Spezial - Schiestl - Scheine
Würzburg
Schaffen in Würzburg
Nach seiner Rückkehr nach Würzburg übernahm er die Werkstatt des Vaters. Beeinflusst wurde das Schaffen Schiestls durch die fränkische Spätgotik, insbesondere durch die Werke Tilman Riemenschneiders, die seine Liebe fanden und deren Formenschatz lange in seinen eigenen späteren Werken nachklang. Schiestl schuf meisterhafte kunstgewerbliche Plastiken, insbesondere zahlreiche Altäre, Kreuzwegstationen und weitere Ausstattungen für Kirchen im fränkischen Raum. Er schnitzte ganze Zimmerausstattungen, gestaltete Möbel, Leuchter, Glasfenster und vieles mehr. Die „Schiestl-Zimmer” wurden zu einem Begriff in Mainfranken. Besonders schöne Beispiele finden sich auf Schloss Mainberg bei Schweinfurt, im Gasthaus „Zum Schwan” in Wertheim (heute verändert) und im Würzburger Ratskeller. Wie seine Brüder hat es auch Heinz Schiestl immer zum Malen und zur Grafik hingezogen. Bekannt wurde er als Gestalter der Kriegsnotgeldscheine. Seit Beginn des Ersten Weltkrieges musste das verschwundene Kleingeld, dessen Materialwert höher als der Geldwert lag, ersetzt werden. Dies geschah durch Gutscheine, die auf 5, 10, 25 oder 50 Pfennig lauteten. Da kein Papier mit Wasserzeichen verfügbar war, musste man Fälschungen durch komplizierte Aufdrucke verhindern. Heinz Schiestl konnte für die Gestaltung und Grafik gewonnen werden.
Dass Schiestl nach dem Ersten Weltkrieg kaum mehr für private Auftraggeber arbeitete, hatte seinen Grund in der immer schneller werdenden Inflation, die der Schicht der Kaufleute und Handwerker, Fabrikanten und Hausbesitzer sehr zusetzte oder sie ruinierte. Wer seinen Besitz verloren hatte oder wertlos gewordene Kriegsanleihen besaß, konnte sich den Luxus eines Schiestlzimmers oder auch nur einer Figur aus seiner Hand nicht mehr leisten.
In dieser sorgvollen Zeit erlag am 5. Mai 1922 seine Frau Linda (geb. Wölfel) nach langem Leiden einer heimtückischen Krankheit im Alter von 46 Jahren.
Im Jahre 1926 bezog er eine neue Werkstatt in der Dominikanergasse, die ihm die Augustiner direkt neben ihrer Kirche angeboten hatten. Seinen letzten und bedeutendsten Kreuzweg schnitzte Schiestl für ihre Kirche. Hier erreichte ihn der Gollhofener Pfarrer Wilhelm Sebastian Schmerl (* 1879 in Markt Einersheim), der 1926 an die Deutschhauskirche versetzt worden war, mit dem Auftrag, für die leergeräumte Kirche, die bis 1921/22 als Militäreffektendepot gedient hatte, einen Kruzifixus für den Altar zu schaffen. Es gelang Schiestl sehr realistisch den eben in den Tod eingehenden Christus und die Assistenzfiguren Maria und Johannes darzustellen.
Nachdem sein Bruder Rudolf am 30. November 1931 in Nürnberg gestorben war, wurde es um Heinz Schiestl stiller. Doch fanden sich immer noch Freunde, die ihn besuchten oder einluden, wofür er sich regelmäßig mit selbstgezeichneten Karten oder Skizzen aus seinem reichlichen Vorrat bedankte. Wenn es ihm an Anregung oder Zerstreuung fehlte, ging er zu den wöchentlichen Zusammenkünften der Roßperger oder zur Hetzfelder Flößerzunft. Schiestl war auch Mitglied der Blasmusiker-Vereinigung Ammerländer , deren Logo von ihm stammt. Sein letztes Werk ist das Triumpbogenkreuz in der Adalberokirche, das er 1934 geschaffen hat. Ehrungen und Auszeichnungen
1937 verlieh ihm die Stadt Würzburg den Tilman-Riemenschneider-Preis für Bildende Kunst und die Silberne Stadtplakette. [5]
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