Böhmen und Mähren
Wenzel von Böhmen (auch Wenzeslaus von Böhmen, tschechisch Svatý Václav; * um 908; † 28. September 929 oder 935 in Stará Boleslav (dt. Altbunzlau)) war ein böhmischer Fürst aus der Dynastie der Přemysliden. Wenzel war Herrscher einer kleinen Region um Prag und zugleich Oberhaupt des böhmischen Stammesverbandes. In seiner kurzen Regierungszeit musste er sich dem ostfränkischen König Heinrich I. unterwerfen. Er hatte auch mit Gegnern aus Reihen der übrigen böhmischen Großen zu kämpfen und wurde schließlich von seinem Bruder Boleslav I. getötet.
Noch im 10. Jahrhundert setzte seine Verehrung als Heiliger ein. Er war Hauspatron der Přemysliden und Namensgeber für vier weitere böhmische Herrscher dieses Namens. Im Hochmittelalter wurde er zum böhmischen Landespatron. In der katholischen Kirche und den orthodoxen Kirchen wird er bis heute verehrt. Tschechien erklärte im Jahr 2000 seinen Todestag am 28. September zum staatlichen Feiertag.
Über sein Leben berichten Heiligenlegenden, die als hochrangige Quellen für das frühe 10. Jahrhundert die Aufmerksamkeit der Historiker auf sich ziehen. Diese Schriften finden auch Beachtung in der internationalen Fachwelt, denn sie erlauben es, das „Drama des böhmischen Herzogs Wenzel in einen breiteren Kontext der Christianisierung und des Streites zwischen geistlicher und weltlicher Macht zu stellen. Innenpolitik und Religion Der Regierungsantritt war im Böhmen des frühen 10. Jahrhunderts auch für einen designierten Thronfolger eine schwierige und gefährliche Angelegenheit. Wenzels erste bekannte Amtshandlung war es, im Jahr 925 die Reliquien der getöteten Großmutter nach Prag zu übertragen. Wohl zur gleichen Zeit vertrieb er seine Mutter für eine kurze Zeit aus dem Fürstentum – beides offensichtliche und notwendige Demonstrationen der Macht, denn der Stamm stand nicht geschlossen hinter ihm. Wenzel hatte ein eigenes starkes Gefolge und Parteigänger, und er hatte ebenso starke Gegner, die seine Mutter und seinen Bruder unterstützten oder eigene Ziele verfolgten. Es gibt Hinweise darauf, dass bereits die Regierungsübernahme von Rivalitäten begleitet war. Eine Legende behauptet, der Adel habe ein Mordkomplott vorgetäuscht und so die beiden Brüder gegeneinander aufgebracht. In einer anderen heißt es, die Partei Wenzels habe gegen die Partei seiner Mutter blutige Kämpfe ausgefochten. Übereinstimmend berichten sie, dass der neue Fürst den Großen zu jung, zu unerfahren und zu fromm erschien. Ein weiteres Zeugnis für die instabile Lage ist der Kampf mit seinem Nachbarn Radslav von Kouřim. Nachdem ihn Wenzel besiegt hatte, beließ er ihn weiter in seiner Funktion und begnügte sich mit einer Unterwerfungsgeste. Dies deutet darauf hin, dass die übrigen Fürsten in Böhmen eine gewisse Überlegenheit des Herrschers über die Prager Burg zwar – manchmal unfreiwillig – akzeptierten, im Wesentlichen aber unabhängig blieben. Dieses Kräfteverhältnis konnte Wenzel jedenfalls nicht entscheidend zu seinen Gunsten verschieben, und offensichtlich führte es schließlich auch zu seinem Sturz. Auch das Christentum hatte sich zu Beginn des 10. Jahrhunderts noch nicht durchgesetzt. Der vierte getaufte Herrscher Böhmens gebot über ein größtenteils nichtchristliches Land. Er unterhielt zwar gute Beziehungen zum Bischof Tuto von Regensburg, betrieb aber keine offensive Missionstätigkeit. Im Land befanden sich nur wenige Geistliche: eine Handvoll bayerischer