalten, legte das Saarland eine Klage beim Bundesverfassungsgericht gegen den Länderfinanzausgleich ein. Das Gericht erkannte die Haushaltsnotlage des Saarlandes an; die damit zugesprochenen Finanzmittel sowie Schuldenerlasse der Banken führten zu einer kurzfristigen Linderung der Haushaltsnot. Nachdem das Saarland 1986 eine Mehrheit der Anteile am Unternehmen ARBED Saarstahl übernahm und die Unternehmensstrukturen konsolidiert wurden, kam es zu weiteren Entlassungen und Frühpensionierungen; diese wurden sozialverträglicher gestaltet als unter der Vorgängerregierung. Die Restrukturierungen und die in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre anziehende Stahlkonjunktur sorgten für einen Teilerfolg des Konzepts.
Als eine der ersten Amtshandlungen hob die neue Landesregierung den Radikalenerlass von 1972 auf, womit das Saarland zum ersten Bundesland ohne diese Regelung wurde. Durch persönlich gute Beziehungen zu Erich Honecker erreichte Oskar Lafontaine einen spürbaren Auftragseingang aus der DDR für saarländische Produkte. Lafontaine sprach sich 1985 für eine Anerkennung der Staatsbürgerschaft der DDR aus, wofür er im SPD-Vorstand keine Zustimmung und einige Kritik erfuhr. Auch beendete das Saarland 1985 als einziges Bundesland Zahlungen an die bis dahin von allen Bundesländern gemeinsame getragene Zentrale Erfassungsstelle der Landesjustizverwaltungen, die Menschenrechtsverletzungen in der DDR dokumentierte.
1987 schlug Willy Brandt Lafontaine als seinen Nachfolger im Amt des SPD-Parteivorsitzenden vor, um einen Generationenwechsel herbeizuführen. Doch dieser lehnte zunächst ab. Nach Brandts Rücktritt vom Parteivorsitz wurde er als Vertreter der Parteilinken neben Johannes Rau zum Stellvertreter des neugewählten Bundesvorsitzenden der SPD Hans-Jochen Vogel gewählt.
Zudem übernahm Lafontaine die Leitung der Kommission, die das neue Grundsatzprogramm der SPD ausarbeiten sollte. Es wurde als Berliner Programm auf dem Berliner Parteitag im Dezember 1989 verabschiedet und verpflichtete die Partei zu internationaler Zusammenarbeit für Abrüstung, Gleichstellung der Frau in Beruf und Gesellschaft, ökologischer Modernisierung der Wirtschaft und Strukturreform der sozialen Sicherungssysteme. In diesem Zusammenhang trat Lafontaine damals auch für Arbeitszeitverkürzungen ohne vollen Lohnausgleich im Einvernehmen mit Betriebsräten und Belegschaften ein, sowie für eine offenere Haltung zur Wochenendarbeit und längeren Maschinenlaufzeiten. Dies brachte ihn in einen Gegensatz zu den westdeutschen Gewerkschaftsverbänden. Seitdem galt er dort als „Modernisierer“.
Schon vor den Ereignissen im Herbst 1989 hielt Lafontaine die Idee des Nationalstaats im Zeitalter der europäischen Integration für unzeitgemäß: „Der Nationalstaat hat schon heute die Vernünftigkeit seiner Idee überlebt.“
