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 Betreff des Beitrags: Re: Motiv - Dichter + Schriftsteller
BeitragVerfasst: Di 23. Mai 2023, 13:29 
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Motiv - Dichter + Schriftsteller

BAD 14 = 50 Reichsmark 11.10. 1924 als Druckprobe

Im Mai 2023 tauchte diese Bündel Banknoten auf, insgesamt 650 Stück wurden versteigert für 53.000€

Johann Peter Hebel
(* 10. Mai 1760 in Basel; † 22. September 1826 in Schwetzingen) war ein deutscher Schriftsteller, evangelischer Geistlicher und Lehrer. Aufgrund seines Gedichtbands Allemannische Gedichte gilt er gemeinhin als Pionier der alemannischen Mundartliteratur. Sein zweites bekanntes Werk sind zahlreiche, auf Hochdeutsch verfasste Kalendergeschichten.
Als Lehrer in Hertingen und Lörrach
Während seines Studiums wurde er in Erlangen Mitglied im Amicistenorden. Nach einem zweijährigen Theologiestudium (1778–1780) in Erlangen bestand er im September 1780 in Karlsruhe die Examensprüfung und wurde im November Kandidat für ein Pfarramt. Ein solches erhielt er jedoch nicht, sondern trat stattdessen eine Stelle als Hauslehrer in Hertingen beim dortigen Pfarrer Schlotterbeck an. Auf Wunsch Schlotterbecks wurde er nach zwei Jahren ordiniert und betätigte sich auch in der Seelsorge in Hertingen und Tannenkirch. Hebel nutzte seine Zeit in Hertingen außerdem für ausgedehnte Wanderungen im badischen Oberland und bis in den Hunsrück, die Heimat seines Vaters.
1783 wurde er zum Präzeptoratsvikar (Hilfslehrer) am Pädagogium in Lörrach ernannt. Verbunden mit dieser Aufgabe war auch das Predigen in Grenzach; allerdings war die Besoldung so karg, dass Hebel sie mit Nachhilfestunden aufbessern musste. Mit dem Lörracher Schulleiter Tobias Günttert schloss Hebel Freundschaft. Über ihn lernte er auch Gustave Fecht kennen, Güntterts Schwägerin, mit der er eine lang andauernde platonische Beziehung führte und der er zahlreiche Briefe schrieb. Hebel blieb sein Leben lang unverheiratet, obgleich er in späteren Jahren die Schauspielerin Henriette Hendel-Schütz sehr verehrte.
Wechsel nach Karlsruhe
1791 wurde er als Subdiakon an das Gymnasium Illustre in Karlsruhe berufen, was für ihn den Abschied von Südbaden bedeutete. Neben der Lehrtätigkeit am Gymnasium predigte er in Karlsruhe auch gelegentlich bei Hofe, wobei er sich großer Beliebtheit erfreute. Bereits 1792 wurde Hebel Hofdiakon, 1798 außerordentlicher Professor. Am Gymnasium unterrichtete er weiter mehrere Unterrichtsfächer, darunter auch Botanik und Naturgeschichte.
Hebel unterhielt eine Pflanzensammlung, die er in einem umfangreichen Herbarium zusammengefasst hatte. Er war ferner mit dem Botaniker Karl Christian Gmelin befreundet, dessen Flora Badensis Alsatica er bezüglich der botanischen (lateinischen und griechischen) Bezeichnungen und Diagnosen überarbeitete. Gmelin seinerseits nahm in diesem Werk die Gewöhnliche Simsenlilie unter dem Namen Hebelia Allemannica (heute Tofieldia Calyculata) auf. 1799 wurde Hebel Ehrenmitglied der Jenaer mineralogischen Gesellschaft und 1802 korrespondierendes Mitglied der „Vaterländischen Gesellschaft der Ärzte und Naturforscher in Schwaben.“
In jungen Jahren hatte Hebel Klopstock und Jung-Stilling gelesen, später schätzte er vor allem Jean Paul und Johann Heinrich Voß.
Sein Wunsch, sich als Pfarrer um eine Pfarrei im Wiesental kümmern zu dürfen, wurde nicht erfüllt. Wie groß dieser Wunsch war, zeigt sich darin, dass Hebel im Jahr 1820 eine Antrittspredigt für eine Landgemeinde verfasste und darin unter anderem schrieb: „An einem friedlichen Landorte, unter redlichen Menschen als Pfarrer zu leben und zu sterben, war alles, was ich wünschte, was ich bis auf diese Stunde in den heitersten und in den trübsten Augenblicken meines Lebens immer gewünscht habe.“ Stattdessen wurde Hebel, in seinen eigenen Worten, „an einer unsichtbaren Hand immer höher hinan, immer weiter von dem Ziel meiner bescheidenen Wünsche hinweggeführt“. Zwar erhielt er 1805 die Möglichkeit, die lutherische Pfarrei in Freiburg im Breisgau zu übernehmen, lehnte dies allerdings auf Wunsch des Großherzogs Karl Friedrich ab.
1808 wurde er Direktor des Karlsruher Gymnasiums. Hebel blieb bis zu seinem Lebensende in Karlsruhe, von gelegentlichen Reisen in andere Landesteile abgesehen. Das heimatliche badische Oberland und seine ehemaligen Wirkungsstätten Hausen, Schopfheim, Lörrach und Weil besuchte er 1812 ein letztes Mal. Ab 1815 klagte Hebel vermehrt über gesundheitliche Probleme, die sich in den folgenden Jahren verschlimmerten.
Wirken als Prälat und Abgeordneter
1819 wurde Hebel der erste Prälat der lutherischen Landeskirche und dadurch Mitglied der ersten Kammer der Badischen Ständeversammlung. Als Abgeordneter widmete er sich, seinem Hintergrund entsprechend, vor allem der Bildungs-, Kirchen- und Sozialpolitik. So unterstützte er unter anderem Anträge zur Gründung eines Taubstummeninstituts und Blindenheims und für die bessere Ausbildung der katholischen Geistlichen. Ein Wanderverbot für Handwerksburschen dagegen lehnte er ab. Bei der Einweihung des Landtagsgebäudes in Karlsruhe hielt Hebel die Festrede. 1820 erhielt Hebel zunächst das Ritterkreuz, später auch das Kommandeurkreuz des Ordens vom Zähringer Löwen.
Bei der Vereinigung der lutherischen und reformierten Landeskirche Badens zur heutigen Evangelischen Landeskirche in Baden 1821 spielte Hebel ebenfalls eine wichtige Rolle: Er setzte sich für eine gemeinsame Liturgie der beiden Kirchen ein und war der erste Unterzeichner der die Vereinigung beschließenden Unionsurkunde. Für sein Wirken bei der Vereinigung verlieh ihm die Universität Heidelberg im gleichen Jahr den Ehrendoktortitel in Theologie. Auch der neuen Evangelischen Landeskirche stand Hebel als Prälat vor.
Rezeption
Zu Hebels Bewunderern zählten berühmte Literaten wie Johann Wolfgang von Goethe, Gottfried Keller und Leo Tolstoi. Goethe, der sich selbst einmal an einem Gedicht in alemannischer Mundart versucht hatte, lobte insbesondere die Allemannischen Gedichte: Hebel habe, so Goethe, „auf die naivste, anmutigste Weise durchaus das Universum verbauert“. Goethe wehrte sich auch gegen Rufe, Hebels Gedichte zu übersetzen: „Einen solchen Dichter muss man im Original lesen! Dann muss man halt diese Sprache lernen!“ Bei einem Treffen mit Hebel im Oktober 1825 ließ sich Goethe von diesem aus den Allemannischen Gedichten vortragen und schrieb später über ihn, er sei „ein ganz trefflicher Mann“. Weitere Bewunderer Hebels waren die Brüder Grimm. Mit Jacob Grimm kam es 1814 auch zu einem Treffen in Karlsruhe. Hebel beeinflusste die Mundartlyrik jahrzehntelang, direkt wie den Baselbieter Dichterpfarrer Jonas Breitenstein, der Hebel in Titeln verschiedener Werke und Anthologien die Reverenz erwies oder indirekt, indem er die Eignung der Mundart als dichterische Sprache etablierte.
Besonders an Hebels Werk hervorgehoben wird die Verbindung von Volkstümlichem mit tieferen Aussagen und Gedanken. So lobte beispielsweise August Vilmar, Hebels Vergänglichkeit gebe dem volksmäßigen Vordergrund einen Hintergrund, den man bei anderen volkstümlichen Idyllendichtern vergeblich suche. Vilmar hob ferner Hebels Naturbeschreibungen der Wiese und das Gedicht Sonntagsfrühe hervor, insbesondere aber die Geschichten des Schatzkästleins: „Die Erzählungen […] sind an Laune, an tiefem und wahrem Gefühl, an Lebhaftigkeit der Darstellung vollkommen unübertrefflich und wiegen ein ganzes Fuder Romane auf.“ Auch Theodor Heuss lobte an Hebels Werk, dass er die bodenständige alemannische Sprache nicht zur Parodisierung und Vulgarisierung nutzte, sondern sie zu „einem Werkzeug echten Dichtertums“ machte und ein Werk schuf, in dem, so Heuss, „der Unterton des Bleibenden, des Gültigen, des Ewigen, des Ewig-Menschlichen mitklingt“.
Auch spätere Autoren brachten Hebel hohe Wertschätzung entgegen. Charakteristisch hierfür ist auch ein Zitat von Hermann Hesse: „Wir lesen, glaube ich, auch heut noch in keiner Literaturgeschichte, dass Hebel der größte deutsche Erzähler war, so groß wie nur Keller und viel sicherer und in der Wirkung reiner und mächtiger als Goethe.“ Theodor W. Adorno rühmte Johann Peter Hebels Aufsatz Die Juden als eines „der schönsten Prosastücke zur Verteidigung der Juden, das deutsch geschrieben wurde“, und Elias Canetti beschrieb in Die gerettete Zunge, welchen Stellenwert für ihn Hebels Schatzkästlein hatte: „Kein Buch habe ich geschrieben, das ich nicht heimlich an seiner Sprache maß, und jedes schrieb ich zuerst in der Kurzschrift nieder, deren Kenntnis ich ihm allein schulde.“ Marcel Reich-Ranicki schrieb: „Hebels Geschichten gehören zu den schönsten in deutscher Sprache“ und nahm das Schatzkästlein in seinen Kanon der deutschen Literatur auf. Ebenfalls Teil des Kanons ist Die Rose, eines der wenigen hochdeutschen Gedichte Hebels. Das Schatzkästlein wurde außerdem in die ZEIT-Bibliothek der 100 Bücher aufgenommen.
Patrick Roth verfasste mit seinem Essay Johann Peter Hebels Hollywood oder Freeway ins Tal von Balzac (1995) eine weitere Hommage an Hebel: Der Text erzählt von der Selbstfindung des jungen Roth als deutscher Schriftsteller in Amerika und beginnt mit einer Autofahrt durch Los Angeles und der auf Band gelesenen Lieblingsgeschichte Roths: „‚Unverhofftes Wiedersehen‘. Von Hebel so erzählt, daß man glauben lernt, alles Geliebt-Verlorene eines Tages doch noch wiederzusehen.“
Der Schriftsteller und Literaturwissenschaftler W. G. Sebald interpretiert in seinem Essay Es steht ein Komet am Himmel – Kalenderbeitrag zu Ehren des rheinischen Hausfreunds die Kalendergeschichten als tiefste emotionale Momente. Hebels Sprache kehre sich nach innen und der Erzähler lege uns beinahe spürbar seine Hand auf den Arm: „Hebel löst sich aus dem Zusammenhang des Lebens und begibt sich auf jene höhere Warte, von der aus man […] hinübersieht in das entfernte gelobte Land der Menschen, jene Heimat eben, in der […] noch keiner gewesen ist.“
Gesellschaften und Museen
Dem Leben und Werk Hebels widmen sich unter anderem der Hebelbund Lörrach, der Hebelbund Müllheim und die Basler Hebelstiftung. Das Hebelhaus in Hausen im Wiesental, ein Heimat- und Literaturmuseum, erinnert an den Dichter. Das Museum am Burghof (jetzt Dreiländermuseum) Lörrach ist eine weitere wichtige literarische Gedenkstätte an Johann Peter Hebel. Es präsentierte zu Hebels 250. Geburtstag die interaktive Ausstellung „Johann Peter Hebel – Bewegter Geist, bewegtes Leben“.


