Spezial - Lagergeld
Das Konzentrationslager Auschwitz, kurz auch KZ Auschwitz, Auschwitz oder zeitgenössisch K.L. Auschwitz genannt, war der größte deutsche Komplex aus Gefangenenlagern zur Zeit des Nationalsozialismus. Der Lagerkomplex bestand aus drei sukzessive ausgebauten großen Konzentrationslagern und vielen Außenlagern. Auschwitz hatte eine Doppelfunktion als Konzentrations- und Vernichtungslager. Er bestand aus dem Konzentrationslager Auschwitz I (Stammlager), dem Vernichtungslager Birkenau – Konzentrationslager Auschwitz II, dem Konzentrationslager Monowitz und ca. 50 weiteren Außenlagern. Der Lagerkomplex befand sich im vom Deutschen Reich annektierten Teil von Polen. Die SS betrieb den Lagerkomplex von 1940 bis 1945 am Westrand der polnischen Stadt Oświęcim (dt.: Auschwitz). Die während des Zweiten Weltkrieges europaweit gefangen genommenen Menschen wurden per Bahn in das KZ Auschwitz deportiert, etwa 90 % waren Juden. Die Herkunftsländer waren hauptsächlich Belgien, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Italien, Jugoslawien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Polen, Rumänien, Sowjetunion, Tschechoslowakei und Ungarn. In Auschwitz fand im Zuge des Holocaust (auch Shoah) ein systematischer und fabrikmäßiger Mord an europäischen Juden statt, aber auch andere durch das NS-Regime verfolgte Gruppen wurden dort eingesperrt und ermordet. Die Zahl der Todesopfer beläuft sich auf 1,1 bis 1,5 Millionen Menschen. Die genaue Opferzahl konnte nicht ermittelt werden. Am 27. Januar 1945 befreite die von Osten vorrückende Rote Armee den Lagerkomplex. In der Nachkriegszeit ist der Name „Auschwitz“ zu einem Symbol für den Holocaust geworden. Der Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz ist seit 1996 in Deutschland, seit 2005 international der öffentlich begangene Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Auschwitz I (Stammlager) Am 1. Februar 1940 erteilte der Reichsführer SS Heinrich Himmler dem Inspekteur der Konzentrationslager Richard Glücks die Weisung, im Altreich und in den besetzten Ostgebieten, geeignete Gebäudekomplexe, Gefängnisse und Lager auf deren Verwendungsmöglichkeiten als Konzentrationslager zu prüfen. In der Weisung Himmlers wurde Auschwitz auch namentlich genannt. Zwei Untersuchungen durch Glücks und den späteren Lagerkommandanten Rudolf Höß kamen zu dem Schluss, dass Auschwitz zur Errichtung eines solchen Lagers in Frage käme. Daraufhin ordnete Himmler am 27. April 1940 den Bau eines Konzentrationslagers in Auschwitz an. Die Lage war unter Verantwortung des Reichsführers-SS bereits in der Planungsphase als verkehrstechnisch günstig gewählt worden. Auschwitz hatte im 19. Jahrhundert zu Österreich-Ungarn gehört und in dieser Zeit Anschluss an die Bahnlinie Wien – Krakau erhalten. Dieser Bahnanschluss vereinfachte die rasche Deportation von Juden aus vielen Gebieten Europas nach Auschwitz. Die dünn besiedelte Umgebung mit ihren Flussläufen als natürlichen Näherungs- und Fluchthindernissen schotteten die Anlage ab, so dass öffentliche Einblicke erschwert wurden. Der später sehr große Lagerkomplex Auschwitz startete mit der Errichtung des Stammlagers, meist K.L. Auschwitz I genannt. Die SS errichtete das Stammlager in den Gebäuden einer ehemals polnischen Kaserne. Sie war relativ neu gebaut worden und gut erhalten. Am 20. Mai 1940 trafen die ersten KZ-Häftlinge im Lager ein. Das Stammlager wurde später Verwaltungszentrum. Im März 1941 ordnete Himmler eine Vergrößerung des Lagers an einem in der Nähe liegenden Dorf an. Der Block 11 war ein lagerinternes Gefängnis mit Stehbunker. Tausende seiner Häftlinge wurden selektiert und an der Schwarzen Wand erschossen. Nach Fluchtversuchen schickte die SS zu Abschreckungszwecken andere Häftlinge in den Bunker und verurteilte sie damit zum Hungertod. Auschwitz II (Vernichtungslager Birkenau) Am 1. März des Jahres 1941 erhielt Rudolf Höß von Himmler aus Anlass einer Besichtigung des Stammlagers den Befehl, ein zusätzliches Arbeitslager für zunächst 100.000 Häftlinge zu bauen. Dessen Kapazität sollte später auf 200.000 erhöht werden. Im Oktober 1941 begann der Bau des riesigen zweiten Lagers. Das Dorf Brzezinka (dt. Birkenau) wurde nach Umsiedlung der Bevölkerung komplett abgerissen und durch Baracken ersetzt. Verwaltungstechnisch war es dem Stammlager