Nach dem Fall der Berliner Mauer sagte er, er wolle einen Kollaps der DDR-Wirtschaft und politische Komplikationen mit den vier Siegermächten des Zweiten Weltkriegs vermeiden. Um DDR-Bürger zu bewegen, in ihrer Heimat zu bleiben, schlug er Wirtschaftshilfen für die DDR vor. Am 27. November 1989 riet er zudem dazu, den Zuzug von DDR-Bürgern in die Bundesrepublik administrativ zu begrenzen. Er beauftragte die saarländische Staatskanzlei mit der Prüfung, ob die Übersiedlung rechtlich von einem Nachweis von Wohnsitz und Arbeitsplatz im Westen abhängig gemacht werden könne. Am 28. November 1989 legte Bundeskanzler Helmut Kohl überraschend sein Zehn-Punkte-Programm zur deutschen Wiedervereinigung vor. Darin befürwortete er eine Konföderation beider deutscher Staaten als Zwischenschritt zur deutschen Einheit, ließ aber die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze und die Bündniszugehörigkeit des vereinten Deutschlands offen.
Die ablehnende Haltung Lafontaines zur Deutschlandpolitik der damaligen Bundesregierung stieß auf Kritik auch von Parteifreunden. Der SPD-Parteivorsitzende Hans-Jochen Vogel warf ihm mit Unterstützung von Johannes Rau und Herta Däubler-Gmelin in einer konfliktgeladenen SPD-Präsidiumssitzung am 10. Dezember 1989 vor: „Die bauen Mauern ab, und du versuchst, sie aufzurichten.“ Daraufhin warnte Lafontaine beim Berliner Parteitag der SPD am 18. Dezember 1989 vor „nationaler Besoffenheit“. Die kurz vorher öffentlich erhobene Forderung des Kanzlerberaters Horst Teltschik nach Mitgliedschaft eines vereinten Deutschlands in der NATO kommentierte er mit: „Welch ein historischer Schwachsinn!“ Lafontaine kritisierte, dass Kohl seinen Plan nicht mit den damaligen Siegermächten abgestimmt habe. Diese Kritik teilten François Mitterrand, Margaret Thatcher und Michail Gorbatschow, der die Eigenstaatlichkeit der DDR damals noch bewahren wollte und die Ostausdehnung der NATO ablehnte
Lafontaine bezeichnete Kohls Pläne als unbezahlbar und erhielt dafür Zustimmung vom damaligen Bundesbankpräsidenten Karl Otto Pöhl. Er glaubte wie viele SPD-Politiker, eine „Wieder“-Vereinigung setze die falschen politischen Prioritäten und wecke erneut Ängste vor deutscher Überlegenheit im europäischen Ausland. Er betonte den sozialdemokratischen Internationalismus und strebte eine staatliche Einheit als Folge, nicht Voraussetzung annähernd gleicher Lebensverhältnisse und Entfaltungschancen an: Ihm gehe es „nicht um die Einheit in einer Grenze. Die Menschen in der DDR wollen die Einheit im Wohlstand“. Er stimmte jedoch mit vielen ostdeutschen Bürgerrechtlern darin überein, dass die DDR sich ohne westlichen Druck zuerst selbst politisch und wirtschaftlich reformieren solle. Dazu befürwortete er eine Konföderation beider deutscher Staaten im Rahmen eines gesamteuropäischen Einigungsprozesses. Ob die Nachbarländer überhaupt in einem vereinten Europa aufgehen wollten, fragte Lafontaine nicht.
Dagegen befürworteten Willy Brandt, Hans-Jochen Vogel, Hans Apel und Helmut Schmidt für die alte SPD und jüngere ostdeutsche Sozialdemokraten wie Markus Meckel, Richard Schröder und Wolfgang Thierse eine zeitnahe staatliche Wiedervereinigung. Seine Gegner in- und außerhalb der SPD warfen Lafontaine vor, er habe die staatliche Einheit verhindern wollen und kein eigenes Konzept für den Einigungsprozess gehabt. Auch wegen dieser Differenzen war das politische und persönliche Verhältnis zwischen Lafontaine und Willy Brandt zerrüttet.

