Motiv - Dichter
Rumänien
Mihai Eminescu eigentlich Mihail Eminovici; * 15. Januar 1850 in Ipotești, Kreis Botoșani, damals Herzogtum Bukowina; † 15. Juni 1889 in Bukarest) gilt als der bedeutendste rumänische Dichter des 19. Jahrhunderts. Sein Werk setzte Maßstäbe für die Entwicklung der modernen rumänischen Hochsprache. 1866 veröffentlichte er zum ersten Mal das Gedicht De-aș avea („Wenn ich hätte“) in der rumänischen Zeitschrift Familia („Die Familie“), die in Budapest von Iosif Vulcan herausgegeben wurde. Er war es auch, der das slawische Suffix -ovici in seinem Geburtsnamen nicht mochte und ihm daher den mehr rumänisch anmutenden Nachnamen „Eminescu“ gab. 1869 gründete Eminescu mit Gleichgesinnten den literarischen Zirkel Orientul („Der Orient“), der u. a. zum Ziel hatte, folkloristische Märchen und Gedichte zu sammeln. Im selben Jahr gelang es dem Vater, seinen Sprössling aufzuspüren – er schickte ihn zu einem Philosophiestudium nach Wien. Davon war Eminescu angetan, konnte er doch nun ungehindert seinen Wissensdurst stillen und wurde dazu finanziell vom Vater unterstützt. Er las in dieser Zeit viele historische und philosophische Texte, wobei ihn besonders Arthur Schopenhauers Die Welt als Wille und Vorstellung beeindruckte und ihn zu etlichen Gedichten inspirierte. Der Pessimismus und die Misogynie Schopenhauers sind vollauf präsent in Eminescus dichterischem Werk, auch die Auseinandersetzung mit fernöstlichen Religionen (wie zum Beispiel in Kamadeva, benannt nach dem gleichnamigen indischen Liebesgott) hat ihren Ursprung in der Wiener Studienzeit. Er konnte die Vorlesungen nur als Gasthörer besuchen, da ihm das Abitur fehlte, erlebte dafür aber eine künstlerisch sehr fruchtbare Periode. 1870 veröffentlichte er in der Zeitschrift Convorbiri literare („Literarische Gespräche“), die in Iași von dem Literaturkreis Junimea („Die Jugend“, von rumänisch june- „jung“) herausgegeben wurde, das Gedicht Venere și Madona („Venus und Madonna“) und erhielt viel Anerkennung von den Teilnehmern des Junimea-Kreises, vor allem von dem erfolgreichen Politiker Titu Maiorescu, der auf die Förderung rumänischer Kultur und insbesondere Literatur sehr großen Wert legte, um damit die Konsolidierung des jungen rumänischen Nationalstaates voranzutreiben. Von nun an hielt Maiorescu eine schützende Hand über Eminescu, der aufgrund seines großen sprachlichen Talents genau den Anforderungen an einen „Nationaldichter“ zu entsprechen schien. In allen schwierigen oder ausweglosen Situationen erhielt Eminescu ein Leben lang von Titu Maiorescu Unterstützung. Von 1871 bis 1874 studierte Eminescu in Berlin, und – nachdem er aus Botoșani von Titu Maiorescu einen Abiturnachweis erhalten hatte – als ordentlicher Student Vorlesungen der Fachrichtungen Philosophie, Geschichte, Wirtschaft und Rechtswissenschaften. In diesen Jahren war der Einfluss der deutschen Kultur auf seine Geisteshaltung und seine künstlerische Aktivität enorm. Neben philosophischen und historischen Texten las er deutsche Literatur, vor allem deutsche Lyrik. So beschäftigt er sich intensiv mit Arthur Schopenhauer und Immanuel Kant. Er übersetzte beispielsweise Auszüge aus Kants Kritik der reinen Vernunft oder Werke von Friedrich Schiller. In Straßencafés sitzend, kopierte er aus Tageszeitungen Gedichte, übersetzte sie, dichtete nach, bearbeitete und verarbeitete deutsche Texte und übernahm davon ins Rumänische alles, was ihm interessant erschien. Etlichen seiner Gedichte liegen deutsche Originaltexte zugrunde – inwieweit es sich jeweils um Übersetzungen oder um Bearbeitungen im Rumänischen handelt, ist bis heute in der rumänischen Literaturwissenschaft umstritten. Fest steht, dass der Einfluss der deutschen Literatur auf Eminescus Werk von großer Bedeutung ist.
Dateianhänge: |
rom123vs.jpg [ 46.34 KiB | 279-mal betrachtet ]
|
rom123rs.jpg [ 43.87 KiB | 262-mal betrachtet ]
|
rom106.jpg [ 65.86 KiB | 257-mal betrachtet ]
|
rom102.jpg [ 91.87 KiB | 267-mal betrachtet ]
|
|