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 Betreff des Beitrags: Re: Motiv - Dichter + Schriftsteller
BeitragVerfasst: Mi 24. Mai 2023, 13:20 
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Motiv - Dichter + Schriftsteller

Bettina von Arnim (geborene Elisabeth Catharina Ludovica Magdalena Brentano, auch Bettine von Arnim; * 4. April 1785 in Frankfurt am Main; † 20. Januar 1859 in Berlin) war eine deutsche Schriftstellerin, Zeichnerin und Komponistin und bedeutende Vertreterin der deutschen Romantik.
Soziale und literarische Arbeit
Bettina von Arnims literarisches und soziales Engagement trat erst nach dem Tod ihres Mannes 1831, dessen Werke sie herausgab, ins Licht der Öffentlichkeit. Die neue Autonomie, die der Witwenstand ermöglichte, führte zu einer Verstärkung ihres öffentlichen Wirkens. Sie wurde zur Herausgeberin seiner Gesammelten Werke. Während der Choleraepidemie in Berlin engagierte sie sich für soziale Hilfsmaßnahmen in den Armenvierteln und pflegte Erkrankte. Aus Anlass der Thronbesteigung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. veröffentlichte sie 1843 die Sozialreportage Dies Buch gehört dem König. Das aus fiktiven Dialogen zwischen der Mutter Goethes und der Mutter des preußischen Königs bestehende Werk wurde in Bayern verboten.
Der spätere Kunst- und Kulturhistoriker Jacob Burckhardt (1818–1897) studierte 1841–1843 in Berlin, wurde von Bettina von Arnim empfangen und beschrieb diese in einem Brief an seine Schwester Louise am 29. Januar 1842 wie folgt: „Ein 54jähriges Mütterchen, klein aber von schöner Haltung, mit wahrhaften Zigeunerzügen im Angesicht, aber so wunderbar interessant, wie selten ein weiblicher Kopf; schöne, echte kastanienbraune Locken, die braunsten, wundersamsten Augen, die mir je vorgekommen sind.“. Über einen Besuch von Wilhelm Junkmann bei Bettina von Arnim berichtet 1846 Annette von Droste-Hülshoff, sie habe „über die Maßen schwadroniert und geschimpft auf Westfalen, Katholiken, den münsterschen Adelund endlich auf die Lichtfreunde.“
In der Ernüchterung, die der gescheiterten Revolution von 1848 folgte, verfasste sie 1852 die Fortsetzung Gespräche mit Dämonen, in der sie für die Abschaffung der Todesstrafe und die politische Gleichstellung von Frauen und von Juden eintritt. Ihre weitreichende Korrespondenz zur Ermittlung statistischer Angaben für ihr Armenbuch erregte großes Aufsehen. Das Buch wurde bereits vor seinem Erscheinen von der preußischen Zensur verboten, da man Bettina von Arnim verdächtigte, den Weberaufstand mit angezettelt zu haben.
Sie stand den Ideen der Frühsozialisten nahe; 1842 traf sie mit Karl Marx zusammen, hielt jedoch an der Idee eines Volkskönigs fest. Der König sollte erster Bürger einer Gemeinschaft von Bürgern sein und mit ihnen den Staat erschaffen, in dem sie leben wollten.
Tod und Nachwirkung
1854 erlitt Bettina von Arnim einen Schlaganfall, von dem sie sich nicht mehr erholte.
Am 20. Januar 1859 starb sie im Kreise ihrer Familie, zu ihrer Seite das von ihr entworfene und gefertigte Goethe-Monument. Sie wurde neben ihrem Mann an der Kirche von Wiepersdorf beigesetzt. Auf ihrem Grabstein ist fälschlicherweise als Geburtsjahr 1788 angegeben, tatsächlich wurde sie 1785 geboren.
1985 wurde aus Anlass ihres 200. Geburtstages in Berlin die Bettina-von-Arnim-Gesellschaft gegründet. Sie hat das Ziel, Leben und Werk der Autorin einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Die Gesellschaft schreibt alle drei Jahre einen undotierten Forschungspreis aus und gibt das Internationale Jahrbuch der Bettina-von-Arnim-Gesellschaft heraus.
1991 wurde vom Freundeskreis Schloss Wiepersdorf – Bettina und Achim von Arnim-Museum e. V. im Schloss Wiepersdorf ein Museum eingerichtet, das Exponate aus dem Leben des Dichterpaares, einiger ihrer Nachfahren und ihres Umfeldes zeigt.
Sie ist auf dem 1992 erschienenen 5-DM-Schein der letzten D-Mark-Banknotenserie abgebildet.
Goethe - 1806 begann die Freundschaft Bettina Brentanos mit Goethes Mutter Katharina Elisabeth Goethe. Der Dichter hatte auf die ihm schwärmerisch erscheinenden Briefe Bettinas zunächst nicht geantwortet. Doch ein Jahr später durfte sie in Weimar erstmals den von ihr überaus verehrten Johann Wolfgang Goethe besuchen. Es begann ein Briefwechsel zwischen den beiden, der später von Bettina von Arnim herausgegeben und nach Goethes Tod unter dem Titel Goethes Briefwechsel mit einem Kinde berühmt wurde. 1811, im Jahr ihrer Heirat, kam es nach einer öffentlichen Auseinandersetzung zwischen ihr und Goethes Ehefrau Christiane zum Bruch mit Goethe. In einer Gemäldeausstellung des Goethe-Vertrauten Johann Heinrich Meyer hatte sich Bettina von Arnim abfällig über die Werke von „Kunschtmeyer“ geäußert. Christiane riss ihr daraufhin die Brille von der Nase, und Bettina nannte Christiane eine „wahnsinnige Blutwurst“. Goethe verbot Bettina von Arnim und ihrem Ehemann fortan sein Haus. Als er das Ehepaar ein Jahr später in Bad Teplitz traf, nahm er von ihnen keine Notiz und schrieb seiner Frau: „Ich bin sehr froh, daß ich die Tollhäusler los bin.“ Wiederholte Briefe, in denen Bettina ihn verzweifelt um erneute Kontaktaufnahme bat, ließ er unbeantwortet.
1824 entwarf Bettina Brentano ein Goethedenkmal, einen Gegenentwurf zu Christian Daniel Rauchs Modell für die Frankfurter Maininsel. Unter der Aufsicht des Bildhauers Ludwig Wichmann fertigte sie mehrere Gipsmodelle an und reichte ein Modell, das auch im Städelschen Kunstinstitut ausgestellt wurde, bei dem zuständigen Denkmalkomitee ein. Letztlich kam aber aufgrund fehlender finanzieller Mittel kein Entwurf zur Realisierung.1851 verwendete der Bildhauer Carl Steinhäuser den Entwurf Bettina Brentanos für die Ausführung des Denkmals Goethe und Psyche, 1855 wurde es in Weimar aufgestellt. Heute befindet es sich im Neuen Museum Weimar.