untergeordnet. Den Lagerbereich Auschwitz–Birkenau ließ die SS als Vernichtungslager errichten, mit dem Ziel der industrialisierten Vernichtung von Menschen. An diesem Ort wurden über eine Million Menschen ermordet, größtenteils Juden, Sinti und Roma aus ganz Europa. Das etwas abseits stehende „Rote Haus“ wurde am 20. März 1942 erstmals für Vergasungen benutzt. Das umgerüstete „Weiße Haus“ wurde ab Mitte 1942 als Gaskammer genutzt. Ab dem ersten Halbjahr 1943 gingen die vier neu errichteten Krematorien in Betrieb, die im Untergeschoss die großen Gaskammern des Lagers enthielten. Die einzelnen Bereiche des 1,7 Quadratkilometer umfassenden Vernichtungslagers wurden Lagerblöcke (A, B, C etc.) genannt; sie waren nacheinander Haftort für verschiedene Opfergruppen. Es gab auf der rechten Seite (vom Eingang her gesehen) Holzbaracken für die Frauen und Kinder unter 14 Jahren. Dazu zählten das „Familienlager Theresienstadt“ bzw. das Frauenlager (Block B I). Auf der linken Seite befanden sich Ziegelbaracken für die Männer. Ab Sommer 1944 hatten ungarische Nationalsozialisten in Budapest die Macht übernommen, was von Eichmann zu verstärkten Deportationen ungarischer Juden genutzt wurde (siehe „Ungarn-Aktion“). Besondere Verfolgung erlitten neben Juden auch die so genannten „Zigeuner“. Die SS errichtete für „Zigeuner“ im Konzentrationslager einen besonderen Block und nannte ihn „Zigeunerlager Auschwitz“. Hier war auch Josef Mengele mit Experimenten an Menschen tätig. Auschwitz III (Arbeitslager Monowitz) Im KZ Auschwitz–Monowitz, erst Auschwitz III, später Konzentrationslager Monowitz genannt, mussten KZ-Häftlinge Zwangsarbeit unter lebenswidrigen Bedingungen verrichten (Vernichtung durch Arbeit). Gefangene, die ihre Arbeitsfähigkeit verloren, wurden selektiert und weiter in das Vernichtungslager A-II deportiert. Das Lager wurde, eine Besonderheit bei Konzentrationslagern, auf Initiative und Kosten der I.G. Farben AG zusammen mit Fabrikationsstätten der Firma ab 1941 im Ort Monowice, der auch über einen Bahnanschluss an der Bahnlinie Oswiecim-Krakow verfügte, errichtet und am 28. Oktober 1942 in Betrieb genommen. Es war ab November 1943 ebenfalls KZ-Stammlager für weitere Nebenlager mit einem auch dafür zuständigen eigenen SS-Kommandanten. Weitere Außenlager und Außenkommandos Das KZ Auschwitz hatte etwa 50 KZ-Außenlager. Viele Häftlinge kamen dort aufgrund der Arbeits- und Lebensbedingungen zu Tode (→Vernichtung durch Arbeit). Die Außenlager unterstanden verwaltungstechnisch bis zur Neugliederung des Lagerkomplexes im November 1943 dem Stammlager KZ Auschwitz I. Die SS bezeichnete sie uneinheitlich, z. B. als Arbeitslager, Außenlager, Außenkommando, KZ, SS-Arbeitslager oder Zweiglager. Diese Außenlager befanden sich zum Teil im weiteren Umkreis, auch außerhalb des Landkreises, in dem durch die Flüsse Sola und Weichsel umgrenzbaren etwa 40 Quadratkilometer großen „Interessengebiet KL Auschwitz“. Zu ihnen zählten u. a. das Außenlager Althammer, das Außenlager Blechhammer, das Außenlager Eintrachthütte, das Außenlager Fürstengrube, das Außenlager in Hindenburg, das Außenlager der Janinagrube, das SS-Arbeitslager Neu-Dachs sowie das Arbeitslager Krakau-Plaszow. In einigen Außenlagern mussten die Häftlinge in Bergwerken arbeiten. Auch den Landwirtschaftsbetrieben des KZ Auschwitz waren Nebenlager angeschlossen. Opferzahlen Zwischen 1940 und Januar 1945 waren knapp über 400.000 Häftlinge in den drei Konzentrationslagern Auschwitz und seinen Nebenlagern registriert. Etwa zwei Drittel der registrierten Häftlinge waren Männer, ein Drittel Frauen. Durch die vielen unregistrierten Opfer lag die Gesamtzahl jedoch weit höher, denn die meisten Deportierten wurden ohne Registrierung unmittelbar von der Rampe ins Gas geschickt. Allein die Anzahl der nach Auschwitz deportierten oder dort geborenen Kinder liegt bei etwa 232.000, von denen wiederum nur wenige überlebten. In den ersten Jahrzehnten nach Kriegsende waren Teile der Häftlingsunterlagen verschollen, es konnten daher vielfach nur Schätzungen publiziert werden. Die Zahl der Ermordeten beläuft sich demnach auf 1,1 bis 1,5 Millionen. Die Wertgegenstände der Ermordeten ließ die SS in mehreren Effektenkammern des KZ sammeln; das Raubgold wurde anschließend nach Berlin geschickt.
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