Kleriker, die einem Archipresbyter unterstanden, und aus dem 907 untergegangenen Großmähren geflüchtete Priester. Deren Anwesenheit in Böhmen ist zwar unstrittig, ihre Anzahl und ihr Einfluss liegen aber vollkommen im Dunkeln. Die neue Religion blieb unter diesen Bedingungen weiterhin auf sein Fürstentum beschränkt und erfasste auch dort nur die Oberschicht auf den wichtigsten Burgen. Wenzels nachhaltigste Leistung auf religiösem Gebiet war der Bau einer Rotunde, die er mit Tutos Einverständnis an der Stelle des späteren Veitsdomes errichten ließ. Es war zwar bereits die dritte Kirche auf dem Gelände der Prager Burg, doch während seine Vorgänger noch eher abseitige Plätze wählten, platzierte der spätere Landesheilige seinen Sakralbau in die Mitte des Burgfelsens, dorthin, wo einige Historiker zwei zentrale Elemente der alten Religion und Gesellschaftsordnung vermuten: den heiligen Brandopfer-Hügel Žiži und den steinernen Thron, den alle böhmischen Fürsten noch im Hochmittelalter bei ihrem Amtseintritt besteigen mussten. Beide Heiligtümer waren noch zwei Jahrhunderte später Cosmas von Prag bekannt und wurden wohl später von der gotischen Kathedrale überbaut. Wenzel habe mit seinem Bau das ideelle Zentrum des Landes in einen christlichen Kontext gestellt und so den Brückenschlag zwischen der alten und der neuen Ordnung geschaffen. Böhmen und Europa Außenpolitisch stand Böhmen in Wenzels Regierungszeit zwischen drei Mächten. Mit den Ungarn, die seit Beginn des 10. Jahrhunderts Europa verheerten, muss schon länger ein Abkommen bestanden haben, denn die ungarischen Krieger konnten sich auf dem Weg zu ihren Raubzügen im Westen ungehindert über böhmisches Territorium bewegen. Die elbslawischen Stämme im Norden waren traditionelle Verbündete der Přemysliden: Wenzels Mutter war eine Hevellerprinzessin, seine Großmutter kam wahrscheinlich aus dem Stamm der Sorben. Das Ostfrankenreich war für Böhmen dagegen eine ernste Bedrohung, denn der lose Stammesverband und erst recht das kleine mittelböhmische Přemyslidengebiet konnte gegen die fränkischen Truppen militärisch nicht bestehen. Wenzels Vorgänger hatten sich bereits 895 Arnulf von Kärnten unterworfen und zu Tributzahlungen verpflichtet, um sich aus der Oberhoheit Großmährens zu befreien. Dieser Bund mitsamt der Tributpflicht war auf das Herzogtum Bayern übergegangen. Zu Wenzels Zeit sollte er in erster Linie Schutz vor Sachsen bieten, das eine immer größere Rolle im Verbund der Stammesherzogtümer spielte und dessen Herzog Heinrich I. 919 auch die ostfränkische Königswürde erlangte. Vor allem die Ungarnkriege und -tribute brachten für den König Ausgaben mit sich, die Sachsen allein nicht zu leisten imstande war. Überfälle und Raubzüge im „barbarischen“ Osten erschlossen da eine neue Einnahmequelle. Böhmen hatte neben Wachs und Pferden insbesondere Sklaven zu bieten. Auch die böhmische Oberschicht selbst war in den 920er Jahren bereits in diesen lukrativen Sklaven-Markt eingestiegen, der arabisches und byzantinisches Geld ins Land brachte. Als der bayerische Herzog Arnulf 921 einen Ausgleich mit seinem einstigen Gegner Heinrich I. schloss, bedeutete dies für Böhmen eine Katastrophe. Regentin Drahomíra ließ noch im gleichen Jahr die bayerischen Geistlichen aus dem Land vertreiben und stellte sich damit in offene Feindschaft zu ihrem direkten Nachbarn im Westen. Ein Jahr später fiel Arnulf – mit unbekanntem Ergebnis – in Böhmen ein. Nach