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 Betreff des Beitrags: Re: Motiv - Dichter + Schriftsteller
BeitragVerfasst: Di 20. Jun 2023, 11:51 
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Motiv - Dichter + Schriftsteller

Bertha von Suttner


Bertha Sophia Felicita Freifrau von Suttner, geborene Gräfin Kinsky von Wchinitz und Tettau, (* 9. Juni 1843 in Prag; † 21. Juni 1914 in Wien), war eine tschechisch-österreichische Pazifistin, Friedensforscherin und Schriftstellerin. Sie wurde 1905 als erste Frau mit dem seit 1901 vergebenen Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
„Die Waffen nieder!“
Im Herbst des Jahres 1889, mit 46 Jahren, veröffentlichte sie den pazifistischen Roman Die Waffen nieder!, der großes Aufsehen erregte und Bertha von Suttner zu einer der prominentesten Vertreterinnen der Friedensbewegung machte. Sie beschrieb die Schrecken des Krieges aus der Sicht einer Ehefrau und traf damit den Nerv der Gesellschaft, die zu dieser Zeit in heftigsten Diskussionen über den Militarismus und den Krieg begriffen war. Dieses Buch wurde ihr größter literarischer Erfolg. Es erschien in 37 Auflagen und wurde in zwölf Sprachen übersetzt. In ihrem Nachruf auf Bertha von Suttner schrieb Marie Eugenie delle Grazie über diesen Roman: „Vielleicht wird man einmal wenig oder gerade nur so viel mehr von jenem Romane wissen, als die Literaturgewaltigen dekretieren. Sein Titel steht aber schon heute auf der ersten Seite einer neuen Weltgeschichte!“
Mit dem Roman beteiligte sich Suttner am damaligen pazifistischen Diskurs. Sie definierte Frieden als naturrechtlich verbürgten Normalzustand, dem der Krieg als eine Folge menschlichen „Irrwahns“ gegenüberstehe. Dadurch werde das Recht auf Frieden völkerrechtlich einforderbar. Suttner bezieht sich dabei auf eine dynamische Geschichtsauffassung der ins Soziale gewendeten darwinschen Evolutionstheorie und geht von einer steten Höherentwicklung der Menschheit im Sinne einer Selektion der „Edelsten“ aus (Fortschrittsglaube).
Den Winter 1890/91 verbrachte das Ehepaar in Venedig. Bertha von Suttner regte mit anderen die Gründung einer „Friedensgesellschaft Venedig“ an. So lernte sie auch den Marchese Benjamino Pandolfi kennen, über den ihr weitere Vertreter der „Interparlamentarischen Konferenzen“ vorgestellt wurden. Die Interparlamentarischen Konferenzen nannten sich ab 1910 „Interparlamentarische Union“.
Friedens- und Frauenbewegung
Am 3. September 1891 forderte Bertha von Suttner in einem Artikel der Neuen Freien Presse die Gründung einer „Österreichischen Gesellschaft der Friedensfreunde“ mit den Worten:

„Darum ist es nothwendig, daß überall dort, wo Friedensanhänger existieren, dieselben auch öffentlich als solche sich bekennen und nach Maßstab ihrer Kräfte an dem Werke mitwirken.“

– Bertha von Suttner: Der nächste Friedenscongreß in Rom (1891)

Der Erfolg dieses Aufrufs war überwältigend. Bertha von Suttner wurde von der Österreichischen Gesellschaft der Friedensfreunde sogleich zur ersten Präsidentin ernannt, die sie bis zu ihrem Tode 1914 blieb. Im November 1891 wurde sie anlässlich des Weltfriedenskongresses in Rom zur Vizepräsidentin des Internationalen Friedensbüros gewählt und gründete 1892 zusammen mit Alfred Hermann Fried die Deutsche Friedensgesellschaft, die binnen kurzer Zeit über 2.000 Mitglieder hatte. In der Folge nahm sie an mehreren internationalen Friedenskongressen teil, so etwa 1892 in Bern, 1894 in Antwerpen und 1897 in Hamburg. Am 3. Juni 1897 überreichte sie Kaiser Franz Joseph I. (1830–1916) eine Unterschriftenliste mit dem Plädoyer für ein internationales Schiedsgericht.

1898 wandte sich Bertha von Suttner mit ihrer Schrift Schach der Qual entschieden gegen Tierversuche (damals: Vivisektion). Eine ihrer Begründungen lautete, dass auf Mitleid, „dieses unfehlbare Attribut edler Menschlichkeit“, eine starke Hoffnung des sozialen Fortschritts gesetzt sei und nur mitleidsfähige Menschen daran arbeiten würden, die Unterdrückung, den Gewaltmissbrauch, die Grausamkeit, das Elend aus der Welt zu schaffen: „Wer irgendwo das Mitleid erstickt, wer der Hartherzigkeit ein Privilegium gibt, der schadet der Mit- und Nachwelt weit mehr, als durch irgendwelche physiologische und medizinische – dabei problematische – Ergebnisse genützt werden kann.“ Physiologen verglich von Suttner mit Jägern und Kriegführern, bezeichnete sie als „unsere verfeinerten Grausamkeitsverüber“, die aus einem Beweggrund handelten, „der so stark ist in seiner Gewohnheits- oder Pflichtsgewalt, dass er in ihnen jedes andere Verständnis übertäubt“.

1899 war sie an den Vorbereitungen zur Ersten Haager Friedenskonferenz in Den Haag beteiligt, auf der Regierungsvertreter Fragen der nationalen wie internationalen Sicherheit, des Abrüstens und zur Einrichtung eines internationalen Schiedsgerichts behandelten. Die von den Initiatoren erwarteten Ergebnisse wurden jedoch nicht erzielt. Kriegerische Konflikte konnten zwar beigelegt werden, eine Beendigung aller Kampfhandlungen oder eine Reduzierungen der Rüstung sowie die Einrichtung von internationalen Schiedsgerichten setzte sich jedoch nicht durch.

„Die Religion rechtfertigt nicht den Scheiterhaufen, der Vaterlandsbegriff rechtfertigt nicht den Massenmord, und die Wissenschaft entsündigt nicht die Tierfolter.“

Weil ihr Ehemann 1902 aufgrund einer schweren Krankheit reiseunfähig war, nahm Bertha von Suttner allein an einem Friedenskongress in Monaco teil, reiste dann jedoch mit ihrem Mann zur Erholung nach Böhmen. Am 10. Dezember 1902 starb Arthur Gundaccar von Suttner in Harmannsdorf. Daraufhin musste der Gutshof des Ehepaares Suttner wegen Überschuldung versteigert werden, und Bertha von Suttner zog zurück nach Wien, wo sie weiterhin publizierte (unter anderem auch in der deutschsprachigen ungarischen Zeitung Pester Lloyd). 1903 reiste sie erneut nach Monaco und nahm an der Eröffnung des „Institut International de la Paix“ teil, das Fürst Albert I. (1848–1922) gegründet hatte.
Bertha von Suttner gehörte im Juni 1904 zu den bedeutendsten Teilnehmerinnen der „Internationalen Frauenkonferenz“ des Internationalen Frauenrates in Berlin. Diese Konferenz endete mit einer Friedensdemonstration in der Philharmonie, wo Bertha von Suttner einen Vortrag hielt. Im selben Jahr bereiste sie die Vereinigten Staaten von Amerika. Anlass dazu war der Weltfriedenskongress in Boston (Massachusetts). Sie reiste von Stadt zu Stadt und hielt täglich bis zu drei Vorträge. Ihr Ruf war ihr schon vorausgeeilt, und so wurde sie in Washington DC zu einer Unterredung mit Präsident Theodore Roosevelt (1858–1919) ins Weiße Haus geladen. Die „Friedens-Bertha“, wie sie etwas abfällig in deutschnationalen Kreisen genannt wurde, kam begeistert aus den USA zurück. Ihre siebenmonatige Reise hatte einem Siegeszug geglichen, und es war deutlich geworden, dass die Friedensbewegung in den USA schon wesentlich fortgeschrittener war als in Europa. Überrascht war sie nach damaligen Zeitungs- und Zeitschriftenberichten (so die tschechische Ženský svět) von den allgemeinen Friedensaktivitäten und dem Friedensunterricht an amerikanischen Schulen.
Friedensnobelpreis und späte Jahre
Am 10. Dezember 1905 erhielt Bertha von Suttner den von ihr angeregten Friedensnobelpreis, den sie am 18. April 1906 in Kristiania entgegennahm. Obwohl Alfred Nobel schon vor der ersten Vergabe 1901, zu der er bereits verstorben war, an Bertha von Suttner als Preisträgerin gedacht hatte, wurde sie erst in dieser fünften Preisrunde bedacht.
Bei ihrer Rede an das Nobelpreiskomitee legte sie die drei Programmpunkte dar, die sie für die Überwindung von Konflikten zwischen Staaten ohne Gewalt entwickelt hatte:

Schiedsgerichtsverträge, um die Konflikte zwischen Staaten mit friedlichen Mitteln beizulegen
eine Friedensunion aller Staaten, die jeden Angriff eines Staates gegen einen anderen mit gemeinschaftlicher Kraft zurückweisen müsse
eine internationale Institution, die als ein Gerichtshof im Namen der Völker das Recht vertrete.

1907 war sie auch bei der zweiten Friedenskonferenz in Den Haag anwesend, die mehr als 1899 auf Regelungen des Kriegsrechts fokussiert war als auf die Frage einer stabilen Friedensordnung. In der Folge versuchte sie vermehrt über die Gefahren der internationalen Aufrüstung und die Interessen der Rüstungsindustrie zu informieren. 1908 machte sie mit einer sehr weitsichtigen und folgerichtigen Analyse auf die Gefahr eines internationalen Vernichtungskrieges aufmerksam:

„Wir sind im Besitze von so gewaltigen Vernichtungskräften, dass jeder von zwei Gegnern geführte Kampf nur Doppelselbstmord wäre. Wenn man mit einem Druck auf einen Knopf, auf jede beliebige Distanz hin, jede beliebige Menschen- oder Häusermasse pulverisieren kann, so weiß ich nicht, nach welchen taktischen und strategischen Regeln man mit solchen Mitteln noch ein Völkerduell austragen könnte.“

– Bertha von Suttner: Der Frieden in 100 Jahren (1908)
Bertha von Suttner (1843–1914) Pazifistin, Schriftstellerin
Anlässlich des ersten Bombenabwurfs aus einem Flugzeug im Jahr 1911 durch italienische Piloten warnte sie vor den Folgen einer offensichtlichen Industrialisierung in der Kriegsführung:

