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 Betreff des Beitrags: Re: Zeitzeugen - Wiedervereinigung
BeitragVerfasst: Mo 31. Dez 2018, 13:34 
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Zeitzeugen - Wiedervereinigung Deutschlands

Kathrin Mahler-Walther

Kathrin Mahler Walther (* 29. Dezember 1970 in Leipzig) ist eine deutsche Soziologin und Bürgerrechtlerin. Sie ist Geschäftsführerin der EAF Berlin (www.eaf-berlin.de), einem unabhängigen Forschungs- und Beratungsinstitut zur Förderung von Vielfalt in der Führung. In den 1980er Jahren gehörte Kathrin Walther zur Bürgerrechtsbewegung und zum organisierten Widerstand in der DDR. In Leipzig arbeitete sie in der Arbeitsgruppe Menschenrechte und der Arbeitsgruppe Umweltschutz mit, war Sprecherin im Arbeitskreis Gerechtigkeit, der mit öffentlichen Aktionen zur Initiierung der Massenproteste gegen die SED-Herrschaft wesentlich beigetragen hat. 1989 war sie hauptamtliche Mitarbeiterin in der Koordinierungsgruppe des Arbeitskreises Gerechtigkeit und der Arbeitsgruppe Menschenrechte.
Kindheit und frühe Jugend
In der Schulzeit war Kathrin Walther FDJ-Mitglied, zeitweise auch FDJ-Sekretärin ihrer Schulklasse bis zur Niederlegung dieses Amtes im Jahre 1985. In diesem Jahre nahm sie außer an der staatlich erwünschten Jugendweihe auch an der Konfirmation der Reformierten Kirche teil. Infolge ihrer Mitarbeit in der Jungen Gemeinde konnte sie später auch im Stadtjugendkonvent Leipzig und im Sprecherausschuss des Landesjugendkonventes Sachsen sowie im Jugendkonvent des Bundes der Evangelischen Kirchen der DDR mitwirken.
Der zehnklassigen Polytechnischen Oberschule schloss sich die Lehrausbildung zur Facharbeiterin für Schreibtechnik am Urania Verlag Leipzig an. Schon im Lehrausbildungsbetrieb wurde sie mehrfach von Mitarbeitern des MfS besucht, zum Gespräch in das Zimmer des SED-Parteisekretärs geholt, um befragt und verwarnt zu werden. Ab Sommer 1989 war Kathrin Walther hauptamtliche Mitarbeiterin des Arbeitskreises Gerechtigkeit Leipzig. Im Januar 1990 übernahm Kathrin Walther die Geschäftsführung des Landesverbandes Sachsen der Initiative Frieden und Menschenrechte.
Organisierter Widerstand gegen den DDR-Staat
Im Herbst 1987 fand Kathrin Walther zur Arbeitsgruppe Menschenrechte (AGM) an der Leipziger Lukasgemeinde von Pfarrer Christoph Wonneberger und war deren jüngste Mitarbeiterin. Bereits die im November stattfindende Veranstaltung der AGM zum Sozialen Friedensdienst (SoFd) in der Reformierten Kirche organisierte sie mit.

