Deutschland - Bayern - Notgeld 1914 - 1923 + 1945 - 1948
Freising
Auch Freising hat vor 100 Jahren mit der Inflation ihr eigenes Geld (Notgeld) in den Umlauf gebracht. Freising (früher Frigisinga, Frisinga, Freisingen, Freysing, lateinisch: Frisinga) ist eine Große Kreisstadt und Universitätsstadt in Bayern und ein Oberzentrum in der Region München. Sie liegt an der Isar ungefähr 30 Kilometer nördlich der Landeshauptstadt München. Schöpfer der modernen Stadtverwaltung. Oberbürgermeister Stephan Bierner, am 28. Mai 1867 in Langenthal, Kreis Neumarkt in der Oberpfalz geboren, Rechtsrat in Ingolstadt, übernahm Freising (1899) als kleines Gemeinwesen mit 9500 Einwohnern und schuf den Typus der modernen Stadtverwaltung, die für rentable Investitionen auch Schulden in Kauf nimmt. Der Erfolg gab ihm Recht und so erlebten die Freisinger Bürger mit Staunen den technischen und sozialen Fortschritt in ihrer bisher so geruhsamen Domstadt. Der Errichtung eines Schwimmbades im Ortteil Lerchenfeld - das alte Schwimmbad wurde zum Zentrum eines Vergnügungs- und Erholungsparks (Luitpoldanlage) - eines Knabenschulhauses und dem umfangreichen Anbau eines Klerikalseminars auf dem Domberg folgte bald die Planung für ein neues Rathaus am Marienplatz, das 1905 bezogen werden konnte. 1905 übernahm die Stadt Freising die Gemeinde Neustift mit dem ehemaligen Kloster und der damaligen Unterbringung der Artilleriekaserne. Dies war gleichzeitig der Anstoß zur Ausweitung der Stadt nach Norden in den späteren Jahren. Grundlage dieser regen Bautätigkeit (u. a. Bau des Fiananzamtes und des Hofbräuhauses) war die Anlegung neuer kanalisierter Straßenzüge. Die Notgeld Stadtausgaben von Freising wurden auch vom 1.Bürgermeister Stephan Bierner unterschrieben. 1906 Der Beginn einer Freisinger Ära Auf seiner Suche stieß Carl Feller Anfang des Jahres 1906 auf eine Immobilienanzeige Freisings, in der die Stadt das ehemalige Kloster Neustift, das seit 1803 als Kaserne genutzt worden war, für 60.000 Mark zum Kauf anbot. Einzige Kaufbedingung: Der Komplex sollte industriell genutzt werden. Bereits am 12. Juni 1906 stimmte das Gemeindekollegium dem Kauf durch Carl Feller zu und der Umbau des Klosters zur Tuchfabrik konnte beginnen. Zeitgleich schloss sich Carl Feller senior mit seinem Sohn Carl Feller junior zur „Offenen Handelsgesellschaft Carl Feller & Sohn“ zusammen. Bei der Eröffnung ein Jahr später bot die Tuchfabrik Arbeit für Hunderte von Menschen, die in Neustift und weiteren umliegenden Gebieten der industriearmen Stadt lebten. Doch auch die Jahre zwischen 1919 und 1939 verlangten Opfer von Unternehmensführung und Belegschaft. Im Februar 1923 starb Carl Feller senior. Sechs Jahre zuvor hatte ihm die Stadt Freising den Ehrentitel Kommerzienrat als Dank für seine Verdienste um die wirtschaftliche Förderung verliehen. Ab sofort übernahm sein Sohn die Geschäftsführung. Heute das Landratsamt von Freising. 1907 erwarb die Stadt aus dem Besitz der Aktiengesellschaft "Vereinigte Gaswerke Augsburg" die Gasfabrik. 