Wenzels Regierungsantritt 924/925 kehrten die Regensburger Kleriker zwar wieder nach Prag zurück, doch war die Annäherung nicht von Dauer. Offensichtlich kam es für die böhmischen Großen nicht in Frage, das alte Treueverhältnis gleichsam automatisch vom bayerischen Herzog auf den ostfränkischen König zu übertragen. Das ungeklärte Verhältnis Böhmens zu seinem Königreich konnte Heinrich I. erst 929 zu seinen Gunsten entscheiden. Im Verlauf seines Slawenfeldzuges eroberte er erst den Heveller-Hauptort Brandenburg und ließ den Prinzen Tugumir und dessen Schwester – enge Verwandte Drahomíras und damit auch Wenzels – als Geiseln nach Sachsen bringen. Dann überfiel er die Daleminzier und stieß anschließend gemeinsam mit Herzog Arnulf in einem Überraschungsmanöver bis Prag vor. Zu einem großen Kampf kam es offensichtlich nicht, denn die Böhmen hatten kaum Zeit, Truppen zusammenzuziehen. Allerdings griff Heinrich I. auch nicht zu den Mitteln eines Massakers wie in der daleminzischen Hauptburg Gana, und er nahm auch keine Geiseln wie in der Brandenburg. Stattdessen verhandelte er mit Wenzel. Im Ergebnis dieser Verhandlungen im Frühsommer 929 wurde der alte Tribut erneuert und die Abgaben – wahrscheinlich in Form von Vieh und Edelmetallen – waren von Bayern auf den König übergegangen. Die Abhängigkeit von Heinrich blieb während Wenzels gesamter Lebens- und Regierungszeit bestehen. Dass Boleslav unmittelbar nach dem Tod seines Bruders zur Opposition gegen Heinrich I. überging und 14 Jahre lang Krieg gegen das Reich führte, begünstigte in älterer Forschung das Bild Wenzels als eines „schwachen“ und „deutschfreundlichen“ Herrschers, dem ein „starker“ und selbstbewusster Bruder nachfolgte. Neuere Publikationen sehen dagegen eine bedeutende Leistung darin, dass Wenzel sich in der kritischen Situation des Jahres 929 überhaupt als Verhandlungspartner Heinrichs I. behaupten konnte. Seine Verwandten und Verbündeten in den elbslawischen Stämmen, die sich nicht zuletzt durch ihre vehemente Ablehnung des Christentums ins Abseits stellten, schafften dies nicht. So habe Wenzel dazu beigetragen, dass Böhmen in der neuentstehenden europäischen Ordnung selbständig blieb. Den Umbau des Stammes zu einem Staat hat allerdings tatsächlich erst Boleslav vollbracht. Tod Wenzel starb am 28. September des Jahres 929 oder 935 in Altbunzlau eines gewaltsamen Todes. Er fiel einer Verschwörung zum Opfer, an deren Spitze sein Bruder Boleslav stand. Da der Fürst in Prag unangreifbar war, lud ihn Boleslav zu einem Fest zu Ehren der Heiligen Kosmas und Damian ein, denen die Kirche in seiner Burg geweiht war. Wenzel wurde von seinen Getreuen gewarnt. Er folgte der Einladung dennoch, nahm aber zum Schutz sein Gefolge mit. Während des Festmahls konnten die Verschwörer deshalb nichts ausrichten und fassten in der Nacht einen neuen Plan. Als der Fürst am nächsten Morgen, während seine Begleiter noch ihren Rausch ausschliefen, allein zum Gebet gehen wollte, griff ihn sein Bruder an und versetzte ihm einen Schlag an den Kopf. Wenzel gelang es, Boleslav das Schwert zu entreißen. Er versuchte, in die Kirche zu fliehen, doch der Priester, ein Anhänger Boleslavs, schloss die Tür vor ihm ab. Vor der Kirchentür kam es zu einem Kampf mit den übrigen Verschwörern, in dem Wenzel unterlag. Während die Quellen bei der Schilderung der Ereignisse weitgehend übereinstimmen, ist über das Todesjahr noch keine Einigung erzielt worden. Die Legenden