Infolge der Inhaftierungen nach der Liebknecht-Luxemburg-Demonstration in Berlin 1988 nahm Kathrin Walther im Januar und Februar aktiv an den Friedensgebeten zur Befreiung der Inhaftierten teil. Sie verstärkte ihre Mitarbeit in der AGM, versandte Briefe an Altersheime in Leipzig mit der Bitte um Unterstützung der SoFd-Initiative, wonach die Vorladung zum Rat des Stadtbezirks Leipzig-West erfolgte. Ihre Eltern wurden in ihren Betrieben vorgeladen, der Vater in die Parteikontrollkommission und die Mutter zum Direktor mit externer Verstärkung durch Stasi-Offiziere.
Mit Rücksicht auf die für ihre Eltern politisch schwierige Situation zog sich Kathrin Walther zunächst aus der AG Menschenrechte zurück. Dafür engagierte sie sich in der Arbeitsgruppe Umweltschutz beim Jugendpfarramt, wo sie unter anderem gemeinsam mit Roland Quester die Herausgabe der „Streiflichter“ unterstützte. In den Jahren 1987 bis 1990 arbeitete sie am Druck und dem Beschreiben von Matrizen bei diversen Samisdat-Publikationen der Arbeitsgruppe Umweltschutz, der Arbeitsgruppe Menschenrechte, des Arbeitskreises Gerechtigkeit und der Initiative Frieden und Menschenrechte mit. In den drei letzten Jahren der DDR beteiligte sich Kathrin Walther an der Konzeption und Durchführung von Friedensgebeten in der Nikolaikirche mit der AG Menschenrechte und dem AK Gerechtigkeit. Gemeinsam mit Silke Krasulsky, Kerstin Heuchert, Michaela Ziegs u. a. initiierte sie 1988 eine Frauengruppe zur Auseinandersetzung mit der Geschichte und Gegenwart der sozialen und rechtlichen Stellung der Frauen. Im Jahre 1988 wurde Kathrin Walther zum Stadtbezirksbürgermeister Leipzig-West vorgeladen, wo ihr eine Verwarnung ausgesprochen wurde.
Zum Treffen der Basisgruppen in Karl-Marx-Stadt im Januar 1989 wurde Kathrin Walther zur Vertreterin der Menschenrechtsgruppen im Vorbereitungsausschuss für das Basisgruppentreffen der Region Sachsen gewählt. Kurz darauf wurde sie Sprecherin in der Koordinierungsgruppe des Arbeitskreises Gerechtigkeit Leipzig. Im Januar 1989, nach der Liebknecht-Luxemburg-Demonstration in Leipzig, beteiligte sich Kathrin Walther in der Koordination des Kontakttelefons zur Befreiung der Leipziger Inhaftierten gemeinsam mit Peter Grimm von der Initiative Frieden und Menschenrechte Berlin. 1989 beteiligte sich Kathrin Walther am Aufbau des Oppositionszentrums von Arbeitsgruppe Menschenrechte und Arbeitskreis Gerechtigkeit im Gemeindehaus der Lukaskirchgemeinde von Pfarrer Christoph Wonneberger in der Juliusstraße mit Bibliothek, Druckerei und Versammlungsraum. Auch an der Organisation der monatlichen Treffen zur DDR-weiten Vernetzung von Oppositionsgruppen im Sonnabendskreis wirkte sie mit.
Gemeinsam mit Thomas Rudolph und Frank Richter war Kathrin Walther verantwortlich für regelmäßige Reisen nach Berlin zur Kontaktaufnahme mit bzw. der Informationsübergabe an Journalisten der Bundesrepublik, die in Ost-Berlin akkreditiert waren. Mit Thomas Rudolph organisierte sie die regelmäßigen Transporte von Samisdat aus Berlin nach Leipzig, z. T. mit möglichst „unverdächtiger“ Unterstützung ihres Bruders, der mit seinem Trabant Fahrten erledigte. Ab Sommer 1989 war Kathrin Walther Mitglied in der Redaktion von „Die neue Grüne“ aus Berlin sowie des „Forum für Kirche und Menschenrechte“ für den Arbeitskreis Gerechtigkeit. Eine Vorladung zum Ministerium für Staatssicherheit erhielt sie im Vorfeld der Kommunalwahlen und des Leipziger Straßenmusikfestivals. Am 26. Mai 1989 – sie wollte gemeinsam mit Thomas Rudolph und Frank Richter nach Prag zu einem Treffen mit Vertretern der Charta 77 fahren – wurde sie an der Grenze aus dem Zug geholt und erhielt Reiseverbot in die Tschechoslowakei.

„Als wichtigste Aktion bezeichnet sie den statt-kirchentag im Sommer '89: ‚Zum Gedenken an die Opfer des Massakers auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking trug ich bei der Demo in die Stadt ein großes Demokratie-Transparent auch mit chinesischen Schriftzeichen. Stasileute entrissen das Plakat, Volkspolizisten versperrten den Weg, der Protest endete in der Obhut der Peterskirche.‘“