„Und mit jedem Tag wird der Krieg verbrecherischer. Denket an die aus Wolkenhöhen herabfallenden Sprengstoffbomben, die zum erstenmal in diesem Feldzug erprobt worden sind. ‚La prima Torpedine del cielo‘, jubelten die römischen, chauvinismustrunkenen Blätter… Auf ein Lager von 2000 ruhende Menschen und Tiere wurde von einem kühnen Leutnant (Gavotti ist sein Name) von einem ‚Etrich‘ herab eine Bombe geschleudert. Schreiend und rasend liefen die Nichtgetroffenen auseinander und auf die Fliehenden warf der ‚himmlische‘ Held noch seine übrigen Bomben. […] Nein, humanisieren läßt sich bei den heutigen und morgigen Kriegsmitteln (Fernlenkboot, Tod durch Taster usw.) der Krieg nicht mehr; vergebens ist es, ihn den Gesetzen der steigenden Kultur und der erwachenden Menschlichkeit anpassen zu wollen; nur zweierlei ist möglich: daß die Zivilisation den Krieg vernichtet, oder daß im Zukunftskrieg die Zivilisation zugrunde geht.“
– Bertha von Suttner: Artikel in der Zeitschrift Neues Frauenleben, XXIII. Jahrgang, Nr. 11 vom Dezember 1911
Sie begab sich 1912 auf eine zweite Amerikareise, die sie als Vortragende von der Ostküste bis zur Westküste in über fünfzig Städte führte.
Tod und Nachlass
Am 21. Juni 1914, wenige Wochen vor dem Beginn des Ersten Weltkriegs, vor dem sie wiederholt gewarnt hatte, erlag Bertha von Suttner einem Krebsleiden. Für den Herbst 1914 war der nächste Weltfriedenskongress vorgesehen. Er hätte in Wien stattfinden sollen. Alfred Hermann Fried überlieferte in seinem Nachruf ihre letzten Worte: „Die Waffen nieder! – – sag’s vielen – vielen.“
Bertha von Suttner war Mitglied im österreichischen Verein „Die Flamme“, der die Feuerbestattung propagierte. Sie förderte den Bau des ersten deutschen Krematoriums in Gotha und verfügte testamentarisch, dass ihr Leichnam nach Gotha überführt und dort verbrannt werden solle. Die Urne mit ihrer Asche wird im Columbarium im Krematorium Gotha aufbewahrt.
Ihr Nachlass wird hauptsächlich in der Bibliothèque des Nations Unies in Genf aufbewahrt, einzelne Dokumente finden sich auch in den Missouri Historical Society Collections (St. Louis) und im Bundesarchiv Koblenz. Teile des Nachlasses werden im Krahuletz-Museum in Eggenburg ausgestellt.
Würdigungen
In einer Ansprache würdigte Stefan Zweig bei der Eröffnung des Internationalen Frauenkongresses zur Völkerverständigung 1917 in Bern ihr Andenken. Anlässlich ihres 70. Todestages 1984 legte der Friedensrat der DDR im Gothaer Columbarium einen Kranz nieder, der Kirchenhistoriker Walter Bredendiek hielt eine Gedenkrede.
Aber hat die Gesellschaft etwas daraus gelernt? In über 100 Jahren erleben wir in Europa jetzt einen weiteren Krieg, nach 1. Weltkrieg, 2. Weltkrieg, den allein Putin zu Verantworten hat. Bleibt zu Hoffen, daß endlich der Internationale Gerichtshof tätig wird (der durch Bertha von Suttner schon 1905 gefordert wurde).


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 Betreff des Beitrags: Re: Motiv - Dichter + Schriftsteller
BeitragVerfasst: Mi 9. Aug 2023, 09:35 
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Motiv - Dichter + Schriftsteller

Sigrid Undset (* 20. Mai 1882 in Kalundborg, Dänemark; † 10. Juni 1949 in Lillehammer, Norwegen) war eine norwegische Romanautorin, Novellistin, Laiendominikanerin und Essayistin. Ihre Werke befassen sich mit dem Konflikt zwischen norwegischer Tradition, der europäischen Krise ihrer Zeit, dem römischen Katholizismus und der weiblichen Emanzipationsbewegung. „Vornehmlich für ihre kraftvollen Schilderungen des nordischen Lebens im Mittelalter“, so die Begründung des Nobelpreiskomitees, erhielt sie 1928 den Nobelpreis für Literatur.
Die ersten schriftstellerischen Erfolge
Die aufmerksame Beobachtung der Lebensschicksale ihrer Kolleginnen prägten ihre ersten schriftstellerischen Erfolge. Ihr Erstlingswerk, ein Roman, der im Mittelalter spielte und den sie im Alter von 22 Jahren abschloss, wurde von den Verlagen mit Hinweis abgelehnt, sie möge etwas Moderneres schreiben. „Verrückt vor Wut“, wie sie Andrea Hedberg schrieb, mit der sie vierzig Jahre lang Briefe austauschte, begann sie an Frau Marta Oulie zu schreiben. Der 1907 veröffentlichte, nur achtzig Seiten starke Roman beginnt mit den Worten: „Ich habe meinen Mann betrogen“. Eine Frau beginnt ein außereheliches Liebesverhältnis, um der Öde einer freudlosen Ehe zu entkommen, und erlebt, wie aussichtslos dieser Weg ist. Auch in ihren nachfolgenden Novellen Das glückliche Alter, Frau Hjelde und Hariet Waage kontrastiert Sigrid Undset vor allem die romantischen Vorstellungen ihrer Frauenfiguren mit deren glanzloser Wirklichkeit.
Mit dem tragischen Roman Jenny (1911) erlebte Sigrid Undset den endgültigen Durchbruch als Autorin. Inzwischen hatte sie, die stets von einem unabhängigen Künstlerleben fasziniert war, längst ihren Beruf aufgegeben und ein Auslandsstipendium erhalten, das sie zu einem längeren Aufenthalt nach Rom führte. Den starken Eindruck der Reise und der „ewigen Stadt“ ließ sie in ihr Werk über die Malerin Jenny einfließen, die sie sagen lässt:

„Das ist ja eben das Wunderbare, wenn man in die Welt geht – jede Beeinflussung durch Menschen, mit denen man zufällig daheim zusammen leben muss, hört auf. Man muss mit seinen eigenen Augen sehen und selbständig denken. Wir lernen begreifen, dass es ganz von uns selbst abhängt, was diese Reise uns gibt – und was wir sehen und zu erfassen vermögen, in welche Lage wir uns bringen und unter wessen Einfluss wir uns freiwillig begeben. Man lernt verstehen, dass es von einem selbst abhängt, wie viel das Leben uns entgegenbringt.“

In Rom lernte sie auch den geschiedenen norwegischen Maler Anders Castus Svarstad kennen, den sie 1912 heiratete und dem sie dann für ein halbes Jahr nach London folgte. Auch für diese weltoffene Stadt begeisterte sie sich ein Leben lang. Zwischen 1913 und 1919 brachte Sigrid Undset drei Kinder zur Welt, zwei Söhne und eine – geistig behinderte – Tochter. Zu Beginn der 1920er Jahre scheiterte ihre Ehe; ihren Kindern jedoch gab sie in Lillehammer, wo sie das Anwesen Bjerkebæk errichten ließ, ein sicheres und liebevolles Zuhause, das sie später in Glückliche Zeiten beschreibt.
Erfolge mit Romanen aus Geschichte und Gegenwart
In diesen Jahren erreichte Sigrid Undset mit zwei Mittelalter-Romanen den Höhepunkt ihrer schriftstellerischen Leistung: Für den dreibändigen Roman Kristin Lavranstochter erhielt sie 1928 den Literaturnobelpreis; er gilt als eines der Hauptwerke der norwegischen Romanliteratur. Auch der vierteilige Roman Olav Audunssohn über das ländliche mittelalterliche Leben und seine religiöse Lebensordnung war bei Kritik und Lesern erfolgreich.
Die Schilderungen des Lebens der Kristin Lavranstochter und des Olav Audunssohn im Norwegen des 13. und 14. Jahrhunderts zeugen neben den beeindruckenden Natur- und Landschaftsbeschreibungen nicht nur von ihrer Kenntnis des Mittelalters in seinen politischen, sozialen und religiösen Gegebenheiten, sondern auch von der Fähigkeit, sich in die Gedanken- und Gefühlswelt mittelalterlicher Menschen in verschiedenen Lebensabschnitten und Lebenssituationen hineinzuversetzen. Die Figur der Gutsbesitzerstochter Kristin, die als Ehefrau eines Ritters einen Gutsbesitz führt und nach Ehekrisen und Familientragödien schließlich in einem Nonnenkloster an der Pest stirbt, zeichnet Undset als modern anmutende, tatkräftige und entsagungsvolle Heldin.
Das Vermögen, Menschen in ihrer geistigen und seelischen Entwicklung zu beschreiben, findet sich auch in Undsets Gegenwarts- und Eheromanen. Bereits in Der Frühling (1914), Harriet Waage (1917) und Frau Hjelde (1917), später dann in Ida Elisabeth (1932) und Das getreue Eheweib (1936) setzt sie sich sehr intensiv mit dem oft problematischen Zusammenleben zweier unterschiedlicher Charaktere im „modernen“ Norwegen auseinander – ein konfliktreiches Thema, mit dem sie selbst Erfahrung gesammelt hatte. Ihre im Vordergrund stehenden weiblichen Romanfiguren erscheinen dabei stets als innerlich reife und für die damalige Zeit emanzipierte Persönlichkeiten, jedoch bleiben die Werke in ihrem Handlungsverlauf stets ein Plädoyer für die Hinwendung der Frau zu Familie und Kindern.
Hinwendung zur katholischen Kirche
Ein bedeutendes Ereignis im Leben Sigrid Undsets war ihr Übertritt zum katholischen Glauben im Jahre 1924, der im beinahe rein protestantischen Norwegen einen Skandal hervorrief. Diesen Schritt verarbeitete sie in ihren Büchern Gymnadenia (1929), Der brennende Busch (1930), Katharina Benincasa sowie dem Essayband Begegnungen und Trennungen (1931).
Exil und Rückkehr
Die deutsche Besetzung des Landes 1940 beendete die große Schaffenszeit Sigrid Undsets. Sie musste aus Norwegen fliehen, da sie sich schon zu Beginn der 1930er Jahre in der Widerstandsbewegung gegen Hitler und den Nationalsozialismus engagiert hatte. Sie reiste mit ihrem jüngsten Sohn Hans über Schweden, die Sowjetunion und Japan in die USA, wo sie bis zum Kriegsende blieb. Ihr ältester Sohn Anders war im Krieg gefallen, nachdem sie kurz zuvor bereits ihre Tochter verloren hatte. Dennoch veröffentlichte sie in den USA das immer noch von einer positiven Lebenseinstellung zeugende Werk Wieder in die Zukunft. Zwar klagte sie dort das nationalsozialistische Deutschland als Feind ihres über alles geliebten Heimatlandes Norwegen an, blickte jedoch ohne Hass und Bitterkeit, sondern mit Mut und Optimismus in die Zukunft:

„Die Ideale der Demokratien sind niemals Traumgebilde gewesen, sondern Ziele. […] Nie wollen wir uns einbilden, dass irgendeine Zukunftswelle uns je zu einem Ziel bringen könne. Den Weg nach vorwärts zu unseren Zielen können wir einzig und allein durch unsere eigenen Anstrengungen finden, durch unermüdliche, geduldige und mutige Arbeit.“
1943 wurde sie als auswärtiges Ehrenmitglied in die American Academy of Arts and Letters gewählt. Im Jahre 1945 kehrte Sigrid Undset nach Norwegen zurück, wo sie vier Jahre später starb. Begraben wurde sie in Mesnali, einem Dorf 15 km östlich von Lillehammer, in dem auch heute noch ihr Grab zu besuchen ist.