und Chroniken nennen die Jahreszahl 929 nach christlicher Zeitrechnung, beziehungsweise Jahreszahlen nach byzantinischer Zeitrechnung, die ebenfalls dem Jahr 929 entsprechen. Der Chronist Widukind von Corvey dagegen schildert Wenzels Tod im Zusammenhang der Jahre 935/936. Sowohl 929 als auch 935 fiel der 28. September auf einen Montag, so dass beide Daten in Frage kommen. Ebenso umstritten ist das Mordmotiv. Die hagiographischen Quellen nennen nur Boleslavs „teuflische Machtgier“ und sagen nichts über mögliche Hintergründe des Bruderkonfliktes. Wenzels Bündnis mit dem sächsischen König kann eine Rolle gespielt haben, ebenfalls möglich ist ein Zusammenhang mit der Christianisierung. Das Motiv ist so unklar, dass einige Forscher einen geplanten Mord in Frage stellen und von Totschlag ausgehen. Schutzpatron von Böhmen Der Kult Wenzels entwickelte sich bereits kurz nach seinem Tod. In dem nur spärlich christianisierten Land war die Verehrung des getöteten Fürsten allerdings kein Ausdruck breiter Volksfrömmigkeit, sondern begann mit einem „Staatsakt“. Spätestens am Ende der 960er Jahre ließ Boleslav I. die Reliquien seines Bruders in die Prager Veitskirche überführen. Er stärkte damit seine Position in Verhandlungen mit Rom um ein eigenständiges Prager Bistum. Um 970 wurde Wenzel in Regensburg in das Sakramentar aufgenommen und bekam einen eigenen Gedenktag. Gemäß dem damaligen Brauch war er damit als neuer Heiliger etabliert. In diesem Zusammenhang sind auch die ältesten Legenden entstanden, die Wenzel als Mönch und friedliebenden Fürsten darstellen sowie sein Martyrium und seinen christlichen Lebenswandel betonen. Ab der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts wandelte sich das Bild. Er erschien nun als Krieger in voller Rüstung und wurde zum Beschützer des Landes in Not und Kriegsgefahr. Im 12. Jahrhundert entstand die Vorstellung, dass Wenzel der eigentliche, ewige Herrscher Böhmens sei, der den Frieden im Land garantiere. Die regierenden Fürsten galten als seine irdischen Stellvertreter, die mittelalterliche Nation als sein Gesinde (familia sancti Venceslai). Ab dem 13. Jahrhundert entstand in Böhmen eine starke, selbstbewusste Adelsschicht, und die Rolle Wenzels wandelte sich erneut. Er war nun nicht mehr nur der Hausheilige der herrschenden Dynastie, der den Přemysliden ihre Macht verlieh, sondern der Schutzpatron des ganzen Landes. Bereits Wenzel II. schlug ausgewählte Adlige bei seiner Krönung 1297 zu „Rittern des Heiligen Wenzel“ (rytíři svatováclavští), in späteren Jahrhunderten setzten die böhmischen Könige diese Tradition fort. Obwohl sich die Přemysliden nicht mehr als seine irdischen Stellvertreter betrachteten, fühlten sie sich ihm weiterhin verbunden: Im 13. Jahrhundert war Wenzel der bevorzugte Name des erstgeborenen Thronfolgers, und mit Wenzel I., Wenzel II. und Wenzel III. gab es in Böhmen drei Könige dieses Namens innerhalb von nicht einmal 100 Jahren. Auch Karl IV. trug den Namen des Landespatrons bei seiner Taufe. Er benutzte ihn zwar später nicht, doch fällt in seine Regierungszeit der Höhepunkt des mittelalterlichen Wenzel-Kultes. Die Krönungsjuwelen, die Wenzelskapelle und kostbar ausgestattete Manuskripte mit Wenzelsmotiven entstammen dieser Zeit. In den Hussitenkriegen wurde Wenzel noch auf beiden Seiten verehrt, nur die radikalen Taboriten lehnten jeglichen Heiligenkult konsequent ab. Erst im 16. Jahrhundert ließ seine Verehrung