1916 verlegte Anton Schlüter seine Motorenfabrik von München nach Freising. Ebenso wie die Motorenfabrik Anton Schlüter, die Maschinenfabrik Anton Steinecker oder die Baufirma Karl Kriechbaum griff auch er auf das Mittel des selbst gedruckten Notgelds in Form von Gutscheinen zurück, um seine eigene Belegschaft vor dem Verfall der Währung zu schützen. Die Tuchfabrik Feller gab damals Gutscheine über 20 000, 50 000 und 1 Million Mark aus. Auch die schwierige Zeit des 1. Weltkrieges, der Inflation und Massenarbeitslosigkeit konnte die Entwicklung Freisings, seinen wirtschaftlichen Aufschwung, die Gestaltung und Ausweitung des Stadtbildes nicht bremsen. Die Bautätigkeit, die während dieser Periode gering war, nahm in den zwanziger Jahren auf Grund der Wohnungsnot gewaltig zu; es wurden neue Gebiete erschlossen, vorher aber die Moosgründe in Lerchenfeld trockengelegt und die Hochwassergefahr durch die Errichtung eines Dammes und einer neuen Isarbrücke endgültig beseitigt. Ausgelöst wurde die Inflation durch den enormen Finanzbedarf des jungen demokratischen Staates der Weimarer Republik, die Reperationsforderungen der Alliierten und die Kriegsanleihen des Kaiserreiches mußten bedient werden. Also kurbelten die Reichsregierungen die Notenpressen an, und das Verhängnis nahm seinen Lauf. Die Preise kletterten in astronomische Höhen. Exemplarisch sei die galoppierende Inflation am Preis für 1 Liter Faßbier dargestellt, der in Freising am 20. Januar 1920 70 Pfennige, am 5. April 1922 5,60 Mark, am 29. Januar 1923 300 Mark, am 14. September 1923 4,54 Millionen Mark, am 11. Oktober 1923 69 Millionen Mark und am 15. November 1923 schließlich 98,6 Milliarden Mark kostete. Kein Wunder, daß die staatlichen Notenbanken mit dem Gelddrucken nicht mehr nachkamen, und Firmen und Kommunen ihre eigenen Münzen und Scheine in Umlauf brachten. Doch was bedeutete die Inflation für das tägliche Leben? Vor allem die "kleinen Leute" traf der Währungsverfall schwer. Das über Jahre hinweg mühsam ersparte Geld auf dem Bankkonto reichte nicht einmal mehr, um sich eine Semmel zu kaufen, und mit dem täglichen Lohn, der inzwischen ganze Koffer füllte, versuchte man, nach Feierabend noch ein paar Lebensmittel zu ergattern. Geldscheine, die den Tag über nicht verbraucht worden waren, konnten abends getrost dazu benutzt werden, den Ofen anzuschüren. Die Stadtansicht auf den Geldscheinen Notgeld Stadtausgaben zeigt den Freisinger Dom und den Wasserturm. Der Wasserturm Freising ist ein denkmalgeschützter Wasserturm in Freising. Die zentrale Freisinger Wasserversorgung ging im Jahr 1888 in Betrieb. Um auch die höher gelegenen Gebiete von Freising an die Trinkwasserversorgung anschließen zu können, wurde spätestens mit dem Bau der Jäger-Kaserne (Vimy-Kaserne) der Bau eines Wasserturmes nötig. Die Wahl fiel dabei auf den Standort neben der neuen Kaserne, an der sich bereits ein Erdbehälter für Trinkwasser befand. Der 1906 gebaute Turm wurde als Stahlbetonkonstruktion ausgeführt. Äußerlich ist der achteckige Turm dem Barock nachempfunden. In der siebten Etage befindet sich ein Rundgang, im achten Stock der Wasserbehälter mit einem Fassungsvermögen von 100 m3. Mit einer Gesamthöhe von 46 m ist der Turm durch seine Lage auf dem Wehrberg der höchste Punkt der Stadt Freising.
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