Beginnend auf der Abschlussveranstaltung des Kirchentages im Scheibenholz war eine Demonstration in Richtung der Innenstadt gegen das von der SED begrüßte Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking und für demokratische Veränderungen in der DDR gelungen. Der Weg wurde immer wieder durch Polizeiketten abgesperrt. Kathrin Walther und Rainer Müller führten den Demonstrationszug an und leiteten ihn in die Peterskirche. Dort führte Kathrin Walther eine Fürbitt-Andacht für die Teilnehmenden durch. Nach Verhandlung mit der Kirchenführung konnten die Demonstrierenden die Kirche unbeschadet verlassen.
Ab Juli 1989 ging Kathrin Walther in das Vollzeit-Engagement als „hauptamtliche“ Mitarbeiterin des AG Gerechtigkeit und der AG Menschenrechte gemeinsam mit Thomas Rudolph, Frank Richter und Rainer Müller. Sie erhielten aus Spenden und aus Verkaufserlösen der Samisdat-Zeitschriften einen monatlichen Betrag, um ihre Lebenshaltungskosten bestreiten zu können.
Engagement während der Revolution 1989
Im September 1989 schloss sich der Arbeitskreis Gerechtigkeit als Leipziger Regionalgruppe der Initiative Frieden und Menschenrechte (IFM) an, da diese Berliner Gruppe im März zu DDR-weiter Ausweitung aufgerufen hatte. Im September 1989 gehörte Kathrin Walther im Nikolaikirchhof zu denjenigen, die nach den Friedensgebeten im Sprechchor „Wir bleiben hier“ auf der Demonstration riefen und nicht „Wir wollen raus“.
In Vorbereitung der Montagsdemonstration zum entscheidenden 9. Oktober 1989 war Kathrin Walther mit dem Verfassen, Tippen und Drucken des gemeinsamen Appells „Keine Gewalt“ von Arbeitskreis Gerechtigkeit, Arbeitsgruppe Menschenrechte und Arbeitsgruppe Umweltschutz beschäftigt. Am 9. Oktober gehörte sie zu den Verteilenden des Appells in der Innenstadt und in den Kirchen der Friedensgebete.
Als Angehörige der Gemeinde der Reformierten Kirche konnte sie den Berliner Fotografen Aram Radomski und Siegbert Schefke über Pfarrer Jürgen Sievers den Zutritt zum Kirchturm der Reformierten Kirche ermöglichen, wo die berühmten Filmaufnahmen der Montagsdemonstration entstanden sind. Sie saß während der Demonstration in den dunklen Räumen des Konsistoriums der Reformierten Gemeinde und schrieb Parolen und Plakat-Texte der Demonstrierenden mit und übermittelte diese an das Demo-Telefon, den Ort der strategischen Öffentlichkeitsarbeit zum Schutz der Demonstration in der Lukaskirchgemeinde. Im Oktober und November 1989 wurden dort die skandierten Parolen und die Plakat-Texte erfasst und an die in Ost-Berlin akkreditierten West-Journalisten übermittelt.
Ab Herbst 1989 war Kathrin Walther Vertreterin der IFM am Runden Tisch der Stadt sowie am Runden Tisch des Bezirkes Leipzig. Sie wirkte bei der Gründung des Büros der Leipziger IFM in der Demmeringstraße 21 mit, organisierte Veranstaltungen, gab das „IFM-Info“ mit heraus und organisierte dessen Verbreitung zur Montagsdemonstration.
Im Herbst wurde sie zum Mitglied im DDR-Vorstand der IFM gewählt, war 1991 Mitglied der Verhandlungsgruppe zur Fusion von IFM und Demokratie Jetzt in Leipzig und Sachsen. 1990 war sie Mitglied im Wahlkomitee des Wahlbündnisses für den Sächsischen Landtag und kandidierte auch für den Landtag. 1990 und 1991 vertrat sie die IFM in der Verhandlungsgruppe über die Fusion zum Bündnis 90.
Wirken seit der Einheit Deutschlands
Von Januar 1991 bis Oktober 1992 war Kathrin Walther Referentin der MdL Cornelia Matzke in der Fraktion Bündnis 90/ Grüne des ersten demokratisch gewählten Sächsischen Landtages in der Bundesrepublik. Nach der Kündigung im Landtag wählte Kathrin Walther die Arbeitslosigkeit, um Zeit und Distanz zu gewinnen, sich intensiv mit Geschichte auseinandersetzen zu können und die Verortung im neuen politischen System zu finden.
Von 1994 bis 1997 absolvierte sie auf dem zweiten Bildungsweg am Berlin-Kolleg mit einem Stipendium der Hans-Böckler-Stiftung das Abitur, wobei sie sich in der Schülermitverwaltung engagierte. Von 1997 bis 2003 studierte sie Sozialwissenschaft in Jena, Berlin und New York mit einem Stipendium der Hans-Böckler-Stiftung. Sie engagierte sich in stipendiatischen Strukturen der Hans-Böckler-Stiftung, u. a. als gewähltes Mitglied im Auswahlausschuss für Stipendiat/innen, in der Redaktion des Frauen-Info für die Stipendiatinnen, arbeitete in der AG Frauen mit und initiierte das stipendiatische Projekt zum Wandel der Arbeitswelt.
Sie engagiert sich als Zeitzeugin der Friedlichen Revolution in diversen Medien und auf Veranstaltungen zur politischen Bildung sowie auf dem Festakt des Landes Berlin zum 25. Jahrestag des Mauerfalls 1989 im Berliner Festspielhaus.