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 Betreff des Beitrags: Re: Motiv - Dichter + Schriftsteller
BeitragVerfasst: So 13. Aug 2023, 17:47 
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Motiv - Dichter + Schriftsteller

Dame Mary Gilmore, DBE (* 16. August 1865 bei Goulburn, New South Wales; † 3. Dezember 1962 in Sydney) war eine australische Schriftstellerin.
Mary Gilmore wurde als Mary Jean Cameron als Tochter von Donald Cameron und seiner Frau Mary Ann geboren. Durch häufiges Umziehen ihrer Familie wurde sie an verschiedenen Schulen ausgebildet. Sie begann eine Tätigkeit als Lehrerin. Ungefähr 1890 lernte sie Henry Lawson kennen, der durch sie in seinem literarischen Wirken beeinflusst wurde. 1896 wanderte sie in die Kolonie Cosme nach Paraguay aus. Dort traf sie William Alexander Gilmore (1866–1945), den sie am 25. Mai 1897 heiratete. Ihr einziger Sohn William Dysart Cameron Gilmore (1898–1945) wurde am 21. August 1898 geboren. 1899 gaben die Gilmores die Koloniepläne auf und kehrten nach einem Aufenthalt in London, wo sie bei Henry Lawson wohnten, wieder nach Australien zurück. 1908 begann Mary Gilmores Verbindung zur Zeitung Australian Worker. Sie wurde Redakteur der Frauenseite (Women's Page); diese Tätigkeit übte sie 23 Jahre, bis zum 11. Februar 1931, aus. Zwischen 1932 und 1954 publizierte sie mehrere beachtete Gedichtbände und engagierte sich für viele soziale und wirtschaftliche Reformen. Von 1952 bis Mitte 1962 schrieb sie für die kommunistische Zeitung Tribune die Arrows-Kolumne. Nach ihrem Tod erhielt sie ein Staatsbegräbnis.
Abgebildet auf der aktuellen 10 Dollar Note Australiens.


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 Betreff des Beitrags: Re: Motiv - Dichter + Schriftsteller
BeitragVerfasst: Mo 9. Okt 2023, 20:14 
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Motiv - Dichter + Schriftsteller