mit der Ausbreitung des Protestantismus nach. Dies änderte sich grundlegend nach der Schlacht am Weißen Berg. Der fromme barocke Patriotismus verband alles auch nur entfernt Nationale mit seinem Namen. Es gab Wenzels-Schulen, einen Wenzels-Verlag, der tschechische Bücher herausgab, eine Wenzelsbibel in tschechischer Sprache und vieles andere, das den Namen des Landespatrons zum nationalen Symbol werden ließ. Der Glaube an den Helfer in der Not gipfelte zur Zeit der Napoleonischen Kriege in der populären Sage des Václav Matěj Kramérius vom schlafenden Ritterheer im Berg Blaník, das im Augenblick der größten Gefahr erwachen und mit Wenzel an der Spitze dem Volk zur Hilfe kommen wird. Das 19. Jahrhundert legte den Glauben an schlafende Ritter zwar später ab, das Nationalsymbol behielt es aber bei. Den Namen Wenzels gaben sich im Revolutionsjahr 1848 nicht nur die Nationalgarden, auch der Pferdemarkt in Prag wurde in diesem Jahr zum Wenzelsplatz umbenannt. 1847 hatte Václav Alois Svoboda ein Gedicht über den „guten König Wenzeslaus“ verfasst, das zur Grundlage eines beliebten englischen Weihnachtsliedes mit dem Titel Good King Wenceslas wurde. 1912 schuf der Bildhauer Josef Václav Myslbek die Reiterstatue, die bis heute den Platz dominiert. Im 19. Jahrhundert und dem frühen 20. Jahrhundert beschäftigten sich viele namhafte tschechische Künstler und Historiker mit Wenzels Person und Zeit. Zum 1000. Todestag 1929 fanden mehrtägige Feierlichkeiten statt, die jahrelang vorbereitet worden waren und die zur Repräsentation des tschechoslowakischen Staates vor dem In- und Ausland genutzt wurden. Zur Hauptprozession am 29. September fanden sich 750.000 Zuschauer in Prag ein. Teil des „Millenniums“ war auch die Fertigstellung des Veitsdomes nach fast 600-jähriger Bauzeit. In den Folgejahren erschien ein vielbändiges Kompendium (Svatováclavský sborník), das den kompletten Forschungsstand zum Wenzelskult zusammenfasste. Noch während des Protektorats diente der Heilige beiden Seiten: dem Widerstand wie den deutschen Besatzern, die ab 1944 mit dem „Wenzelsadler“ einen Orden für besonders willfährige Kollaboranten verliehen. Seit dem Ende des Kommunismus wird im tschechischen Wenzelskult wieder mehr die religiöse Komponente betont. So finden zum Gedenktag am 28. September wieder Wallfahrten, Prozessionen und Volksgottesdienste statt. Die letzte gültige Banknote über 5000 Kronen 1944 des Protektorates zeigt sein Porträt. Gedenktag Sein katholischer und orthodoxer Gedenktag ist der 28. September. Es handelt sich in der katholischen Kirche dabei um einen nichtgebotenen Gedenktag im römischen Generalkalender. In Tschechien wurde der 28. September im Jahr 2000 zum staatlichen Feiertag erklärt, trotz Auseinandersetzungen um dessen Symbolgehalt. Ministerpräsident Miloš Zeman erklärte den heiligen Wenzel sogar zum Sinnbild von Servilität und Kollaboration. Am Gedenktag sowie bei anderen Gelegenheiten, bei denen die nationale Unabhängigkeit Tschechiens betroffen ist, finden am Prager Wenzelsplatz bei Myslbeks Reiterdenkmal traditionell Versammlungen und Demonstrationen statt. Von der Ausrufung der Tschechoslowakei 1918 bis zur Samtenen Revolution 1989 fanden die zentralen Kundgebungen stets hier statt. Die Statue, die der Mediävist Dušan Třeštík den böhmischen Nabel der Welt nannte, gilt im Land nach wie vor als Symbol der tschechischen Staatlichkeit.
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