„Kathrin Mahler Walther, die Jüngste von einst, ist auch heute noch voller Dynamik. In Berlin arbeitet sie als Vorstand und stellvertretende Geschäftsführerin der Europäischen Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft (EAF). Die gemeinnützige Organisation betreibt Forschung, Beratung, Weiterbildung in Sachen Chancengleichheit und Familienfreundlichkeit [...] Frauen werden von der EAF auf Führungsaufgaben vorbereitet.“

Im Oktober 2015 unterzeichnete sie mit 46 weiteren ehemaligen DDR-Bürgerrechtlerinnen und -Bürgerrechtler aus unterschiedlichen politischen Lagern den von Katrin Hattenhauer initiierten Offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel, in dem es eingangs heißt: „Wir unterstützen Ihre Politik der offenen Grenzen. Wir unterstützen Ihre Flüchtlingspolitik und Ihren Einsatz um der Menschen willen. Mit größtem Respekt sehen wir Ihre feste Haltung zur Aufnahme asylsuchender Flüchtlinge bei uns in Deutschland […] 70 Jahre nach dem Holocaust öffnet Deutschland seine Grenzen und rettet Menschen aus Not und Tod.“

Im Mai 2019 initiierte Kathrin Mahler Walther den Offenen Brief an die Kommission „30 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit“, mit dem sich 57 Bürgerrechtlerinnen und Bürgerrechtler dafür aussprachen, den 9. Oktober als Jahrestag der Friedlichen Revolution in den Mittelpunkt der Jubiläumsfeierlichkeiten zu rücken. Zum Lichtfest am 9. Oktober 2019, zum 30. Jubiläum, sprach die Bürgerrechtlerin zum Gedenken an die Friedliche Revolution vor 75.000 Menschen in Leipzig auf dem Augustusplatz.


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 Betreff des Beitrags: Re: Zeitzeugen - Wiedervereinigung
BeitragVerfasst: Mo 31. Dez 2018, 14:41 
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Friedrich Bohl

Friedrich Bohl (* 5. März 1945 in Rosdorf, Landkreis Göttingen) ist ein ehemaliger deutscher Politiker (CDU). Als Bundesminister für besondere Aufgaben war er von 1991 bis 1998 Chef des Bundeskanzleramts.
Nach dem Abitur 1964 absolvierte Bohl ein Studium der Rechtswissenschaft in Marburg, welches er 1969 mit dem ersten und 1972 mit dem zweiten juristischen Staatsexamen beendete. Seit 1972 ist er als Rechtsanwalt und seit 1976 auch als Notar zugelassen.
Von 1998 bis zum 31. März 2009 war Bohl als Vorstand bei der Deutschen Vermögensberatung (DVAG) für die Bereiche Konzernsekretariat, Öffentlichkeitsarbeit, Verbände und Recht zuständig. Seit dem 31. März 2009 ist Friedrich Bohl Vorsitzender des Aufsichtsrats der Deutschen Vermögensberatung (DVAG). Am 1. Dezember 2011 löste er den bisherigen Präsidenten der von Behring-Röntgen-Stiftung zur Förderung der hochschulmedizinischen Forschung und Lehre an den Universitäten Gießen und Marburg, Joachim-Felix Leonhard, ab. Friedrich Bohl ist verheiratet und hat vier Kinder.
Politik
Seit 1963 ist er Mitglied der CDU. Hier engagierte er sich zunächst in der Jungen Union, deren Bezirksvorsitzender er von 1969 bis 1973 in Mittelhessen war. Von 1978 bis 2002 war er Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Marburg-Biedenkopf. Bohl war Mitglied im Kreistag des Landkreises Marburg-Biedenkopf, wo er von 1974 bis 1990 als Vorsitzender der CDU-Fraktion amtierte. Von 1970 bis 1980 war er Mitglied des Hessischen Landtages. Hier war er von 1978 bis 1980 stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion. Von 1980 bis 2002 war er Mitglied des Deutschen Bundestages und von 1984 bis 1989 Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, von 1989 bis 1991 Erster Parlamentarischer Geschäftsführer. Friedrich Bohl war zuletzt über die Landesliste Hessen in den Deutschen Bundestag eingezogen.
Öffentliche Ämter
Am 26. November 1991 wurde Bohl als Bundesminister für besondere Aufgaben und als Chef des Bundeskanzleramtes in die von Bundeskanzler Helmut Kohl geführte Bundesregierung berufen. Am 25. Mai 1998 übernahm er für kurze Zeit zusätzlich die Leitung des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung. Nach der Bundestagswahl 1998 schied er am 26. Oktober 1998 aus der Bundesregierung aus.
Bohl wurde vorgeworfen, in seiner Zeit als Chef des Bundeskanzleramtes vor allem im Zusammenhang mit den sogenannten Bundeslöschtagen in hohem Ausmaß Akten vernichtet zu haben, darunter auch Belege, die über die Verwicklung Kohls in die Parteispendenaffäre Aufklärung hätten bringen können. Strafrechtlich relevante Vorwürfe, systematisch und vorsätzlich sowie widerrechtlich Akten vernichtet zu haben, konnten Bohl nicht nachgewiesen werden.
Im Juni 2018 übernahm Bohl im Streit um die Kosten für die UKW-Verbreitung auf Bitten der Bundesnetzagentur und des Bundeswirtschaftsministeriums die Rolle des Schlichters und legte in mehreren Verhandlungsrunden die Auseinandersetzung zwischen Radio-Veranstaltern und Sendernetzbetreibern auf der einen Seite und auf der anderen Seite fünf Finanzinvestoren sowie Verkäufer Media Broadcast GmbH, die höhere Nutzungspreise durchsetzen wollten, bei.


