Lieber Josef Gerber, es ist zwar richtig, dass im Iran ca. 90% der Bevölkerung der schiitischen Glaubensrichtung des Islams zuzurechnen sind, aber in Saudi-Arabien führt die Religionsrichtung der Wahhabiten. Und auch im Christentum kommen doch sehr unterschiedliche Richtungen, von Orthodox (griechisch, russisch) über katholisch (auch in Varianten vorhanden), den verschiedenen evangelischen Richtungen (calvinistisch, lutherisch, reformiert, ....) bis hin zum "modernen" Religionsverständnis von Präsident Bush in Amerika vor. Wer will da entscheiden, was der "richtige" Weg ist? Auf amerikanischen Banknoten steht schließlich, trotz der Trennung zwischen Kirche und Staat, "In God we trust" und zusätzlich ist ein Symbol abgebildet, dass häufig von Freimaurerlogen benutzt wird. Ist dies ein globaler Missionsversuch? Ich stimme natürlich mit Ihnen überein, dass die Abbildung der Kaaba auf einem Geldschein ein problematisches Unterfangen ist, allerdings mit einer anderen Argumentation. Im Islam gibt es eigentlich ein strenges Bilderverbot (ähnlich der Argumentation des Bildersturms in der frühen Reformationszeit). Deshalb werden traditionell in islamischen Ländern auch keine (religiösen) Bilder gezeigt, sondern nur sehr kunstvoll gestaltete Schriftzüge. Diese Handhabung hat sich allerdings nicht in allen Ländern durchsetzen können, sondern gerade im Iran sind bis heute noch Bildmotive aus vorislamischer Zeit Usus. Und andererseits sind in den letzten Jahrzehnten im Rahmen der Globalisierung auch viele neue Darstellungsformen in den islamischen Alltag eingebrochen. Das geht von den Wigelwackel-Bildern der Kaaba im Dönerladen, über den Felsendom (eigentlich Qubbat as-sachra) als Kitschwecker bis vielleicht hin zur Kaaba-Darstellung auf einem Geldschein? Über (guten) Geschmack kann man streiten oder vielleicht auch nicht. Aber es ist gut, dass wir mal drüber geredet haben. Liebe Grüße aus Frankfurt Sabine Neis
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