Annette von Droste-Hülshoff(* 12. Januar 1797, nach anderen Quellen 10. Januar 1797,auf Burg Hülshoff bei Münster als Anna Elisabeth Franzisca Adolphina Wilhelmina Ludovica Freiin von Droste zu Hülshoff; † 24. Mai 1848 auf der Burg Meersburg in Meersburg) war eine deutsche Schriftstellerin und Komponistin. Sie gehört zu den bedeutendsten deutschsprachigen Dichtern des 19. Jahrhunderts.
Leben Herkunft und Bildung
Annette von Droste-Hülshoff stammte aus einem der ältesten Adelsgeschlechter Westfalens und gehörte der 20. Generation ihrer Familie an. Sie wurde als zweites von vier Kindern von Clemens-August II. von Droste zu Hülshoff (1760–1826) und Therese von Haxthausen (1772–1853) am 12. Januar 1797 auf der westfälischen Wasserburg Hülshoff zwischen Havixbeck und Roxel bei Münster geboren. Ihren Eltern hat die Dichterin in ihrem Fragment Bei uns zulande auf dem Lande ein literarisches Denkmal gesetzt. Ihre ältere Schwester Jenny war ihre engste Vertraute und malte mehrere Porträts der Dichterin. Ihr jüngerer Bruder Werner-Constantin wurde der Nachfolger des Vaters auf dem Gutsbesitz und der jüngste Bruder Ferdinand, gerade Forstmeister geworden, starb jung, nachdem Annette ihn hingebungsvoll gepflegt hatte.
Die Dichterin und ihr Werk wurden durch ihre Herkunft geprägt. Die schon im 11. Jahrhundert als von Deckenbrock urkundlichen Droste zu Hülshoffs waren als ursprünglich edelfreies Geschlecht im Mittelalter mit dem Hochadel verwandt. Schon der erste, 1147 urkundlich erwähnte Namensträger Everwinus hatte als Droste das vornehmste Hofamt des Domkapitels im Fürstbistum Münster inne, der erste 1209 urkundlich erwähnte direkte Vorfahr der Dichterin war Ritter und Vasall des Fürstbischofs von Münster. Als solcher ist auch der Vorfahr Heinrich I. von Droste zu Hülshoff an einem Burgturm des Elternhauses der Dichterin auf einem Reiterrelief abgebildet. Später mussten ihre Verwandten nur selten Militärdienst leisten; ihr Großonkel, General Heinrich-Johann von Droste zu Hülshoff, ist heute hauptsächlich durch seinen Umbau des Elternhauses der Dichterin bekannt. Stattdessen dominierte in der väterlichen Familie eine zivile, kirchliche und – trotz umfangreichen Gutsbesitzes – städtische Prägung: Als Erbmännerfamilie hatten viele Vorfahren schon im Mittelalter das Drostenamt des Domkapitels von Münster sowie Ämter als Bürgermeister und Ratsherren der Stadt Münster bekleidet, einige hatten Westfalen auf den Hansetagen vertreten. Zugleich war die Familie – auch die Dichterin selbst – durch Gutsbesitz und die Übernahme von Patenschaften für Bauernfamilien mit der Landbevölkerung verbunden und nutzte im Alltag Münsterländer Platt. Als Herren von Hülshoff und anderen Gütern hatte sie auch die niedere Gerichtsbarkeit und das Patronat über die Pfarrkirche von St. Pantaleon (Roxel) inne; in der Jugend der Dichterin übte der Vater der Dichterin zusätzlich – unter Napoleon – von Hülshoff aus sein Amt als maire (Bürgermeister) dieses nahegelegenen Dorfes und des Nachbardorfs Albachten aus, der u. a. für Polizeiaufgaben zuständig war. Zahlreiche Verwandte aus beiden elterlichen Familien waren katholische Dom- und Stiftsherren bzw. -damen; ihr Großonkel, Ernst Konstantin von Droste zu Hülshoff, war als Domdechant an der Regierung des Fürstbistums Münster beteiligt, ihr Onkel Heinrich Johannes war der letzte adelige Dompropst im Bistum Münster und ihre Groß- und Patentante, Anna-Elisabeth Droste zu Hülshoff (1733–1805), eine der letzten Äbtissinnen des Damenstifts Metelen. Die Dichterin stammte über die Frau ihres Urgroßvaters Heinrich Wilhelm Droste zu Hülshoff auch vom Adelsgeschlecht Droste zu Vischering ab. Musisch begabt war vor allem ihre Großmutter Maria Bernhardine von Droste zu Hülshoff, geborene von der Recke-Steinfurt.
Während die männlichen Familienmitglieder meist Universitätsbildung besaßen, erfuhr die weibliche Verwandtschaft ihre Bildung meist in Kanonissenstiften. So hatte auch Annettes Mutter seit ihrem dreizehnten Lebensjahr im Kanonissenstift St. Bonifatius (Freckenhorst) gelebt und unter der Äbtissin Francisca Lucia von Korff zu Harkotten und Störmede eine hervorragende Erziehung erfahren. Während ihre Schwester Jenny noch Stiftsdame im Kloster Hohenholte werden konnte, war diese Art der Erziehung und materiellen Absicherung wegen der Aufhebung dieser Einrichtungen infolge der Säkularisation für Annette nicht mehr möglich.
Annettes Eltern ragten aus dem Stiftsadel durch ihre literarische und musikalische Bildung heraus – sie hatten vor ihrer Geburt in der Stadt Münster gelebt, wo sie dem Münsterschen Kreis im Kontext der Katholischen Aufklärung angehört hatten. Zu diesem Kreis gehörte auch Bernhard Overberg; seiner – für die damalige Zeit „modernen“ – Pädagogik, die auch die Bildung von Frauen förderte, folgte die Erziehung der Geschwister Droste-Hülshoff. Die Verbindung ihrer Familie zur Literatur war bereits im 16./17. Jahrhundert durch den Humanisten Everwin Droste und das Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft, Everwin von Droste zu Möllenbeck, entstanden. Auch gab es in ihrer Familie bereits seit Generationen eine Musiktradition.
Annette selbst hatte, wie sich aus dem Tagebuch ihrer Schwester Jenny ergibt, eine glückliche Kindheit. Sie wurde – zusammen mit ihren Geschwistern – zunächst von ihren gebildeten Eltern, dann von einem Hauskaplan, der später Professor am Gymnasium Paulinum (Münster) wurde, und von einer französischen Kinderfrau unterrichtet. Auf diese Weise erwarb das sehr wissbegierige Kind eine Bildung, die für die damalige Mädchenerziehung außergewöhnlich war und z. B. Literatur in lateinischer, griechischer, französischer und englischer Sprache sowie geschichtliche, geografische und naturkundliche Kenntnisse umfasste.
Die Lebensspanne von Annette von Droste-Hülshoff fiel in eine Zeit der politischen Umbrüche und wirtschaftlicher Einschränkungen, die als Biedermeier in die Geschichte einging. Auf die Säkularisation des Hochstifts Münster (1803) folgten in ihrer Heimat die politischen Herrschaftswechsel zu Preußen (1803–1806 und ab 1815) – unterbrochen durch das Intermezzo des napoleonischen Großherzogtums Berg (1806–1815). Ihr weiteres Leben verbrachte sie in den preußischen Provinzen Westfalen und Rheinland sowie dem Großherzogtum Baden, wo sie im Revolutionsjahr 1848 starb.
Altes Schloss Meersburg
Ab 1841 wohnte die Dichterin vorwiegend bei ihrer Schwester und ihrem Schwager auf Schloss Meersburg am Bodensee. Im Winter 1841/42 wurde durch ihre Vermittlung ihr literarischer „Ziehsohn“ Levin Schücking dort Bibliothekar. Die sog. „Dichterwette“ mit ihm inspirierte sie zu einer großen Fülle lyrischer Gedichte. Wie auch viele ihrer dortigen Gedichte zeigen, sah Annette ihr Zuhause aber bis 1846 im Rüschhaus bei Nienberge, wo sie bei ihrer Mutter wohnte, diese auch gelegentlich in der Haushaltung unterstützte und immer wieder ihre Neffen und Nichten in Burg Hülshoff und Haus Stapel unterrichtete.
Auf Schloss Meersburg hatte die Dichterin eine abgetrennte Wohnung, zu der auch ein Turm gehörte, von dem aus sie einen weiten Blick über den Bodensee genoss. Dort hielt ihr ihre Schwester den Rücken frei von gesellschaftlichen Verpflichtungen, andererseits war sie in deren Familie geborgen, zu der auch zwei Zwillingskinder gehörten. Sie und ihr Schwager Joseph von Laßberg schätzten sich zwar, er und die bei ihm verkehrenden Germanisten und Historiker, zu denen auch die Dichter Ludwig Uhland, Karl Simrock und Justinus Kerner zählten, lebten allerdings geistig „in einer anderen Welt“. Auch der damals schon betagte Ignaz Heinrich von Wessenberg, der sie zum Kennenlernen aufsuchte, blieb ihr fremd. Freundschaft fand sie jedoch ab 1842 bis zu ihrem Tode mit Charlotte Fürstin zu Salm-Reifferscheidt, die auf dem benachbarten Schloss Hersberg lebte. Ab 1844 erfreute sie dort die Anhänglichkeit der jungen, hochbegabten Philippa Pearsall, die mit ihrem Vater auf Schloss Wartensee am anderen Seeufer lebte und der sie ein Gedicht An Philippa widmete. In Meersburg fand die Dichterin die Balance zwischen Gesellschaft und Einsamkeit. Unter den dortigen Bürgern, „Leuten aus der alten Schule, die so ehrerbietig und doch würdig ihre Stellung auszufüllen wissen“, erholte sie sich.
Droste-Hülshoff als Schriftstellerin
Annette von Droste-Hülshoff las seit früher Jugend viel und war gut über die deutsch-, englisch- und französischsprachige Literatur und die aktuellen literarischen Diskurse informiert. Schon ab ihrer Jugend stand sie über Anton Mathias Sprickmann, Wilhelmine von Thielemann und Adele Schopenhauer in Verbindung mit nahen Bekannten von Goethe und Schiller. Sie nutzte nicht nur ausgiebig die Hausbibliotheken an den Familiensitzen, sondern war eine eifrige Kundin der Bücherverleiher und Mitglied eines literarischen Salons in Münster, der sogenannten Heckenschriftsteller-Gesellschaft, den ihre enge Freundin Elise Rüdiger gegründet hatte und dem auch ihr literarischer Ziehsohn Levin Schücking angehörte. Zwar stand sie in brieflichem Kontakt mit zahlreichen intellektuellen Zeitgenossen innerhalb und außerhalb ihrer Familie; ihr Briefwechsel enthält viele literarische Kostbarkeiten und zeigt ihr klares Urteil über jüngere Schriftsteller, wie z. B. Ferdinand Freiligrath und den von ihr geförderten Wilhelm Junkmann. Jedoch lehnte sie die Anpassung an Modeströmungen und Bemühungen um Bekanntheit ab und war selbstbewusst genug, ihren Nachruhm vorauszusehen.
Als die bereits 41-jährige Annette von Droste-Hülshoff 1838 bei Aschendorff ihren ersten Gedichtband – aus Angst vor der Reaktion noch halb anonym – veröffentlichte, war dies ein Misserfolg. Sie blieb jedoch ihrer Berufung treu, nahm ihre literarische Arbeit sehr ernst und war sich bewusst, große Kunst zu schaffen. Ihre Balladen wurden berühmt (u. a. Die Vergeltung und Der Knabe im Moor) wie auch ihre Novelle Die Judenbuche, die in viele Weltsprachen übersetzt und verfilmt wurde. Noch heute bedeutend ist auch ihre Lyrik. Die Natur des Münsterlandes, der Bodensee mit den Alpen und die geschichtsträchtigen Orte, an denen ihr Schaffen stattfand, wirkten inspirierend auf die Dichterin und wurden oft von ihr literarisch verarbeitet. Durch ihre eindringlichen Naturschilderungen wird sie noch heute als „die“ Dichterin Westfalens und auch des Bodensees wahrgenommen.
Droste-Hülshoff gilt zwar seit dem Kulturkampf als katholische Dichterin, jedoch war ihr konfessionelle Enge ein Gräuel – viele ihrer nahen Bekannten und auch Verwandten waren evangelisch. Sie setzte sich auch mit religionskritischen Schriften, z. B. von Ludwig Feuerbach, auseinander und äußerte sich kritisch über Konversionen zum Katholizismus, wenn sie modisch-romantische Motive vermutete. Die Entrüstung ihrer Verwandten über das Kölner Ereignis beschrieb sie distanziert, vielmehr stand sie kirchlichen Reformbewegungen nahe – ihr Lieblingsvetter Clemens-August von Droste zu Hülshoff war Hermesianer und ihr Briefwechsel mit Bischof Melchior Diepenbrock zeigt Sympathie zum geistlichen Reformer Johann Michael Sailer. Ein wichtiges Dokument tiefer Religiosität ist ihr Gedichtzyklus Das geistliche Jahr, in dem aber – typisch für die Zeit – auch die Zerrissenheit des Menschen zwischen aufgeklärtem Bewusstsein und religiöser Gläubigkeit gestaltet wird. Annette von Droste-Hülshoff legt dort für jeden Tag des Kirchenjahres ein Gedicht vor, was sie als eine ernsthaft um ihren Glauben ringende praktizierende Katholikin zeigt. Sie widmete den ersten Teil dieses Werkes ihrer Mutter mit einer Widmung, die vorhersah, dass ihre inneren Kämpfe von dieser nicht voll verstanden werden würden. Manche Andeutungen in diesem Werk werden heute auch als autobiographisch erachtet, da sie über 20 Jahre lang an dem gesamten Zyklus arbeitete.
Mit dem o. g. 17 Jahre jüngeren Literaten und Literaturkritiker Levin Schücking verband sie seit 1837 eine Dichterfreundschaft. Er war der Sohn der Dichterin und Freundin ihrer Eltern Katharina Sibylla Schücking, die starb, als Schücking ca. 17 Jahre alt war. Annette verhalf dem jungen Juristen zum Durchbruch, indem sie ihm anonym ihre Texte für das von ihm mit Freiligrath verfasste Werk Das malerische und romantische Westphalen überließ. Durch Annette von Droste-Hülshoffs Vermittlung wurde er 1841 bei ihrem Schwager auf Burg Meersburg Bibliothekar. Insbesondere unter der Inspiration ihrer mütterlichen Liebe und seiner literarischen Kenntnisse, die zu der sog. „Dichterwette“ führten, entstand in Meersburg ein Großteil der „weltlichen“ Gedichte. Die Abreise Schückings 1842, der weitere berufliche Entwicklung suchte und die Dichterin Louise von Gall heiratete, traf sie ebenso empfindlich, wie Indiskretionen über den Adel, die er, der sich der jungdeutschen Bewegung zuwandte, in seinem Werk Die Ritterbürtigen verarbeitete. So kam es – auch auf Druck ihrer Familie – zum Bruch der Beziehung mit ihrem Freund und Förderer.
Das Werk der Annette von Droste-Hülshoff gehört literaturgeschichtlich anfangs noch der Romantik, z. B. mit der Judenbuche aber schon dem Realismus an. Die große Dichterin wollte nicht zu ihren Lebzeiten berühmt, sondern „nach hundert Jahren noch gelesen“ werden. In ihrer – fast modern zu nennenden – Seelenschau, in ihrer Opferbereitschaft, in ihrem Selbstbewusstsein und in ihrer gestalterischen Kraft übertraf sie viele Zeitgenossen und -genossinnen und wurde so bis heute zum Vorbild vieler Frauen. Bis in die heutige Zeit wird sie nicht nur im Schulunterricht gelesen, sondern ihr Leben und Werk inspiriert zeitgenössische Autoren und besonders Autorinnen. Die Vielschichtigkeit ihrer Persönlichkeit und ihres Werkes bietet Ansatzpunkte für psychologische und parapsychologische Interpretationen, aber auch für Fehldeutungen im Licht zeitgenössischer Ideologien. Die Droste bleibt letztlich ein nie ganz ausschöpfbares geniales Dichterphänomen.
Durch die geschickte Verhandlung ihres jüngeren Freundes und Förderers Levin Schücking mit der Cotta’schen Verlagsbuchhandlung erhielt Annette von Droste-Hülshoff erstmals ein ansehnliches Honorar für den Abdruck der Judenbuche im Morgenblatt für gebildete Stände. Hiervon konnte sie bei einer Versteigerung am 17. November 1843 ein Haus, das Fürstenhäusle, erwerben, in Aussichtslage oberhalb der Stadt Meersburg gelegen mit einem kleinen dazugehörigen Weinberg. Sie freute sich sehr darüber, konnte es aber wegen ihrer abnehmenden Gesundheit kaum mehr richtig genießen. Am Nachmittag des 24. Mai 1848 starb Annette von Droste-Hülshoff in ihrer Wohnung auf Schloss Meersburg am Bodensee, umsorgt von der Familie ihrer Schwester und ärztlich betreut von Laßbergs Sohn Hermann von Liebenau, vermutlich an einer schweren Lungenentzündung. Ihre letzten, von ihrer Schwester Jenny berichteten Worte sollen gewesen sein: „Ja! der liebe Gott meint es gut mit mir!“ Ihr Grab befindet sich in der Familiengrabstätte Laßberg-Droste zu Hülshoff auf dem Friedhof Meersburg in Meersburg nahe der alten Friedhofskapelle; neben ihr fanden ihre Freundin Amalie Hassenpflug und in der Nähe mehrere ihrer Verwandten ihre letzte Ruhe.
Droste-Hülshoff als Musikerin und Komponistin
Annettes Werdegang zu einer der bedeutendsten Schriftstellerinnen ging zunächst mit dem einer Musikerin und Komponistin einher. Ihr Wirken als Komponistin wurde lange Zeit verdrängt oder vergessen. Dabei standen ihre Musik und ihr Dichten zunächst miteinander in Wechselwirkung.
Annettes Eltern waren offen für Musik, ihr Vater war selbst passionierter Violinist. Im Stammsitz der Droste-Hülshoffs auf Burg Hülshoff befindet sich noch heute eine ansehnliche Noten- und Musikmaterialien-Sammlung, die für das häusliche Musizieren im Familienkreis unerlässlich war. Die Kinder der Familie wurden oft in Konzert- und Musiktheaterveranstaltungen mitgenommen und mit der zeitgenössischen Musik vertraut gemacht. Annettes Onkel Maximilian-Friedrich von Droste zu Hülshoff war selbst Komponist und Freund Joseph Haydns. Ab 1809 erhielt Annette Klavier- und Orgelunterricht, u. a. beim Organisten der Stiftskirche Hohenholte. Sie wurde oft gebeten, vorzuspielen oder andere am Klavier zu begleiten – so perfektionierte sie nach und nach ihr Können. 1812 schrieb ihre Mutter Therese begeistert, dass sich die Tochter „mit aller Heftigkeit ihres Charakters auf’s Componieren geworfen“ habe.
Im Jahre 1820 gab Annette ihr erstes öffentliches Konzert in Höxter, bei dem sie unvorbereitet sowohl beim Gesang wie der Klavierbegleitung den Part anderer Mitwirkender übernahm. Erst spät, zwischen 1824 und 1831, erhielt Annette auch Gesangsunterricht. Über ihre Stimme wurde berichtet, sie sei „voll, aber oft zu stark u. grell, geht aber sehr tief, u. ist dann am angenehmsten“. Aus Köln wird berichtet, dass sie eine bessere Stimme als Angelica Catalani (1780–1849) gehabt habe, die als eine der besten Sopranistinnen ihrer Zeit galt. Annette gab auch anderen Familienmitgliedern Unterricht in Gesang und am Klavier.
1821 bekam Annette von ihrem Onkel Maximilian eine Ausgabe seiner Kompositionslehre Einige Erklärungen über den General=Baß und die Tonsetzkunst überhaupt geschenkt, worüber sie freudig schreibt: „Was folgt daraus? Dass ich aus Dankbarkeit das ganze Werk von Anfang bis zu Ende durchstudiere und auswendig lerne!“ Optimal vorbereitet – auch durch das Studium zeitgenössischer Musikschriften und Kompositionen – begann Annette zu komponieren. Zu vier Opernprojekten entstanden mehr oder weniger ausgeführte Libretti und Musik. 1836 wurde sie während eines Aufenthaltes im Schweizerischen Eppishausen auf das Lochamer Liederbuch aufmerksam gemacht und angeregt, die darin enthaltenen Lieder für Singstimme und Klavier zu bearbeiten. So haben sich rund 74 Lieder aus ihrer Feder erhalten, die sich ganz auf die Gebote der damaligen Liederschulen berufen und sich durch ihre leichte und eingängige Singbarkeit auszeichnen.
Mit Clara Schumann und Robert Schumann stand Annette in brieflichem Kontakt: 1845 bat die berühmte Pianistin und Komponistin Annette – vergeblich – um ein Libretto, damit ihr Mann es vertone. Robert selbst hatte bereits ein Gedicht von Annette (Das Hirtenfeuer, op. 59,5) in Musik gesetzt, das 1844 in einer Gedichtsammlung erschienen war, die er sehr schätzte.
Annette spielte ihre eigenen Werke nie öffentlich. Erst 1877 kam ihr Wirken als Komponistin ans Licht, als Christoph Bernhard Schlüter (1801–1884) einige Werke aus dem Nachlass der Dichterin veröffentlichen ließ (Lieder mit Pianoforte-Begleitung. Componirt von Annette von Droste-Hülshoff). Er setzte ihr auch im Nekrolog von 1848 ein Denkmal, indem er „ihr großes Talent für Gesang und Musik“ hervorhob und auch, dass sie die „seltenste Gabe“ besaß, „Poesie in Musik und Musik in Poesie zu übersetzen“. Erst im 20. Jahrhundert wurde ihr Nachlass komplett gesichtet und somit auch ihre Musik eingehender untersucht.
Annette von Droste-Hülshoff verknüpfte ihre musikalische Begabung mit einem hohen Anspruch, was aber auch zu einem Konflikt mit ihren literarischen Ambitionen führte: „… das Operntextschreiben ist etwas gar zu Klägliches und Handwerksmäßiges.“ Letztlich hat sich Annette für die Poesie entschieden – die Musik trat in den Hintergrund. Ihr (musikalischer) Nachlass befindet sich heute als Dauerleihgabe in der Universitäts- und Landesbibliothek Münster.