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 Betreff des Beitrags: Re: Zeitzeugen - Wiedervereinigung
BeitragVerfasst: Mo 31. Dez 2018, 14:47 
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Uta Nickel


Uta Nickel (* 19. Juli 1941 in Leipzig) ist eine ehemalige deutsche Politikerin (SED, später PDS). Sie war von 1989 bis 1990 Ministerin der Finanzen und Preise der DDR.
Nach dem Abitur auf der Abendschule 1959 absolvierte die gelernte Buchbinderin Nickel bis 1973 ein Fernstudium der Staats- und Gesellschaftswissenschaften an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, das sie als Diplom-Ökonomin beendete. Sie war danach als wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Wirtschaftsrat des Bezirkes Leipzig, später beim Bezirksbauamt Leipzig tätig. Von 1979 bis 1981 war sie Mitarbeiterin, dann von 1981 bis 1983 stellvertretende Vorsitzende der Bezirksplankommission. Von 1983 bis 1988 gehörte sie dem Rat des Bezirkes Leipzig, zuständig für Finanzen und Preise, an. Von 1986 bis 1988 war sie auch Abgeordnete des Bezirkstages Leipzig.
1986 erhielt sie den Vaterländischen Verdienstorden in Bronze. Von 1988 bis 1989 amtierte sie als Stellvertreterin des Ministers der Finanzen und Preise der DDR.
Während der Wende wurde sie im Dezember 1989 Ministerin der Finanzen und Preise der DDR in der Regierung Modrow, bis sie am 22. Januar 1990 von ihrem Amt zurücktrat. Als Finanzministerin gehörte sie auch dem Präsidium des Ministerrates an. Die Staatsanwaltschaft Leipzig ermittelte wegen ihrer Tätigkeit als Finanzverantwortliche im Bezirk Leipzig. Uta Nickel bestritt die Vorwürfe. Der Leipziger Bezirksstaatsanwalt Koreth stellte die Ermittlungen gegen Nickel im März 1990 ein.

Nach dem Rückzug aus der aktiven Politik 1990 war sie unter anderem als Beraterin der Grundstücks-Entwicklungs-Gesellschaft sowie bei der Finanztreuhandgesellschaft, zwei Kölner Bauträgerfirmen, tätig.
Als selbstständige Grundstücksentwicklerin ist sie seit 1991 maßgeblich am Um- und Neubau das Stadtbild prägender Bauwerke beteiligt und entwickelte Baugebiete im Leipziger Stadtzentrum und in Leipzig-Paunsdorf.
Partei
Im März 1960 trat Nickel in die SED ein. Von 1985 bis 1987 absolvierte sie ein Studium an der Bezirksparteischule der SED in Leipzig. Seit der Wende ist sie parteilos.


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Dr. Dieter Schulte

Dieter Schulte (* 9. Juni 1941 in Schwäbisch Gmünd) ist ein deutscher Politiker (CDU).
Er war von 1982 bis 1993 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr.
Nach der Schule in Schwäbisch Gmünd und Cedar Rapids absolvierte Schulte ein Studium der Rechtswissenschaft in Heidelberg, Berlin und Würzburg. Anschließend war er als wissenschaftlicher Assistent am Seminar für Internationales Privatrecht an der Universität Würzburg tätig. 1975 erfolgte hier seine Promotion zum Dr. jur. mit der Arbeit Die Anknüpfung von Eingriffsnormen, insbesondere wirtschaftsrechtlicher Art, im internationalen Vertragsrecht.
Dieter Schulte ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er lebt in Bettringen bei Schwäbisch Gmünd.
Politische Karriere
Seit 1964 ist Schulte Mitglied der CDU. Er war von 1969 bis 1998 Mitglied des Deutschen Bundestages. Hier war er von 1980 bis 1982 Vorsitzender der Arbeitsgruppe Verkehr/Post der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.
Dieter Schulte ist stets als direkt gewählter Abgeordneter des Bundestagswahlkreis Backnang – Schwäbisch Gmünd in den Bundestag eingezogen.
Am 4. Oktober 1982 wurde er als Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr in die von Bundeskanzler Helmut Kohl geführte Bundesregierung (Kabinett Kohl I) berufen. Am 21. Januar 1993 schied er im Kabinett Kohl IV aus dem Amt.


