Turkey - Türkei
Ephesos , in der Landschaft Ionien gelegen, war im Altertum eine der ältesten, größten und bedeutendsten Städte Kleinasiens und beherbergte mit dem Tempel der Artemis (Artemision) eines der Sieben Weltwunder. In der Antike lag die Stadt direkt am Meer; durch Sedimentation sowie klimatische und seismische Veränderungen verschob sich die Küstenlinie im Laufe der Zeit nach Westen, so dass sich die Reste der Stadt heute mehrere Kilometer landeinwärts befinden. Die Ruinen von Ephesos liegen heute in der Nähe von Selçuk, ungefähr 70 km südlich von Izmir an der türkischen Westküste (Ägäis). Der türkische Name des heutigen Ausgrabungsortes ist Efes. Im Jahr 2015 wurde Ephesos von der UNESCO in die Liste des Kulturwelterbes aufgenommen. Im 19. Jahrhundert begann die archäologische Erforschung von Ephesos mit der Suche nach den Überresten des Artemistempels. Dabei wurden auch erste Teile der eigentlichen Stadt bekannt. Erste Ausgrabungen unternahmen der britische Eisenbahningenieur John Turtle Wood (zwischen 1863 und 1874) und der Archäologe David George Hogarth (1904/05) im Auftrag des British Museum. Seit 1895 nimmt das Österreichische Archäologische Institut planmäßige Ausgrabungen vor. Sie haben weite Bereiche der Stadt aufgedeckt, neben öffentlichen Bauten auch einige große Wohnhäuser („Hanghäuser“), die mit Wandmalereien und Mosaiken zu den besterhaltenen privaten Wohnbauten im östlichen Mittelmeerraum gehören. Maßgeblichen Anteil hatten dabei u. a. Franz Miltner und sein Nachfolger Hermann Vetter. Heute stellt Ephesos eine der touristischen Hauptattraktionen der Türkei mit mehreren Hunderttausenden Besuchern jährlich dar. Dieser Tatsache Rechnung tragend, versuchte man im Sinne einer Restaurierung nach modernen Gesichtspunkten auch, in der Präsentation der antiken Ruinen neue Wege zu beschreiten. Dies trifft insbesondere auf den Wiederaufbau (Anastilosis) der sogenannten Celsus-Bibliothek aus dem frühen 2. Jahrhundert n. Chr. zu. Es handelt sich nicht nur um ein Bibliotheksgebäude, sondern gleichzeitig um das Grab des Stifters Tiberius Iulius Celsus Polemaeanus. Zu den öffentlichen Gebäuden, die im Stadtgebiet freigelegt wurden, gehören am sogenannten „Staatsmarkt“ unter anderem das Bouleuterion, der Versammlungsraum des Stadtrates, und das Prytaneion, die Amtsräume der führenden Repräsentanten der Stadt. Neben privaten Wohnbauten (von denen die Hanghäuser ein Beispiel luxuriöser Wohnkultur darstellen) wurden die antiken Straßenzüge, wie etwa die Kuretenstraße, von weiteren öffentlichen Bauten gesäumt. Dazu zählen monumentale Brunnenanlagen (Nymphaeum Traiani) ebenso wie Tempel, beispielsweise der vor den Scholastikia-Thermen liegende kleine Hadrianstempel. Zeugnis für die Badekultur der Ephesier sind die großen Bad-Gymnasium-Komplexe, darunter das Vediusgymnasium, das Theater-, das Ost- und das Hafengymnasium sowie das Variusbad. Neben der Körperpflege und Ertüchtigung stellten sie auch ein wichtiges soziales und gesellschaftliches Zentrum des öffentlichen Lebens dar. Im großen Theater von Ephesos soll der Apostel Paulus die in der Apostelgeschichte des Lukas geschilderte Szene mit den Devotionalienhändlern des Artemistempels erlebt haben. Von den Tempeln für den Kaiserkult, namentlich jenen für Domitian und Hadrian, sind heute nur noch geringe Reste erhalten. Mehrere tausend in Ephesos gefundene griechische und lateinische Inschriften erlauben Einblicke in das politische, soziale, wirtschaftliche und religiöse Leben der Stadt vor allem während der hellenistischen, römischen und spätantiken Zeit. Wichtige Funde aus der Anfangszeit der Ausgrabungen, die mit Genehmigung des osmanischen Herrschers außer Landes gebracht wurden, befinden sich heute im Ephesos Museum des Kunsthistorischen Museums in Wien in der Neuen Burg, einem Teil der Hofburg. Heute sind die Funde aus den jüngeren Grabungen im Archäologischen Museum im benachbarten Selçuk ausgestellt, ältere Funde stehen zum Teil auch in den archäologischen Museen von Istanbul und Izmir sowie im British Museum. Vor dem Hintergrund politischer Spannungen zwischen Wien und Ankara forderte das türkische Außenministerium im August 2016 das Team des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften auf, seine archäologische Arbeit in Ephesos sofort zu beenden. Zuletzt hatten auf der Grabung unter der Leitung von Sabine Ladstätter jährlich bis zu 200 Wissenschaftler aus 23 Ländern, darunter auch 55 türkische Mitarbeiter, zusammengearbeitet. Auch die Ausgrabungen des ÖAI in Limyra mussten Ende August 2016 eingestellt werden. Ende Juli 2018 wurde seitens der türkischen Behörden jedoch erneut eine Grabungsgenehmigung erteilt und es darf sowohl in Ephesos als auch in Limyra wieder gearbeitet werden. Im Oktober 2019 wurde die Grabungsgenehmigung neuerlich widerrufen, 2020 und 2021 arbeitete nur das türkische Archäologenteam in Ephesos.
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