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BeitragVerfasst: So 22. Okt 2023, 18:34 
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Motiv - Dichter + Schriftsteller

Lea Goldberg (geboren am 29. Mai 1911 in Königsberg; gestorben am 15. Januar 1970 in Jerusalem) war eine litauisch-israelische Dichterin, Schriftstellerin, Übersetzerin, Literaturwissenschaftlerin und Kinderbuchautorin. Sie gehörte zu den führenden Intellektuellen Israels. Sie sprach sieben Sprachen und übersetzte zahlreiche Werke europäischer Autoren in die hebräische Sprache.
Goldberg entstammte einer Familie litauischer Juden aus Kaunas im Russischen Kaiserreich. Ihre Mutter reiste jedoch nach Königsberg in Ostpreußen, um die Tochter unter besseren medizinischen Umständen zur Welt zu bringen. Im Ersten Weltkrieg wurde die Familie nach Russland deportiert. Dort wurde ihr Vater Avraham Goldberg (Lebensdaten unbekannt) wegen des (unbegründeten) Verdachts auf Spionage so schwer misshandelt und gefoltert, dass er mit bleibenden seelischen Problemen belastet war. Sie führten zur Scheidung seiner Ehe.
Nach der Oktoberrevolution kehrte Lea nach Kaunas zurück, wo sie das hebräische Gymnasium besuchte und Hebräisch und Deutsch lernte. Nach dem Abitur studierte sie an der Universität Litauens semitische Sprachen, Geschichte und Pädagogik. Sie wechselte an die Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin und wurde 1933 an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn zur Dr. phil. promoviert, mit einer Arbeit über die Handschriften des Samaritanischen Targums – der Übersetzung des Samaritanischen Pentateuchs ins Aramäische. 1935 ging sie in der Alija nach Tel Aviv im Völkerbundsmandat für Palästina ein, wo sie als literarische Beraterin des Nationaltheaters Habimah arbeitete. Außerdem wurde sie Mitarbeiterin der Verlagsgesellschaft Sifriyat Po'alim sowie der Zeitungen Haaretz, Davar und Al Ha-Mishmar. Sie gehörte wie beispielsweise auch Moshe Lifshits, Israel Zmora und Jocheved Bat-Miriam zur Shlonsky Gruppe, einem Zusammenschluss zeitgenössischer israelischer Dichter um Avraham Shlonsky. 1954 avancierte sie zur Dozentin an der Hebräischen Universität Jerusalem und leitete ab 1963 die dortige Abteilung für vergleichende Literaturwissenschaften.
Ihre Mutter Tsila Goldberg (1885–1982) war ihr 1936 nach Palästina gefolgt. Der Vater war in Litauen geblieben. Mutter und Tochter lebten zusammen, bis Lea Goldberg im Alter von 58 Jahren einer Krebserkrankung erlag.
Schon als Schülerin publizierte Lea Goldberg hebräische Gedichte. Später wurde sie eine vielseitige Autorin, die sowohl Lyrik, Literaturkritiken, Kinderbücher, aber auch Prosa für Erwachsene verfasste. Der Schwerpunkt ihrer Tätigkeit als Übersetzerin lag bei italienischen und russischen Autoren, zum Beispiel Francesco Petrarca und Dante Alighieri. Sie übersetzte Krieg und Frieden von Leo Tolstoi, aber auch Werke von Charles Baudelaire und Rainer Maria Rilke. Goldberg bevorzugte einen unkomplizierten Stil, dessen Bilder, wie sie es selbst in einem Gedicht beschrieb, klarsichtig und transparent sind. Vermutlich hat das zu ihrem großen Erfolg im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur beigetragen und dazu geführt, dass Generationen israelischer Kinder mit ihren Texten groß geworden sind. Ihre Bücher für Erwachsene beschäftigen sich oft mit Liebe, Einsamkeit, tragischem Scheitern, Alter und Tod. Thematisch greift sie dabei sowohl auf europäische als auch auf typisch jüdische Figuren und Bilder zurück.
Lea Goldberg war eine vielseitige Autorin. Ab 1935 schrieb sie mehr als 20 Kinderbücher und wohl ebenso viele Gedichtbände und Bücher für Erwachsene. Als Beispiele seien Shibolet Yerukat ha-Ayin, Ba'alat Ha-Armon, At Telchi ba-sadeh sowie Dan Ve-Dina Metaylim be-Tel Aviv, Harpatkah Ba-Midbar und Ma Nishkaf be-Haloni genannt. Ihre Werke wurden in mehr als 25 Sprachen übersetzt, darunter Englisch, Spanisch, Deutsch, Russisch, Polnisch, Koreanisch, Telugu, Tamil und viele weitere Sprachen Indiens.
Das Buch Briefe von einer imaginären Reise (1937) ist einer der wenigen Texte Goldbergs, die in deutscher Übersetzung vorliegen. Es schildert die imaginäre Flucht einer jungen Frau, Ruth, vor einer unglücklichen Liebe. In der Phantasie führt ihr Weg durchs Berlin der frühen 1930er Jahre, von dort nach Brüssel, Ostende, Paris und Marseille. Ihre persönlichen Empfindungen vermischen sich mit philosophischen Betrachtungen zu Literatur und Kunst sowie Schilderungen der Zustände im Europa der herannahenden Katastrophe. „So sprechen diese Briefe nicht nur von der Liebe Ruths zu Immanuel, sondern auch von der großen Liebe vieler Juden zur europäischen Kultur.“
Zwei Gedichte aus Drei Lieder am Ende des Weges:
Gedicht II
Lehre mich, mein Gott, zu segnen und zu beten
Des welken Blatts Geheimnis, den Glanz der reifen Frucht
Die Freiheit dann: zu sehen, fühlen, atmen,
Zu wissen, hoffen, scheitern.
Lehre meine Lippen zu segnen und zu loben
Wenn deine Zeit am Morgen und am Abend sich erneuert
Damit mein Tag nicht sei wie gestern und vorgestern
Damit mein Tag nicht zur Gewohnheit werde.
Gedicht III
Du sagtest: Ein Tag jagt den Tag, und eine Nacht die andre
Siehe, es kommen Tage - sagtest du im Herzen
An deinem Fenster wirst du Abende und Morgen sehen
Und sagen: Es gibt nichts Neues unter der Sonne.
Und nun bist du geworden alt und lebenssatt
Gezählt sind deine Tage und vielfach abgemessen
Nun weißt du: Jeder Tag ist der letzte unter der Sonne
Und weißt auch: Jeder Tag ist neu unter der Sonne.