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Thomas Küttler


Thomas Küttler (* 26. Oktober 1937 in Schwarzbach; † 4. Dezember 2019 in Leipzig) war lutherischer Theologe und Superintendent der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens.
Küttler entstammte einer sächsischen Pfarrersfamilie. Um eine geordnete Schulausbildung zu erlangen, lebte er ab 1949 bei Verwandten in Hannover. Von 1957 bis 1962 studierte er Theologie in Göttingen und Münster. Sein Vikariat führte ihn nach London und in das Predigerseminar des Klosters Loccum. 1965 kehrte Küttler in die DDR zurück, um die Lehrerin Brigitte Bruchhold zu heiraten, deren Versuche, in den Westen überzusiedeln, fehlgeschlagen waren.
Von 1965 bis 1974 war er Pfarrer in Marbach (Kirchenkreis Leisnig), anschließend war er fünf Jahre lang als Studieninspektor am Predigerkolleg St. Pauli in Leipzig tätig. 1979 wurde Küttler Superintendent des Kirchenbezirks Plauen (Vogtland), dem 2000 der bis dahin selbständige Kirchenbezirk Oelsnitz zugeordnet wurde.
Durch sein Auftreten bei der ersten Plauener Großdemonstration am 7. Oktober 1989 sorgte Küttler für einen weitgehend friedlichen Ausgang der Kundgebung. Er formierte die Plauener „Gruppe der 20“ und leitete von Dezember 1989 bis März 1990 den Plauener Runden Tisch.

Als Ruheständler lebte er seit 2002 in Leipzig. Küttler hatte vier Kinder.


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Sybille Reider

Sybille Reider (* 8. Oktober 1949 in Wengelsdorf) ist eine ehemalige deutsche Politikerin, bis 1990 SPD, seitdem parteilos.
Nach einer Ausbildung zur Krankenschwester und einem Jurastudium war Reider Juradozentin an der Leipziger Fachschule für Hotel- und Gaststättenwesen.
In der letzten Regierung der DDR bekleidete sie in der Regierung de Maizière den Ministerposten für Handel und Tourismus. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands verließ sie, frustriert von Fraktionszwang und Westberatern, die SPD.
Sie war seit 2001 ehrenamtliche Bürgermeisterin in Wengelsdorf[2] und Geschäftsführerin im Bauunternehmen ihres Mannes.


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Dr. Dieter Kastrup


Dieter Kastrup (* 11. März 1937 in Bielefeld) ist ein deutscher Jurist und Diplomat. Er war von 1990 bis 1995 Staatssekretär im Auswärtigen Amt und 1990 Leiter der Delegation der Bundesrepublik Deutschland bei den Verhandlungen zum Zwei-plus-Vier-Vertrag zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland sowie Frankreich, den Vereinigten Staaten, dem Vereinigten Königreich und der Sowjetunion, dessen Abschluss die deutsche Einheit ermöglichte. Dieter Kastrup studierte ab 1956 in Köln Jura. Er war im Auswärtigen Dienst mit Stationen u. a. an den Botschaften in Rio de Janeiro, Teheran, Washington, D.C. und Rom. Ab 1980 leitete Kastrup das Referat des Auswärtigen Amtes in Bonn, das für „Berlin und Deutschland als Ganzes“ zuständig war.
Die politische Entwicklung in Deutschland ab November 1989 mit der Forderung nach möglichst baldiger Wiedervereinigung machte Kastrup zum entscheidenden Mann im Hintergrund. Von Ende Januar 1991 bis 1995 war er Staatssekretär im Auswärtigen Amt. Als Ministerialdirektor an der Seite von Bundesminister Hans-Dietrich Genscher und Leiter der deutschen Delegation bereitete Kastrup auf Beamtenebene die Zwei-plus-Vier-Gespräche der Außenminister der beiden deutschen Staaten und der vier Siegermächte des Zweiten Weltkrieges über die äußeren Gesichtspunkte der Herstellung der deutschen Einheit vor. Maßgeblich beteiligt war Kastrup auch an der Ausarbeitung des deutsch-sowjetischen Partnerschaftsvertrages.
Von 1994 bis 1998 war Kastrup Deutscher Botschafter in Italien. Von 1998 bis 2001 war Kastrup ständiger Vertreter bei den Vereinten Nationen in New York. Von 2000 bis 2008 war er Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“. Von November 2001 bis September 2002 war er außen- und sicherheitspolitischer Berater des Bundeskanzlers. Nach dem Erreichen der Altersgrenze ging Kastrup Ende September 2002 in den Ruhestand.