Nach seinem Wahlsieg mit 54,4 Prozent bei der Landtagswahl im Saarland am 28. Januar 1990 wurde Lafontaine vom SPD-Vorstand einstimmig als Kanzlerkandidat für die Bundestagswahl 1990 nominiert. Danach beriet er sich intensiv mit Parteifreunden und europäischen Wirtschaftsexperten, darunter Helmut Schmidt, Bundesbankpräsident Karl Otto Pöhl, EG-Kommissions-Präsident Jacques Delors und Gewerkschaftsführer Franz Steinkühler. Diese stimmten seiner Ablehnung einer schnellen Wirtschafts- und Währungsunion zwischen DDR und Bundesrepublik teilweise zu. Von dem Einvernehmen in der SPD dazu machte er seine Kanzlerkandidatur abhängig. Lafontaine erwartete, dass der nächste Bundestagswahlkampf nur in Westdeutschland stattfinden würde und sprach daher primär die westdeutschen Wähler an. Erst im Juli 1990 erfolgte die Festlegung der ersten gesamtdeutschen Wahlen auf den 2. Dezember 1990. Danach passte er die SPD-Wahlstrategie nach Meinung mancher Analytiker zu spät an. Vor der Wahl sagte der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt Lafontaine wegen dessen deutschlandpolitischer Grundhaltung eine „verdiente Niederlage“ voraus.
Im Vorfeld der DDR-Volkskammerwahl 1990 kündigte Bundeskanzler Kohl am 13. Februar 1990 überraschend eine baldige Währungsunion an, ohne anfangs einen Wechselkurs festzulegen. Auf dem folgenden SPD-Parteitag in Leipzig vom 22. bis zum 25. Februar 1990 trug Lafontaine seine wirtschafts- und sozialpolitischen Bedenken vor. Er befürchtete und warnte davor, dass die Währungsunion weite Teile der Industrie- und Agrarwirtschaft der DDR schlagartig konkurrenzunfähig machen, zu ihrem Zusammenbruch und zu millionenfacher Arbeitslosigkeit führen würde. Er rechnete mit Steuererhöhungen und jahrzehntelangen Milliardentransfers in die Beitrittsgebiete und wies darauf hin, dass dies die Investitionen in der alten Bundesrepublik schwächen, auch dort Arbeitsplatzverluste bewirken und so den sozialen Zusammenhalt in ganz Deutschland gefährden würde. Er berief sich auf den Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und riet dazu, die Wirtschaft der DDR schrittweise zu reformieren, um ihre Absatzmärkte zu erhalten und ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den westlichen Unternehmen zu stärken. Statt die D-Mark abrupt einzuführen, sei ein fester Wechselkurs für die DDR-Mark anzustreben. Nachdem die Bundesbank im April einen Umtauschkurs von 2:1 empfohlen und damit starken Protest in der DDR ausgelöst hatte, rückte er von seiner Empfehlung ab und befürwortete nun einen Umtauschkurs von 1:1 für sämtliche Sparguthaben, Löhne und Renten, um die Kaufkraft im Osten nach erfolgter Währungsunion zu stärken.
Am 25. April 1990 wurde Lafontaine bei einem Wahlkampfauftritt in Mülheim (Köln) von der psychisch kranken Adelheid Streidel mit einem Messerstich nahe der Halsschlagader lebensgefährlich verletzt. In den Wochen seiner Behandlung und Erholung von dem Attentat rückte die SPD-Bundestagsfraktion von seinem Kurs ab. Die Attentäterin wurde erst 2014 aus der Psychiatrie entlassen.[35] Über die Freilassung wurde Lafontaine von den Behörden nicht informiert.
Am 18. Mai 1990 vereinbarte die amtierende Bundesregierung mit der neuen, demokratischen DDR-Regierung den Staatsvertrag über die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion. Damit war entschieden, dass die DDR das wirtschafts- und sozialpolitische System der Bundesrepublik in einem Schritt übernehmen würde. Bei einer geheimen Abstimmung der SPD-Bundestagsfraktion folgte die Mehrheit Willy Brandts Empfehlung, diesem Vertrag im Bundestag zuzustimmen. Wegen des fehlenden Rückhalts für seinen Kurs bot Lafontaine daraufhin parteiintern seinen Rücktritt von der Kanzlerkandidatur an. Doch kein anderer im SPD-Bundesvorstand war zu kandidieren bereit. Bei der folgenden Abstimmung im Bundesrat am 22. Juni 1990 lehnten nur das von Lafontaine regierte Saarland und das von Gerhard Schröder regierte Niedersachsen den Staatsvertrag zur Währungsunion ab.
Nachdem Briten und Franzosen ihre Vorbehalte gegen die staatliche Einheit Deutschlands aufgegeben hatten, beschlossen Bundestag und Bundesrat am 20. und 21. September 1990 mit den Stimmen der SPD-Fraktion und aller SPD-geführten Bundesländer den Einigungsvertrag. Das ermöglichte mit der notwendigen Zweidrittelmehrheit den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik gemäß Artikel 23 des Grundgesetzes, der am 3. Oktober offiziell erfolgte. Damit hatte der Gang der Ereignisse Lafontaines Konzept überholt. Er verlor im Dezember 1990 die erste gesamtdeutsche Bundestagswahl. Danach zog er sich zunächst aus der Bundespolitik zurück, verzichtete auf den ihm angebotenen SPD-Vorsitz und blieb saarländischer Ministerpräsident.

In einem Interview der Saarbrücker Zeitung vom 29. September 2010 antwortete Lafontaine auf die Frage: „Räumen Sie ein, 1990 selbst Fehler begangen zu haben?“: „Ich habe die Einheitseuphorie unterschätzt, das rationale Argument schlichtweg überschätzt. Die Wahrheit ist nicht immer populär.“


Dateianhänge:
lafontaine.jpg
lafontaine.jpg [ 154.42 KiB | 96-mal betrachtet ]
Nach oben
 Profil  
 
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 271 Beiträge ]  Gehe zu Seite Vorherige  1 ... 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24 ... 28  Nächste

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde [ Sommerzeit ]


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 4 Gäste


Sie dürfen keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Sie dürfen keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Sie dürfen Ihre Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Sie dürfen Ihre Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Sie dürfen keine Dateianhänge in diesem Forum erstellen.

Suche nach:
cron
Powered by phpBB © 2000, 2002, 2005, 2007 phpBB Group
Deutsche Übersetzung durch phpBB.de