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BeitragVerfasst: Do 9. Nov 2023, 12:27 
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Motiv - Dichter + Schriftsteller

Johann Christoph Friedrich Schiller
, ab 1802 von Schiller (* 10. November 1759 in Marbach am Neckar; † 9. Mai 1805 in Weimar), war ein Dichter, Philosoph, Historiker und Arzt. Er gilt als einer der bedeutendsten deutschen Dramatiker, Lyriker und Essayisten.

Friedrich Schiller war der einzige Sohn eines auch als Wundarzt tätigen württembergischen Offiziers und wuchs mit seinen fünf Schwestern in Schwäbisch Gmünd, Lorch und später in Ludwigsburg auf. Dort besuchte er die Lateinschule und begann nach viermaligem Bestehen des Evangelischen Landesexamens am 16. Januar 1773 das Studium der Rechtswissenschaften auf der Karlsschule. Drei Jahre später wechselte er zur Medizin und wurde 1780 darin promoviert. Gleich mit seinem Theaterdebüt, dem 1782 uraufgeführten Schauspiel Die Räuber, gelang Schiller ein bedeutender Beitrag zum Drama des Sturm und Drang und der Weltliteratur.

1782, inzwischen Militärarzt, floh er vor dem Landesherrn Herzog Karl Eugen aus Württemberg nach Thüringen, weil ihm wegen unerlaubter Entfernung vom Dienst Festungshaft und ein Schreibverbot drohte. 1783 begann Schiller mit den Arbeiten zum Don Karlos. Als seine Anstellung als Theaterdichter am Nationaltheater Mannheim ausgelaufen war, reiste Schiller 1785 nach Leipzig zu seinem späteren Freund und Förderer Christian Gottfried Körner. In den folgenden Jahren lernte er Christoph Martin Wieland, Johann Gottfried Herder und Johann Wolfgang von Goethe in Weimar kennen. Gemeinsam prägten sie die Weimarer Klassik.

Neben seinem Theaterdebüt und dem Don Karlos gehören besonders die historischen Dramen Wallenstein, Maria Stuart, die Jungfrau von Orleans und Wilhelm Tell zum deutschen Standardrepertoire. Als Autor wie Theoretiker war er Vorbild und Gegenfigur nachfolgender Dramatiker. Neben seinem dramatischen Werk verfasste Schiller zahlreiche ästhetische Abhandlungen wie Die Schaubühne als eine moralische Anstalt betrachtet, Über Anmut und Würde, Über die ästhetische Erziehung des Menschen, Über naive und sentimentalische Dichtung und Vom Erhabenen, darin er seine Poetik darlegte wie der Literatur durch eine bis dato unbekannten Reflexionstiefe neue Wege wies. Seine Balladen zählen zu den bekanntesten deutschen Gedichten. Gleichrangig steht seine Gedankenlyrik und das Lehrgedicht.

Friedrich Schiller war von Geburt Württemberger, später wurde er Staatsbürger von Sachsen-Weimar. 1792 wurde ihm die französische Ehrenbürgerschaft verliehen und somit zusätzlich auch die französische Staatsbürgerschaft – in Würdigung seines in Paris aufgeführten Dramas Die Räuber, das als Freiheitskampf gegen die Tyrannei verstanden wurde.


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 Betreff des Beitrags: Re: Motiv - Dichter + Schriftsteller
BeitragVerfasst: Do 21. Dez 2023, 18:55 
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Motiv - Dichter + Schriftsteller

Gustavo Adolfo Bécquer (* 17. Februar 1836 in Sevilla; † 22. Dezember 1870 in Madrid) war einer der bekanntesten Autoren der spanischen Romantik.
Leben
Im Alter von fünf Jahren verlor Bécquer seine Mutter, Joaquina de la Bastida y Vargas, die acht Waisenkinder hinterließ. Weniger als fünf Jahre später starb auch sein Vater, José Domínguez Bécquer, ein in Sevilla sehr bekannter und angesehener Maler, der wie später sein Sohn den Künstlernamen Bécquer (angeblich flämischen Ursprungs) verwendet hatte. Er wurde von seiner Taufpatin aufgenommen und lebte bis 1854 in Sevilla.
Werk
Obwohl Bécquer zu einer Zeit lebte, in der sich in Spanien der Realismus durchgesetzt hatte, lassen sich seine Werke noch der Romantik zuordnen. Die meisten seiner Arbeiten wurden erst postum von Freunden veröffentlicht, und so war Bécquer zeit seines Lebens nur wenig bekannt. Mit ihm erreicht die romantische Poesie in einer Zeit, in der sie im übrigen Europa schon passé war, ihren späten Höhepunkt. In seinen Gedichten, die von Heinrich Heine beeinflusst sind, wendet sich Bécquer zu einer reflektierten Gefühlssprache; er hat die Entwicklung der spanischen Lyrik der Moderne hin zu Juan Ramón Jiménez oder Antonio Machado überhaupt erst möglich gemacht.
Seine berühmtesten Werke sind Rimas („Reime“) und Leyendas („Legenden“). Häufig werden beide Teile in Sammelausgaben veröffentlicht.
Rimas
Von den schlicht Rimas („Reime“) genannten Gedichten Bécquers sind nur 15 zu seinen Lebzeiten erschienen, in verschiedenen Zeitungen wie El Contemporáneo, El Museo Universal und La Ilustración de Madrid. In den Unruhen der Septemberrevolution von 1868 ging das Manuskript verloren und musste vom Autor mit Hilfe von Freunden wieder rekonstruiert werden. Doch auch dieses zweite Manuskript, genannt Libro de los gorriones (Buch der Sperlinge), ging verloren und wurde erst 1914 wiedergefunden. Heute wird es in der Nationalbibliothek von Madrid aufbewahrt. Erst postum gaben Freunde des Verstorbenen die beiden Bände Rimas y Leyendas heraus, vor allem, um der Witwe aus wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu helfen. Die ursprünglichen Gedichte wurden mit der Zeit um weitere ergänzt; die Ausgabe von Colección Austral umfasst 76.
Die von Verlust und Vergänglichkeit berichtenden Gedichte strahlen Einfachheit und Leichtigkeit aus und konzentrieren sich auf die Liebesthematik, aber es sind „überarbeitete Gefühle“, Ideen über Gefühle. Das lyrische Ich sucht nach dem Absoluten und Unmöglichen, deshalb wird Bécquer auch „poeta del amor desesperado“ (Dichter der unmöglichen Liebe) genannt. Die zugrunde liegende Grundstimmung ist durchwegs melancholisch. Entgegen dem Titel handelt es sich nicht um durchgehend gereimte Lyrik, sondern die Assonanz ersetzt zunehmend den Endreim. Die Sprache Bécquers ist frei von Rhetorik und Pathos, entgegen der sonst in der spanischen Romantik vorherrschenden Neigung zum Überschwänglichen. Dies unterscheidet seine Lyrik etwa von derjenigen von José de Espronceda.
Die Rimas wurden von Komponisten wie Isaac Albéniz oder Joaquín Turina vertont.
Leyendas
Die (je nach Ausgabe) 18 bis 22 Prosalegenden strahlen eine spukhafte Atmosphäre aus und erinnern an E. T. A. Hoffmann; Bécquer erweist sich hier als vorzüglicher Novellist und als Vorläufer der phantastischen Literatur. Es handelt sich durchwegs um „unerhörte Begebenheiten“, oft mit Horroreffekten; Thema ist das Geheimnisvolle, Unerklärliche. Der Autor legt ein psychologisches Interesse an Phänomenen des Wahnsinns, der Angst, der neurotischen Zwangsvorstellung an den Tag. Die Texte sind in poetischer Prosa geschrieben, in einem traumhaften Ambiente, in der Tradition der Schauerromantik. Oft sind sie auch in Rahmenerzählungen eingebettet.
1965 wurde sein Portrait auf der spanischen 100 Pesos Banknote abgebildet.


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