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Herbert Schirmer


Herbert Schirmer (* 8. Juli 1945 in Stadtlengsfeld) ist ein ehemaliger deutscher Politiker. Er war Minister für Kultur der DDR im Kabinett von Lothar de Maizière.
Schirmer absolvierte eine Ausbildung als Maschinist und Heizer, später eine Fachschulausbildung als Buchhändler. Von 1974 bis 1975 war er Buchhändler in Dresden, danach bis 1978 Mitarbeiter im Bezirkskabinett für Kulturarbeit Dresden und seit 1977 Chefredakteur des Kultur-Report Dresden. Nach einem Fernstudium der Journalistik an der Karl-Marx-Universität Leipzig war er bis 1986 Abteilungsleiter im Verlag der Kunst.
Schirmer trat 1985 der Ost-CDU bei. Im Herbst 1989 war er Mitbegründer und Sprecher des Neuen Forum in Beeskow, von November 1989 bis März 1990 Vorsitzender des CDU-Bezirksverbandes Frankfurt (Oder) und bis August 1990 Vorsitzender des CDU-Landesverbandes Brandenburg. Von März bis Oktober 1990 war Schirmer Abgeordneter der Volkskammer und von April bis Oktober als Nachfolger von Dietmar Keller Minister für Kultur.
Im Februar 1991 trat Schirmer aus der CDU aus und war von 1992 bis 1998 Mitglied der SPD. Von 1991 bis 1998 war er Direktor des Museums in der Wasserburg Beeskow, wo er das „Dokumentationszentrum Kunst in der DDR“ initiierte, und danach Mitarbeiter bei Inpetho Medienproduktion GmbH in Cottbus. Er lebt als Journalist in Lieberose und ist Mitglied des Stiftungsrates der Stiftung Neue Kultur.


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Prof. Dr. Hans Joachim Meyer

Hans Joachim Meyer (* 13. Oktober 1936 in Rostock) ist ein deutscher Politiker (CDU). Er war letzter DDR-Minister für Bildung und Wissenschaft und nach der deutschen Wiedervereinigung erster Staatsminister für Wissenschaft und Kunst in Sachsen. Weiterhin wirkte er als Präsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken.
Meyer studierte nach dem Abitur von 1955 bis 1958 an der Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft in Potsdam. 1958 wurde er wegen „mangelnder Verbindung zur Arbeiterklasse“ exmatrikuliert und arbeitete im VEB Lokomotivbau Potsdam-Babelsberg. Von 1959 bis 1964 studierte er an der Humboldt-Universität Berlin Anglistik und Geschichte (Abschluss als Diplom-Philologe). Danach war er dort als Lehrer im Hochschuldienst, ab 1971 als Oberassistent tätig. 1971 wurde er zum Dr. phil. promoviert. 1981 habilitierte er sich.
Meyer war von 1973 bis 1977 stellvertretender Direktor für Erziehung und Ausbildung an der Sektion Fremdsprachen der Humboldt-Universität. Von 1978 bis 1990 arbeitete er als Leiter des Bereichs Sprachintensivausbildung an der Humboldt-Universität, seit 1985 als a.o. Professor für angewandte Sprachwissenschaften.
Von April bis Oktober 1990 war Meyer in der Regierung de Maizière Minister für Bildung und Wissenschaft der DDR. In dieser Eigenschaft leitete er auch die DDR-Delegation in der Gemeinsamen Bildungskommission, deren Aufgabe darin bestand, die Zusammenführung beider deutscher Bildungssysteme auf Ministerebene vorzubereiten. Ergebnisse dieser Kommission sind auch in den Einigungsvertrag eingeflossen (Art. 37 Bildung und Art. 38 Wissenschaft und Forschung) und wurden politisch sowie praktisch umgesetzt.
Meyer trat im August 1990 wieder der CDU (DDR) bei, deren Mitglied er bereits von 1952 bis 1961 war. Unmittelbar nach der Deutschen Wiedervereinigung wurde er im Oktober 1990 von Ministerpräsident Kurt Biedenkopf in dessen Kabinett nach Dresden berufen. Hier war er von 1990 bis 2002 als Sächsischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst wirksam.
Sein kirchliches Engagement währte von 1973 bis 1975 als Mitglied der Pastoralsynode der Jurisdiktionsbezirke der katholischen Kirche in der DDR und ab 1976 im Pastoralrat für den Ostteil des Erzbistums Berlin.
1990 wurde er Mitglied des Geschäftsführenden Ausschusses des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, 1994 Vizepräsident und war schließlich von 1997 bis 2009 Präsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken.


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Zeitzeugen - Wiedervereinigung Deutschlands

Dr. Gerd Gies


Gerd Gies (* 24. Mai 1943 in Stendal) ist ein deutscher Politiker (CDU) und war der erste Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt nach dessen Neubildung 1990.
Gies absolvierte ein Studium der Veterinärmedizin und arbeitete nach seiner Promotion 1973 als Tierarzt in verschiedenen Bereichen, zuletzt als Obertierarzt im VEB Fleischkombinat Magdeburg, Betriebsteil Schlachthof Stendal.
DDR-Zeit bis 1990
1970 wurde er Mitglied der CDU der DDR und war von 1975 bis 1979 CDU-Vorsitzender im Kreis Osterburg. Von 1987 bis 1990 hatte er für die Partei die gleiche Funktion im Kreis Stendal inne.
Gies berichtete nach der Wiedervereinigung, 1987 habe er sich „vom Sozialismus gelöst“ und versucht, „im Kleinen“ etwas zu ändern. Von Beobachtern seines Wirkens in Stendal vor 1989 wurde Gies jedoch als „treuer Gefolgsmann“ der Staatsmacht charakterisiert und als jemand, vor dem „man sich vor allen Dingen vorsehen musste“. Als Kandidat bei den Kommunalwahlen im Mai 1989 in der Altmark rief er dazu auf, „aus christlicher Verantwortung“ für die „Friedenspolitik der DDR“ zu stimmen. Gies war Mitglied des Organisationsteils der Christlichen Friedenskonferenz, die als Tarnorganisation vom DDR-Staatssicherheitministerium zur Polarisation der Friedensbewegung in der DDR genutzt wurde. Er versuchte laut dem Der Spiegel, einen Auftritt von Stephan Krawczyk und Freya Klier während eines kirchlichen Friedensseminars mit dem Argument zu verhindern; Kabarett gehöre nicht in die Kirche. Den Slogan der kirchlichen Friedensbewegung „Frieden schaffen ohne Waffen“ habe Gies durch den SED-Slogan „Frieden schaffen ohne Nato-Waffen“ ersetzen wollen.
Nach 1990
Im Februar 1990 wurde als erster CDU-Landesverband in der damaligen DDR die CDU Sachsen-Anhalt gegründet, deren erster Vorsitzender Gies wurde.
Bei der ersten freien Wahl zur Volkskammer am 18. März 1990 wurde Gies für die CDU in die Volkskammer gewählt. Obwohl er Spitzenkandidat für die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt am 14. Oktober 1990 war, wurde er zunächst Opfer des eigenen Erfolges, weil er nicht Kandidat in einem Wahlkreis war. Die CDU hatte bis auf einen alle Wahlkreise gewonnen. Kein Kandidat der Landesliste kam zum Zuge. Durch den Mandatsverzicht des stasibelasteten Armin Kleinau rückte Gies jedoch bereits zur konstituierenden Sitzung in den Landtag von Sachsen-Anhalt nach.
Ab dem 28. Oktober 1990 war Gies Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt. Am 4. Juli 1991 trat er zurück, nachdem ihm vorgeworfen worden war, er habe Abgeordnete mit Stasi-Vorwürfen zum Verzicht auf ihr Landtagsmandat gedrängt. Als CDU-Landesvorsitzender wurde Gies Ende November 1991 von Werner Münch abgelöst und blieb bis 1998 Mitglied des Landtags.
Anschließend war er Geschäftsführer einer Ingenieur- und Planungsfirma in Magdeburg und wechselte dann in die Energiewirtschaft. Gies war bis 2003 im Vorstand der Electrabel Deutschland AG. Dort war er Vorstandsvorsitzender der Vertriebsgesellschaft Energie SaarLorLux AG (2000–2002). 2009 bis 2013 war er Vertreter für das inzwischen als GDF Suez Energie Deutschland AG firmierende Unternehmen im Vorstand des Bundesverbands Neuer Energieanbieter und dort stellvertretender Vorsitzender. Seit 2014 ist er Vorsitzender des Bundesverbands Tierschutz.


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